Eintracht All Stars - Nationalspielerauswahl

Abschiedsspiel von Ralf Weber

3:5 (3:4)

Termin: Mi 28.08.2002 19:00, Stadion Eintracht 05 Wetzlar
Zuschauer: 3.500
Tore: 1:0 Jan-Aage Fjörtoft, 2:0 Jan-Aage Fjörtoft, 2:1 Uwe Bein, 2:2 Anthony Yeboah, 2:3 Ralf Falkenmayer, 3:3 Jan-Aage Fjörtoft, 3:4 Anthony Yeboah, 3:5 Uwe Bein


Das Spiel wurde in der 53. Minute wegen des durch ein Gewitter verursachten Ausfalls der Flutlichtanlage abgebrochen.

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Abschied eines tragischen, aber unvergessenen Helden

Es ist kurz vor 19:00 an einem schwülen Abend in Wetzlar. 3.500 Anhänger wollen ihn in Mittelhessen verabschieden. Warum in Wetzlar, wird er gefragt; seine Antwort ist, dass das Waldstadion sehr teuer sei und: "Ich war ja bei der Eintracht keine absolute Persönlichkeit wie Körbel, Hölzenbein oder Grabowski." Weit gefehlt, Ralf Weber, auch eine Etage tiefer werden Helden geboren, die unvergessen bleiben, auch wenn es tragische sind.

Rückblende:

Es läuft jene unselige 76. Spielminute. Ralf Weber flankt den Ball steil in den Strafraum auf Uwe Bein, der köpft zu Möller, der das Leder zu Yeboah spielt. Tony lässt abtropfen und der Weg ist frei für Weber, 7 Meter Torentfernung und er kann die Adler zur Meisterschaft schießen. Doch da kommt Böger von hinten und tritt ihm die Beine weg. Schiedsrichter Berg aus Konz zögert nicht, hebt den Arm und gibt... Torabstoß. Ganz Fußballdeutschland sieht es und auch der Parteiische gibt es nach dem Spiel zu: Die Eintracht wurde um die Meisterschaft gebracht! Nach dem Schlusspfiff ist Weber nicht mehr zu halten. Wutentbrannt stürmt er auf den Parteiischen zu, will ihn verprügeln, kann aber von Binz, Möller und einem Betreuer aufgehalten werden. Auf dem Weg zurück wird der verzweifelt Tobende gestützt, tritt eine Fernsehkamera zu Bruch, um selbst in der Kabine zusammenzubrechen...

Zurückgespult:

Es ist der 30. Juni 1989 und es fehlt eine Bankbürgschaft, man hatte diese einfach vergessen und der Präsident dieser Kloppertruppe östlich von Frankfurt zeigt, dass man Dämlichkeit noch steigern kann. Er legt eine handschriftliche Privatbürgschaft vor. Beim DFB schüttelt man amüsiert den Kopf und die Oberliga hat einen unverhofften Neuzugang. Der Weg ist frei für Ralf Weber, der 20jährige wechselt auf die andere Mainseite, um endlich Fußball zu spielen.

Sein erstes Bundesligaspiel bestreitet er am 4. August 1989, als er beim 1:1 in Hamburg für Uwe Bein in der 80. Minute eingewechselt wird. Es sollen 214 Ligaspiele, 23 Pokalspiele und 21 Einsätze im UEFA-Cup werden. Sein erstes Spiel von Beginn an absolviert Weber am 26. August 1989 im Heimspiel gegen Bayer Uerdingen und schießt in der 87. Minute sein erstes Tor für die Adler, 32 weitere Tore werden folgen...

Fünf Jahre später:

Ralf Weber hat sich schon lange bei den Adlern durchgesetzt. Im September 1994 feiert er sein Debüt in der Deutschen Nationalmannschaft gegen Russland, 8 weitere Einsätze folgen, doch dann das Aus: eine schwere Sprunggelenkverletzung, Operationen, sein Karierende droht. Weber verpasst die Abstiegssaison 1995/1996 komplett.

Doch dann, fast zwei Jahre nach seiner schweren Verletzung ist es am 1. Juni 1997 endlich wieder soweit. Es ist der 33. Spieltag der ersten Zweitligasaison, das Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern. In der 59. Minute brandet großer Beifall unter den 38.000 Zuschauern auf, denn Ralf Weber kommt für Dietmar Roth auf den Platz. In der Saison darauf bestreitet Ralf Weber 30 Zweitligaspiele und schießt 9 Tore, um am Ende mit Trainer “Hotte“ Ehrmantraut die Rückkehr in die Bundesliga zu feiern...

Beim Wunder gegen Kaiserslautern in der Saison 1998/1999 spielt Weber bis zur 58. Minute mit; es steht 1:0 für die Eintracht. Danach muss er von der Bank aus mitzittern und erleben, wie seine Kollegen den Klassenerhalt schaffen. Auch im Jahr darauf im Endspiel gegen Ulm kann er am letzten Spieltag nicht mitmachen. Nach dem 26. Spieltag, dem 0:0 auf Schalke am 26. März 2000, ist aufgrund einer erneuten schweren Knöchelverletzung Schluss für ihn. Es ist sein letztes Spiel, denn trotz überstandener Rehabilitationen plant Trainer Magath die Saison 2000/2001 ohne Ralf Weber. Ein unschönes Kapitel seiner langen Karriere bei den Adlern.

Aber einmal Adler, immer Adler - seit 2003 ist Ralf Weber Spielerbeobachter für die Eintracht.

Zurück in Wetzlar:

Viele der alten Mitstreiter sind gekommen, um den Kämpfer zu huldigen, von Uwe Bein und “Charly“ Körbel über Jan-Aage Fjørtoft und Alexander Schur bis Anthony Yeboah, nur Uli Stein fehlt unentschuldigt - der Stachel der Saison 1993/1994, als die beiden zu oft aneinandergerieten, sitzt wohl zu tief.

Und sie kicken wie in alten Tagen, etwas bedächtiger zwar, doch kombinationssicher wie einst. "Hier macht Fußball noch Spaß", sagt Tony Yeboah, der in seiner Karriere am liebsten mit Uwe Bein kombinierte und dies auch heute durch zwei schöne Tore demonstriert: "Fußball kann so einfach sein, ohne viel Laufen."

Die zweite Halbzeit passt zur Karriere von Ralf Weber, es blitzt und donnert, der Himmel weint und nach 58 Minuten fällt das Flutlicht endgültig aus. Doch niemand verlässt den Rasen, im Gegenteil, immer mehr Fans stürmen das Feld, um Ralf Weber noch einmal zu huldigen. Auf der überdachten Tribüne erstrahlen die Wunderkerzen, es läuft das unvermeidliche "Time to say goodbye" und Weber hält sich die Hände vor die Augen. Ein großer Adler ist von Bord gegangen. (tr)

 

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