Werder Bremen - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1999/2000 - 12. Spieltag

3:1 (1:1)

Termin: Fr 19.11.1999 20:00
Zuschauer: 26.000
Schiedsrichter: Dr. Markus Merk (Kaiserslautern)
Tore: 1:0 Ailton (4.), 1:1 Alexander Kutschera (24.), 2:1 Ailton (66.), 3:1 Marco Bode (90.)

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Werder Bremen Eintracht Frankfurt

     

  • Frank Rost
  • Frank Baumann
  • Andree Wiedener
  • Marco Bode
  • Raphael Wicky
  • Andreas Herzog
  • Julio Cesar Silva
  • Torsten Frings
  • Christoph Dabrowski
  • Sören Seidel
  • Ailton

 

 

Wechsel

  • Mike Barten für Sören Seidel (88.)

Wechsel

Trainer

  • Thomas Schaaf

Trainer

 

Haarsträubende Fehler und ungenutzte Freiräume

Nach vier Punkten aus den letzten beiden Begegnungen und dem spielfreien Wochenende werden bei der Eintracht Ziele und Wünsche für die letzten sechs Spiele bis zur Winterpause formuliert. "Wir wollen noch neun Punkte holen", sagt Olaf Janßen, Präsident Heller hofft, "dass wir den Anschluss ans Mittelfeld halten können" und Trainer Berger fordert, "dass wir auf einem Nicht-Abstiegsplatz überwintern." Klar ist auch des Trainers Vorgabe für das Spiel beim Tabellensechsten: "Wir wollen in Bremen unseren Aufwärtstrend untermauern.“

Hierzu hat Jörg Berger seine Mannschaft ganz besonders auf die Viererabwehrkette der Bremer eingestimmt, es wurden intensiv Spielzüge eingeübt, um diese auszuhebeln. "Ich hoffe, wir können das umsetzen", sagt der Trainer. Immerhin kann Salou nach seinem Muskelfaserriss auf der Bank sitzen und bei Bedarf eingewechselt werden. Auf dem Platz steht sogar Schur, dessen Rippenbrüche ausgeheilt sind. Er spielt im defensiven Mittelfeld, um den überraschend bei Werder wieder im Kader stehenden Andreas Herzog in Empfang zu nehmen. Kapitän Weber, der sich in der Winterpause voraussichtlich einer Operation an seiner “weichen Leiste“ unterziehen muss, rückt dafür neben Guié-Mien ins zentrale Mittelfeld, um die heute als Außenspieler agierenden Heldt und Yang sowie Fjørtoft im Sturmzentrum zu unterstützen. Bulut spielt linker Außenverteidiger, Rasiejewski und Dombi müssen dafür auf die Bank.

Mehr Personalsorgen hat im Moment Bremens Trainer Wolfgang Schaaf, der das Amt von Felix Magath im Mai übernahm, dank vier Siegen und nur einer Niederlage gegen die Eintracht den Klassenerhalt schaffte und als Sahnehäubchen den DFB-Pokal an die Weser holte. Pizarro, Eilts, Bogdanovic, Maximow und Tjikuzu fallen länger aus, aber immerhin kann er heute wieder auf Spielmacher Herzog und den neuen Abwehrchef Julio Cesar zurückgreifen, der neben Frings, Neuzugang Frank Baumann und Wiedener in die Innenverteidigung rückt. Überhaupt ist der in Dortmund ausgemusterte 36jährige Julio Cesar ein “Glücksfall für uns“, meint Bremens neuer Sportdirektor Klaus Allofs, nachdem er bei dessen Verpflichtung nur Hohn und Spott erntete. Aber der Erfolg gibt ihm recht: Die Abwehr steht sicher, Bremen ist Tabellensechster und schnuppert an den UEFA-Cup-Rängen.

Im Sturm ersetzt der von Magath bereits ausgemusterte 26jährige Brasilianer Ailton den verletzten Pizarro und stürmisch ist auch der Beginn im Weserstadion vor 26.000 Zuschauern. Herzog, Bode und Seidel wirbeln schneller, als es den Adlern lieb ist. Immer wieder gibt es Positionswechsel und schnelle Kombinationen, die Eintracht wird in die eigene Hälfte gedrängt. Es läuft die 3. Spielminute, Herzog führt einen Einwurf auf Höhe der Strafraumgrenze aus. Hoch und weit fliegt das Leder, Torhüter Nikolov zögert und bleibt auf der Linie kleben. Nicht aber Ailton, der schneller reagiert als die Abwehr der Adler und das Leder einfach ins Netz schiebt. Das 1:0 für Bremen.

Die Eintracht reagiert zum Glück nur kurz irritiert und greift gegen die sich ein wenig zurückziehenden Werderaner mit Vehemenz an. Immer wieder läuft der Ball über Guié-Mien und Weber, zudem zeigt sich Fjørtoft heute im Sturm sehr aktiv. Er fordert und bekommt die Bälle, dennoch ergeben sich leider keine guten Chancen. Das liegt auch daran, dass zu viel durch die Mitte geht, denn Heldt und Yang auf den Außenpositionen können sich kaum einmal durchsetzen, zudem verstolpert der Ex-Nationalspieler fast jeden Ball. Der 22jährige Frings hat leichtes Spiel mit ihm.

Dann die 24. Spielminute, nach einem Foul an Heldt gibt es Freistoß aus dem linken Halbfeld, Bulut wird ausführen. Er schlenzt das Leder hoch in den Strafraum, Schur steigt hoch aber dann ist es Kutschera, der den Ball ins Netz köpft. Der 1:1-Ausgleich, das erste Tor für den Manndecker nach über zwei Jahren. In Cottbus traf er zuletzt im August 1997, ebenfalls mit dem Kopf.

Nun ist es ein offenes Spiel, Bremen hat zwar mehr Spielanteile, aber immer wieder ist es Schur, der Herzog erfolgreich stören kann, um dann selbst Konter einzuleiten. Doch Fjørtoft hat kein Zielwasser getrunken, ein ums andere Mal kommt er zum Schuss, scheitert aber meist an Torhüter Rost oder an seinen Nerven. Es läuft die 38. Spielminute, erneut wird ein Angriff von Bremen erfolgreich abgefangen, der Ball kommt zum startenden Fjørtoft, der ihn sofort auf Guié-Mien weiterleitet. Der 22jährige Kongolese läuft allein auf den ihm entgegen stürmenden Torhüter Rost zu, doch dann bekommt auch er das Flattern - Rost kann den schwachen Schlenzer zur Ecke lenken.

Kurz darauf ist Halbzeit und Trainer Berger muss handeln. Selbst Präsident Heller ist nicht entgangen, dass drei, vier Spieler der Adler völlig überfordert sind, vor allem einer: "Ich kann auch nicht sagen, warum Horst Heldt so extrem schwach gespielt hat.“ So bringt er Dombi, schickt den 29jährigen zum Duschen und wirkt ein wenig ratlos: "Jetzt muss er sich selber helfen, bisher hat er von mir immer Unterstützung bekommen. Der Wille war da, aber ihm fehlte eindeutig das Durchsetzungsvermögen. Dabei hat er im Training wirklich gut gearbeitet, sonst hätte er diese Chance nie bekommen."

Bremen kommt auch zur zweiten Halbzeit besser ins Spiel und erhöht nun den Druck auf die Adler, bei denen sich die Abspielfehler häufen. So bleibt es zunächst bei ein paar Konterversuchen, doch Dombi passt sich der unterirdischen Leistung von Heldt schnell an und Yang macht genauso weiter, wie er in der ersten Hälfte spielte.

In der 53. Spielminute gibt es Freistoß für Bremen. Baumann schlenzt das Leder in den Strafraum, Seidel kommt zum Kopfball, trifft aber zum Glück nur die Latte. Kurz darauf verletzt sich der bislang souverän spielende Janßen, Gebhardt kommt und rückt ins Mittelfeld, während Weber nun die Liberorolle übernimmt (61.).

Doch diese Maßnahme bringt Unruhe in die Abwehr der Adler. Es läuft die 66. Spielminute, ein schneller Gegenstoß über die linke Seite durch Wiedener, der sich gegen Kutschera durchsetzt und in die Mitte flankt. Ailton ist flinker als Weber, dann düpiert er den Kapitän mit einem kurzen Haken. Nikolov bleibt auf der Linie kleben und so hat der 26jährige Brasilianer keine Mühe, den Ball im Netz zu versenken. Das 2:1 für Bremen, Ailtons drittes Saisontor.

Diesmal bringt das Führungstor bei den Adlern Verunsicherung, die Fehlpässe häufen sich und auch die Abwehr verliert nun immer öfter den Überblick. Gut, dass Bremen nicht konsequent nachsetzt und sich so nur ein paar halbe Möglichkeiten erspielt. In der 74. Spielminute muss Trainer Berger erneut wechseln, Guié-Mien hat sich eine Prellung zugezogen und humpelt vom Platz, während Salou auf den Platz läuft.

In der Schlussphase fangen sich die Adler wieder ein wenig, Fjørtoft spielt sehr emsig, agiert als Ballverteiler und auch Weber hält es nicht mehr hinter seiner Abwehr. Doch der verdiente Lohn bleibt aus: Zunächst verfehlt Fjørtoft das Tor mit einem schönen Heber (78.), um vier Minuten später mit einem Flachschuss an Torhüter Rost zu scheitern. Die letzte Chance haben die Bremer und sie nutzen diese: Im Getümmel im Strafraum fliegt der Ball Bulut ans Schienbein und trudelt genau zu Bode, der keine Mühe hat, das Leder aus kurzer Distanz im Netz zu versenken (90.).

Das war es dann, die Eintracht bleibt nach dieser Niederlage auf Rang 14, punktgleich mit Unterhaching, das gegen Dortmund gewonnen hat und dem Tabellen-16. aus Bielefeld. (tr)


Stimmen zum Spiel

Jörg Berger: "Werder war optisch überlegen, aber wir hatten die klar besseren Chancen. Das Ergebnis geht in Ordnung, aber es war für uns mehr drin. Wir haben teilweise haarsträubende Fehler gemacht. Nach vorn waren wir gefährlich, sind gut in die Räume gegangen, aber haben zu wenig aus unseren Möglichkeiten gemacht.“

Jörg Berger zur Frage nach Verstärkungen, angeblich ist Thomas Sobotzik, der erst nach der letzten Saison nach Kaiserslautern wechselte, dort unzufrieden: "Ich kann nicht nach jeder Partie neu entscheiden, ob wir nun noch einen Spieler holen oder nicht. Wir haben drei Mittelfeldspieler mit Guié-Mien, Falk und Heldt, auch wenn der außer Form ist. Ich habe Ende der vergangenen Saison der Mannschaft vertraut und vertraue jetzt auch dem neuen Team."

Rolf Heller: “Ich habe einige sehr gute Spieler gesehen, die ihre beste Saisonleistung gebracht haben, aber auch einige Spieler, die auf dem Platz regelrecht untergegangen sind. Das stimmt mich doch sehr nachdenklich.“

Ralf Weber: “Ich ärgere mich riesig, wir haben aus unseren großen Möglichkeiten nichts gemacht, deshalb ist die Niederlage völlig verdient, aber auch völlig überflüssig. So viele Freiräume bekommen wir auswärts vermutlich in der gesamten Saison nicht mehr.“

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