Eintracht Frankfurt - Schalke 04

Bundesliga 1999/2000 - 9. Spieltag

0:2 (0:0)

Termin: Fr 22.10.1999 20:00
Zuschauer: 34.000
Schiedsrichter: Herbert Fandel (Kyllburg)
Tore: 0:1 Marc Wilmots (52.), 0:2 Gerald Asamoah (83.)

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Eintracht Frankfurt Schalke 04

 

     

  • Mathias Schober
  • Yves Eigenrauch
  • Sven Kmetsch
  • Olaf Thon
  • Nico van Kerckhoven
  • Ebbe Sand
  • Marc Wilmots
  • Gerald Asamoah
  • Tomasz Waldoch
  • Ünal Alpugan
  • Niels Oude Kamphuis

 

Wechsel

Wechsel

  • Oliver Held für Ebbe Sand (72.)
  • Michael Goossens für Sven Kmetsch (74.)
  • Radoslav Latal für Gerald Asamoah (83.)

Trainer

Trainer

  • Huub Stevens

Statt Kurskorrektur ein neuer Tiefpunkt

Als Konsequenz auf das miserable Spiel in Rostock - der fünften Bundesliganiederlage in Folge - ist Trainer Berger mit der Mannschaft unter der Woche in ein Kurztrainingslager nach Hofheim gefahren. Nicht mit dabei sind Uwe Schneider und Thomas Zampach, die zunächst aus dem Kader geflogen sind. Hier will der Trainer seinen Spielern die Grundtugenden einbläuen: "Einfaches Spiel, Disziplin, mannschaftliche Geschlossenheit und gewonnene Zweikämpfe." Aber auch sonst soll es personelle Konsequenzen für das Freitagsspiel gegen Schalke geben, zudem sagt der Trainer: "Jeder muss die Bedeutung dieser Partie für den Verein, für die Mannschaft und für mich kennen!"

Dass er nach einer erneuten Niederlage auf einem arg wackligen Stuhl sitzt, weiß auch Jörg Berger: "Das ist in diesem Geschäft ganz normal. Aber daran denke ich nicht." Unterstützung bekommt der Trainer von Jan-Aage Fjørtoft: "Ich warne davor, auch die Leute im Umfeld, jetzt auf den Trainer loszugehen. Das würde uns Spielern doch nur ein Alibi geben."

Berger macht ernst und verändert die Mannschaft auf fünf Positionen. Anstelle von Janßen ist heute Houbtchev Libero vor Kracht und Bindewald, der für Kutschera wieder in die Innenverteidigung rückt. Dafür spielt Dombi auf der rechten Außenbahn und Fjørtoft agiert anstelle von Yang als zweite Spitze neben Salou. Für die größte Überraschung sorgt der Trainer allerdings im Mittelfeld, weder Guié-Mien noch Heldt spielen dort, sondern Schur und Bulut, der in der zentralen Position das Spiel in die Hand nehmen soll.

Genau wie auf der anderen Seite Marc Wilmots, der endlich wieder verletzungsfrei ist und in den letzten Spielen zu alter Stärke zurückgefunden hat. Und mit Wilmots Leistungssteigerung geht es mit Schalke aufwärts, das nach der enttäuschenden letzten Saison und einem holprigen Start zuletzt immerhin 1:1 gegen die Bayern spielte und 2:0 in Stuttgart gewann. Platz 6 nach dem 8. Spieltag, dies entspricht gerade noch dem Ziel, dass Manager Assauer seinem Trainer ins Stammbuch geschrieben hatte: “Platz 1 bis 6 ist die Vorgabe, das weiß auch Huub Stevens.“

Für das Erreichen dieses Ziels gab Schalke über 25 Millionen Mark aus. Unter anderem wurde das Geld in die Transfers von Waldoch (Bochum), Oude Kamphuis (Enschede) - der aufgrund eines Mittelfußbruchs erst ab dem 6. Spieltag zum Einsatz kam – Ebbe Sand (Kopenhagen) und Asamoah (Hannover) investiert. Sie haben allesamt den Sprung in die Stammelf geschafft.

Trainer Stevens nimmt im Vergleich zum Sieg in Stuttgart nur zwei Änderungen vor: Für den gelbgesperrten Nemec spielt Kmetsch vor der Abwehr und Sand stürmt anstelle von Goossens von Beginn an neben Asamoah.

34.000 Zuschauer wollen heute Abend die Adler kämpfen sehen, doch zunächst gibt es unterstützende Sprechchöre für Gaetano Patella, der in dieser Woche nach - nennen wir es mal - immensen Druck aus dem Verwaltungsrat “freiwillig“ zurückgetreten worden ist. Was die Fans jedoch davon halten, prangt auf einem riesigen Transparent am G-Block: "Verwaltungsrat ihr Penner, mille grazie, Pate!"

Nur auf dem Rasen ändert sich trotz all der personellen Veränderungen nichts. Ängstlich spielen sich die Adler im Mittelfeld das Leder zu, während Schalke aus einer kompakten Abwehr heraus zunächst auf Fehler lauert, bei Ballbesitz aber über Wilmots und Kamphuis das Spiel schnell macht. Die 4. Spielminute, ein Angriff der Knappen wird eigentlich abgefangen, es wäre Zeit für einen schnellen Konter, doch Dombi zaudert und klärt lieber zur Ecke. Die kommt hoch in die Mitte, Asamoah springt höher als Houbtchev, Nikolov kommt nicht dran, aber Gebhardt ist zur Stelle und kann das Leder artistisch mit der Hacke von der Linie schlagen. Zwei Minuten später ist Torhüter Nikolov zum Glück auf dem Posten, als Alpugan aus dem linken Halbfeld einfach abzieht.

Von der Eintracht ist noch immer nichts zu sehen, Bulut kommt kaum an das Leder und kann sich gegen Kmetsch überhaupt nicht durchsetzen, aber auch Dombi und Gebhardt spielen gehemmt und ängstlich. So wird der Ball viel zu oft quer gepasst, Schalke hat leichtes Spiel mit den Adlern. Dafür hat Schur alle Hände voll zu tun, Wilmots auch nur ein wenig in seinen Kreisen einzuengen. Dann aber doch einmal eine Chance für die Adler in der 16. Spielminute: Weber erkämpft sich das Leder gegen Thon und schickt Salou. Doch vom linken Strafraumrand drischt der Togolese das Leder über den Kasten von Torhüter Schober. Ebenfalls überhastet zieht auf der Gegenseite Alpugan am linken Strafraumrand ab, nachdem er sich im Laufduell gegen Dombi durchgesetzt hat. Oka Nikolov muss nicht eingreifen (18.).

Danach passiert erst einmal überhaupt nichts auf dem Platz, Schalke bestimmt das Geschehen auf dem Rasen, ohne allzu viel Druck zu machen und die Adler schauen dem Treiben von Wilmots & Co. einigermaßen hilflos zu. “Wir wollen euch kämpfen sehen!“ schallt es immer lauter durchs Waldstadion, doch es hilft nichts. Mit einem gellenden Pfeifkonzert werden die Adler, die ihren Worten bislang keine Taten haben folgen lassen, in die Pause verabschiedet. Worte aus der Kabine sind nicht bekannt, zumindest reagiert Trainer Berger und erlöst den sichtlich überforderten Bulut. Für ihn kommt Guié-Mien ins Spiel.

Scheinbar eine gute Maßnahme, denn nun wird es im Mittelfeld tatsächlich ein wenig schneller, nur der entscheidende Pass will den Adlern einfach nicht gelingen. Dann die 52. Spielminute, Schalke spielt Richtung Frankfurter Tor, doch die Eintracht-Abwehr steht. Der Ball kommt zu Asamoah an der Strafraumgrenze, Houbtchev ist bei ihm, die Gefahr für Torhüter Nikolov scheint abgewendet, doch dann fällt der 35jährige Routinier den 21jährigen Stürmer. Sportkamerad Fandel zeigt zu Recht auf den Elfmeterpunkt und Trainer Berger ist außer sich: “Das Foul war vollkommen überflüssig!“ Wilmots bleibt eiskalt und haut das Leder unhaltbar für Nikolov ins Netz. Das 1:0 für Schalke (52.).

Schon wieder ein Rückstand, die Antwort der Adler kommt postwendend, doch viel zu überhastet. Dombi und Gebhardt versuchen sich mit Gewalt auf den Außenlinien durchzubeißen, doch die hohen Flanken in den Strafraum finden mit Thon und Kmetsch meist dankbare Abnehmer auf Schalker Seite. Auch Guié-Mien versucht, mit weiten Bällen Fjørtoft und Salou in Szene zu setzen, doch außer einem Schuss in die Arme von Torhüter Schober springt bislang nichts dabei raus. Trainer Berger reagiert erneut und bringt nun Heldt für Gebhardt (62.).

Aber Vorsicht ist angebracht, denn Schalke lauert auf Konter und hat fast Erfolg, aber zum Glück ist Heldt noch frisch und kann einen Schuss von Oude Kamphuis für den geschlagenen Nikolov kurz vor der Linie weggrätschen (65.). Und weiter die Eintracht, wenn es sein muss mit Gewalt. Schur knallt das Leder aus knapp 25 Metern auf das Tor, aber Torhüter Schober kann parieren und das Leder im Nachfassen festhalten (70.).

Die Eintracht bemüht sich weiter, aber erfolglos und es läuft schon die 82. Spielminute. Schalke ist im Angriff, Asamoah kommt an das Leder und schießt, aber Nikolov kann den Ball fangen. Abwurf auf Houbtchev, der keinen Anspielpartner findet und zurück auf seinen Torhüter spielt. Doch was macht Nikolov? Er schlenzt das Leder genau vor die Füße von Asamoah, der die Kugel einfach so einschiebt. Das 2:0 für Schalke, die Entscheidung. Die auf den Spielplakaten angekündigte “Kurs-Korrektur“ ist restlos misslungen.

Sechs Bundesliga-Spiele in Folge verloren, dazu noch aus dem laufenden Pokal-Wettbewerb ausgeschieden, zumindest dies ist rekordverdächtig. Die Belohnung dafür ist entsetztes Schweigen im Waldstadion, selbst zum Pfeifen sind die Fans zu sprachlos von dem, was auf dem Rasen geboten wurde. Da Ulm zudem gegen Unterhaching gewinnt, rutscht die Eintracht auf Platz 17. (tr)


Stimmen zum Spiel

Jörg Berger: “Individuelle Fehler haben uns wieder die Punkte gekostet. Besonders in der ersten Halbzeit haben wir uns sehr schwer getan. Die Spieler wollten kämpfen, aber der Kopf hat nicht mitgespielt. Wir müssen nun sachlich weiter arbeiten, die Spieler starkmachen, damit sich solche Blackouts nicht wiederholen. Wir haben fast die gleiche Situation wie vor einem halben Jahr. Und da war ich auch der richtige Trainer.“

Rolf Heller: “Mit Ruhe und Sachlichkeit müssen wir uns mit dieser Situation auseinandersetzen.“

Olaf Janßen: "Jeder muss den Glauben an sich selbst wieder finden, auch eine Portion Wut entwickeln, um dort unten heraus zu kommen. Ratlos sind wir nicht, wir wissen schon noch, wo das Tor steht. Da müssen wir jetzt durch, wir können doch nach dem neunten Spieltag nicht die Saison einstellen und einfach aufhören zu spielen.“

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