1. FC Köln - Eintracht Frankfurt

DFB-Pokal 1999/2000 - 3. Runde

2:1 (2:0)

Termin: Di 12.10.1999, 20.00
Zuschauer: 32.000
Schiedsrichter: Albrecht (Kaufbeuren)
Tore: 1:0 Georgi Donkow (45.), 2:0 Dirk Lottner (45.), 2:1 Marco Gebhardt (47.)

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1. FC Köln Eintracht Frankfurt

     

  • Markus Pröll
  • Thomas Cichon
  • Moses Sichone
  • Janosch Dziwior
  • Matthias Scherz
  • Pascal Ojigwe
  • Dirk Lottner
  • Alexander Voigt
  • Christian Springer
  • Ralph Hasenhüttl
  • Georgi Donkow

 

 

Wechsel

  • Dworschak für Ralph Hasenhüttl (78.)
  • Ralf Hauptmann für Matthias Scherz (88.)
  • Carsten Cullmann für Alexander Voigt (89.)

Wechsel

Trainer

  • Ewald Lienen

Trainer

 

In zwei Minuten entschieden

"Wir haben uns im Pokal viel vorgenommen und wollen unbedingt gewinnen", sagt Jörg Berger vor dem Spiel der dritten Runde des DFB-Pokals beim Zweitligisten aus Köln. Doch nach zuletzt vier Niederlagen am Stück klingt dies eher nach Zweckoptimismus. Zudem hat die Grippewelle die Eintracht erfasst. Da sowohl Nikolov als auch Ersatztorhüter Schmitt auszufallen drohten, wurde noch schnell eine Spielberechtigung für Torwarttrainer Müller eingeholt, doch zum Glück sind beide Keeper heute wieder einsatzfähig.

Nicht dabei sind hingegen Salou, Fjørtoft und Falk, so dass Trainer Berger den Chinesen Yang neben Westerthaler stürmen lässt. Auch Heldt darf wieder von Beginn an ran und der Trainer hofft, dass der zuletzt so enttäuschend spielende Mittelfeldregisseur nicht erneut verkrampft: "Der Druck, der in dieser Woche auf uns liegt, ist nicht zu leugnen. Aber wir sind nicht im Wunschkonzert. Heldt, Olaf Janßen und ich hatten eine schöne Zeit in Köln. Ich gehe davon aus, dass beide besonders motiviert ins Spiel gehen."

Von internationalen Spielen können die Geißböcke zurzeit nicht einmal träumen. Nach der blamablen letzten Spielzeit, die Köln als Topfavorit für den Aufstieg nur auf Platz 10 beendete, soll in dieser Saison mit dem neuen Trainer Ewald Lienen alles anders und besser werden. Wie in jedem Jahr ist der Druck und die Erwartungshaltung in der Domstadt riesengroß, wie auch Lienen schnell erkennt: “Die denken hier doch alle, sie wären noch Deutscher Meister." Dies scheint sich auch auf die Spieler auszuwirken, wie Sportdirektor Linßen vor der Saison mäkelt: "Bislang sind wir dem Phänomen unterlegen, dass in Köln noch kein Spieler besser, aber fast jeder schlechter geworden ist." Doch bislang ist man auf dem richtigen Weg, Platz 2 mit 14 Punkten nach 7 Spieltagen und auch Trainer Berger lobt die Geißbockelf: "Die leben von ihrer Geschlossenheit, sind spielstark, stehen kompakt und spielen sehr diszipliniert."

Sie haben allerdings genau wie die Eintracht ein Sturmproblem, denn Kurth und Timm, die zuletzt beim 3:0-Heimsieg gegen Waldhof Mannheim jeweils trafen, fehlen verletzungsbedingt. Für die beiden spielen Donkov und Hasenhüttl vor Dirk Lottner und Ojigwe, dem Neuzugang aus Kaiserslautern, die von den Außenspielern Springer und Neuzugang Matthias Scherz von St. Pauli unterstützt werden.

Zunächst ist es ein holpriger Beginn, Köln hat zwar mehr Ballbesitz und versucht, das Spiel schnell zu machen, doch immer wieder stehen sich die Gastgeber selbst im Weg. Viele Fehlpässe und einfache Ballverluste des Gegners machen den Adlern die Abwehrarbeit leicht. Zu mehr reicht es aber zunächst nicht, denn Heldt ist bislang bei Ojigwe in viel zu guten Händen und auch Guié-Mien wird von Voigt gut abgedeckt.

Bis zur 13. Spielminute, da kann sich der Kongolese gegen seine Klette durchsetzen und einen herrlichen Pass genau in den Lauf von Yang spielen, der an Sichone vorbei geht und aus 16 Metern abzieht, aber nur die Latte trifft. Danach ist wieder Leerlauf angesagt, es kommen keine Ideen aus dem Mittelfeld der Adler, viel zu ungenau sind die Zuspiele in die Spitze, so dass Kölns Torhüter Pröll nun einen ruhigen Abend verlebt. Doch auch die Kölner machen es nicht viel besser: Lottner ist zwar stets anspielbereit und zeigt ein paar schöne Aktionen, doch spätestens vor dem Strafraum ist Schluss, die Abwehr der Eintracht hat alles im Griff.

Es läuft bereits die 39. Spielminute, als Gebhardt Zuschauer und Spieler zu wecken versucht. Er schnappt sich im Halbfeld das Leder, sprintet einfach einmal in Richtung Strafraum und zieht fulminant ab. Torhüter Pröll ist jedoch nicht eingenickt, sondern hellwach und kann den Ball mit einer Glanzparade um den Pfosten drehen.

Fünf Minuten später versucht es Donkov auf der Gegenseite ebenfalls mit einem Weitschuss. Aus 22 Metern zieht er ab, der Ball kommt genau in die Mitte, flattert jedoch ein wenig. Torhüter Nikolov lässt sich davon irritieren und greift daneben, das Leder landet zum 1:0 für Köln im Netz (45.). Kollektives Kopfschütteln bei den mitgereisten Eintrachtfans, so ein Schüsschen muss doch zu halten sein, doch Trainer Berger nimmt Nikolov nach dem Spiel in Schutz: "Wir haben kein Torhüterproblem, Oka hat einen großen Teil dazu beigetragen, dass wir nicht abgestiegen sind. Zuletzt sind ihm zwar Fehler unterlaufen, aber deshalb lasse ich ihn sicher nicht fallen.“

Noch hat sich die Aufregung über den Treffer nicht gelegt, da ist erneut Köln im Angriff über Lottner. Er spielt den Ball durch die Abwehr der Adler genau auf Voigt, der nicht lange fackelt und das Leder diesmal unhaltbar für Oka Nikolov flach ins Netz haut (45.). Das 2:0 für Köln, gleichzeitig der Pausenstand.

Zur zweiten Halbzeit bringt Trainer Berger Dombi für Bindewald, der auf der rechten Seite keine Akzente setzen konnte. Auswechseln können hätte er aber auch Heldt, der heute bislang völlig neben sich steht oder Westerthaler, dem die fehlende Spielpraxis nur all zu deutlich anzumerken ist. Doch es fehlt an Alternativen auf der Bank.

Die zweite Halbzeit beginnt, wie die erste geendet hat, mit schnellen Einzelaktionen. Gebhardt kommt auf der linken Seite an das Leder, sprintet los und zieht einfach so an Dziwior vorbei. Ein Schuss wie ein Strich, der unhaltbar für Torhüter Pröll im Torwinkel landet. Der 2:1-Anschlusstreffer (47.).

Wer nun gedacht hat, dass die Adler jetzt mit Vehemenz auf den Ausgleich drängen, sieht sich getäuscht. Brav und bieder spielen sie sich im Mittelfeld das Leder zu, allzu artige Flanken sind ein gefundenes Fressen für die Abwehr der Kölner und auch bissige Einzelaktionen sind nicht mehr zu sehen. Kein Vergleich zum Auftritt in Freiburg vor 6 Wochen, als ein 0:2 mit Einsatz und Willen in einen Sieg umgebogen wurde. Sie wirken verunsichert, statt Kampf ist Krampf angesagt. "Ich bin jetzt als Psychologe gefragt. Wir müssen viel konzentrierter sein, aber der Kopf ist leer. Wo sind die Arbeiter, wo sind die Malocher geblieben", fragt sich Jörg Berger zurecht.

Und er findet die Antwort und einen der Gesuchten auf der Bank: In der 77. Spielminute bringt Berger Dombi für Horst Heldt und der 24jährige Ungar legt gleich los wie die Feuerwehr. Er kämpft und rackert, kassiert gar die einzige Gelbe Karte, die die Adler heute bekommen. Auch der Trainer ist von ihm angetan: “Nach unserer Aussprache hat er Charakter gezeigt und Willensstärke an den Tag gelegt. Es hat mir gefallen, dass er umgedacht hat."

Doch ein Dombi ist zu wenig, selbst ein Torwartfehler von Pröll, der einen Schuss von Westerthaler nicht festhalten kann, bringt nichts ein, da Yang das Leder neben das Tor setzt (82.).

Die fünfte Niederlage in Folge, das war es im DFB-Pokal für dieses Jahr. (tr)


Stimmen zum Spiel

Jörg Berger zum Spiel: "Es war ein typischer Pokalfight mit Chancen auf beiden Seiten. Wieder einmal war unser großes Manko, dass wir unsere Chancen nicht verwerten konnten. Uns fehlen die Reife, die Cleverness und das Glück. Das zieht sich wie ein roter Faden durch die letzte Zeit. Außerdem zeigen wir keinen Killerinstinkt."

Jörg Berger zur Situation der Eintracht: "Jedem muss klar sein, wo wir stehen. Es wäre falsch, nach Alibis zu suchen. Wer die dramatische Situation nicht richtig verstanden hat, kann nicht in der Mannschaft bleiben. Ich werde gegen Rostock genau beobachten, wer richtig malocht."

 

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