Eintracht Frankfurt - VfB Stuttgart |
Bundesliga 1999/2000 - 7. Spieltag
0:1 (0:0)
Termin: Fr 01.10.1999 20:00
Zuschauer: 30.000
Schiedsrichter: Edgar Steinborn
Tore: 0:1 Krassimir Balakov (47.)
Eintracht Frankfurt | VfB Stuttgart |
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Die Serie reißt einfach nicht "Ich habe ihm deutlich zu verstehen gegeben, dass da von ihm viel mehr kommen muss", berichtet der Trainer über ein Gespräch mit Chen Yang. Doch der Chinese ist nicht der Einzige, Jörg Berger hat vor dem Spiel gegen den VfB Stuttgart "die Mannschaft wachgerüttelt." Insbesondere vermisste er gegen die Bayern und in Dortmund den letzten Biss und den Killerinstinkt. "In beiden Spielen haben uns in den entscheidenden Augenblicken die Cleverness und die Klasse gefehlt. Aber es sind die ein, zwei kleinen Momente im Spiel, die darüber entscheiden, ob du gewinnst oder verlierst. Nun stehen wir am Scheideweg: Mit einem Sieg geht es nach oben, bei einer Niederlage oder einem Unentschieden müssen wir aufpassen, nicht wieder in Abstiegsgefahr zu geraten." Bei den Schwaben hingegen zeigt die Formkurve nach oben. Nach dem 4. Spieltag mit nur einem Punkt noch auf Platz 18, gewannen die Schwaben zuletzt mit 4:2 gegen Duisburg und 1:0 bei den Bayern. Dabei sollte doch von Beginn an alles ganz anders werden nach einer für Stuttgarter Ansprüche völlig verkorksten Saison, die im Dezember zur Entlassung von Winnie Schäfer führte und mit Platz 11 endete. Denn Ralf Rangnick heißt der Hoffnungsträger, der fünf Spieltage vor Saisonabschluss von Ulm kam und seine Philosophie umsetzen soll: “Im Vorjahr hatten wir namhafte Einzelspieler, aber keine Mannschaft. Mein Ziel ist eine Mannschaft, die gemeinsam durch dick und dünn geht.“ Dafür wurde die Mannschaft komplett umgebaut, unter anderem verließen für über 22 Millionen Mark Bobic, Kapitän Verlaat, Oswald und Akpoborie die Schwaben. Es kam ein komplett neuer Sturm, mit Pavel Kuka aus Nürnberg und dem Rumänen Viorel Ganea, der ankündigte, “mindestens 20 Bundesligatore“ zu schießen. (Anmerkung: Am Ende werden es übrigens nur 7 Treffer sein.) In der Innenverteidigung soll der Brasilianer Bordon den in seine Heimat abgewanderten Verlaat ersetzen. "Die Eintracht hat die Punkte teilweise sehr unglücklich abgegeben. Die Spieler werden Wut im Bauch haben. Wir müssen genau so konzentriert ans Werk gehen wie in München", sagt Stuttgarts Thomas Berthold, der von 1978 bis 1987 den Adler auf der Brust trug. Keine Wut, sondern “eine Blockade, die er sich selbst schafft“, hat hingegen Horst Heldt, meint Jörg Berger, der statt dem 29jährigen heute Gebhardt auf der linken Außenbahn bringt. Weber rückt erneut für Schur ins defensive Mittelfeld. Zudem stürmt wieder Fjørtoft neben Salou, Dombi muss dafür auf die Ersatzbank und Bindewald auf der rechten Außenbahn spielen. Nach dem Sieg bei den Bayern ändert Rangnick sein Team hingegen nicht. Ohne den verletzten Kuka, dafür mit Ganea und Balakov als hängender Spitze sowie mit Soldo als Lenker im Mittelfeld vor der Viererabwehrkette mit Jens Keller, Todt, Berthold und Thiam will der “Fußballprofessor“ den dritten Sieg in Folge einfahren. Doch so sieht es auf dem Platz zunächst nicht aus. Die Schwaben ziehen sich von Beginn an in die eigene Hälfte zurück und lassen die Eintracht das Spiel machen. Doch damit tun sich die Adler mehr als schwer, bereits im Mittelfeld machen Lisztes und Soldo die Räume sehr eng, so dass das Leder ideenlos quer gespielt wird. Auch keine überraschend langen Bälle oder Einzelaktionen sind zu sehen, viel zu phlegmatisch fügen sich die Adler dem Abwehrbollwerk. Die Schwaben selbst haben jedoch auch keine Lust, nach vorne zu spielen, so dass weder Torhüter Wohlfahrt noch Nikolov eingreifen müssen. Es läuft die 16. Spielminute, Falk setzt sich auf der linken Außenbahn gegen Pinto durch und flankt in die Mitte zu Salou, der sich im Kopfballduell gegen Todt durchsetzt, doch das Leder knapp über die Latte drischt. Danach ist wieder Tristesse angesagt, zögerlich und ideenlos präsentiert sich die Eintracht, von Stuttgart ist nach der starken Vorstellung bei den Bayern gar nichts zu sehen. In der 37. Minute verfehlt zunächst Kracht mit einem Weitschuss das Gehäuse von Wohlfahrt und zwei Minuten später ist es Salou, der am Tor vorbei schießt. Danach ist zum Glück Pause, ein gellendes Pfeifkonzert begleitet die 22 Spieler zu Recht in die Kabine. Zur zweiten Halbzeit kommt bei den Schwaben Bordon für Todt, keine Wechsel hingegen gibt es bei der Eintracht. Dann die 47. Spielminute, Lisztes schlägt aus der eigenen Hälfte einen langen Pass auf den startenden Balakov, der von Kutschera im Sprint um den Ball verfolgt wird. Ohne Not rennt auch Torhüter Nikolov dem Leder entgegen und prallt vor dem Strafraum mit Kutschera zusammen. Balakov ist nur kurz verduzt und schiebt die Kugel, die ihm entgegenkullert, genüsslich aus 16 Metern zum 1:0 für den VfB ein. Die Gedanken von Trainer Berger in diesem Moment sind nicht überliefert, wären aber sicher nicht zitierfähig. Mit ordentlich Wut im Bauch, wie Berthold vor dem Spiel bereits anmerkte, drängen die Adler nun auf den Ausgleich, doch es ist kein Durchkommen im Mittelfeld und die hohen Bälle vor den Strafraum sind ein gefundenes Fressen für die Abwehr der Schwaben. Erst in der 59. Spielminute gibt es die nächste Möglichkeit für die Eintracht, aber Salou scheitert mit seinem Kopfball an Torhüter Wohlfahrt. In der 70. Minute schaffen es die Schwaben tatsächlich, noch einmal vor den Strafraum der Eintracht zu kommen. Es gibt die erste und einzige Ecke für den VfB, die jedoch nichts einbringt. Am Ende wird das Eckenverhältnis laut dem Kicker-Sportmagazin 3:1 und das Chancenverhältnis 7:1 betragen. Nachdem in der 75. Minute Jens Keller nach einem Foul an Dombi die Gelb-Rote Karte kassiert, spielen die Schwaben in Unterzahl und die Eintracht erhöht den Druck weiter. Zunächst scheitert Gebhardt mit einem Knaller aus über 25 Metern an Torhüter Wohlfahrt und danach reagiert Trainer Berger, für Libero Janßen kommt Heldt (80.) und für Fjørtoft, der ebenso wie Salou heute ein Totalausfall ist, kommt Westerthaler (81.). Doch auch dies nützt alles nichts, nur Weber hat in der 86. Minute noch einmal eine Chance, ansonsten gibt es kein Durchkommen. Es bleibt beim unverdienten 1:0-Sieg für die Schwaben, nach der vierten Niederlage in Folge rutscht die Eintracht mit 7 Punkten auf Platz 14 in der Tabelle, punktgleich mit Unterhaching und Hansa Rostock. (tr)
Jörg Berger: "Das ist jetzt das dritte Mal, dass wir nicht schlechter waren als der Gegner und verloren haben. Das 0:1 fiel aus dem Nichts und hat den Spielverlauf auf den Kopf gestellt. Ich kann mich nicht erinnern, jemals ein Spiel gegen eine Mannschaft verloren zu haben, die keine Chance hat. Wir brauchen jetzt nicht in Panik zu machen, aber der Punktestand ist ein Alarmzeichen." Olaf Janßen und seine Sicht der Dinge: "Wir
haben ordentlich gespielt, keine Chance zugelassen und selber fünf,
sechs Chancen gehabt. Wem soll man da einen Vorwurf machen?"
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