Eintracht Frankfurt - MSV Duisburg

Bundesliga 1999/2000 - 3. Spieltag

2:2 (1:1)

Termin: So 29.08.1999 17:30
Zuschauer: 40.000
Schiedsrichter: Jörg Keßler (Höhenkirchen)
Tore: 1:0 Bachirou Salou (24.), 1:1 Markus Osthoff (37.), 2:1 Rolf-Christel Guié-Mien (48.), 2:2 Carsten Wolters (73.)

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Eintracht Frankfurt MSV Duisburg

 

     

  • Gintaras Stauce
  • Torsten Wohlert
  • Tomasz Hajto
  • Stig Töfting
  • Dietmar Hirsch
  • Markus Osthoff
  • Carsten Wolters
  • Marcus Wedau
  • Martin Schneider
  • Uwe Spies
  • Stefan Emmerling

 

Wechsel

Wechsel

  • Markus Beierle für Marcus Wedau (65.)
  • Marijan Kovacevic für Stig Töfting (84.)
  • Thomas Hoersen für Carsten Wolters (89.)

Trainer

Trainer

Erste Federn gelassen

Die Eintracht ist Tabellenführer, aber: "Das ist eine Momentaufnahme, mehr nicht. Die sechs Punkte sind die Grundlage für unser Ziel, einen gesicherten Mittelfeldplatz zu erreichen“, sagt Jörg Berger und damit keiner auf den Gedanken kommt abzuheben, will er ein Schild in die Kabine hängen: "Außenseiter-Spitzenreiter" und führt den Spielern vor der Partie gegen den MSV noch einmal ein “Best of Freiburg“ vor: "Wir müssen aus Fehlern lernen. Jetzt weiß die Mannschaft, was sie im Breisgau 60 Minuten lang falsch gemacht hat."

Nicht bremsen kann er damit natürlich die Euphorie im Umfeld, 40.000 Zuschauer wollen am Sonntagnachmittag die Eintracht sehen. Zudem gilt es, den über 30 Jahre alten Rekord aus dem Jahr 1966 mit sieben Siegen in Folge zu knacken, damals wie hoffentlich heute mit Siegen in den letzten vier Spielen der vorhergehenden sowie den ersten drei Partien der folgenden Spielzeit. Ein Sieg gegen den Tabellen16ten würde die Einstellung dieses Rekords bedeuten.

Zu Recht warnt der Trainer jedoch vor der eingespielten Mannschaft aus Duisburg: "Ich weiß, was am Sonntag passiert, der MSV wird uns das Leben nicht leichter machen als Unterhaching. Wir müssen 90 Minuten versuchen, den Beton zu sprengen. Kein Hurrastil, sondern die eigene Linie durchsetzen!"

Für Jörg Berger ist der MSV das "Überraschungsteam der vergangenen Saison, das seit Jahren über seinem Level spielt." Unglaublich zumindest war die Rückrunde, nach Platz 14 mit 15 Punkten am 15. Spieltag holten die Zebras mit Trainer Friedhelm Funkel in den nächsten 19 Spielen 34 Punkte und beendeten die Saison wie bereits 1997/98 auf Platz 8. Doch die Euphorie der Fans, die sich nach der Rückkehr von Michael Zeyer vom VfB Stuttgart noch verstärkte, wich schnell der Ernüchterung. Nach einem 0:0 gegen Leverkusen folgte ein 0:2 in Unterhaching, bei dem vom MSV nichts zu sehen war. "Die stehen mit dem Rücken zur Wand", meint Berger, doch Friedhelm Funkel, der seit Mai 1996 Trainer der Zebras ist, gibt sich gelassen: “Es bleibt dabei, das Saisonziel lautet Klassenerhalt. Wir sind absolute Realisten. Wir wollen langfristig in der Bundesliga bleiben.“

Trotzdem dürfen die Punkte heute gern in Frankfurt bleiben. Für dieses Ziel ändert Jörg Berger erstmals in dieser Saison die Anfangsformation. Für Zampach nämlich spielt Tibor Dombi auf der rechten Außenbahn. "Thomas hat einen Durchhänger, er hat nicht das gebracht, was ich mir erhofft habe“, begründet der Trainer seine Entscheidung.

Bei Duisburg gibt es zwei Änderungen in der Startelf. Für den wegen einer Gelb-Roten Karte gesperrten Zeyer beginnt Neuzugang Martin Schneider auf der linken Außenbahn und anstelle von Stürmer Beierle spielt Wedau im Mittelfeld, Osthoff rückt dafür in die Spitze.

Es ist ein überraschender Beginn im Waldstadion, denn Duisburg versteckt sich keineswegs nur vor dem eigenen Strafraum. Im Gegenteil, von Beginn an setzen die Zebras kleine Nadelstiche, immer wieder über Hirsch, der seine Mitspieler geschickt in Szene setzt. Dennoch, die Adler beherrschen das Geschehen auf dem Platz, mal durch die Mitte mit Heldt und Guié-Mien, aber immer häufiger über die weit aufrückenden Dombi und Gebhardt auf den Außenbahnen. Doch noch steht die MSV-Abwehr gut gestaffelt, gute Chancen ergeben sich für die Adler keine.

Die gibt es auf der anderen Seite, bei einer Ecke für Duisburg. Das Leder fliegt hoch in den Strafraum zu Hirsch, der das Leder mit dem Kopf trifft, Torhüter Nikolov ist geschlagen aber Gebhardt kann den Ball mit einer artistischen Einlage per Hacke von der Linie kratzen (10.). Nach dieser Schrecksekunde verstärkt die Eintracht ihre Angriffsbemühungen, immer wieder über die linke Seite mit Heldt und Gebhardt. Dombi auf Rechts hängt ein wenig in der Luft, bekommt aber dann das Leder schön zugepasst und hat viel Platz. Der 24jährige schlägt einen Haken, läuft in den Strafraum und wird gefoult. Doch der Pfiff von Schiedsrichter Kessler bleibt aus (20.).

Es bleibt jedoch keine Zeit, sich richtig schön über diese Szene aufzuregen, denn die Adler greifen weiter munter an und stören Duisburg früh im Spielaufbau. Die 24. Spielminute, Bindewald erkämpft sich den Ball gegen Spieß und spielt Dombi auf der rechten Seite wunderbar in den Lauf. Der ist schneller als Wohlert und flankt das Leder haargenau auf den in den Strafraum stürmenden Salou. Der Togolese trifft mit dem Kopf gegen den Verein, bei dem er von 1995 bis 1998 kickte. Das 1:0 für die Eintracht!

Und die Adler setzen nach, dann aber eine unschöne Szene im Duisburger Strafraum. Stig Töfting hat im Gerangel vor dem Tor, so Kracht: "den Fuß auf den Oberschenkel gestellt." Der Ball ist meilenweit entfernt und die Fernsehbilder lassen eine klare Tätlichkeit erkennen. "Wenn der Schiedsrichter das sieht, kann sich Töfting nicht beschweren, wenn er die Rote Karte sieht“, sagt Kracht hinterher verärgert. Auf dem Platz hingegen jammert er nicht, sondern macht per Kopf fast das 2:0, doch der überraschte Torhüter Stauce kann das Leder so eben noch um den Pfosten lenken. Und auch bei Fjørtofts Drehschuss kurz darauf pariert Stauce prächtig.

In der 37. Spielminute verlieren die Adler nach einer kurzen Verletzungspause - Weber muss am Rand behandelt werden - ein klein wenig die Übersicht. Töfting nutzt dies und lupft das Leder über die Abwehr zu Osthoff, der den Ball Volley im Netz versenkt. Keine Chance für Torhüter Nikolov, es steht 1:1. Kurz vor der Pause hat Wedau sogar die Chance, die Führung zu erzielen, doch sein Schuss geht knapp am Tor vorbei.

Zur zweiten Halbzeit kommt Schur für Gebhardt in die Partie, Alex übernimmt die Position von Weber, der dafür auf die linke Außenbahn rückt. Die Adler beginnen sofort mit schnellen Angriffen und jeder im Stadion merkt, mit dem Unentschieden gibt sich die Mannschaft nicht zufrieden. Die Fans geben alles und werden belohnt: In der 48. Spielminute kommt Heldt im Halbfeld an das Leder. Er schaut, dann lupft er den Ball über die Duisburger Abwehr hinweg genau in den Lauf des startenden Guié-Mien. Ein satter Schuss und ein wunderschöner Salto an der Eckfahne. Es steht 2:1 für die Eintracht.

Funkels Zebras wirken nun angeschlagen, es ist nicht mehr viel zu sehen von den schnellen gefährlichen Gegenstößen der ersten Halbzeit, die Adler beherrschen Ball und Gegner. Nur, bei aller gezeigten Spielfreude, sie legen nicht nach. Das denkt sich wohl auch Trainer Berger und bringt in der 58. Spielminute Yang für Fjørtoft, der dies nicht verstehen kann. "Wenn man einen Norweger auswechselt, darf man ihm nicht entgegen gehen, sondern muss flüchten. Sonst kann es sein, dass man etwas gewürgt wird", grinst Jörg Berger im Nachhinein. Fjørtoft selbst war zunächst sauer ob der Auswechslung: "Ich wollte den Trainer nach dem Grund fragen. Doch als ich sein Gesicht gesehen habe, da musste ich schon wieder lachen und ihn umarmen“, erzählt Mr. Übersteiger.

Aber auch Yang nutzt seine erste Chance nicht und verzieht den Ball (62.). Danach klappt plötzlich nichts mehr, es folgt ein leichter Fehlpass nach dem anderen. Alex Schur analysiert richtig: "Nach dem 2:1 haben wir Fehler wie in der letzten Saison gemacht. Statt weiter mutig nach vorne zu spielen, haben wir uns zurückfallen lassen."

Und erneut nach einer Verletzung die Ordnung verloren. Diesmal ist es Yang, der nach einem Zusammenprall eine Platzwunde am Auge davonträgt, die am Spielfeldrand getackert werden muss. MSV-Libero Emmerling rückt nach vorne, während auf der anderen Seite Janßen die Übersicht verliert. So taucht nach einer schnellen Kombination der Zebras Wolters plötzlich frei vor Torhüter Nikolov auf und schiebt das Leder trocken ins Netz. Der Ausgleich zum 2:2 (73.).

Kurz darauf hat Spies gar das 3:2 auf dem Schlappen, aber Torhüter Nikolov reagiert prächtig und verhindert den Rückstand. Danach aber spielen nur noch die Adler. Mit Gewalt wollen sie die Führung erzielen, doch die MSV-Abwehr lässt sich nicht mehr überlisten. Auch nicht Torhüter Stauce, der bei einem überraschenden Gewaltschuss von Schur in der Nachspielzeit die Fäuste reaktionsschnell nach oben bekommt. So bleibt es beim 2:2, die Siegesserie von 1966 bleibt unerreicht und die Eintracht ist nunmehr punktgleich mit dem HSV auf Rang 2. (tr)


Stimmen zum Spiel

Jörg Berger "Die sieben Zähler standen so früh nicht auf unserer Rechnung. Außerdem haben wir jetzt seit neun Spielen nicht mehr verloren. Das war ein unangenehmer Gegner, gegen den die Partie auf der Kippe stand. Es ist gut, dass wir 14 Tage Zeit haben. Wir müssen einiges aufarbeiten, wir müssen aus dem Spiel die richtigen Lehren ziehen."

Rolf Heller: "Das Publikum hatte wohl Platz Eins im Auge. Und dann geht man natürlich auch ein bisschen enttäuscht nach Hause. Sicher, es wäre schön gewesen, wenn wir unsere tolle Serie hätten fortsetzen können. Aber sieben Punkte aus drei Spielen, das muss man uns erst einmal nachmachen."

Olaf Janßen: “Ein blödes Ergebnis, aber wir sind noch nicht so gut, wie es die Tabelle aussagt."

 

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