SC Freiburg - Eintracht Frankfurt |
Bundesliga 1999/2000 - 2. Spieltag
2:3 (1:0)
Termin: Sa 21.08.1999 15:30
Zuschauer: 25.000
Schiedsrichter: Hartmut Strampe (Handorf)
Tore: 1:0 Adel Sellimi (39.) 2:0 Ali Mehmet Günes (51.) 2:1 Ralf Weber (72.) 2:2 Bachirou Salou (76.) 2:3 Bachirou Salou (86.)
SC Freiburg | Eintracht Frankfurt |
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In 20 Minuten ein mieses Spiel gedreht "Wir wollen überall gewinnen. Wer nach fünf Siegen in Folge dazu kein Selbstvertrauen besitzt, dem ist nicht zu helfen“, sagt Jan-Aage Fjørtoft und ergänzt: “Freiburg ist der große Test, danach wissen wir, wo wir stehen." Ein erstes Resümee will Trainer Berger zwar erst nach 5 bis 10 Spielen ziehen, dennoch: "Wir haben in Freiburg noch etwas gut zu machen. Dort kassierten wir die einzige Pflichtspielniederlage, seit ich hier im Amt bin. Wir werden wie im Abstiegskampf in das Spiel gehen: Wir wollen gewinnen!" Und dies mit der gleichen Aufstellung wie zuletzt beim 3:0 gegen Unterhaching. Kapitän Weber übernimmt somit die Rolle des lange verletzten Schur im defensiven Mittelfeld, der immerhin auf der Bank sitzt. "Alex fehlt die Spielpraxis. Aber ich will ihm das Gefühl geben, zum Team zu gehören“, sagt Jörg Berger. Obwohl der gegen Unterhaching eingewechselte Dombi eine starke Partie ablieferte, setzt der Trainer auf Routinier Zampach: “Dombi hat noch große taktische Defizite im Defensivverhalten. Wenn er das lernt, dann werde ich kaum an ihm vorbei gehen können, denn er hat Veranlagungen, die kann man nicht trainieren. Aber wir dürfen nicht erwarten, dass jeder Gegner wie Unterhaching an der Mittellinie aufhört, Fußball zu spielen." Gegenüber dem 1:1 in Ulm muss Freiburgs Trainer Finke zwei Änderungen vornehmen: Sellimi ersetzt im Sturm den gesperrten Slimane und Diarra spielt für den verletzten Schumann in der Innenverteidigung neben dem ebenfalls erst 20jährigen Kondé, Neuzugang von den Blackburn Rovers. Von Beginn an spielen die Breisgauer so, wie es sich Fußballoberlehrer Finke vorstellt: “Druck auf den Ball und Gegner ausüben. Bei Ballbesitz Ballkontrolle und Stationen spielen, bis das Durchspiel zum Torschuss geht.“ Mit anderen Worten, Freiburg lässt das Leder und die Adler laufen. Kaum einmal gibt es Ballbesitz für die Eintracht, die in die eigene Hälfte gedrängt wird. Gut nur, dass Finke auch hier recht hat: “Wir haben schon letztes Jahr mehr als genug Chancen herausgespielt, nur die Ausbeute war einfach katastrophal.“ So vergeben Baya, Andreas Zeyer, der Rückkehrer aus Bochum, und Bruns in den ersten 20 Minuten beste Möglichkeiten. Und es ändert sich nichts: Immer wieder entwischt der 19jährige Tobias Willi, der aus der eigenen Jugend kommt, dem sieben Jahre älteren Gebhardt, Weber hat massive Probleme mit dem quirligen Baya und Libero Janßen kommt kaum aus dem eigenen Strafraum heraus. Es gibt zwar ein paar wenige Konter, immer wieder eingeleitet durch Heldt, aber Salou und insbesondere Fjørtoft sind zu langsam für die 20jährigen Youngsters Kondé und Diarra. Dann die 39. Spielminute, Sellimi wird in den Strafraum geschickt, Bindewald versucht, ihn festzuhalten und Schiedsrichter Strampe reagiert sofort. Es gibt Elfmeter für Freiburg. Der gefoulte Tunesier schnappt sich das Leder und haut es unhaltbar für Torhüter Nikolov ins linke Toreck zur 1:0-Führung. Kurz vor dem Pausenpfiff kommt Guié-Mien noch einmal zu einer kleinen Chance, ansonsten war es das in der ersten Halbzeit, zu der sich Trainer Berger sehr moderat äußert: "Da lief es nicht so, wie ich mir das vorstelle. In der Halbzeit habe ich gesagt, dass man endlich anfangen müsse, Fußball zu spielen und miteinander zu reden.“ Zudem wechselt er die schwachen Zampach und Fjørtoft aus und bringt dafür Dombi und Yang. Doch zunächst ändert sich nichts am Spiel, im Gegenteil. Es läuft die 50. Spielminute, Baya spielt einen Pass durch die Gasse der sichtlich irritierten Adler, Günes reagiert blitzschnell und schlenzt das Leder zum 2:0 ins Netz (51.). Und so bleibt es, immer wieder sind die Spieler einen Schritt zu spät, Freiburg zaubert im Mittelfeld, vergisst aber den Torabschluss. "Für mich war das Spiel nach dem 0:2 gelaufen“, gibt Oka Nikolov zu und Kapitän Weber ergänzt: "Wir waren sauschlecht, es lief nichts zusammen." Doch nachdem Sellimi in der 67. Minute nach einem Fehler
von Bindewald die große Möglichkeit vergibt, freistehend vor
Nikolov das 3:0 zu erzielen, geht ein kleiner Ruck durch die Mannschaft.
Yang kommt immer öfter an das Leder und Kondé hat nun viel
zu tun, Salou zu halten. Stimmt, denn nun ist alles ganz anders. Während die Freiburger noch grübeln, wie ihnen das nur passieren konnte, kämpft sich die Eintracht in das Spiel. Vor allem Weber, für den 1996 bereits ein Antrag auf Sportinvalidität gestellt wurde, erweist sich nun als der Lenker im defensiven Mittelfeld: “In meinem Alter kann man Spiele lesen, taktische Fehler erkennen und korrigieren.“ Auch Berger ist von seinem Kapitän überzeugt: “Ralf ist unsere Integrationsfigur, ein absolutes Vorbild.“ Nun sind die Räume im Mittelfeld eng, den Breisgauern geht die Puste aus. So verliert Korell im Mittelfeld den Ball, der zu Dombi auf die rechte Seite kommt. Der 24jährige Ungar sprintet los, flankt zu Salou in den Strafraum und der Togolese schlenzt das Leder ins lange Toreck. Der 2:2-Ausgleich in der 76. Spielminute. Freiburg bricht in sich zusammen und Trainer Berger reagiert, er will genau wie die Mannschaft den Sieg. Falk kommt für den ausgepowerten Heldt ins Spiel (83.). Und nur drei Minuten später führt er einen Freistoß aus. Eine Augenweide, zuckerweich fliegt der Ball genau zu Salou, der sich von Kondé weggeschlichen hat und das Leder nun freistehend mit dem Kopf im Netz versenkt. Das 3:2 für die Eintracht! Die mitgereisten Adler sind aus dem Häuschen und feiern, genau wie Salou: "Das war ein wunderbarer Tag. Eigentlich kann ich gar nicht so gut köpfen, aber heute war mein Tag." Jörg Berger kennt das Erfolgsrezept: "Ich habe gehört, der Bachirou spielt immer dann gut, wenn er lacht. Deshalb sorge ich dafür, dass er viel lachen kann." Kurz vor dem Abpfiff knallt auch noch Yang den Ball an die Latte, doch dies wäre des Guten wirklich zu viel gewesen. 20 Minuten genügten den Adlern, ein sicher verloren geglaubtes Spiel zu gewinnen. Die Belohnung: Tabellenführer nach dem zweiten Spieltag! (tr)
Jörg Berger: "Wir sind noch nicht so weit, wie es unser Umfeld glaubt. Wir hätten heute auch verlieren können. Wenn ich die ersten 60 Minuten betrachte, dann dürften wir nicht an der Tabellenspitze stehen." Olaf Janßen: "Unsere Neuzugänge haben sich grandios eingefügt, keiner lässt sich hängen. Dass wir 60 Minuten lang schlecht gespielt haben, das ist nur gut. Da wird keiner überheblich." Patrick Falk: "Wenn wir gegen die schlecht gestarteten
Duisburger nicht 100 Prozent geben, dann werden wir nächsten Sonntag
verlieren. Wir werden aber 100 Prozent geben und deshalb gewinnen."
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