Eintracht Frankfurt - Bayer 05 Uerdingen |
Bundesliga 1990/1991 - 14. Spieltag
4:0 (2:0)
Termin: Sa 17.11.1990 15:30
Zuschauer: 12.000
Schiedsrichter: Hans-Joachim Osmers (Bremen)
Tore: 1:0 Anthony Yeboah (22.), 2:0 Andreas Möller (29.), 3:0 Uwe Bein (65.), 4:0 Ralf Weber (85.)
Eintracht Frankfurt | Bayer 05 Uerdingen |
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Vom Feinsten Das, was Bundesligist Eintracht Frankfurt im siebten Heimspiel beim souveränen 4:0 (2:0)-Erfolg über Bayer Uerdingen auf nassglattem Rasen in puncto Spielwitz, Kombinationsfluss, technischen Kabinettstückchen zu leisten im Stande war, ließ nicht nur Fußballästheten hoch droben auf der (überdachten) Haupttribüne genießerisch mit der Zunge schnalzen. Es war — und mit dieser Ansicht lag Eintracht-Trainer Jörg Berger goldrichtig — sicherlich „eines der besten Heimspiele dieser Saison“, es war — und damit lag auch Kollege Horst Wohlers nicht daneben — „ein deutlicher Klassenunterschied zu erkennen“, vor allem war es aber auch ein überdurchschnittliches Bundesligaspiel mit hohem Unterhaltungswert. Und daran trugen die Gäste aus Krefeld ein gerüttelt Maß an „Schuld“. Zumindest in den ersten 20 Minuten trumpfte die Bayer-Filiale mächtig auf und brachte die seit dem dritten Spiel in der Nürnberger-Trilogie strategisch umformierte Eintrachtabwehr in die Bredouille: so, als der eminent starke Roth mit letztem Einsatz und unter Zuhilfenahme des sogenannten langen Beins ein Solo des flinken Reich stoppte (5.), als Stein einen Schuss des langen Funkel über die Latte bugsierte (9.) oder gar, als Steffen nach klassischem Konter nur den Pfosten traf (14.). Danach indes war es mit der Uerdinger Herrlichkeit vorbei. „20 Minuten Bundesliga-Fußball“, dozierte später Horst Wohlers in der Pressekonferenz, „reichen eben nicht aus.“ Um dann richtig loszupoltern: „Was die Mannschaft — Holger Fach nehme ich da aus — in den anschließenden 70 Minuten geboten hat, war eine Unverschämtheit.“ Nun, ganz so miserabel waren die Uerdinger wirklich nicht. Nur fegte schlicht nach der geschilderten Anlaufzeit ein wahrer Sturm über die Bayer-Elf hinweg, dem sie nicht mehr entgegenzusetzen hatte wie etwa Laub dem Herbstwind. Bein, Möller und Gründel drehten mit so viel Vehemenz und Harmonie am Schwungrad, als habe es Querelen, Eifersüchteleien, Neid und Missgunst nie gegeben, Yeboah und vor allem Eckstein wirbelten, dribbelten, schossen, tricksten, dass es einem im zugigen Stadion warm ums Herz werden konnte und hinten ließ die Viererabwehrkette mit Binz, Körbel, Weber und Roth nichts Nennenswertes anbrennen. Und wenn dann doch noch mal etwas anzubrennen drohte, war Dauerläufer Falkenmayer allemal zur Stelle. Was man an diesem trüben Novembertag allenfalls kritisieren könnte, war die mangelnde Chancenauswertung. Weber, Bein (beide 21.), Eckstein, der Bein übersah (26.), Yeboah (28.) und Möller, dessen Solo verpuffte, weil Sippel falsch mitlief (77.), hätten Bayer ein Waterloo bereiten können. Vor allem Dieter Eckstein, der sich dank wochenlangem vorbildlichen Einsatzes am eigenen Haarschopf aus seiner persönlichen Krise zog und am Samstag auch spielerisch zu den Stärksten zählte, hätte ein Tor verdient gehabt. Kapitän Karl-Heinz Körbel sprach schließlich für viele: „Dem Eckes hätte ich einen Treffer gegönnt.“ So blieb es bei vier wunderschön herausgespielten Treffern: Nach einem Pass von Uwe Bein drehte sich Yeboah in der 21. Minute und platzierte seinen Schuss ins Tordreieck. Von da an spielte nur noch die Eintracht. Das 2:0 fiel nur wenig später. Nachdem ein Schuss von Yeboah noch abgeblockt worden war, nahm Möller den Ball auf und schloss mit links flach und erfolgreich ab. Die Eintracht erhöhte den Druck weiter, und das 3:0 ließ nicht lange auf sich warten. Eckstein, der die gegnerischen Verteidiger Klein und Fach schwindelig spielte, legte den Ball überlegt zu Bein, der aus kurzer Distanz nur noch einschieben musste. Der letzte Höhepunkt der Partie war dann das 4:0. Ralf Weber ließ mit einem Tänzeln und einem kurzen Shuffle seinen Gegenspieler aussteigen, bevor er den Ball spektakulär in den linken oberen Winkel wuchtete. Es war ein Tor, das die Euphorie im Stadion zum Überkochen brachte.
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