1. FC Nürnberg - Eintracht Frankfurt |
Bundesliga 1990/1991 - 13. Spieltag
0:2 (0:0)
Termin: Sa 10.11.1990 15:30
Zuschauer: 15.000
Schiedsrichter: Lothar Löwer (Unna)
Tore: 0:1 Ralf Weber (63.), 0:2 Uwe Bein (64.)
1. FC Nürnberg | Eintracht Frankfurt |
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Ohne Möller fallen Tore Am Ende zählt das Ergebnis: Mit einem 2:0-Auswärtssieg beim 1. FC Nürnberg konnte die Eintracht nicht nur den Kontakt zur Tabellenspitze halten, sondern auch ein lange vermisstes Erfolgserlebnis verbuchen. Aber auch die Diskussion um Andreas Möller bekam neues Futter. Nationalspieler Andreas Möller musste nach nur 45 Minuten das Spielfeld verlassen. Trainer Jörg Berger nahm ihn zugunsten von Janusz Turowski aus dem Spiel, weil er mit Möllers taktischem Verhalten unzufrieden war: „Ich musste reagieren, damit wir torgefährlicher werden.“ Statt Dieter Eckstein in der Offensive zu unterstützen, war Möller nach einigen Fehlpässen in Bedeutungslosigkeit verfallen. Mit Turowski sollte nun ein zweiter Stürmer für mehr Torgefahr sorgen. Bis es soweit kam, bot die Partie lange Zeit fußballerische Magerkost. In den ersten 45 Minuten war von der Frankfurter Eintracht wenig bis gar nichts zu sehen. Ein lauer Schuss von Studer blieb die einzige halbwegs erwähnenswerte Offensivaktion. Kein Eckball, kein gefährlicher Freistoß, kein Biss – schlichtweg keine Ideen oder Ansätze, die auf Torgefahr hindeuteten. Die Gastgeber aus Nürnberg waren kaum besser: Bis auf eine Möglichkeit von Wagner und einen Schuss von Oechler blieben auch ihre Angriffsbemühungen blass. Kein Wunder also, dass die Zuschauer zur Halbzeit entweder mit Pfiffen oder Gähnen reagierten – eine erste Halbzeit, die kaum langweiliger hätte verlaufen können. Und tatsächlich: Nach Möllers Auswechslung wurde die Eintracht gefährlicher. Nach einer ersten Halbzeit, in der sich Andreas Möller, Heinz Gründel und Uwe Bein im Mittelfeld oft gegenseitig im Weg standen, änderte sich das Bild nach der Pause schlagartig. Wo zuvor Chaos und Missverständnisse herrschten, bestimmten nun präzise Ballwechsel und zielstrebiges Spielgeschehen das Bild. In der 63. Minute erzielte Ralf Weber mit einem sehenswerten Distanzschuss den Führungstreffer, nur zwei Minuten später erhöhte Uwe Bein nach starker Vorarbeit von Eckstein auf 2:0. Dies war Wasser auf die Mühlen der Kritiker: War Möller der Hemmschuh im Team? Vizepräsident Bernd Hölzenbein bewertete die Situation differenziert: „Ich hätte Möller gerne nach dem 1:0 gesehen, denn da hatten wir endlich die Räume, die er hätte nutzen können.“ Auch Uwe Bein, selbst nicht in Bestform, widersprach einer pauschalen Schuldzuweisung: „Es lief besser, weil wir dann mit zwei Spitzen gespielt haben.“ Dietmar Roth brachte es hingegen pragmatisch auf den Punkt: „Der Andy hat viele Bälle verloren, kam nicht ins Spiel. Der Erfolg gibt dem Trainer recht.“ Manager Klaus Gerster sekundierte: „Wenn der Andy die Anweisungen des Trainers nicht befolgt, muss er ausgewechselt werden. Da ist er ein Spieler wie jeder andere auch.“ Während Andreas Möller selbst die Situation kommentarlos hinnahm, fand Torhüter Uli Stein versöhnliche Worte: „Wir wissen, dass wir mit ihm noch mehr Erfolg haben werden. Aber er muss lernen, im Sinne der Mannschaft zu spielen.“ Ein vollständiger Verzicht auf Möller wäre jedoch kaum eine Lösung. Auch Uwe Bein, der neben Möller als zentraler Spielgestalter gilt, konnte in Nürnberg nicht glänzen. Viele seiner Pässe landeten beim Gegner, und nach einem harten Foul von Nürnbergs Uwe Wolf musste Bein kurz vor Schluss verletzungsbedingt ausgewechselt werden. „Wenn das kein Platzverweis war! Der hat mir mit den Stollen das gesamte linke Schienbein demoliert,“ ärgerte sich Bein. Sein Einsatz im Pokal-Wiederholungsspiel am Dienstag ist fraglich. Auch Dieter Eckstein, der nach einer Wadenverletzung angeschlagen ist, könnte fehlen. Während die Frankfurter nach dem Sieg aufatmen können, spitzt sich die Lage beim 1. FC Nürnberg weiter zu. Trainer Arie Haan zeigte sich nach der Niederlage frustriert: „Wir stecken in einer brenzligen Situation.“ Und die Sorgen nehmen nicht ab: Torhüter Andreas Köpke musste am Sonntag wegen eines geplatzten Blutgefäßes am Oberschenkel operiert werden und fällt für das Pokalspiel aus. Eintracht-Trainer Jörg Berger sprach nach der verbesserten Leistung in der zweiten Halbzeit von einem verdienten Sieg: „Wir haben uns gesteigert und die entscheidenden Tore gemacht.“ Dennoch bleibt die zentrale Frage bestehen, wie die Eintracht das Spannungsfeld zwischen individueller Klasse und mannschaftlicher Geschlossenheit lösen will – mit Andreas Möller im Mittelpunkt der Diskussionen.
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