Eintracht Frankfurt - Bayern München

Bundesliga 1990/1991 - 12. Spieltag

1:4 (0:2)

Termin: Sa 27.10.1990 15:30
Zuschauer: 61.000
Schiedsrichter: Manfred Neuner (Leimen)
Tore: 0:1 Roland Wohlfarth (28.), 0:2 Brian Laudrup (41.), 0:3 Stefan Effenberg (65.), 0:4 Jürgen Kohler (77.), 1:4 Dieter Eckstein (82.)

 

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Bayern München

 


  • Raimond Aumann
  • Jürgen Kohler
  • Stefan Reuter
  • Hans Pflügler
  • Klaus Augenthaler
  • Olaf Thon
  • Brian Laudrup
  • Thomas Strunz
  • Stefan Effenberg
  • Hans Dorfner
  • Roland Wohlfarth

 

Wechsel

Wechsel

  • Manfred Bender für Olaf Thon (64.)
  • Alan McInally für Brian Laudrup (78.)

Trainer

Trainer

 

Vorgeführt

Die Bayern lieferten am Samstag eine Machtdemonstration ab und überrollten eine schwache Eintracht mit 1:4. Nicht nur auf dem Spielfeld herrschte Ernüchterung, auch abseits des Rasens offenbarte sich das Zusammenspiel von Profifußball und Kommerz in einer irritierenden Weise: Während Laudrup per traumhaftem Lupfer das 2:0 erzielte, informierte die Stadionanzeige über die Luxuswagen der Frankfurter Profis. Der Kontrast zwischen Anspruch und Realität hätte nicht deutlicher sein können.

Die Eintracht präsentierte sich an diesem Nachmittag wie eine Mannschaft ohne Plan und Widerstandskraft. Von trotzigem Aufbegehren war nichts zu sehen. Nach der Partie brachte Trainer Jörg Berger das Geschehen ernüchternd auf den Punkt: „Nach dem 0:1 hatten wir keine Kontrolle mehr. Die Bayern waren uns in Sachen Cleverness, mentaler Stärke und taktischer Disziplin deutlich überlegen.“

Dabei schien zu Beginn der Partie noch alles offen. In den ersten 30 Minuten konnte die Eintracht das Spiel ausgeglichen gestalten, und Anthony Yeboah sorgte in der 11. Minute sogar für eine frühe Großchance. Sein Kopfball nach einer Ecke von Andreas Möller zwang Bayerns Torhüter Aumann zu einer spektakulären Parade. Zudem blieb die Pfeife des Schiedsrichters nach einem Foul von Reuter an Eckstein im Strafraum stumm - ein Elfmeter blieb Wunschdenken.

Doch die Hoffnung auf eine Überraschung hielt nicht lange. Ab der 28. Minute spielte nur noch eine Mannschaft: Bayern München. Mit einer präzisen Ballstafette über elf Stationen legten die Gäste den Grundstein für das erste Tor. Nach einer Flanke von Pflügler setzte sich Wohlfarth im Strafraum durch und köpfte das 0:1. Dieser Treffer war der Wendepunkt: Fortan brachen bei der Eintracht alle Dämme, und die Mannschaft verlor jede defensive Stabilität. Und es kam, wie es kommen musste: Kurz vor der Halbzeitpause schlugen die Bayern erneut zu. Nach einem kraftvollen Sprint legte Stefan Reuter den Ball mustergültig für Laudrup auf, der mit einem präzisen Abschluss auf 0:2 erhöhte. Zudem musste Möller nach einem unglücklichen Sturz auf die Tartanbahn verletzt ausgewechselt werden, für ihn kam Turowski

Nach dem Seitenwechsel keimte noch einmal kurz Hoffnung auf, doch nach einem Pass Turowskis ging Beins Abschluss knapp am Tor vorbei (63.). Nur zwei Minuten später entschieden die Bayern das Spiel endgültig. Ein Pass von Thomas Strunz brachte die Frankfurter Defensive ins Wanken, und Stefan Effenberg nutzte die Lücke mit einem gefühlvollen Lupfer zum 0:3. Der Münchner Torhunger war damit aber noch nicht gestillt: In der 70. Minute legte Jürgen Kohler nach einem Pass von Reuter das 0:4 nach. Dass Eckstein in der Schlussphase nach Vorlage von Bein noch das 1:4 erzielte, war nur eine Randnotiz und änderte nichts an der Frankfurter Demütigung.

Nach der Partie deutete Trainer Berger an, dass es nicht nur auf dem Platz Probleme gibt: „Ich werde jetzt hart und konsequent durchgreifen.“ Am Sonntag setzte er diese Worte in die Tat um und sanktionierte Torhüter Uli Stein für dessen öffentlich gezeigte Unzufriedenheit. Doch die Probleme bei der Eintracht reichen tiefer, wie Mittelfeldspieler Heinz Gründel betonte: „Es wurde in den letzten Wochen so oft Klartext gesprochen, aber manche hören einfach nicht zu. Wir brauchen mehr Disziplin in der Abwehr. Vielleicht sollte der Trainer auf eine defensivere Ausrichtung setzen.“

Dieses Spiel offenbarte die Schwächen der Frankfurter Eintracht in aller Deutlichkeit. Während Bayern München mit taktischer Finesse und spielerischer Überlegenheit brillierte, zeigte sich die Eintracht überfordert, ideenlos und defensiv löchrig. Die kommenden Wochen werden zur Bewährungsprobe für Trainer Jörg Berger und sein Team, denn ohne grundlegende Änderungen droht eine Saison voller Enttäuschungen.


Abmahnung für Stein

Nach der schmerzhaften 1:4-Niederlage gegen den FC Bayern München hat die Suche nach Schuldigen bei Eintracht Frankfurt eine neue Eskalationsstufe erreicht. Dieses Mal rückte Trainer Jörg Berger ins Visier einiger Spieler, die ihm taktische Fehler anlasteten und kritisierten, er sorge nicht für Disziplin innerhalb des Teams. Was vor einigen Wochen noch als Problem eines zerstrittenen Präsidiums dargestellt wurde – insbesondere durch Aussagen von Spielern wie Bein und Möller nach der Niederlage gegen Brøndby – hat sich nun in eine Debatte über die Arbeit des Trainers gewandelt.

Besonders brisant: In der Halbzeitpause des Bayern-Spiels kam es zu einer heftigen Auseinandersetzung in der Kabine. Torhüter Uli Stein attackierte in scharfer Weise Mitspieler wie Andreas Möller und Anthony Yeboah, aber auch Trainer Jörg Berger. Nach Berichten sollen Steins Vorwürfe „erheblich unter die Gürtellinie“ gegangen sein, was die Stimmung innerhalb der Mannschaft massiv belastet habe. Die Spieler kehrten wie paralysiert aufs Spielfeld zurück, was die zweite Halbzeit zu einer noch größeren Katastrophe machte. Kapitän Karl-Heinz Körbel äußerte sich kritisch: „So hätte Stein das nicht machen dürfen.“

Am Sonntagmorgen trafen sich Präsident Matthias Ohms, Vizepräsident Bernd Hölzenbein und Jörg Berger zu einer Krisensitzung. Das Ergebnis: Berger wurde mit weitreichenden Kompetenzen und der Rückendeckung des Präsidiums ausgestattet, um die internen Konflikte zu klären und die Kontrolle über das Team zurückzugewinnen. Gegen Uli Stein wurde eine klare Maßnahme ergriffen: Der Torhüter wird Anfang der Woche eine schriftliche Abmahnung erhalten. Diese erfolgte wegen „vereinsschädigendem Verhalten gegenüber Mitspielern und dem Cheftrainer.“

Bernd Hölzenbein betonte die Bedeutung dieser Entscheidung: „Das Präsidium hat Jörg Berger volle Handlungsfreiheit gegeben. Er hat unsere volle Rückendeckung. Wenn Uli Stein Mitspieler und Trainer attackiert, müssen wir reagieren. Unser Cheftrainer heißt Berger, nicht Stein.“ Diese deutliche Rückendeckung des Trainers durch das Präsidium ist bei Eintracht Frankfurt keineswegs selbstverständlich. In den vergangenen Wochen hatte die Vereinsführung immer wieder gezögert, Berger klar zu unterstützen. Präsident Matthias Ohms räumte dies selbstkritisch ein: „Jetzt haben wir gemacht, was wir schon früher hätten tun sollen.“

 

 

>> Spieldaten <<





© text, artwork & code by fg