Hamburger SV - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1990/1991 - 8. Spieltag

0:1 (0:1)

Termin: Sa 29.09.1990 15:30
Zuschauer: 22.500
Schiedsrichter: Manfred Führer (Steinhagen)
Tore: 0:1 Andreas Möller (44.)

 

 

>> Spielbericht <<

Hamburger SV Eintracht Frankfurt

  • Richard Golz
  • Sascha Jusufi
  • Manfred Kaltz
  • Detlev Dammeier
  • Dietmar Beiersdorfer
  • Frank Rohde
  • Carsten Kober
  • Waldemar Matysik
  • Jan Furtok
  • Armin Eck
  • Thomas Doll

 


 

Wechsel

  • Thomas von Heesen für Sascha Jusufi (46.)
  • Fernando Pereira P. Nando für Waldemar Matysik (62.)

Wechsel

Trainer

  • Gerd-Volker Schock

Trainer

 

 

Die beiden Kampfhähne rupfen die Hanseaten

Ein rauschendes Fußballfest war es wieder nicht, doch Eintracht Frankfurt konnte ein 1:0 gegen den Hamburger SV im Volksparkstadion verbuchen. Matchwinner waren Andreas Möller, der den entscheidenden Treffer erzielte, und Torhüter Uli Stein, der mit einer Weltklasse-Leistung den Sieg festhielt. „Das ist doch die Hauptsache“, meinte Trainer Jörg Berger erleichtert und fügte hinzu: „Nach dem Wie fragt doch in zwei Wochen ohnehin kein Mensch mehr.“

Diese Pragmatik könnte die Eintracht der Erfolgsgeschichte des FC Bayern näherbringen, deren Verantwortliche sich seit Jahren wenig um die Ästhetik ihrer Siege scheren. Auch wenn ein Großteil der Spiele der Münchner holprig verlief, stand am Ende der letzten Saison der Meistertitel – der Lohn für viele knappe Siege, bei denen niemand mehr fragte, ob sie verdient waren oder nicht.

Mit diesem Vergleich im Hinterkopf kann man der Eintracht durchaus Respekt zollen: Trotz interner Querelen, Zank und Neid hat sie nach dem 0:5-Debakel in Kopenhagen in der Bundesliga zwei Siege eingefahren. Ein 1:0 gegen Köln vor Wochenfrist und nun ein 1:0 in Hamburg haben die Hessen auf Tabellenplatz zwei katapultiert, hinter Kaiserslautern, aber vor den Bayern und Leverkusen. In acht Spielen hat die Eintracht erst drei Gegentore kassiert, fünfmal „zu Null“ gespielt und ist die einzige noch ungeschlagene Mannschaft der Liga. Da bleibt die Frage: Warum gibt es so viel Streit in dieser Mannschaft?

Dass ausgerechnet die „Kampfhähne“ Andreas Möller und Uli Stein den Sieg in Hamburg maßgeblich prägten, passt ins Bild. Nach ihrer verbalen Schlammschlacht der vergangenen Woche lieferten beide eine beeindruckende Leistung ab – jeder auf seine Weise. Möller entschied das Spiel mit einem Kopfballtor kurz vor der Halbzeit, während Stein mit einer Reihe spektakulärer Paraden den knappen Vorsprung über die Zeit rettete.

Der entscheidende Treffer fiel in der 44. Minute nach einem Einwurf von Studer. Anthony Yeboah verlängerte den Ball mit dem Hinterkopf, und Möller, völlig ungedeckt, köpfte ins Hamburger Tor. Es war ein Moment der Effizienz, der dem Spiel der Eintracht ansonsten oft fehlte.

Dass das Ergebnis bis zum Abpfiff Bestand hatte, war fast ausschließlich Uli Stein zu verdanken. Der Torwart, der noch vor wenigen Tagen mit scharfen Worten gegen die Mannschaftsführung und seine Mitspieler ausgeteilt hatte, bestätigte zum wiederholten Male die Richtigkeit es eines Satze, der sich wie ein roter Faden durch sein Leben zieht: „Der hält alles, nur die Klappe nicht“, zeigte eine überragende Leistung und parierte hochkarätige Chancen von Furtok, Kaltz, Eck, Doll und Nando. Der HSV spielte phasenweise druckvoll, scheiterte aber immer wieder an Stein – was Hamburgs Trainer Gerd-Volker Schock zu der verzweifelten Aussage brachte: „Wie verhext. Ich weiß nicht, was wir verbrochen haben.“

Die Frankfurter Defensive, geschwächt durch den kurzfristigen Ausfall von Dietmar Roth, kämpfte tapfer, auch wenn sie oft von den Hamburger Angreifern um Furtok und Doll durcheinandergewirbelt wurde. Libero Binz agierte umsichtig, und im Mittelfeld überzeugte Ralf Falkenmayer mit unermüdlichem Einsatz. Heinz Gründel, nach seiner Verletzungspause zurück, brachte einen Hauch von Kreativität ins Spiel, während im Angriff Dieter Eckstein mit seiner Laufbereitschaft positive Akzente setzte. Möller blieb abgesehen von seinem Tor eher blass, ebenso wie Lasser und Yeboah.

Fazit: Am Ende zählte nur der Sieg. Das Ergebnis hält die Mannschaft in der Spur – und das dürfte für Jörg Berger und sein Team momentan das Wichtigste sein. Die beiden zerstrittenen Parteien, Uli Stein und Andreas Möller, scheinen einander wieder ein wenig näher gekommen zu sein. Als die Väter des Hamburger Erfolgs haben sie in der Kabine bereits die ersten Worte miteinander gewechselt. Zwar wird kolportiert, dass die Unterhaltung nicht gerade ausführlich war und beide sich dabei nicht recht in die Augen sehen mochten, doch immerhin: Ein Anfang ist gemacht. Inmitten der Spannungen und der Querelen der vergangenen Wochen mag dieser kleine Schritt vielleicht unbedeutend erscheinen – doch für das Team könnte er ein Zeichen der Hoffnung sein.

 

 

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