Eintracht Frankfurt - 1. FC Köln

Bundesliga 1989/1990 - 34. Spieltag

3:1 (0:1)

Termin: Sa 12.05.1990 15:30
Zuschauer: 32.000
Schiedsrichter: Hermann Albrecht (Kaufbeuren)
Tore: 0:1 Falko Götz (29.), 1:1 Uwe Bein (77.), 2:1 Manfred Binz (88.), 3:1 Jörn Andersen (90.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt 1. FC Köln

 


  • Bodo Illgner
  • Anders Giske
  • Paul Steiner
  • Alfons Higl
  • Armin Görtz
  • Thomas Häßler
  • Andrzej Rudy
  • Pierre Littbarski
  • Ralf Sturm
  • Falko Götz
  • Frank Ordenewitz

 

Wechsel

Wechsel

  • Jörg Gerlach für Ralf Sturm (84.)

Trainer

Trainer

  • Christoph Daum


Ein gelungenes Finale

Der Saisonabschluss der Eintracht Frankfurt geriet zu einem emotionalen und sportlich überzeugenden Test. Nach zuletzt durchwachsenen Vorstellungen verabschiedete sich die Mannschaft mit einer Leistung, die Fans und Verantwortliche gleichermaßen zufrieden machte. Am Ende eines 3:1-Erfolgs gegen den 1. FC Köln standen Ovationen, Freude und Dankbarkeit im Vordergrund, was dem Nachmittag im Frankfurter Waldstadion den Charakter eines gelungenen Festes verlieh.

Schon vor dem Anpfiff war die Atmosphäre besonders. Mit sechsminütiger Verspätung begann das Spiel, weil Karl-Heinz Körbel im Mittelpunkt einer feierlichen Ehrung stand. Sein 569. Bundesliga-Einsatz bedeutete einen neuen Rekord, und der „treue Charly“ wurde gebührend gefeiert. Auf den Schultern von Chefordner Willi Beyer wurde er unter tosendem Jubel der Fans ins Stadion getragen. Ehrungen von Präsident Ohms, dem hessischen Verbandspräsidenten Andres und Oberbürgermeister Hauff unterstrichen Körbels Bedeutung für die Eintracht und den deutschen Fußball. Auch die Mannschaft zeigte sich von ihrer besten Seite: Mit einem Transparent bedankten sich die Spieler bei ihren Anhängern und sorgten so für einen emotionalen Moment, noch bevor der Ball rollte.

Das Spiel selbst entwickelte sich zu einem unterhaltsamen Abschluss der Saison. Beide Mannschaften zeigten technisch anspruchsvollen Fußball, und besonders Kölns Thomas Häßler und Pierre Littbarski brachten mit ihren Aktionen Glanz ins Spiel. Littbarskis Slalomläufe und Häßlers präzise Pässe dominierten die erste Hälfte, in der Köln durch Götz in Führung ging. Dieser traf per Kopf nach einer Flanke von Ordenewitz, während die Eintracht zunächst ihre Chancen nicht nutzte. Die beste Möglichkeit hatte Uwe Bein, dessen Freistoß in der 33. Minute nur den Pfosten traf.

Nach der Pause drehte Frankfurt jedoch auf. Die Eintracht spielte mit deutlich mehr Druck, angetrieben von Libero Manfred Binz und dem omnipräsenten Heinz Gründel. Binz bewies nicht nur defensiv seine Klasse, sondern trieb das Spiel immer wieder energisch nach vorne - und das erfolgreich. Uwe Bein erzielte nach starker Vorarbeit von Sippel und Andersen mit einem fulminanten Rechtsschuss den Ausgleich.

Anschließend brachte Binz selbst die Frankfurter in Führung: Sein perfekter Freistoß aus ließ Kölns Keeper Bodo Illgner keine Chance. Den Schlusspunkt setzte schließlich Jørn Andersen, der mit einem überraschenden Distanzschuss das 3:1 markierte. Kurzum, die Leistung der Eintracht in der Schlussphase war imponierend und zeigt, welche Stärken in dieser Mannschaft stecken.

Nach dem Schlusspfiff startete Kapitän Körbel eine Ehrenrunde, bei der er von den Fans ein weiteres Mal gefeiert wurde. Trainer Jörg Berger nutzte die Pressekonferenz, um allen Beteiligten – von Spielern über Ärzte bis hin zum Zeugwart – seinen Dank auszusprechen.

Der VIP-Raum des Frankfurter Waldstadions wurde nach dem letzten Spiel zur Bühne für Reflexion und Euphorie. Vereinsgrößen aus Vergangenheit und Gegenwart standen einträchtig zusammen, um diese außergewöhnliche Saison zu würdigen. Namen wie Körbel, Bein, Andersen, Stein, Gründel und Hölzenbein dominierten die Gespräche, während Champagner und edle Weine flossen. Die Festtagsstimmung war ansteckend, und auch die Fans draußen feierten in einem eigens errichteten Zelt. Der dritte Platz, der beste seit Mitte der 1970er Jahre, wurde mit Stolz als Beleg für einen erfolgreichen Kurs gewertet.

 


Versuch einer Saisonbilanz

Die Eintracht Frankfurt hat in der abgelaufenen Saison eindrucksvoll gezeigt, dass sie nach wie vor zu den prägenden Vereinen der Bundesliga gehört. Der dritte Tabellenplatz, die Rückkehr in den UEFA-Cup und die Weiterentwicklung zahlreicher Spieler haben den matten Lack der vergangenen Jahre poliert und eine neue Strahlkraft gebracht. Die Bilanz der Saison liest sich wie eine Geschichte von Aufbruch, Ehrgeiz und unstillbarem Verlangen nach Erfolg – einer Gier, die den Verein seit Jahrzehnten antreibt.

Sportlich war es eine Saison der herausragenden Einzelleistungen. Uwe Bein, mit seiner spielerischen Eleganz, und Jørn Andersen, der sich die Bundesliga-Torjägerkrone sicherte, waren herausragenden Akteure. Heinz Gründel und Ralf Falkenmayer glänzten als kreative Antreiber, während Uli Stein im Tor und Manfred Binz in der Abwehr meist unüberwindbare Hürden für die Gegner darstellten. Die Entwicklung junger Spieler wie Ralf Weber und Dietmar Roth unterstrich zudem den Wert der planvollen Arbeit des Trainers Jörg Berger, der als einer der Väter des Erfolges gilt.

Doch nicht alles war makellos. Zwei Spieler rücken in den Halbschatten: Dieter Eckstein und Lothar Sippel. Eckstein, einst ein Hoffnungsträger, fand keinen Zugang mehr zum Spiel. Der Ball schien ihm fremd geworden zu sein, sein Marktwert sank ins Bodenlose. Sippel wiederum blieb in Ecksteins Schatten und wurde oft nur als Einwechselspieler berücksichtigt. Dies trübt jedoch die allgemeine Euphorie kaum – der Erfolg war zu überwältigend.

Auch abseits des Platzes bewies die Eintracht Weitsicht und Entschlossenheit. Mit enormem Einsatz gelang es, Schlüsselspieler wie Bein, Binz und Stein trotz lukrativer Angebote anderer Vereine zu halten. Die Vertragsverlängerung mit Rekordspieler Karl-Heinz Körbel und der spektakuläre, nur unter unglaublichen finanziellen Klimmzügen möglich gewordene Transfer von Andreas Möller zurück an den Main sorgten für Aufsehen. Diese strategischen Entscheidungen verdeutlichen, dass die Eintracht nicht nur Appetit auf Erfolg macht, sondern auch die Grundlage legt, die hohen Erwartungen der kommenden Jahre zu erfüllen.

Doch dieser Erfolg birgt auch Risiken. Die gestiegenen Ansprüche der Fans und des Vereins könnten zur Belastung werden. Der Druck, den eingeschlagenen Weg konsequent fortzusetzen, ist groß. Für den Moment jedoch genießt die Eintracht ihren Triumph. Mit mehr als 450.000 Zuschauern (Schnitt pro Heimspiel 26.600), 41 Punkten in der Liga und einer Rückkehr auf die europäische Bühne wurde die Saison 1989/90 zu einem Meilenstein. Ob dieser Erfolg ein Sprungbrett für Größeres wird oder der Druck zum Fluch gerät, wird die Zukunft zeigen. Fest steht: Die Eintracht hat ihre Gier genährt – und damit neue Hoffnungen geweckt.

 

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