FC St. Pauli - Eintracht Frankfurt |
Bundesliga 1989/1990 - 27. Spieltag
2:2 (1:1)
Termin: Sa 31.03.1990 15:30
Zuschauer: 20.415
Schiedsrichter: Alfons Berg (Konz)
Tore: 1:0 Klaus Ottens (24.Foulelfmeter), 1:1 Jörn Andersen (35.), 2:1 Klaus Ottens (50.), 2:2 Uwe Bein (60.)
FC St. Pauli | Eintracht Frankfurt |
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Schlagabtausch mit Niveau Das Millerntor-Stadion erlebte bei strahlendem Frühlingswetter ein Bundesligaspiel, das an Tempo, Leidenschaft und Dramatik kaum Wünsche offenließ. „Die Wahrscheinlichkeit, dass es gegen Eintracht Frankfurt ein gutes Spiel wird, ist halt größer als gegen Waldhof Mannheim“, analysierte St. Pauli-Trainer Helmut Schulte nach der Partie und hatte damit recht. Mit 20.415 Zuschauern war die Arena restlos ausverkauft – und jeder Einzelne dürfte den Besuch nicht bereut haben. Was die Zuschauer sahen, war ein lebhafter Schlagabtausch zweier Mannschaften, die sich gegenseitig bewiesen, dass sie Fußball spielen können. Technisch erreichte das Spiel zwar nicht die höchsten Sphären – St. Pauli agierte gewohnt kämpferisch, und Frankfurt spielte nicht so glanzvoll wie in Köln oder daheim gegen Stuttgart –, aber die Mischung aus Kampfgeist, nimmermüden Angriffen und insgesamt vier Toren begeisterte die Zuschauer. „Das war mal wieder etwas Schönes“, schwärmte Eintracht-Vizepräsident Bernd Hölzenbein. Die Dramaturgie des Spiels war ein Geschenk: Zweimal lag Frankfurt zurück, zweimal gelang der Ausgleich. Nach 25 Minuten entschied der Schiedsrichter auf Strafstoß für St. Pauli. Ob Torhüter Uli Stein den Hamburger Stürmer André Golke wirklich gefoult hatte, blieb selbst nach TV-Bildern unklar. Ottens verwandelte den Elfmeter souverän. Doch nur elf Minuten später glich Andersen aus. Nach einem cleveren Heber von Sievers setzte sich der Norweger durch und erzielte mit Glück seinen 14. Saisontreffer. Kurz nach der Pause schlug Ottens erneut zu. Mit einem Freistoß, der präzise und geschickt an der Frankfurter Mauer und Torwart Stein vorbei in den Winkel flog, brachte er St. Pauli wieder in Führung. Doch auch diesmal hatte Frankfurt die passende Antwort: Zehn Minuten später entwischte Uwe Bein seinem hartnäckigen Bewacher Dieter Schlindwein (einst selbst Frankfurter) und ließ Torwart Thomforde keine Chance. Was folgte, war ein mitreißender Schlagabtausch, der hin und her ging, ohne Pausen und ohne Härte. Es war das beste Heimspiel von St. Pauli in dieser Saison und ein überzeugendes Signal der Frankfurter, die nach zuletzt durchwachsenen Leistungen wieder zu alter Stärke fanden. „Das war mehr als spannend – es war richtig gut“, lobte Helmut Schulte, und Eintracht-Trainer Jörg Berger zeigte sich „hellauf begeistert“ von der Kulisse und dem Spiel. St. Pauli bewies Kampfgeist, und Frankfurt antwortete „im Stil einer Klassemannschaft“, wie Schulte anerkennend feststellte. In Frankfurt nährte dieses Ergebnis die Hoffnung auf wieder erfolgreichere Tage. Spieler und Verantwortliche wiesen Spekulationen über eine Krise energisch zurück. „Ein Knacks nach dem Bayern-Spiel, mehr nicht“, sagte Uwe Bein, der direkt nach der Partie zum DFB-Lehrgang nach Stuttgart flog. Auch Hölzenbein relativierte: „Wir haben vor einer Woche gegen ein starkes Leverkusen verloren – sonst ist doch nichts passiert.“ Trainer Jörg Berger sprach von einer „geschlossenen guten Leistung“ seiner Mannschaft. Tatsächlich war Frankfurt an diesem Tag kein Team der Einzelaktionen: Ob Studer, der vor seiner alten Heimatkulisse förmlich aufblühte, Gründel, der mit dem Ball zauberte, oder Andersen, der erneut traf – das Zusammenspiel funktionierte. Fast hätte Sippel kurz vor Schluss sogar noch den Siegtreffer erzielt. Einer jedoch blieb unzufrieden: Dieter Eckstein haderte lautstark mit sich selbst. „Ich habe noch nie so schlecht gespielt wie in diesen Wochen“, beklagte er. Nationalmannschaft und Weltmeisterschaft scheinen für ihn weit entfernt. „Wir müssen schauen, was der Tabellensechste macht“, richtete Jörg Berger den Fokus auf die kommenden Aufgaben. Mit Stuttgart, das an diesem Tag verloren hatte, bleibt der Kampf um die UEFA-Pokal-Plätze offen. Eine Woche vor dem Heimspiel gegen Werder Bremen ist die Eintracht zwar nicht mehr im Titelrennen, aber die Leistung am Millerntor war ein Schritt zurück in die Spur – und ein erfrischendes Beispiel dafür, was Fußball in seiner besten Form ausmacht.
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