VfL Bochum - Eintracht Frankfurt |
Bundesliga 1989/1990 - 21. Spieltag
2:2 (0:2)
Termin: Do 14.12.1989 20:15
Zuschauer: 20.500
Schiedsrichter: Hans-Peter Dellwing (Trier)
Tore: 0:1 Jörn Andersen (15.), 0:2 Karl-Heinz Körbel (27.), 1:2 Josef Nehl (49.), 2:2 Michael Rzehaczek (51.)
VfL Bochum | Eintracht Frankfurt |
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Erleichterter Blick nach vorne „Endlich“, seufzte Nationalspieler Uwe Bein erleichtert, als die Mannschaft von Eintracht Frankfurt am Donnerstagabend nach dem Spiel im Bochumer Ruhrstadion in den Bus stieg. Ein Gefühl der Zufriedenheit durchzog die Reihen der Mannschaft und des Trainerstabs. Trainer Jörg Berger brachte die Stimmung auf den Punkt: „Außenseiter — Spitzenreiter. Ich glaube, die Jungs haben ihren Urlaub mehr als verdient.“ Ab jetzt bis zum 15. Januar, wenn am heimischen Riederwald die Vorbereitungen für die letzten 13 Spiele der Saison beginnen, haben die Spieler endlich Zeit, sich zu erholen. Der Donnerstagabend zeigte besonders deutlich, wie erschöpft die Mannschaft nach einem intensiven Jahr war. Die Frankfurter hatten sich in der letzten Saison mit Mühe erst in zwei Relegationsspielen gegen Saarbrücken für ein weiteres Jahr in der Bundesliga qualifiziert. Nach einer der nervenaufreibendsten Saisons der Vereinsgeschichte hatten sie nur sieben Tage Pause, bevor sie in die neue Spielzeit starteten. Trotz dieser extrem kurzen Erholungsphase überraschten sie in der laufenden Saison mit einigen unerwarteten Erfolgen. Das 2:2 im Bochumer Ruhrstadion, obwohl enttäuschend, war ein versöhnlicher Abschluss eines herausfordernden Jahres. Trotz zahlreicher Probleme und spürbarer Erschöpfung, die sich vor allem in der zweiten Hälfte des Spiels zeigte, blieb die Eintracht zum neunten Mal in Folge ungeschlagen. In den ersten 35 Minuten des Spiels präsentierte die Eintracht eine Vorstellung, die an die Spielweise einer Meistermannschaft erinnerte. In der Abwehr agierten Stein, Körbel, Roth und Binz äußerst sicher und ließen wenig zu. Das Mittelfeld mit Falkenmayer, Bein, Studer, Sievers und Lasser glänzte durch technische Finesse und Übersicht. Besonders beeindruckend war das schnelle Konterspiel der Eintracht, das von Eckstein und Andersen hervorragend vorgetragen wurde. So führte man verdient durch Tore des Norwegers Jörn Andersen und von Kapitän Karlheinz Körbel mit 2:0. Bochum, überrascht von der Souveränität der Frankfurter, hatte in der ersten Hälfte nur eine nennenswerte Chance: Ein Kopfball von Kempe, den Torhüter Stein glänzend parierte. Nach der Pause jedoch zeigte sich ein völlig anderes Bild. Bereits in den letzten zehn Minuten der ersten Halbzeit hatte Frankfurt erste Schwächen gezeigt, und in der zweiten Hälfte brach die Mannschaft förmlich zusammen. Bochum, nun deutlich engagierter, setzte die Eintracht massiv unter Druck. Mit aggressivem Forechecking kämpften die Bochumer um jeden Ball und dominierten das Geschehen. Innerhalb von nur sechs Minuten erzielten Nehl und Rzehaczek den Ausgleich. Danach hatte Bochum sogar die Chance auf den Sieg. Rzehaczek, Nehl und Leifeld scheiterten jedoch jeweils knapp. „Nach den ersten 35 Minuten habe ich meinen Augen nicht getraut und dachte, ich verstehe den Fußball nicht mehr“, sagte Eintracht-Vizepräsident Bernd Hölzenbein nach dem Spiel. Die zweite Hälfte, so der Weltmeister von 1974, verdeutlichte jedoch, dass die Eintracht noch nicht die nötige Reife für den ganz großen Erfolg besitzt. „Es war klar, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen und dass es wichtig ist, auf dem Boden zu bleiben“, fügte Hölzenbein nachdenklich hinzu. Trotz des letztlich enttäuschenden 2:2 stand die Mannschaft nach Abpfiff zum fünften Mal in dieser Saison an der Spitze der Bundesliga-Tabelle. Diese Spitzenposition wird jedoch voraussichtlich nach dem 21. Spieltag wieder verloren gehen, da erwartet werden kann, dass Bayern München gegen den Karlsruher SC und Bayer Leverkusen gegen den FC Homburg gewinnen. Doch für Bernd Hölzenbein war das trotzdem ein enormer Erfolg: „Meine Erwartungen wurden weit übertroffen. Ich hätte nie gedacht, dass wir so eine Leistung abliefern würden“, sagte er. Besonders die Verpflichtungen von Uwe Bein und Ralf Falkenmayer hätten sich als Schlüssel zum Erfolg herausgestellt. Sie waren entscheidende Bausteine im neu entstehenden, harmonischen Frankfurter Spiel. Vor der Winterpause waren die Frankfurter nachdenklich und ein wenig überrascht von ihrem bisherigen Erfolg. Trainer Jörg Berger sagte nach dem Spiel: „In der Halbzeitpause in Bochum hätte ich noch gesagt, keine Pause bitte, wir sind gut drauf. Nach dem Spiel bin ich froh, dass es erstmal Schluss ist.“ Besonders Uwe Bein und Ralf Falkenmayer waren in den letzten Minuten des Spiels sichtlich erschöpft, was dazu führte, dass die Bochumer Druck aufbauen konnten und den Ausgleich erzielten. „Man hat deutlich gesehen, dass uns noch einiges zur Spitze fehlt“, analysierte Bernd Hölzenbein, „es gibt noch drei, vier Spieler, die nicht ganz auf dem höchsten Niveau spielen, während andere bereits am Limit sind.“ Trotz dieser Erkenntnisse setzte Hölzenbein bereits die Messlatte für das kommende Jahr 1990 hoch an: „Mit 28 Punkten und sieben Heimspielen ist es eine Enttäuschung, wenn wir nicht den Sprung ins internationale Geschäft schaffen. Ich weiß, dass ich die Mannschaft damit unter Druck setze, aber unter Druck hat noch niemand schlecht gespielt.“. Die Tatsache, dass Teams wie Stuttgart, Leverkusen, Bremen, Nürnberg und Köln noch nach Frankfurt reisen müssten, stärke die Zuversicht der Eintracht und stärke gleichzeitig das Selbstvertrauen der Spieler. „Ich glaube nicht, dass wir um die Meisterschaft mitspielen werden“, erklärte Hölzenbein, „dazu fehlt uns noch die Reife, aber ich habe mich in dieser Saison schon oft getäuscht. Vielleicht stehen wir am Ende plötzlich da und alles ist möglich.“ Der Vizepräsident war optimistisch, auch wenn er den Blick auf die realistischeren Ziele richtete. Eintracht Frankfurt Ende 1989 hatte sich von einer fast sicheren Abstiegsmannschaft zu einem ernstzunehmenden Kandidaten für den internationalen Wettbewerb entwickelt. Verteidiger Dietmar Roth brachte es auf den Punkt: „Einfach super.“
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