Eintracht Frankfurt - Bayern München

Bundesliga 1989/1990 - 8. Spieltag

1:2 (0:1)

Termin: Sa 09.09.1989 15:30
Zuschauer: 55.000
Schiedsrichter: Markus Merk (Kaiserslautern)
Tore: 0:1 Alan McInally (35.), 1:1 Uwe Bein (55.), 1:2 Roland Wohlfahrt (80.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Bayern München

 


  • Raimond Aumann
  • Erland Johnsen
  • Roland Grahammer
  • Klaus Augenthaler
  • Hans Pflügler
  • Stefan Reuter
  • Hans Dorfner
  • Olaf Thon
  • Manfred Schwabl
  • Alan McInally
  • Roland Wohlfarth

 

Wechsel

Wechsel

  • Thomas Kastenmaier für Hans Dorfner (37.)

Trainer

Trainer

 

Eine stolze Serie endet

Die Eintracht erlebte am achten Spieltag der Bundesliga-Saison das Ende einer bemerkenswerten Serie: Seit 19 Jahren hatten die Bayern im Frankfurter Stadion keinen Sieg in einem Punktspiel errungen. Innerhalb weniger Wochen jedoch konnten sie gleich zweimal triumphieren, nachdem sie bereits im Pokal einen knappen 1:0-Erfolg eingefahren hatten. Doch während der Pokalsieg allgemein als verdient angesehen wurde, hinterließ das Ergebnis im Ligaspiel einen bitteren Nachgeschmack bei den Hessen, die in einer packenden Partie den Sieg verdient gehabt hätten.

Von Beginn an zeichnete sich ab, dass die Bayern mit all ihrer Erfahrung und Qualität den Ton angeben wollten. Sie traten selbstbewusst auf, nutzten ihre spielerischen Stärken und setzten die Frankfurter Defensive früh unter Druck. Mit Spielern wie Klaus Augenthaler, Olaf Thon und Alan McInally verfügten die Gäste über ein Team voller Nationalspieler und erfahrener Profis. Doch die Eintracht war entschlossen, dagegenzuhalten, und zeigte von Beginn an, dass sie nicht bereit war, die Rolle des unterlegenen Herausforderers zu akzeptieren. Das Spiel war von der ersten Minute an intensiv, mit Zweikämpfen auf höchstem Niveau und taktischen Feinheiten, die das Publikum begeisterten.

Das erste Tor der Bayern fiel in der 26. Minute durch den Schotten Alan McInally. Nach einem abgewehrten Eckball der Adlerträger nutzte er den Freiraum auf der rechten Seite, um bis zum Eintracht-Strafraum zu marschieren, wo ihn Libero Binz vergeblich abzufangen suchte. Der knallige Linksschuß des Schotten landete im langen Eck.

Die Frankfurter waren nun gezwungen, noch mehr Risiko einzugehen, um den Rückstand aufzuholen. Bereits im direkten Gegenzug hatte Jörn Andersen die Möglichkeit zum Ausgleich, doch Torwart Raimond Aumann parierte seinen Versuch spektakulär. Dennoch gab es im ersten Durchgang mehr Arbeit für Stein bei Schüssen und Kopfbällen von Mclnally, Dorfner und Thon als für Torwart Raimond Aumann auf der Gegenseite.

Nach der Halbzeitpause änderte sich das Spielgeschehen deutlich. Die Eintracht kam hochmotiviert aus der Kabine und setzte die Bayern von Beginn an unter Druck. Die Hessen kontrollierten das Spielgeschehen nun nahezu vollständig und erarbeiteten sich eine Vielzahl von Chancen. In der 57. Minute belohnte Uwe Bein die Bemühungen mit einem sehenswerten Treffer. Nach einem Doppelpass mit Andersen und Heinz Gründel schoss Bein den Ball präzise ins Netz. Die Zuschauer im Waldstadion tobten, die Atmosphäre war elektrisierend, und die Eintracht schien das Momentum auf ihrer Seite zu haben.

Doch trotz ihrer Überlegenheit blieb das ersehnte zweite Tor aus. Andersen setzte einen Kopfball knapp vorbei, und Lothar Sippel, der bereits in der 34. Minute für den Rot-gefährdeten Sievers eingewechselt worden war, scheiterte nach einem beeindruckenden Solo, als er den Ball nur ans Außennetz setzte. Auch Falkenmayer, der im ersten Durchgang bereits die Latte getroffen hatte, brachte eine weitere vielversprechende Chance nicht im Tor unter. Die Eintracht war drückend überlegen, doch es gelang ihr nicht, die Bayern niederzuringen.

Die Entscheidung fiel schließlich in der 80. Minute durch Roland Wohlfarth. Nach einer weiten Vorlage von Klaus Augenthaler nahm Kastenmaier den Ball auf und schoss. Stein wehrte ab und der Ball sprang zum freistehenden Wohlfarth, der ihn ins leere Tor schob. Die Frankfurter reklamierten vehement, Kastenmaier habe zuvor im Abseits gestanden, doch der Schiedsrichter erkannte das Tor an. Es war ein bitterer Moment für die Eintracht, die sich zuvor so stark präsentiert hatte.

Nach dem Schlusspfiff herrschte bei den Frankfurtern Enttäuschung, doch auch Stolz über die gezeigte Leistung. Trainer Jörg Berger sprach von einer unglücklichen Niederlage und betonte, dass seine Mannschaft den Sieg ebenso verdient gehabt hätte wie die Gäste. Trainer Jupp Heynckes gab das auch zu: „Wir standen in der zweiten Halbzeit so unter Druck, dass wir nicht unser Spiel machen konnten. Im Pokalspiel vor drei Wochen waren wir besser. Die Eintracht hat sich als Spitzenmannschaft dargestellt. Ich muss objektiv gestehen, dass sie einen Punkt verdient gehabt hätte.“ Kollege Jörg Berger war noch deutlicher: „Eigentlich hätten wir als Sieger den Platz verlassen müssen oder mindestens mit einem Punkt“. Und zum Thema Schiedsrichter, dem von Spielern und Fans die Schuld an der unglücklichen Niederlage zugeschoben wurde, meinte er diplomatisch: „Ich will nicht richten, aber in entscheidenden Situationen hat er gegen uns gepfiffen.“

Besonders auffällig war einmal mehr die Leistung von Ralf Falkenmayer, der im Mittelfeld der Eintracht die Fäden zog und sich in herausragender Form präsentierte. Sein präzises Passspiel und seine Übersicht waren ein wesentlicher Faktor dafür, dass die Frankfurter das Spiel phasenweise dominierten. Auch Uwe Bein, der Torschütze des Ausgleichstreffers, zeigte seine Klasse, obwohl er nicht durchgängig glänzen konnte. In der Defensive war es vor allem Manfred Binz, der mit seiner Zweikampfstärke und seinem Stellungsspiel überzeugte.

Obwohl die Niederlage schmerzte, bewies die Eintracht, dass sie zu Recht an der Spitze der Tabelle steht. Die Mannschaft zeigte eine geschlossene Teamleistung, kämpfte bis zum Schluss und war dem großen Favoriten aus München zumindest ebenbürtig. Die Fans verabschiedeten ihre Spieler mit Applaus, wohl wissend, dass diese Partie ein weiterer Beleg für den positiven Trend der letzten Wochen war.

 

 

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