Eintracht Frankfurt - Bayer 05 Uerdingen

Bundesliga 1989/1990 - 6. Spieltag

2:1 (0:0)

Termin: Sa 26.08.1989 15:30
Zuschauer: 19.000
Schiedsrichter: Hans-Peter Dellwing (Trier)
Tore: 0:1 Jan Bartram (72.), 1:1 Ralf Weber (87.), 2:1 Lothar Sippel (89.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Bayer 05 Uerdingen

 


  • Manfred Kubik
  • Dietmar Klinger
  • Rainer Zietsch
  • Torsten Chmielewski
  • Wolfgang Funkel
  • Jan Bartram
  • Holger Fach
  • Gerhard Kleppinger
  • Horst Steffen
  • Brian Laudrup
  • Marcel Witeczek

 

Wechsel

Wechsel

  • Thomas Stickroth für Marcel Witeczek (61.)
  • Werner Kempkens für Dietmar Klinger (89.)

Trainer

Trainer

  • Horst Wohlers

 

Eintracht dreht das Spiel in den Schlussminuten

In einem denkwürdigen Spiel bewies Eintracht Frankfurt einmal mehr, dass sie derzeit das Momentum auf ihrer Seite hat. Mit einem dramatischen 2:1-Sieg gegen Bayern Uerdingen setzten die Hessen ihre beeindruckende Saison fort und stehen weiterhin an der Tabellenspitze. Elf Punkte nach sechs Spielen untermauern den fulminanten Saisonstart – ein starker Kontrast zur schwierigen letzten Spielzeit, in der die Eintracht zum Abschluss der Vorrunde gerade einmal elf Punkte aufwies. Doch was sich am Samstag im Frankfurter Waldstadion abspielte, war alles andere als gewöhnlich.

Das Spiel begann schleppend, und lange Zeit fehlten Frankfurt die kreativen Impulse, die Spieler wie Uwe Bein und Heinz Gründel normalerweise liefern. Die kompakte Defensive der Uerdinger ließ kaum Chancen zu, während die Eintracht sich mühsam durch das Mittelfeld arbeitete. Noch vor der Pause musste Trainer Jörg Berger Stürmer Janusz Turowski ersetzen, der mit einer Verletzung im Leistenbereich ausgewechselt wurde. Für ihn kam Lothar Sippel ins Spiel, der später noch eine entscheidende Rolle übernahm.

Nach der Halbzeit wirkten die Frankfurter weiterhin kraftlos, ein Effekt der intensiven „englischen Wochen“ mit Spielen im Pokal und der Liga. Uerdingen nutzte die Schwächen der Gastgeber aus und ging durch einen abgefälschten Freistoß von Bartram in Führung. Die Gäste verteidigten die knappe Führung geschickt und setzten auf Konter, während die Eintracht zunehmend unter Druck geriet. Das Waldstadion verstummte, und die Zuschauer bereiteten sich offenbar schon auf eine bittere Niederlage vor.

Doch in den letzten Minuten nahm das Spiel eine unerwartete Wendung. In der 87. Minute entwickelte sich im Uerdinger Strafraum eine chaotische Szene. Mehrere Schüsse der Eintracht wurden abgeblockt, bevor der Ball vor den Füßen von Ralf Weber landete. Mit einem platzierten Schuss ließ er Torhüter Kubik keine Chance und erzielte den erlösenden Ausgleich. Die Erleichterung bei den Frankfurter Fans war greifbar, denn ein Punkt schien nach der drohenden Niederlage wie ein kleiner Sieg.

Doch die Eintracht war noch nicht fertig. In der Nachspielzeit führte ein Freistoß von Stephan Studer zu einer weiteren Großchance. Lothar Sippel, der mit seinen 1,78 Metern nicht gerade als Kopfballungeheuer gilt, setzte sich akrobatisch gegen die wesentlich größeren Abwehrspieler Funkel und Kleppinger durch und wuchtete den Ball ins Netz. Das Stadion explodierte in einem Jubelsturm, während die Uerdinger konsterniert blickten. Mit einem Doppelschlag in den Schlussminuten hatte die Eintracht das Spiel gedreht und erneut bewiesen, dass sie in dieser Saison nicht so leicht zu bezwingen ist.

Die Niederlage war für Uerdingen besonders bitter, wie Nationalspieler Holger Fach nach dem Spiel bemerkte: „Drei Minuten vor Schluss sind wir noch Tabellenführer, und dann plötzlich in der Versenkung verschwunden.“ Auch Trainer Horst Wohlers zeigte sich enttäuscht: „So blöd wie wir uns in der Schlussphase angestellt haben, das ist nicht normal.“

Erleichtert gab sich Jörg Berger, betonte aber die Notwendigkeit, die Euphorie zu zügeln. „Es ist zu früh, um über höhere Ziele zu sprechen. Wir müssen auf dem Boden bleiben,“ sagte der Trainer. Auch Kapitän Karlheinz Körbel und Torhüter Uli Stein mahnten zur Vorsicht, obwohl beide die positive Entwicklung der Mannschaft betonten. Stein, der in der letzten Saison oft unter Dauerbeschuss stand, lobte die Einheit im Team und die Integration der Neuzugänge, die den Aufschwung möglich gemacht haben.

Doch bei aller Euphorie bleiben auch Herausforderungen. Nach der Verletzung von Turowski ist der Sturm der Eintracht ausgedünnt. „Das ist der einzige Mannschaftsteil, wo ich keine Alternativen mehr habe. Da darf jetzt wirklich nichts mehr passieren,“ erklärte Berger besorgt. Dennoch bleibt die Stimmung im Team und bei den Fans optimistisch. „Ich bin überzeugt, dass die Bundesliga noch viel Freude an dieser Mannschaft haben wird,“ sagte Uli Stein.

Mit diesem dramatischen Sieg hat sich die Eintracht erneut als Spitzenreiter etabliert und beweist Woche für Woche, dass die vergangenen schwierigen Zeiten hinter ihnen liegen. Während Bernd Hölzenbein den Sieg als „hellen Wahnsinn“ bezeichnete, bleibt abzuwarten, wie lange die Frankfurter diesen „Wahnsinn“ noch fortsetzen können. Eines ist jedoch sicher: Die Liga hat derzeit eine neue Attraktion – und das ist die Eintracht aus Frankfurt.

 

 

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