Eintracht Frankfurt - FC Bayern München

DFB-Pokal 1989/1990 - 1. Hauptrunde

0:1 (0:1)

Termin: 19.08.1989
Zuschauer: 48.500
Schiedsrichter: Eugen Strigel (Horb)
Tore: 0:1 Klaus Augenthaler (34.)

 

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Eintracht Frankfurt FC Bayern München

 


  • Raimond Aumann
  • Klaus Augenthaler
  • Roland Grahammer
  • Jürgen Kohler
  • Stefan Reuter
  • Olaf Thon
  • Hans Dorfner
  • Hans Pflügler
  • Ludwig Kögl
  • Alan McInally
  • Roland Wohlfarth

 

Wechsel

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Trainer

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Weitschuss ins Herz

Der Abend im Frankfurter Waldstadion hatte alles, was den Fußball ausmacht: Dramatik, packende Zweikämpfe, technische Glanzlichter und am Ende einen Hauch von Tragik für die Gastgeber. Trotz einer leidenschaftlichen und spielerisch starken Vorstellung unterlag Eintracht Frankfurt am Mittwochabend dem FC Bayern München mit 0:1 im DFB-Pokal – und das ausgerechnet durch ein denkwürdiges Tor von Klaus Augenthaler, über das wohl noch lange gesprochen wird.

Das Waldstadion, sonst in der jüngeren Vergangenheit eher ein Ort der Tristesse, war an diesem Abend ein Hexenkessel. Die Fans, die ihre Mannschaft in den letzten Wochen in einer beeindruckenden Renaissance erlebt hatten, hielten nichts auf ihren Sitzen. Und sie hatten allen Grund, stolz zu sein: Die Eintracht bot dem deutschen Meister aus München einen leidenschaftlichen Kampf und verlangte den Gästen alles ab.

Die Partie begann mit einem frühen Vorstoß der Bayern, die ihre spielerische Klasse und Abgeklärtheit zeigten. Doch die Eintracht war keineswegs bereit, in eine reine Verteidigerrolle zu schlüpfen. Mit Uwe Bein als kreativer Schaltzentrale, Gründel als dynamischem Unterstützer und Falkenmayer, der die Rolle des Marathonmannes zwischen Defensive und Offensive übernahm, hielt Frankfurt dagegen. Während die Bayern mit ihrer bekannten Effizienz operierten, brachte Frankfurt Leidenschaft und Spielfreude ein, die das Spiel zu einem echten Duell auf Augenhöhe machten.

Trotz einiger aussichtsreicher Szenen gelang es den Frankfurter Sturmspitzen Turowski und Andersen nicht, sich entscheidend gegen die bestens organisierte Bayern-Abwehr durchzusetzen. Kohler, Pflügler und ihre Kollegen ließen nur wenig zu. Auch die Unterstützung über die Flügel blieb begrenzt, da Sievers und Studer Mühe hatten, sich gegen die Bayern-Defensive durchzusetzen. Dennoch sorgte die Eintracht mit beherzten Angriffen für Gefahr: Einmal musste Kohler einen durchbrechenden Turowski mit der Hand stoppen, dann verfehlten Gründel und Turowski mit Distanzschüssen knapp das Ziel.

Die Partie war von Intensität geprägt – und das spiegelte sich auch in den gelben Karten wider. Augenthaler, Pflügler und Co. mussten immer wieder zu taktischen Fouls greifen, um das Frankfurter Tempo zu bremsen. Besonders Augenthaler rückte ins Zentrum der Aufmerksamkeit, nicht nur durch seine rustikale Abwehrarbeit, sondern vor allem durch das Tor des Abends. In der 34. Minute fasste er sich aus rund 50 Metern ein Herz und überraschte Torhüter Stein mit einem perfekt getimten Schuss, der sich wie ein Pfeil in die Maschen senkte. Es war ein Treffer, wie er nur wenigen gelingt, eine Kombination aus technischer Brillanz und einer gehörigen Portion Glück.

Frankfurt hätte dennoch zurückschlagen können, wenn nicht das Pech in entscheidenden Momenten den Gastgebern im Weg gestanden hätte. Manfred Binz, der mit bravourösen Vorstößen beeindruckte, traf gleich zweimal den Pfosten – in der 44. und 77. Minute. Beide Male wäre Torhüter Aumann machtlos gewesen. Diese Szenen unterstrichen, wie knapp das Spiel tatsächlich war, und dass der FC Bayern trotz seiner Reife und Cleverness keineswegs überlegen agierte.

Im zweiten Durchgang schwanden bei der Eintracht jedoch allmählich die Kräfte. Uwe Bein, bis dahin einer der besten Spieler auf dem Feld, musste nach rund 60 Minuten erschöpft ausgewechselt werden. Sein Fehlen war spürbar, denn mit ihm ging ein Stück Kreativität und Spielwitz verloren. Auch Gründel und Falkenmayer konnten das Tempo nicht mehr halten, und so verlagerte sich das Spiel zunehmend in die Frankfurter Hälfte. Dennoch zeigte die Abwehr um Körbel und Roth eine herausragende Leistung und ließ kaum klare Chancen für die Bayern zu.

Am Ende blieb die Erkenntnis, dass die Eintracht auf dem richtigen Weg ist. Die Mannschaft hat nicht nur mit Leidenschaft gekämpft, sondern auch spielerisch beeindruckt. Trainer Jörg Berger hat es geschafft, eine Einheit zu formen, die nicht nur durch ihre defensive Stabilität, sondern auch durch ihre kreative Potenz glänzt. Obwohl der Pokal-Traum geplatzt ist, haben die Frankfurter an diesem Abend viele Sympathien gewonnen – sowohl bei den eigenen Fans als auch bei neutralen Beobachtern.

„Der Sieg des Meisters war verdient“, räumte Berger nach der Partie ein, „aber wir haben gezeigt, dass wir mit den Besten mithalten können.“ Und tatsächlich: Mit etwas mehr Glück – wie etwa bei den beiden Pfostenschüssen – hätte die Eintracht an diesem Abend durchaus für eine Sensation sorgen können. So aber bleibt die Hoffnung, dass diese Mannschaft noch viele solcher Abende erleben wird, an denen sie nicht nur kämpferisch, sondern auch spielerisch überzeugt.

 

 

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