Eintracht Frankfurt - VfL Bochum

Bundesliga 1989/1990 - 4. Spieltag

4:0 (2:0)

Termin: Mi 16.08.1989 20:00
Zuschauer: 25.000
Schiedsrichter: Hans-Heinrich Barnick (Schenefeld)
Tore: 1:0 Heinz Gründel (19.), 2:0 Janusz Turowski (30.), 3:0 Janusz Turowski (57.), 4:0 Jörn Andersen (64.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt VfL Bochum

 


  • Ralf Zumdick
  • Gerrit Plomp
  • Rob Reekers
  • Peter Zanter
  • Thomas Kempe
  • Michael Rzehaczek
  • Uwe Wegmann
  • Frank Heinemann
  • Thorsten Legat
  • Stefan Kohn
  • Uwe Leifeld

 

Wechsel

Wechsel

  • Laszlo Farkashazy für Rob Reekers (46.)
  • Frank Benatelli für Thorsten Legat (78.)

Trainer

Trainer

  • Reinhard Saftig

 

Frankfurt begeistert und ist Tabellenführer

Kaum zu glauben, aber wahr: Im Frankfurter Waldstadion, wo vor einem Vierteljahr noch düstere Stimmung herrschte und die Mannschaft von den Fans beinahe aus der Stadt gejagt worden wäre, feierten mehr als 25.000 Zuschauer am Mittwochabend eine der besten Leistungen der Eintracht seit Langem. Mit einem begeisternden 4:0-Erfolg gegen den VfL Bochum bestätigten die Hessen ihren Traumstart in die Bundesliga-Saison und kletterten an die Tabellenspitze. Die Atmosphäre im Stadion spiegelte die Dominanz auf dem Spielfeld wider, und spätestens als „La Ola“ über die Ränge rollte, war klar, dass die Eintracht wieder zu einem echten Publikumsmagneten geworden ist.

Bereits in den ersten Sekunden zeigten die Frankfurter, dass sie an diesem Abend den Ton angeben wollten. Direkt nach dem Anstoß spielte Gründel einen langen Ball in die Spitze, den sowohl Andersen als auch Eckstein zu erlaufen versuchten. Doch bevor die Frankfurter Angreifer eingreifen konnten, griff Bochums Libero Kempe rustikal gegen Eckstein ein – und Schiedsrichter Barnick entschied sofort auf Elfmeter. Ein Blitzstart für die Gastgeber! Doch die Gelegenheit wurde nicht genutzt: Uwe Bein, der zur Ausführung antrat, scheiterte an Bochums Torhüter Zumdick, der den Strafstoß souverän parierte. Es schien, als hätte die Eintracht ihren Elfmeterfluch aus der vergangenen Saison noch nicht überwunden. Als wäre das nicht genug, musste Eckstein nach dem Foul verletzungsbedingt ausgewechselt werden. Für ihn kam Turowski, der später noch eine gewichtige Rolle spielen sollte.

Nach dieser turbulenten Anfangsphase entwickelte sich das Spiel fast ausschließlich in eine Richtung: auf das Tor der Bochumer. Frankfurt dominierte mit schnellen Kombinationen und einer beeindruckenden Spielkultur. Bein, Gründel und Falkenmayer zogen die Fäden im Mittelfeld, während Studer auf der linken Seite immer wieder klug in die Angriffe eingebunden wurde. In der 19. Minute wurden die Frankfurter Bemühungen belohnt: Nach einer präzisen Ecke von Bein verlängerte Körbel den Ball mit dem Kopf, und Gründel vollendete spektakulär per Fallrückzieher zum 1:0. Es war ein Tor der Extraklasse, das die Fans in Ekstase versetzte.

Frankfurt ließ nicht locker. Bereits zehn Minuten später fiel das zweite Tor: Studer flankte von links präzise in den Strafraum, Andersen verpasste knapp, doch Turowski stand goldrichtig und schob den Ball mühelos ins Netz. Es war ein perfektes Zusammenspiel der Frankfurter Offensive, das die Bochumer Abwehr hilflos zurückließ. Und die Eintracht hätte noch höher führen können: Turowski scheiterte zweimal knapp, erst freistehend vor Zumdick und dann mit einem Schuss ans Außennetz nach einem brillanten 50-Meter-Pass von Gründel.

Bochum hingegen hatte kaum etwas entgegenzusetzen. Sporadische Konterversuche blieben harmlos, und selbst die Härte, mit der die Gäste versuchten, den Spielfluss der Eintracht zu stören, brachte sie nicht ins Spiel. Besonders Studer war immer wieder Ziel der rustikalen Bochumer Spielweise. Stein wurde im ersten Durchgang nicht einmal ernsthaft geprüft.

Nach der Pause musste Trainer Jörg Berger erneut umstellen: Roth, der bereits in der ersten Hälfte einige Unsicherheiten gezeigt hatte, musste mit einer Gehirnerschütterung in der Kabine bleiben. Für ihn kam Bindewald, der sich nahtlos einfügte und gegen Bochums Kohn eine souveräne Leistung zeigte. Bochum startete mit neuem Elan in die zweite Halbzeit, offenbar wachgerüttelt durch ein Donnerwetter ihres Trainers Reinhard Saftig. Die Gäste spielten nun etwas mutiger und versuchten, das Tempo zu erhöhen. Doch die Frankfurter ließen sich nicht aus der Ruhe bringen.

Nach knapp einer Stunde erhöhte Turowski mit seinem zweiten Tor auf 3:0. Gründel, der an diesem Abend mit seiner Kreativität und seinem Spielwitz herausragte, bereitete den Treffer mustergültig vor. Es war der endgültige K.o.-Schlag für die Gäste, die sich immer weniger zu wehren wussten. Nur sieben Minuten später war es dann Andersen, der per Kopfball zum 4:0 traf und damit seine beeindruckende Torserie fortsetzte: In jedem der bisherigen vier Ligaspiele hatte der Norweger getroffen.

Die Fans im Waldstadion waren außer sich vor Freude. Während „La Ola“ durch die Ränge rollte, ließ die Eintracht die Partie etwas ruhiger ausklingen. Trainer Berger gönnte Bein in den Schlussminuten eine Pause und beendete das Spiel mit nur zehn Spielern. Doch das tat der Stimmung keinen Abbruch. Das Publikum verabschiedete die Mannschaft mit rhythmischem Klatschen und Ovationen – eine Szene, die vor wenigen Wochen noch undenkbar gewesen wäre.

Dieser Sieg war nicht nur ein weiterer Beweis für die Stärke der Eintracht, sondern auch eine Demonstration ihrer neuen Spielphilosophie: schnelles, kreatives Offensivspiel gepaart mit taktischer Disziplin. Vier Spiele, drei Siege, ein Unentschieden – und Tabellenführer. Die Eintracht ist zurück, und das Publikum im Waldstadion kann es kaum erwarten, am Samstag den FC Bayern München im Pokal zu empfangen.

 

 

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