Bayer Leverkusen - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1988/1989 - 30. Spieltag

2:2 (1:2)

Termin: Sa 20.05.1989 15:30
Zuschauer: 8.000
Schiedsrichter: Gerd Zimmermann (Kiel)
Tore: 0:1 Heinz Gründel (17.), 1:1 Wolfgang Rolff (37.), 1:2 Stefan Studer (45.), 2:2 Andrzej Buncol (61.)

 

>> Spielbericht <<

Bayer Leverkusen Eintracht Frankfurt

  • Rüdiger Vollborn
  • Thomas Hörster
  • Jean-Pierre de Keyser
  • Alois Reinhardt
  • Bum Kun Cha
  • Christian Schreier
  • Wolfgang Rolff
  • Andrzej Buncol
  • Ralf Falkenmayer
  • Marcus Feinbier
  • Marek Lesniak

 


 

Wechsel

  • Manfred Kastl für Ralf Falkenmayer (46.)
  • Claus-Dieter Wollitz für Marek Lesniak (74.)

Wechsel

Trainer

  • Jürgen Gelsdorf

Trainer

 

 

Frankfurt punktet und zittert weiter

Frankfurt wehrt sich mit Leibeskräften gegen den Abstieg. Das rasante 2:2 in Leverkusen hilft der Eintracht, aber sie bleibt wegen der schlechteren Tordifferenz hinter Nürnberg auf dem gefährlichen 16.Platz.

„Bei diesem Wetter möchte ich keinen Fußball spielen“, stöhnte Udo Lattek und freute sich, daß er bei 28 Grad nur zusehen brauchte. Er und die weiteren 8200 Zuschauer sahen der Hitze zum Trotz Tempo, Tempo, Tempo. Auch von der unerwartet starken Eintracht - die schon nach 18 Minuten führt. Ecke Bakalorz von rechts, Gründel läßt den Ball über den Scheitel streifen - 0:1. Gründels erstes Tor.

Noch mehr als der Schütze freut sich Bakalorz. Seit dem 1:1 im Hinspiel stolperte er von einer Formkrise in die andere, hatte kein Spiel mehr von Anfang an gemacht. Als ihm im Training der Ball immer wieder vom Fuß hüpfte, resignierte er schon: „Ich glaub', ich hab das Fußballspielen verlernt.“ Doch nach dem starken 3:2 gegen Lautern gab ihm Trainer Berger eine neue Chance. Sollte die Eintracht in dieser Saison erstmals zweimal hintereinander siegen?

Leverkusen (ohne Waas, Wade geprellt) wurschtelt viel im Mittelfeld, aber im Abschluß hapert's. Buncols Schrägschuß lenkt Stein zur Ecke (23.), Feinbier schießt Frankfurts Torwart in die Arme (26.). Dann fällt der Ausgleich doch - mit Hand-Hilfe. Buncol legt sich selbst vor, der Ball springt ihm an die Hand. Die Frankfurter, allen voran Körbel, protestieren sofort. Schiri Zimmermann (Kiel) zeigt: Weiter. Buncol legt zurück, Rolff haut aus 15 m drauf - das 1:1 (37.).

45. Minute: Leverkusen wartet schon auf den Pausenpfiff, als Alois Reinhardt Turowski foult. Blitzschnell führt Frankfurts Pole den Freistoß aus, Studer zischt von hinten ran, zieht ab - 1:2. Bayers Reaktion war so müde, als hätte das Werk seiner Mannschaft eine Fuhre Schlaftabletten verpaßt. Lattek: „Leverkusen hat schwer gepennt.“ Reinhardt wacht als erster auf, beschwert sich beim Schiri. Der „Lohn“: 4. Gelbe, wegen Meckerns.

Trainer Gelsdorf läßt Falkenmayer in der Kabine, bringt mit Kastl einen dritten Stürmer. Es wird eine schwungvolle 2. Hälfte. Feinbier - rechts daneben (55.), Kastl-Heber - drüber (55.), Tscha-Knaller - an die Latte (56.). Aber bei Leverkusen sind aller guten Dinge vier: Buncol haut einen 20 m-Freistoß rechts unten rein - 2:2 (61.). Ein Jubiläums-Treffer, Leverkusens 500. Bundesliga-Tor.

Frankfurts Konter bleiben gefährlich - aber es springt kein Tor mehr raus. (BamS vom 21.05.1989)


Frankfurt spielte klug - Bayer-Profis hatten keine Ideen

Leverkusen Durch ihren Kampfgeist hatten sich die abstiegsbedrohten Frankfurter das 2:2 verdient. Leverkusen hatte die Gäste wohl unterschätzt.

Dabei gab sich Trainer Jürgen Gelsdorf, der am vergangenen Mittwoch einen Zweijahresvertrag unterschrieb, vor der Begegnung noch siegessicher: „Wir werden so heiß spielen, daß die Sprenkleranlage anspringt.“ Doch seine Elf brauchte lange, um sich warmzuspielen. Stattdessen übernahmen die Frankfurter die Initiative und erspielten sich Chancen.

In der 17. Minute nutzte der Frankfurter Gründel nach einer Ecke von Bakalorz die Verwirrung in der Leverkusener Abwehr und schoß aus kurzer Distanz zum 0:1 ein. Nach dem Rückstand zogen sich die Frankfurter zurück, und Leverkusen drängte auf den Ausgleich. Der fiel in der 37. Minute, als Rolff auf Zuspiel von Buncol von der Strafraumgrenze schoß - und traf. Doch bei ihrem einzigen Konter nach dem 1:1 gelang Frankfurt die erneute Führung. Studer nutzte in der 45. Minute nach einem Freistoß die Unentschlossenheit der Leverkusener und schoß aus etwa zwölf Metern das 1:2. Leverkusen wehrte sich gegen die Niederlage: Buncol gelang in der 61. Minute mit einem direkt verwandelten 20-Meter-Freistoß das 2:2. (Welt am Sonntag vom 21.05.1989)


Eintracht: Elf punktet, die Führung streitet

Eintracht Frankfurt sammelt Punkte gegen den Abstieg, kommt aber nicht zur Ruhe. Die Mannschaft vollzog mit dem 2:2 (2:1) bei Bayer Leverkusen einen weiteren Schritt, damit der Verein auch im 27. Bundesligajahr unverändert der höchsten Spielklasse angehört. Doch im Hintergrund rumort es. Trainer und Vorstand liegen mit Manager Jürgen Friedrich im Clinch. „Ich mache das nur als Hobby.“ Diese Aussage von Friedrich, mit der er seine „Berufsauffassung“ als gutdotierter Eintracht-Manager umschrieb, löste vor dem Spiel Kopfschütteln aus. Zuvor hatte er eine vielkritisierte „Nichtabstiegsprämie“ von insgesamt 200.000 Mark ausgehandelt und mit einer nicht abgesprochenen Veröffentlichung dieser Maßnahme das Präsidium brüskiert. Trainer Berger schimpfte auf „Selbstdarsteller Friedrich“ und forderte, Teile der Prämie einem sozialen Zweck zur Verfügung zu stellen. „Nach einem halben Jahr Atze muß man das eine Jahr Kraus neu überdenken“, zog Schatzmeister Wolfgang Knispel, starker Mann im Eintracht-Präsidium, einen Vergleich zwischen Friedrich und dessen Vorgänger. (Darmstädter Echo vom 22.05.1989)


Licht und Schatten wechselten ständig

Eintracht Frankfurt hat mit dem 2:2 (1:2) bei Bayer Leverkusen ein wichtigen Punkt im Kampf um den Klassenerhalt geholt. Vor 8.200 Zuschauern und in stickig-schwüler Luft war für beide Mannschaften alles möglich, aber das Remis entspricht in etwa den gezeigten Leistungen. Nach den Niederlagen der Stuttgarter Kickers und des 1. FC Nürnberg war das 2:2 in der Farbenstadt ein gewonnener Zähler für die Riederwälder.

Den besseren Start hatte eindeutig die Eintracht erwischt. Mit gekonnten Spielzügen und viel Übersicht im Mittelfeld hatte die Elf von Trainer Jörg Berger das Heft zunächst in der Hand. Torchancen waren aber hüben wie drüben Mangelware. Unverdient war das 1:0 in der 17. Minute durch Gründels Kopfballtor nicht.

Danach wurden die Gastgeber stärker und setzten ihre technischen Möglichkeiten besser um. Dem 1:1 durch Wolfgang Rolff (37.) ging allerdings ein klares Handspiel von Buncol voraus. Nicht nur in dieser Phase wirkte die Hintermannschaft der Eintracht unsicher, obwohl Libero Körbel zu den besten Akteuren zählte. Als Turowski in der 45. Minute einen Freistoß schnell ausführte, nutzte Studer die Verwirrung zum 1:2. Berger freute sich: „Endlich haben wir einmal clever gespielt.“

Nach dem Wechsel war dann alles möglich. Nach Buncols Ausgleich per Freistoß (61.) gab's auf beide Seiten Chancen, die Partie zu entscheiden. Frank Schulz hätte zwei Tore schießen können, Cha (Lattenschuß), Rolff, Wollitz und Feinbier vergaben für Bayer 04. Am kommenden Donnerstag um 18 Uhr trifft Eintracht Frankfurt im Waldstadion auf Borussia Mönchengladbach.


Berger: „Spiel stand auf der Kippe“

In Leverkusen war jedes Ergebnis möglich / Frank Schulz enttäuscht über die Vereinsführung

Es war eines von den Spielen, in denen einfach alles möglich war. Ein 4:2 für Leverkusen wäre ebenso logisch gewesen wie ein in der zweiten Halbzeit herausgekonterter Sieg für Eintracht Frankfurt. Doch bei drückender Schwüle im Kessel des Leverkusener Ulrich-Haberland-Stadions gab's ein Unentschieden, und auf beiden Seiten sah man nachher mehr lachende als traurige Gesichter. „Das war ein wichtiger Punkt für uns. Die Leverkusener haben in der zweiten Halbzeit bis zum Schluß viel Druck gemacht. Bei diesem Wetter muß ich Bayer dafür ein Kompliment machen, sie haben nicht aufgesteckt“, lobte Eintracht-Trainer Jörg Berger die Moral der Gastgeber.

Bei seiner Elf beklagte er mangelnde Ruhe und fehlende Abgeklärtheit. „Das Spiel stand auf der Kippe. Frank Schulz hatte zwei gute Möglichkeiten. Andererseits haben wir auch Glück gehabt. Ich bleibe dabei - am letzten Spieltag in Hannover entscheidet sich, wer absteigen muß.“

„Ich habe meine Chancen gehabt“, gab der angesprochene Frank Schulz hinterher zu. Schon gegen Kaiserslautern habe er trotz guter Möglichkeiten das Tor nicht getroffen. „Doch das werde ich gegen Mönchengladbach nachholen, wenn ich aufgestellt werde“, meinte der frühere Bochumer, dem Kontakte zu seinem alten Verein nachgesagt werden. In der 58. Minute scheiterte der langmähnige Mittelfeldspieler am herausstürzenden Vollborn, seinen Kopfball fing der Bayer-Keeper nur fünf Minuten später sicher ab. „Ich bin aber mit meiner Leistung zufrieden, nachdem ich mich nach langer Verletzungspause wieder herangekämpft habe“, freute sich Schulz.

Weniger gut zu sprechen ist er dagegen auf die Führung der Eintracht. „Vom Vorstand hat noch keiner mit mir über die Zukunft gesprochen. Daher gehe ich davon aus, daß ich gehen muß. Ich hatte vergangenes Jahr ein gute Saison mit zehn Toren. Und für die Verletzungen kann ich ja nichts. Ich würde gern in Frankfurt bleiben, aber ich habe Alternativen in der Bundesliga und im Ausland. Aber ich bin enttäuscht, daß noch keiner vom Präsidium mit mir geredet hat“, zeigte Schulz, dessen Vertrag in Frankfurt im Sommer ausläuft, wenig Verständnis für das Verhalten der sportlichen Führung.

Nicht akzeptieren will Dieter Schlindwein ein neues Vertragsangebot von Manager Jürgen Friedrich. „Das lehne ich ab. In diesem neuen Angebot besteht keine Möglichkeit, genauso viel zu verdienen wie jetzt, selbst wenn wir vorne mitspielen würden“, erklärte der frühere Bremer.

„Die letzten 20 Minuten waren bei der Hitze sehr schwer, aber es hat jeder für jeden gekämpft“, analysierte Kapitän Karl-Heinz Körbel. Jetzt müsse man die Gladbacher zuhause schlagen, dann könne die Eintracht endlich mal etwas ruhiger spielen. „Die Mannschaft merkt, daß es dem Ende entgegengeht und nicht mehr viel zu reparieren ist. Aber Gladbach liegt uns. Außerdem ist irgendwie mehr Zug in unserem Spiel, und jetzt punkten wir ja auch.“

Die von Manager Jürgen Friedrich gegen großen Widerstand im Präsidium durchgedrückte Nichtabstiegsprämie sei kein Thema in der Mannschaft. „Wir wollen auch so nicht absteigen. Ich hoffe, daß bis zum letzten Spiel in Hannover alles für Platz 15 entschieden ist und setze mich dafür ein, daß von der Prämie etwas für einen guten Zweck gespendet wird.“

Die jüngsten Querelen in der Vereinsspitze wegen der Veröffentlichung der Nichtabstiegsprämie durch Manager Friedrich (Schatzmeister Knispel: „Nach einem halben Jahr Atze muß man ein Jahr Kraus neu überdenken“) belasten die Mannschaft angeblich nicht. „Das interessiert uns nicht. Wir haben genug mit uns selbst zu tun“, so Kapitän Körbel.

 

>> Spieldaten <<





© text, artwork & code by fg