Hamburger SV - Eintracht Frankfurt |
Bundesliga 1988/1989 - 28. Spieltag
2:1 (1:1)
Termin: Sa 06.05.1989 15:30
Zuschauer: 9.500
Schiedsrichter: Hellmut Krug (Gelsenkirchen)
Tore: 0:1 Janusz Turowski (27.), 1:1 Thomas von Heesen (38.), 2:1 Oliver Bierhoff (47.)
Hamburger SV | Eintracht Frankfurt |
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Turowski war helle, sonst alles finster für Eintracht Hunderttausende gingen gestern am langen Sonnabend einkaufen, noch mehr waren beim 800. Hafengeburtstag. Wer in Hamburg etwas vom Sport sehen wollte, schaute bei den Tennis-Damen vorbei. Kein Wunder, daß zum Bundesligaspiel des HSV gegen Frankfurt gerade noch 9300 Fans blieben. Mehr hatte dieses schlimme Gewürge auch nicht verdient. Der einzige Lichtblick für den HSV: Mit dem 2:1 (1:1) ist man einem UEFA-Cup-Platz sehr nahe gekommen. Frankfurt aber sitzt ganz tief im Bundesliga-Keller. Hamburgs Trainer Reimann (mit Gipsbein neben seiner Bank) mußte umbauen. Stürmer Furtok spielt mit seinen Polen in der WM-Qualifikation gegen Schweden, Spielmacher Uwe Bein fehlte nach seiner Roten Karte in Bochum. Sascha Jusufi (Leistenbeschwerden) blieb erstmal auf der Bank. Dafür mischte Libero Jakobs wieder mit, versuchten sich vor ihm die Stürmer Merkle und Bierhoff. Es blieb sehr lange beim Versuch bei beiden Mannschaften. Beim HSV war von Heesen auf sich allein gestellt, bei der Eintracht bekamen der Ex-Hamburger Gründel und Heidenreich das Spiel nicht in den Griff. Erst gähnten die Fans, dann pfiffen sie. So schlecht das Spiel, so schön war Frankfurts Führungstor in der 29. Minute. Eine 40-Meter-Flanke von Studer hämmerte Eintracht-Stürmer Turowski aus 9 Metern volley ins Netz. Bezeichnend für das Durcheinander im HSV-Spiel: Studer hatte Kaltz und Spörl den Ball ganz locker abgenommen, nachdem die beiden HSVer sich gegenseitig umgerannt hatten. Daß der HSV noch vor der Pause zum Ausgleich kam, lag an Eintracht-Torwart Uli Stein. Der Ex-Hamburger, von den HSV-Fans freundlich begrüßt, faustete an einer Beiersdorfer-Flanke vorbei. Bierhoff kam mit dem Kopf an den Ball, von Heesen mit dem Fuß - 1:1 (38.). Nur kurz reckte von Heesen die Faust zum Jubel. Der Mann, den Frankfurt zur Rückrunde für 4 Millionen Mark haben wollte, hatte sich beim Schuß eine Zerrung geholt. Nach der Pause blieb von Heesen in der Kabine, für ihn kam Jusufi. Der leitete mit seiner ersten Aktion den Sieg des HSV ein, legte Bierhoff das 2:1 auf (46.). Das war's auch schon in einem Spiel, das immer schwächer wurde. Verständlich, wenn HSV-Trainer Reimann nach dem Abpfiff tobte: „Eigentlich hätten wir unseren Zuschauern das Eintrittsgeld zurückgeben müssen." (BamS vom 07.05.1989)
Alle diskutieren den Zuschauerschwund in der Fußball-Bundesliga. Die Profis des Hamburger SV und von Eintracht Frankfurt lieferten dazu einen deprimierenden Beitrag: Beim glücklichen 2:1-Sieg des Uefa-Cup-Anwärters HSV über den Abstiegskandidaten vom Main sahen 9350 zahlende Fans insgesamt 25 Spieler am Werk, deren Mehrzahl neben der Berufsehre selbst die persönliche Zukunft als gut bezahlte Fußballer egal zu sein schien. Während der HSV seine Chancen wahrte, nimmt die Wahrscheinlichkeit, daß die Bundesliga am Saisonende mit der Eintracht einen weiteren Traditionsklub aus dem Gründerjahr verliert, rapide zu. Die Verantwortlichen des vorjährigen Pokalsiegers stehen dem atemberaubenden Absturz und der Gleichgültigkeit etlicher Profis immer fassungsloser gegenüber: „Es ist erschütternd und geht tief ans Herz. Es ist eine persönliche Niederlage für mich, wenn ich sehe, wie einige Spieler abschalten. Nie war es so leicht in Hamburg zu gewinnen wie diesmal", machte Trainer Jörg Berger kein Hehl aus seiner Gemütsverfassung. Manager Jürgen Friedrich meinte: „Eigentlich müßte ich jetzt sagen, macht euren Mist allein. Wir haben genug geredet, da verliert man allmählich die Glaubwürdigkeit." So ist selbst der letzte Ausweg, der Rückgriff auf mehrere Amateure, nicht mehr auszuschließen. „Wir müssen das mit allen Konsequenzen überlegen", sagte Berger dazu. Ausgerechnet Kräfte wie Nationalspieler Eckstein sowie die Ex-Hamburger Stein und Gründel treiben die zerstrittene Eintracht-Mannschaft immer näher Richtung Abstieg. Der 3,4-Millionen-Zugang Eckstein trifft seit Monaten das Tor nicht. Gründel darf sich getrost teuerster Spaziergänger der Liga nennen. Und das Fehlerkonto des für das schlechte interne Klima mitverantwortlichen Stein wächst unübersehbar. „Im Prinzip hätte man den Zuschauern das Geld zurückgeben müssen", gab HSV-Trainer Willi Reimann zu. (Darmstädter Echo vom 08.05.1989)
Nach der Roten Karte in Bochum hatte er es sich gestern auf der Haupttribüne des Volksparkstadions bequem gemacht. Neben ihm saß seine Frau Sabine, als Uwe Bein aus gut 100 Metern Entfernung das Spiel seines jetzigen Klubs (HSV) gegen seinen künftigen (Frankfurt) mit gemischten Gefühlen verfolgte. Bein hätte am liebsten 4 Punkte vergeben. Zwei für den HSV, mit dem der Spielmacher noch einen Platz halten will, der zur Teilnahme im UEFA-Cup berechtigt. Zwei für die Eintracht, für die er kommende Saison spielen soll. Der Vertrag ist unterschrieben, die Ablöse mit 1,5 Millionen Mark festgelegt. Alles ist hinfällig, wenn Frankfurt absteigt. So drückte Bein gestern gleich beide Daumen - für jeden Klub einen. Das wird bis zum Saisonende so bleiben. Eines ist aber schon sicher: Das Rennen um die Torjäger-Krone hat Uwe (14 Treffer) verloren. Während seine Konkurrenten munter treffen können, muß er wegen seines rüden Fouls an Legat noch mindestens drei Wochen brummen. (BamS vom 07.05.1989)
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