SV Waldhof Mannheim - Eintracht Frankfurt |
Bundesliga 1988/1989 - 25. Spieltag
1:0 (1:0)
Termin: Sa 08.04.1989 15:30
Zuschauer: 14.500
Schiedsrichter: Peter Richmann (Leverkusen)
Tore: 1:0 Uwe Freiler (41.)
SV Waldhof Mannheim | Eintracht Frankfurt |
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Fußball vom Schlimmsten Es begann ganz in Freundschaft. Frankfurts Schlindwein klopfte seinem früheren Geschäftsführer Klaus Sinn auf die Schulter, Mannheims Peter Lux winkte schon von weitem Eintrachts Gründel zu. Die beiden kennen sich aus gemeinsamen HSV-Zeiten, treffen sich mindestens einmal die Woche zum Fischessen. Heinz Gründel hätte sich dann aber fast verschluckt, als ihm Lux zurief: „Heute geht's zur Sache.“ Zur Sache? Keine frische Idee, viel Gehacke. Sogar die Fans ließen wie die Tannen im sauren Wald die Köpfe hängen. Dabei waren die Waldhöfer nach dem 2:1-Sieg in Dortmund doch gerade wieder aufgeblüht. Dickgießer hatte auch schon nach drei Minuten das 1:0 auf dem Kopf - daneben. Die nächsten 40 Minuten waren duftender Beweis für den Tabellenstand beider Mannschaften: Es roch nach Abstieg. Fußball faul. Die Waldhöfer Finke und Buric säbeln über den Ball, Frankfurts Eckstein schiebt ganz unbedrängt Tsionanis das Leder hin. Nach 30 Minuten bringen Körbel, Schlindwein, Gründel die Fans auf die Palme: Sie spielen Ringelpiez in eigenen Reihen. Gellende Pfiffe. Dann Jubel, obwohl es gar nicht danach aussah. Eckstein verstolpert den Ball, Bührer schnappt sich die Kugel. Der sieht den freien Freiler. Und was macht der verwelkte (er hat zuletzt am 3. September '88 beim 2:2 in Bochum getroffen) Torjäger? Er blüht auf, dreht sich um Roth, schießt aus 15 Metern von halblinks ins lange rechte Eck. 1:0 (41.). Nach dem Wechsel das gleiche Bild: Beide Mannschaften auf dem Holz- anstatt auf dem Torweg. Nur eine interessante Szene nach der Pause (Zimmermann faustet einen Eckstein-Fernschuß weg). Eigentlich hätte man bei der Spielwertung zwei Daumen nach unten geben müssen. Fazit vor 14.000 Zuschauern: Waldhof schlägt aus, Frankfurt auf dem absteigenden Ast. (BamS vom 09.04.1989)
Beim l:0-Sieg des SV Waldhof Mannheim gegen Eintracht Frankfurt wurden Leistungen auf unterstem Niveau geboten. Ex-Nationalspieler Bernd Nickel: „Beide Mannschaften sahen wie Absteiger aus.“ Die Hausherren durften sich wenigstens noch über das fünfte Saisontor von Uwe Freiler (41.) freuen. „Für uns zählen momentan nur die Punkte“, erklärte Trainer Günter Sebert. Sein Team überflügelte die Frankfurter um einen Zähler und schob den Pokalsieger auf den Relegationsplatz. Daß Freiler seine siebenmonatige Ladehemmung beenden konnte und Waldhof nun 5:1 Punkte in Serie aufweist, war vor 14.500 Zuschauern auch ein „Verdienst“ von Nationalspieler Dieter Eckstein. Nach zwei vergebenen Elfmetern in Nürnberg und gegen Bochum leistete er sich vor der Entscheidung einen haarsträubenden Fehlpaß in der eigenen Hälfte. Immerhin gestand der 3,4 Millionen Mark teure Stürmer ein: „Ich habe den Verein schon einen Haufen Punkte gekostet.“ Diese könnten der Eintracht bei der Endabrechnung fehlen. Denn nach sechs Spielen ohne Sieg spricht auch das schwere Restprogramm gegen das Bundesliga-Gründungsmitglied. „Wir müssen uns selbst aus dem Dreck ziehen“, meinte Trainer Jörg Berger, „spätestens nach den Samstag-Ergebnissen muß sich jeder über die Situation im klaren sein.“ Kapitän Karl-Heinz Körbel beurteilt diese Lage „noch prekärer“ als in den vergangenen Jahren: „Es ist enttäuschend zu sehen, daß ein möglicher Punkt durch Fehler und eigene Dummheit verschenkt wird.“ Dazu kommt der Aufschwung bei anderen gefährdeten Mannschaften. Körbel: „So kann man absteigen.“ Frankfurt steht das Wasser bis zum Hals, für Mannheim ist nun wieder „Land in Sicht“ (Sebert). (Darmstädter Echo vom 10.04.1989)
Für Frankfurt ist es im Abstiegskampf fünf vor zwölf Reduziert sich das Quartett der Gründungsmitglieder Hamburger SV, 1. FC Köln, 1. FC Kaiserslautern und Eintracht Frankfurt, das seit Bestehen der Fußball-Bundesliga ununterbrochen der höchsten Spielklasse angehört, zum Trio? Die Frage stellt sich angesichts des freien Falls von Eintracht Frankfurt auf Platz 16. „Die wissen gar nicht, wieviel Uhr es ist“, stellte Saarbrückens Trainer Klaus Schlappner als Beobachter des 0:1 gegen Waldhof Mannheim fest. Tatsächlich ist es fünf vor zwölf für die Mannschaft von Trainer Jörg Berger. Ihm bleiben derzeit nur Durchhalteparolen wie „Wir müssen uns selber aus dem Dreck ziehen“. Doch wie? Ärmelhochkrempeln scheint nicht die feine Frankfurter Art zu sein. Ein ernstes Wort redete Berger mit Stürmer Dieter Eckstein, durch dessen Schwarzmalerei („Wenn wir gegen Mannheim verlieren, steigen wir wahrscheinlich ab“) er seine Bemühungen um ein positives Betriebsklima torpediert sah. Der 3,4-Millionen-Einkauf aus Nürnberg, der mit zwei verschossenen Elfmetern und seinem Fehlpaß zum Mannheimer 1:0 in den letzten Wochen zum Unglücksraben wurde, übte Selbstkritik: „Ich habe die Eintracht mehr Punkte als Ablöse gekostet.“ Bei einer garantierten Einsatzprämie von 5000 Mark - ob Sieg oder Niederlage - und einer Freigabeklausel im Abstiegsfall gehen solche Sprüche locker über die Lippen. Der Zugzwang wächst. Wenn es am Samstag auch in Karlsruhe kein Erfolgserlebnis gibt, sieht es bei nur noch vier Heimspielen duster aus. Dann kann die Vision Meppen statt München Wirklichkeit werden. Obgleich der mit Vorliebe sich Privatjets bedienende Eintracht-Präsident Matthias Ohms beim Amtsantritt trotzig festgestellt hatte: „Ich lande auch auf dem Flugplatz Meppen.“ (Darmstädter Echo vom 11.04.1989)
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