KV Mechelen - Eintracht Frankfurt |
Europapokal der Pokalsieger 1988/1989 - Viertelfinale, Rückspiel
1:0 (0:0)
Termin: 15.03.1989
Zuschauer: 16.000
Schiedsrichter:Spirin (UdSSR)
Tore: 1:0 Wilmots (67.)
KV Mechelen | Eintracht Frankfurt |
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Eintracht Frankfurt scheidet in Mechelen aus Die Frankfurter Eintracht ist durch ein 0:1 im Rückspiel beim KV Mechelen im Viertelfinale des Europapokals der Pokalsieger ausgeschieden. Wilmots erzielte in der 66. Minute das entscheidende Tor. Das Hinspiel hatte in Frankfurt 0:0 geendet. Über eine Stunde lang hielt die völlig defensiv eingestellte Eintracht das 0:0 gegen einen technisch und spielerisch hoch überlegenen Gegner. Dann war der überragende Torwart Stein und seine aufopferungsvoll kämpfende Abwehr geschlagen. Nach dem Gegentreffer wurde die Eintracht mutiger und spielte ihre gute Kondition aus. Sie bot eine beeindruckende Schlußphase und schnürte den Supercupgewinner Mechelen in deren Strafraum ein. In der 79. Minute hatte Dirk Bakalorz die große Chance zum Ausgleichstreffer und damit zum Erreichen des Halbfinales. Doch der Frankfurter Mittelfeldspieler schoß aus zehn Metern freistehend über das Tor. Das 1:1 wäre dem gesamten Spielverlauf nicht ganz gerecht geworden. Doch die Tatsache, daß sich die Eintracht die Möglichkeiten dazu herausspielte, spricht für die den Umständen entsprechende gute Leistung der Frankfurter. Nach dem Schlußpfiff machten die Eintracht-Spieler abfällige Handbewegungen in Richtung Schiedsrichter Spirin aus der Sowjetunion, der sie vor allem in der zweiten Halbzeit durch einige Entscheidungen benachteiligt hatte. Die erste Szene zeigte schon deutlich an, welche Richtung das gesamte Spiel nehmen sollte: immer auf das Tor der Frankfurter. Die Eintracht hatte Anstoß, und der Ball wurde auf kürzestem Weg zu Libero Binz zurückgespielt. Es war das einzige Mal, daß ein Paß über 40 Meter von einem Eintracht-Spieler einen Kameraden fand. Im weiteren Verlauf der ersten Halbzeit waren solche langen Pässe von der Eintracht nicht mehr zu sehen, denn 40 Meter standen der am weitesten hinten und der am weitesten vorne plazierte Frankfurter kaum einmal auseinander. Fast immer versammelten sie sich in voller Stärke in und um den eigenen Strafraum, um die Angriffe des KV Mechelen abzuwehren. Ein Frankfurter Kombinationsspiel im Mittelfeld fand nicht statt, einfach weil die Frankfurter - auch wenn sie ausnahmsweise einmal im Ballbesitz waren - Mitte der eigenen Hälfte stehenblieben. Die rühmliche Ausnahme war der Amateur Dietmar Rompel, der sich nicht in Quer- und Rückpässen übte, sondern das Selbstbewußtsein hatte, auf geradem Weg, den Ball am Fuß, über die Mittellinie zu stürmen. Viel weiter freilich drang der Siebenundzwanzigjährige nicht vor, weil ihm die Unterstützung seiner Mitspieler fehlte. Der einzige Eintracht-Stürmer, Jörn Andersen, war stets von mindestens zwei Gegnern abgedeckt. Dirk Bakalorz, der von den Mittelfeldspielern die offensivste Rolle übernehmen sollte, fügte seinen zahlreichen schwachen Leistungen eine weitere an. Die erste bemerkenswerte Szene in der Offensive hatte die Eintracht in der 31. Minute, als Binz einem Mecheler 30 Meter vor dessen Tor den Ball durch die Beine spielte. Der Frankfurter Libero erreichte den Ball zwar nicht mehr - aber immerhin ein mutiger Vorstoß. In der 42. Minute gelang ihm sogar ein Schuß aufs Tor der Belgier. Der erste und einzige in der ersten Halbzeit. Die Mecheler boten ihren Fans unter den 14.000 Zuschauern im fast ausverkauften Stadion erheblich mehr. Gegen die dichtgestaffelte Frankfurter Abwehr konnte nicht jeder Angriff gelingen, aber es gelang eine Vielzahl von Direktkombinationen, denen lediglich der verdiente Abschluß, ein Tor, fehlte. Die beste Möglichkeit hatte Versavel, der einen von Binz zu kurz abgewehrten Ball aufnahm und aus 17 Metern plaziert aufs Tor schoß. Torwart Stein wehrte nach kühnem Sprung mit einer Faust ab. In der 38. Minute wurde Emmers freigespielt, doch wieder konnte Stein, diesmal aus kurzer Distanz, halten. Die meiste Gefahr ging im ersten Spielabschnitt vom Mecheler Ohana aus, der in der 20. Minute für den verletzten de Wilde eingewechselt worden war. Von solch erstklassigen Alternativen kann die Eintracht zur Zeit nur träumen. Auf ihrer Bank saßen Balzis, Heidenreich, Biernath und Bindewald. Ohana ist israelischer Nationalspieler. Und der KV Mechelen wird in Zukunft noch stärker werden. Trotz eines Millionen-Angebots für ihren Torwart Preud'homme von Real Madrid sagte ein Vorstandsmitglied des Vereins: „Wir verkaufen keinen Spieler, den wir behalten wollen. Der gesamte Kader bleibt und wird noch verstärkt.“ Zu Beginn der zweiten Halbzeit konnte sich die Eintracht ein wenig vom Druck der Mecheler befreien. Die Frankfurter griffen früher und mutiger ihre Gegenspieler an, und so verlagerte sich das Spielgeschehen mehr ins Mittelfeld. In der 55. Minute kamen die Frankfurter sogar zu ihrer ersten großen Chance, als Preud'homme zehn Meter vor dem Strafraum gegen Andersen mit dem Fuß retten mußte. Die Eintracht sah im zweiten Spielabschnitt zwar besser aus, doch das bewahrte sie nicht vor dem Gegentreffer. Körbel konnte eine Flanke von Sanders nicht verhindern, der Ball flog zu Wilmots und der Stürmer des KV Mechelen traf aus 14 Metern unhaltbar für Stein unter die Latte. Die Eintracht ließ sich von dem Rückstand nicht beeindrucken und versuchte nun mit allen Mitteln den Ausgleich zu erzielen. Bakalorz und Andersen hatten dazu auch Chancen, doch sie trafen das Mecheler Tor in aussichtsreicher Position nicht. Stimmen zum Spiel Trainer Aad de Mos (Mechelen): „Wir haben traumhaft Fußball gespielt, temporeich und schnell. Die Arbeit haben wir uns aber selbst bereitet, denn zur Halbzeit hätte es schon 2:0 für uns stehen müssen.“ Trainer Jörg Berger (Frankfurt): „Insgesamt war dieses Ausscheiden schon in Frankfurt programmiert, denn dort haben wir beim Hinspiel drei glasklare Chancen nicht genutzt. Am Willen und am Einsatz der Mannschaft hat es nicht gefehlt, und zum Schluß hatten wir sogar zweimal die Chance zum 1:1. Das hätte den Spielverlauf allerdings auf den Kopf gestellt.“ (FAZ vom 16.03.1989)
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