Stuttgarter Kickers - Eintracht Frankfurt |
Bundesliga 1988/1989 - 19. Spieltag
0:1 (0:1)
Termin: Sa 25.02.1989 15:30
Zuschauer: 7.500
Schiedsrichter: Werner Föckler (Weisenheim)
Tore: 0:1 Dieter Eckstein (26.)
Stuttgarter Kickers | Eintracht Frankfurt |
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Eintrachts erster Auswärtssieg Der Abstiegskampf in der Bundesliga wird zum üblen Gewürge. Bei der 0:1-Niederlage des Aufsteigers Stuttgarter Kickers gegen die Frankfurter Eintracht sahen 7350 Zuschauer Fußball zum Abgewöhnen. „Wir müssen ganz schnell dem Problem unserer Auswärtsschwäche auf die Spur kommen", meinte der neue Eintracht-Trainer Jörg Berger. Mit 0:16 Punkten in fremden Stadien waren die Hessen angereist. „Wir wollen endlich ein paarmal hintereinander zu Null Spielen", hatte sein Kickers-Kollege Manfred Krafft gefordert. Seine Stuttgarter sind nämlich die schwächste Heimelf der Liga (erst 5 Punkte). Gute Vorsätze. Doch daraus wurde ein Spiel zwischen SV Kläglich (Kickers) und Eintracht Harmlos (Frankfurt). Haarsträubende Abwehrschwächen auf beiden Seiten. Doch zunächst sah es ein wenig besser für die Kickers aus. Schüler zog aus spitzem Winkel am langen Eck vorbei (5.). Dann ließ Bakalorz die eigentlich harmlose Flanke von Wolf durchrutschen. Aber Vollmer, völlig freistehend, konnte das Geschenk aus 5 Metern nicht nützen. Da versuchte es natürlich auch die Eintracht. Eckstein entwischte an der Mittellinie Stuttgarts Libero Schön (der danach mit einer Leistenzerrung ausschied), zog nur knapp drüber. Und dann das frühe Tor, das Frankfurts ersten Auswärtssieg sicherte. Ein Kopfball von Studer nach links zu Turowski. Der ließ Stuttgarts Schlotterbeck aussteigen, flankte gefühlvoll nach innen. Dieter Eckstein, völlig frei, mußte nur noch den rechten Fuß hinhalten (25.). Das Spiel wurde auch nach der Pause nicht besser. Aber immerhin war etwas mehr los. Hein traf für Stuttgart (72.), aber Abseits. Auch sein Kollege Schüler überwand Uli Stein (84.). Wieder entschied Schiri Föckler auf Abseits. Von da an war er der Buhmann von Stuttgart. Auch die Frankfurter hatten noch ihre Chancen. Turowski war durch, Eckstein stand frei, zweimal rettete Stuttgarts Torwart Armin Jäger. Kollege Stein nahm ihn hinterher tröstend in die Arme. Eine nette Geste im riesigen Neckarstadion, das zum Fußball-Grab für die Kickers zu werden droht. (BamS vom 26.02.1989)
Es hat wenige Bundesligaspiele gegeben, die schlechter waren als die Begegnung zwischen den Stuttgarter Kickers und der Frankfurter Eintracht am vergangenen Samstagnachmittag, aber viele waren schon langweiliger. Was die Stuttgarter und die Frankfurter Fußballprofis boten, war vom sportlichen Wert her kaum zweitligareif. Der Unterhaltungswert - zumindest der letzten Viertelstunde - genügte allerdings höchsten Ansprüchen. Die Eintracht führte durch ein Tor von Eckstein in der 26. Minute verdient 1:0. Sie hatte es in der Folgezeit versäumt, bei Kontern durch Turowski und Eckstein den Vorsprung auszubauen, aber immerhin in der Abwehr die Nervosität soweit abgelegt, daß den Stuttgartern keine Torchancen mehr geschenkt wurden, wie das in den ersten zehn Minuten der Fall war. Die Kickers waren erschreckend schwach, die Eintracht etwas weniger: eine eher zähflüssige Begegnung näherte sich ihrem Ende. Doch dann setzte sich die Eintracht noch einmal selbst unter Druck. Torwart Steins Abschläge wurden noch in der Frankfurter Hälfte von den Stuttgartern abgefangen, Eckstein köpfte den Ball in den eigenen Strafraum zurück, der Ball flog wie ein Querschläger durch den Frankfurter Strafraum. Die Stuttgarter erkannten ihre Chance, setzten nach und erkämpften Eckball auf Eckball. In der ganzen Hektik behielt nur Schiedsrichter Föckler die Übersicht. Zweimal entschied er auf Abseits, nachdem Stuttgarter den Ball ins Tor geschossen hatten, im zweiten Fall hatten die Frankfurter selbst nicht daran geglaubt, daß der Treffer nicht regulär erzielt worden war. Im Trubel der letzten Minuten waren nicht nur die jungen Frankfurter Profis überfordert. Uli Stein paßte im Strafraum den Ball zum nächsten Stuttgarter, doch immerhin griff er ihn sich wieder. Der Stuttgarter Hotic kam dabei zu Fall, aber wieder entschied Föckler richtig: er ließ weiterspielen. Die Verantwortlichen der Stuttgarter Kickers sahen die Entscheidungen des Schiedsrichters ganz anders: „Wir sind heute betrogen worden", meinte Vereinspräsident Dünnwald-Metzler und Trainer Manfred Krafft sagte über das zweite Abseitstor seiner Mannschaft: „In jedem anderen Stadion der Bundesliga ist das ein Tor, nur hier nicht." Das Chaos der letzten Minuten war die logische Steigerung aus dem Spielverhalten der Frankfurter in den ersten 75 Minuten. Auch solange die Stuttgarter völlig planlos agierten, war es der Eintracht nicht gelungen, Ordnung ins eigene Spiel zu bringen. Drei gelungene Pässe hintereinander bildeten eine Ausnahme, längere Ballstafetten waren überhaupt nicht zu sehen. Dafür gab es eine Vielzahl von Befreiungsschlägen zu bewundern, die in der trügerischen Hoffnung gemacht wurden, sie könnten einen eigenen Stürmer erreichen. Dirk Bakalorz, als Spielmacher verpflichteter Mittelfeldspieler, hielt sich - als Folge der Kritik an seinem Defensivverhalten im Bayern-Spiel - vorzugsweise am eigenen Strafraum auf, Heinz Gründel meist an der rechten Außenlinie. Vom 19 Jahre alten Thomas Lasser kann man nicht verlangen, daß er als Ballverteiler wirkt, so blieb Libero Manfred Binz übrig, als spielbestimmende Figur aufzutreten. Er war denn auch an den meisten guten Eintracht-Szenen in der Offensive beteiligt, als Abwehr-Koordinator konnte er aber eine Grundordnung nicht herstellen, auch wenn ihm individuelle Fehler nicht unterliefen. „Bei uns stimmt spielerisch Vieles noch nicht", gab Eintracht-Trainer Jörg Berger gerne zu. Hauptsache, die Punkte zum Klassenverbleib waren gesichert. „In drei oder vier Wochen fragt niemand mehr nach dem Wie. Der Sieg kann lebenswichtig gewesen sein", meinte Berger. Wichtig war er auf jeden Fall. Jetzt hat sich die Eintracht wenigstens einmal bewiesen, daß sie auch auswärts gewinnen kann. Das zweite Mal muß sie sich das Leben nicht noch einmal so schwer machen. Sicherheit kommt nur mit dem Erfolg. Der Erfolg ist jetzt da auch wenn die Umstände glücklich waren. Trainer Berger hat mit der Eintracht einen großen Schritt nach vorne gemacht. (FAZ vom 27.02.1989)
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