Eintracht Frankfurt - Karlsruher SC

Bundesliga 1988/1989 - 9. Spieltag

1:0 (1:0)

Termin: Mi 16.11.1988 15:30
Zuschauer: 18.000
Schiedsrichter: Siegfried Brehm (Kemmern)
Tore: 1:0 Frank Schulz (36.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Karlsruher SC

 


  • Alexander Famulla
  • Thomas Süss
  • Oliver Kreuzer
  • Lars Schmidt
  • Gunther Metz
  • Wolfgang Trapp
  • Michael Spies
  • Michael Harforth
  • Daniel Simmes
  • Arno Glesius
  • Helmut Hermann

 

Wechsel

Wechsel

  • Bernhard Raab für Daniel Simmes (43.)
  • Jochen Heisig für Bernhard Raab (76.)

Trainer

Trainer

  • Winfried Schäfer

 

Erster Ligasieg unter Pal Csernai

War das die Wende nach der Wahl? Eintracht Frankfurt schlug den Karlsruher SC durch ein Kopfballtor von Frank Schulz (36.) mit 1:0 und verließ den letzten Tabellenplatz der Bundesliga. 18.000 Zuschauer im Waidstadion feierten den dritten Sieg der Saison, den ersten unter Pal Csernai, nach zuletzt 1:9 Punkten und begleiteten die Frankfurter Spieler mit stehenden Ovationen in die Kabine. Das Publikum sah auch ein gutes Bundesligaspiel mit einem gefälligen KSC, einer spielerisch verbesserten Eintracht und einem schwachen Schiedsrichter Brehm. Die ersten 20 Minuten der zweiten Halbzeit waren das Beste, was die Eintracht in dieser Saison geboten hat. „Die zweite Halbzeit war sehr gut, wenn wir weiter so spielen, steigen wir nicht ab“, freute sich auf der Tribüne der verletzte Dirk Bakalorz. Sehr erfreulich für die Eintracht auch der glänzende Auftritt des Vier-Millionen-Einkaufs Dieter Eckstein. Das fünfte Spiel des Ex-Nürnbergers für die Eintracht war sein bestes.

Trainer Pal Csernai hatte sich entschieden, Janusz Turowski für den verletzten Dirk Bakalorz wieder in die Mannschaft zu nehmen. Gemeinsam mit Heinz Gründet bildete Turowski das Angriffsduo, Dieter Eckstein spielte zunächst mehr im vorderen Mittelfeld.

Die Gäste aus Karlsruhe begannen sehr selbstbewußt, ballsicher und waren immer bemüht, auf Angriff zu spielen. Ihr Spielmacher Harforth schlug herrliche Pässe über 40 m. Das sah auch alles sehr schön aus, doch echte Gefahr brachten die zuletzt so hochgelobten Karlsruher in der ersten Halbzeit lediglich ein einziges Mal vors Eintracht-Tor. Uli Stein hatte in der 43. Minute einige Mühe, um eine harte flache Vorlage vor Glesius zur Ecke abzuwehren.

Die Eintracht kämpfte unermüdlich, rannte viel und arbeitete fleißig, versuchte so, das spielerische Übergewicht des KSC wettzumachen. Die Probleme im Mittelfeld beim Spielaufbau und in der Sturmspitze beim Kampf Mann gegen Mann waren aber einmal mehr nicht zu übersehen. Manfred Binz, der Libero, setzte die anfangs wenigen spielerischen Akzente, vorne blieben Gründel und Turowski fast immer chancenlos. Nur einmal entwischten sie ihren Bewachern WoIfgang Trapp und Thomas Süß und leiteten die Führung ein: Gründel-Paß auf den rechten Flügel, Turowski lief dem ehemaligen Frankfurter Trapp davon, flankte präzise nach innen. Frank Schulz stand mutterseelenallein vor Torhüter Famulla, konnte sich beim Kopfball die Ecke aussuchen. Doch fast hatte er es zu genau gemacht. Der Ball prallte vom Innenpfosten zum Glück für die Eintracht zur 1:0-Führung Ins Netz.

Karlsruhes Trainer Winni Schäfer, wie gewohnt mehr an der Seitenlinie als auf seiner Bank, reagierte noch vor der Pause auf den Rückstand und brachte für den enttäuschenden Daniel Simmes mit Bernhard Rath einen neuen frischen Stürmer.

Das war klar: der KSC stürmte nach der Pause, die Eintracht konterte - und wie! In dieser Phase, in den ersten 20 Minuten der zweiten Halbzeit, trumpfte die Eintracht vor allem spielerisch auf wie noch nie in dieser Saison. Das lag vor allem an den pfeilschnellen und trickreichen Flügelflitzern Janusz Turowski und Dieter Eckstein.

In dieser Phase hätte die Vorentscheidung fallen müssen. Chancen dazu waren da. Und es gab Beifall von den Rängen, auch wenn sie vergeben wurden - wie von Eckstein in der 50. Minute nach einem Paß von Turowski. Ecksteins Dribblings verwirrten den KSC und begeisterten die Fans. „Eintracht, Eintracht“-Rufe schallten durch das Stadion. Nach einer Traumkombination von Eckstein und Turowski zischte Kleppers Hinterhaltschuß in der 58. Minute knapp neben das Tor.

Das Verwunderlichste am Konterspiel der Eintracht: sie führte es mit drei Spitzen, denn in der Mitte stand vorne Karl-Heinz Gründel, dessen effektivstes Zutun freilich nur darin bestand, einen Karlsruher zu binden. Die größte Chance, alles klarzumachen, vergab Frank Schulz, als er in der 61. Minute aus fünf Metern über das Tor schoß. Das mußte das 2:0 sein.

Der KSC drängte, aber mehr mit Hektik als mit Druck. Und da Harforth nicht mehr so souverän Regie führte wie vor der Pause, blieben trotz der Offensive die Chancen spärlich. Metz hatte die größte mit einem Direktschuß knapp neben das Tor in der 66. Minute. Alles andere wurde von dem souveränen Uli Stein, dem großartigen Kämpfer Karl-Heinz Körbel und dem trotz seiner Offensive umsichtigen Abwehrorganisator Manfred Binz im Keim erstickt.

Auf der anderen Seite schob Turowski nach einem Supersolo von Binz in der 83. Minute den Ball zwar ins Tor, hatte jedoch offenbar die Hand im Spiel. Der Schiedsrichter gab das Tor nicht. In der hektischen Schlußphase zog Brehm Gelb am laufenden Band gegen die Eintracht: Dietmar Roth, Ralf Sievers (die damit beide am Samstag gegen Werder Bremen fehlen) und Ralf Balzis.

Trainerstimmen

Winfried Schäfer (KSC): „So wie wir gespielt haben, ohne Druck, kann man auch nicht gegen den Tabellenletzten gewinnen. Der Druck kam erst in der zweiten Halbzeit. Aber da haben wir mit zuviel Hektik agiert.“

Pal Csernai {Eintracht Frankfurt): „Der positive Trend von den Spielen in der Türkei und in Mönchengladbach hat sich fortgesetzt. Ich war sehr froh, weil wir verdient gewonnen haben. Dieses Erfolgserlebnis ist für die Mannschaft sehr wichtig. Vor allen Dingen, weil es das erste zu Null in meiner Zeit als Trainer in Frankfurt war. Wir haben sehr diszipliniert gespielt. Das einzige Manko ist vielleicht, daß wir leider wieder nur ein Tor erzielt haben. Unsere Sturmspitzen müssen noch so weit kommen, daß auch sie Tore machen, weil das Tor wieder ein Mittelfeldspieler erzielt hat.“ (Abendpost-Nachtausgabe vom 17.11.1988)

 

 

Dr. Wolfs Sturz in Vorbereitung?

Die Eintracht kommt nicht zur Ruhe: Aufgrund einer für Freitag durch den Verwaltungsrat und den Beirat des Traditionsvereins einberufenen Pressekonferenz verdichteten sich Spekulationen, nach denen diese Gremien die Abwahl des Präsidenten Dr. Joseph Wolf anstreben. Die Gremien der Eintracht werden voraussichtlich einen eigenen Kandidaten für das Präsidentenamt präsentieren, der am 29. November im zweiten Teil der unterbrochenen Sitzung an die Spitze der Eintracht gebracht werden soll. Grundlage dafür ist zunächst aber, daß mindestens zwei Drittel der anwesenden Mitglieder einem Dringlichkeitsantrag auf Abwahl von Wolf zustimmen. Joseph Wolf wird vor allem die Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Vize-Präsidenten Wolfgang Zenker im Skandal um den Verkauf von Bauherren-Modellen an zahlreiche Fußballer vorgeworfen. Auch soll Zenker mit 50 Prozent an Wolfs derzeitigem Geschäftsbetrieb (Autowaschanlagen) beteiligt sein. Bedenken gegen Wolf - offenbar nicht gegen Vize Bernd Hölzenbein - sollen auch Hauptsponsor Hoechst und die Stadt geäußert haben. (Abendpost-Nachtausgabe vom 18.11.1988)

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