Eintracht Frankfurt - Sakaryaspor |
Europapokal der Pokalsieger 1988/1989 - Achtelfinale, Hinspiel
3:1 (3:0)
Termin: 26.10.1988
Zuschauer: 28.000
Schiedsrichter: John Spillane (Irland)
Tore: 1:0 Ralf Sievers (9.), 2:0 Ralf Balzis (31.), 3:0 Stefan Studer (43.), 3:1 Kemal Yildirim (84. Elfmeter)
Eintracht Frankfurt | Sakaryaspor |
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Eintracht ohne Mühe: 3:1 gegen Sakaryaspor Trotz eines hochverdienten 3:1-Erfolges im Duell der Schlußlichter gegen den türkischen Vertreter Sakaryaspor muß Fußball-Bundesligist Eintracht Frankfurt um das Viertelfinale des Europacups der Pokalsieger bangen. Die Tore für die Mannschaft von Trainer Pal Csernai, wie der harmlose Kontrahent Tabellenletzter in der Meisterschaft, erzielten Ralf Sievers (9.), Ralf Balzis (33.) und Stefan Studer (45.). Das 3:1 gelang Kemal Yildirim in der 87. Minute mit einem zweifelhaften Foulelfmeter (Hobday an Neset Muharremoglu). Trotz des Zwei-Tore-Vorsprungs dürfte der Eintracht beim Rückspiel ein heißer Tanz bevorstehen. Denn unter 28.000 Zuschauern im Waldstadion hatten sich etwa 15.000 Sakaryaspor-Fans eingefunden, die einen Höllenlärm veranstalteten und die Begegnung für Frankfurt praktisch zu einem Auswärtsspiel gestalteten. Dies allerdings blieb das einzige Übergewicht der Gäste. Nach kurzen Anlaufschwierigkeiten übernahm Frankfurt in seinem 76. Europacup-Spiel die Initiative. Die erhoffte frühe Führung durch Sievers war der verdiente Lohn. Auch ohne die gesperrten Bakalorz und Gründel, den auf internationaler Ebene noch nicht spielberechtigten Millionen-Einkauf Eckstein sowie die verletzten Heidkamp und Schlindwein hatte die Eintracht mit dem in allen Belangen unterlegenen Kontrahenten kaum Schwierigkeiten. Balzis erhöhte auf 2:0 (33.). Unmittelbar vor dem Pausenpfiff des irischen Schiedsrichters John Spillane schaffte der immer selbstbewußtere Stefan Studer per Direktschuß den vielumjubelten dritten Treffer. Auch in der zweiten Halbzeit behielt der DFB-Pokalsieger das Heft fest in der Hand. Ex-Nationaltorwart Uli Stein, der trotz einer Fußverletzung mitwirkte, wurde nur selten geprüft. Bei Sakaryaspor erhielt der jugoslawische Libero Blerim Mula die zweite gelbe Karte und fehlt nun beim Rückspiel (9. November). (Darmstädter Echo vom 27.10.1988)
Sie hatten die Chance, sich aus ihren Klammern zu befreien, die Problembewältigung lag ihnen vor Füßen. Doch der Abend endete in Verdruß - wieder packte es die Frankfurter Eintracht nicht, über ihren Schatten zu springen. Trotz des 3:1 (3:0) im Achtelfinal-Hinspiel des Fußball-Europapokals der Pokalsieger über den türkischen Vertreter Sakaryaspor. Das Ergebnis spiegelt bei weitem nicht die Leistungsunterschiede zwischen den Tabellenletzten ihrer Ligen. Gegen die biederen Türken - kaum in der Lage, eine zwingende Chance herauszuspielen - war ein Schützenfest möglich. Die Eintracht ließ die Gelegenheit aus, fahrlässig und gönnerhaft. Wenn Zweifel bleiben, ob der Erfolg zum Erreichen des Viertelfinals langt, Frankfurt muß die Schuld allein bei sich suchen. Da schürten sie eine Halbzeit lang Hoffnungen auf bessere Tage - auch in der Bundesliga. Präsentierten sich, so Trainer Pal Csernai, „gut, engagiert und geschickt“. Vor allem aber, sie schossen durch Sievers (9.), Balzis (33.) und Studer (45.) in 45 Minuten drei Tore - fast so viele wie in bisher elf Bundesligaspielen zusammen (vier). Und dann dieser Einbruch. Keine Spur von Nachsetzen, um einem wackeligen Gegner durch weitere Treffer alle Illusionen auf ein Weiterkommen zu nehmen und sich selbst auf Vordermann zu bringen. Stattdessen: Zurückstecken, Einfallslosigkeit, Schlendrian. Und als Quittung das Gegentor durch Kemal Yildirims Elfmeter (87.), auch wenn die Strafstoßentscheidung fragwürdig war. Eine Hypothek fürs Rückspiel: Bei einem 0:2 wäre Frankfurt ausgeschieden. Manager Jürgen Friedrich äußerte Unverständnis, wie man sich selbst derart von der Rolle habe bringen können, auch Pal Csernai malte diesmal nicht in rosa Farbtönen: „Das Spiel hat an unseren Problemen nichts geändert.“ Der letzte Eindruck, den Zuschauer von einer Partie gewinnen, bleibt haften - und der hinterließ bei den zur Pause versöhnlich gestimmten Anhängern der Eintracht wieder Unzufriedenheit. Den Stimmungsumschwung, den ein letzter Eindruck bewirken kann, offenbarten die über 10.000 türkischen Zuschauer unter den 21.000 Besuchern im Waldstadion: Sie feierten das späte Tor, als habe Sakaryaspor gerade das Spiel gewonnen. Trainer Nedim Kurtic ließ Frankfurt schon einmal vorab wissen, mit welch fanatischer Erwartung die Türken der zweiten Partie am 9. November entgegenfiebern. Dieses eine Tor, verkündete er, werde die Eintracht in eine schwierige Position bringen. „Ich bin überzeugt, daß wir uns dem Viertelfinale sehr genähert haben.“ (Darmstädter Echo vom 28.10.1988)
Statt eines komfortablen Vorsprungs nur ein dünnes Polster: Kapitän Karl-Heinz Körbel brachte den 3:1-Sieg von Eintracht Frankfurt gegen Sakaryaspor im Europacup der Pokalsieger auf einen Nenner. „Ohne Gegentor hätten wir beruhigt in die Türkei reisen können“, meinte der 33 Jahre alte Vorstopper, „jetzt müssen wir uns beim Rückspiel aber noch einmal die Hacken abrennen.“ Damit traf Körbel den Nagel auf den Kopf. Denn am 9. November werden 25.000 Sakaryaspor-Fans im vermutlich ausverkauften Stadion wie ein Mann hinter ihrem Team stehen. Im Waldstadion lieferten rund 15.000 Türken mit unzähligen Halbmond-Fähnchen unter den offiziell nur 21.000 Zuschauern schon einen echten Vorgeschmack darauf, was die Frankfurter erwartet. Und Gäste-Trainer Nedim Kurtic meinte: „Ich bin überzeugt, daß wir uns dem Viertelfinale sehr genähert haben.“ Daran, daß Sakaryaspor dank des Auswärtstreffers ein 2:0-Erfolg zum Einzug in die nächste Runde reichen würde, hatte zwar auch der irische Schiedsrichter John Spillane großen Anteil. Er pfiff nach einem harmlosen Angriff von Peter Hobday gegen Neset Muharremoglu drei Minuten vor Schluß einen umstrittenen Elfmeter, den Kemal Yildirim zum wichtigen Anschlußtor verwertete. „Ein Witz“, äußerte Dortmunds Riesentalent und Jung-Nationalspieler Andreas Möller. Er verstand aber auch nicht, weshalb seine früheren Kollegen nach der Pausenführung durch Ralf Sievers (9.), Ralf Balzis (33.) und Stefan Studer (45.) den für das Bundesliga-Schlußlicht dringend notwendigen Lohn selbst noch einmal in Gefahr brachten: „Sie haben einen Gang zurückgeschaltet, obwohl eine solche Führung doch Sicherheit geben müßte.“ Manager Jürgen Friedrich nannte die Vorstellung in der zweiten Halbzeit schlichtweg „bodenlos“. Und Trainer Pal Csernai erklärte: „Die Konzentration ließ nach und wie so oft folgte die Bestrafung durch ein überflüssiges Gegentor.“ Hart ins Gericht ging Routinier Körbel mit den Spitzen Janusz Turowski und Jörn Andersen sowie den eingetauschten Maximilian Heidenreich und Jaroslav Biernat. „Wir waren ohne Sturm“, sagte er, „von den eingewechselten Spielern kam überhaupt nichts. Am Schluß haben wir im Europacup, wo es um alles geht, praktisch mit sieben Mann gespielt.“ Entsprechend blickte Pal Csernai in die Zukunft: „Dieses Spiel hat an unseren Problemen überhaupt nichts geändert. Die zweite Halbzeit hat gezeigt, daß noch sehr viel getan werden muß — auch in der Personalpolitik.“ (Main-Spitze vom 28.10.1988)
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