VfB Stuttgart - Eintracht Frankfurt |
Bundesliga 1988/1989 - 10. Spieltag
2:0 (2:0)
Termin: Sa 08.10.1988 15:30
Zuschauer: 19.500
Schiedsrichter: Hans-Jürgen Weber (Essen)
Tore: 1:0 Karl Allgöwer (17.), 2:0 Maurizio Gaudino (39.)
VfB Stuttgart | Eintracht Frankfurt |
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Eintracht liegt weiter krank danieder Keine Besserung in Sicht, der Patient liegt weiter mit hohem Fieber danieder. So etwa könnte das ärztliche Bulletin über die Frankfurter Eintracht lauten. Vor 19.500 Zuschauern unterlagen die Frankfurter gestern beim VfB Stuttgart mit 0:2 (0:2) und boten mit Ausnahme einer Viertelstunde in der zweiten Halbzeit eine erschütternd schwache Leistung. Nur der Nonchalance der Schwaben nach dem Wechsel hatten es die Schützlinge von Trainer Pal Csernai zu verdanken, daß die Niederlage keine härteren Züge annahm. Die wenigen Eintracht-Möglichkeiten vergab Janusz Turowski, eine knappere Niederlage wäre allerdings auch nicht verdient gewesen. Immerhin: Nach der Pause steigerte sich wenigstens die Abwehr und konnte Schlimmeres verhindern. In der ersten Halbzeit hatte der VfB durch Karl Allgöwer und Maurizio Gaudino zwei Pannen eiskalt ausgenutzt, nebenbei aber auch ein weiteres halbes Dutzend Gelegenheiten verschenkt. Während die Schwaben spielerisch ein deutliches Übergewicht hatten, konnte die Eintracht wenigstens kämpferisch überzeugen. Libero Karl Allgöwer, Spielmacher Sigurvinsson und Arbeitspferd Katanec setzten beim VfB die Akzente, während die Eintracht in Libero Manfred Binz und Rechtsverteidiger Dietmar Roth ihre konstantesten Spieler hatte. Einbahnstraßen-Fußball in Stuttgart. Der VfB berannte das Eintracht-Tor, die Frankfurter wehrten sich mehr schlecht als recht ihrer derzeit so dünnen Haut. Es war schon erschütternd, in welcher Verfassung sich die ganze Mannschaft präsentierte. In der Abwehr klappte rein gar nichts. Nahezu jedes Kopfballduell gewannen die Schwaben, Michael Kostner konnte Fritz Walter nur mit Fouls stoppen und Jürgen Klinsmann war einfach zu schnell für Karl-Heinz Körbel. Im Mittelfeld schlug Dirk Bakalorz zehn Pässe, davon flogen sechs ins Leere - nicht immer die Schuld des Spielmachers, oft ließen ihn seine Stürmer-Kollegen einfach im Stich. Im Angriff fügte Heinz Gründel seinen indiskutablen Leistungen eine weitere an und Guido Buchwald, der Nationalspieler, machte sich einen Spaß daraus, Janusz Turowski jeden Ball abzunehmen. Nur einmal kam Turowski an Buchwald vorbei, aber im letzten Moment vor dem Torschuß konnte ihn Allgöwer vom Ball trennen. Auf der anderen Seite war mehr los. In der 16. Minute hatte Uli Stein Mühe, einen Schuß von Hartmann am Tor vorbeizulenken. In der 17. Minute verlängerte Gaudino im Duell mit Dietmar Roth eine weite Vorlage per Kopf auf Fritz Walter. Der ehemalige Mannheimer stand drei Meter vor Uli Stein und hob den Ball drei Meter übers Tor In der gleichen Minute die Gelbe Karte für Karl-Heinz Körbel nach einem Foul an Jürgen Klinsmann und 60 Sekunden später die Führung für den VfB. Guido Buchwald sprang höher als alle Frankfurter, verlängerte den Ball mit dem Kopf zu Karl Allgöwer, der stand, wie vorhin Walter, völlig allein und schob den Ball an Uli Stein vorbei ins lange Eck. Und so ging das weiter. Ein Paß von Allgöwer, Buchwald wollte gerade aufs Tor schießen, da zog ihm Studer die Beine weg. Glück für die Frankfurter, daß Schiedsrichter Weber keinen Elfmeter pfiff. In der 29. Minute ein Einwurf von Schäfer, ein Kopfball von Buchwald und ein Kopfball von Fritz Walter. So einfach war das. Und wieder Glück für die Frankfurter, der Ball ging am Tor vorbei. Und die Strähne der Eintracht hielt an. In der 35. Minute hatte der Linienrichter offenbar eine Tätlichkeit von Michael Kostner an Fritz Walter gesehen. Das Spiel wurde unterbrochen und Schiedsrichter Weber zückte völlig überraschend nur die gelbe Karte. In der 40. Minute dann das längst verdiente und überfällige 2:0. Wieder die einfache Machart: Weiter Paß von Katanec, Kopfballsieger Gaudino gegen Manfred Binz und bevor Uli Stein an den Ball kam, spitzelte Gaudino den Ball mit der Fußspitze ins Tor zum 2:0. Nach dem Wechsel brachte Pal Csernai Jörn Andersen für Heinz Gründel, um damit das Angriffsspiel etwas zu forcieren. Vor allem Turowski bekam dadurch mehr Freiraum und seine Chancen zwei und drei. In der 50. Minute setzte er sich nach einer Bakalorz-Flanke mit Glück und Geschick gegen Hartmann durch und zog mit links im Fallen ab. Am langen Eck flog der Ball vorbei. War dies Pech, konnte Turowski in der 58. nur Unvermögen bescheinigt werden. Katanec, ansonsten einer der besten Stuttgarter, wagte in höchster Not einen Rückpaß. Turowski stand günstig, konnte den Ball in Ruhe aufnehmen und hatte nur noch Eike Immel vor sich. Doch anstatt zu schießen, wollte er dribbeln und spielte dem ehemaligen Nationaltorwart prompt den Ball in die Arme. Der VfB dachte in dieser Phase wohl bereits an das UEFA-Cupspiel am kommenden Dienstag in Tatabanya, wirkte unkonzentriert und produzierte plötzlich eine ganze Reihe von Fehlpässen. Das Spiel wurde dadurch ausgeglichener, verlor insgesamt an Format. Torszenen gab es auf beiden Seiten fast keine mehr, VfB-Trainer Arie Haan tat ein übriges, als er seine olympiageschwächten Stürmer Jürgen Klinsmann und Fritz Walter nacheinander gegen Schütterle und Poschner auswechselte. Bereits eine Viertelstunde vor Schluß verließen viele Zuschauer das Stadion, erhofften sich auf dem benachbarten Wasn beim Volksfest oder beim russischen Staatszirkus in der Schleyer-Halle mehr Kurzweil, als beim langweiligen Ende dieses Bundesligaspiels. Trainerstimmen Arie Haan (Stuttgart): „Mit der ersten Halbzeit war ich relativ zufrieden, obwohl wir mehr doch Tore hätten machen müssen. Die zweite Halbzeit gehörte zu den schwächsten, was wir in dieser Saison geboten haben. Ich glaube, meine Spieler haben schon an das schwere UEFA-Pokalspiel am Dienstag in Tatabanya gedacht. Das ist zwar nicht richtig, aber für einen Trainer nicht zu vermeiden.“ Trainer Pal Csernai (Frankfurt): „Wir haben zwar verloren, nur das haben wir nicht gerne getan, denn wir können jeden Punkt gebrauchen. Aber ich habe im Vergleich zu vor vier Wochen, als ich die Mannschaft übernahm, Fortschritte gesehen. Beide Tore waren überflüssig und in der zweiten Halbzeit konnten wir das Spiel sogar offen gestalten.“ (Abendpost-Nachtausgabe zum Sonntag vom 09.10.1988)
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