Eintracht Frankfurt - 1. FC Köln

Bundesliga 1988/1989 - 4. Spieltag

1:0 (1:0)

Termin: Fr 19.08.1988 20:00
Zuschauer: 15.000
Schiedsrichter: Gerd Zimmermann (Kiel)
Tore: 1:0 Janusz Turowski (45.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt 1. FC Köln

 


  • Bodo Illgner
  • Andreas Keim
  • Jürgen Kohler
  • Andreas Gielchen
  • Paul Steiner
  • Armin Görtz
  • Thomas Häßler
  • Stefan Engels
  • Falko Götz
  • Flemming Povlsen
  • Thomas Allofs

 

Wechsel

Wechsel

  • Ralf Sturm für Falko Götz (12.)
  • Günter Schlipper für Flemming Povlsen (59.)

Trainer

Trainer

  • Christoph Daum

 

Gespannte Ruhe bei Eintracht Frankfurt

Einen Tag vor dem Bundesliga-Heimspiel gegen den 1. FC Köln ist bei der Frankfurter Eintracht ein wenig Ruhe eingekehrt. Jedenfalls setzten am Donnerstag weder das Präsidium noch Manager oder Trainer ihre Auseinandersetzung in der Öffentlichkeit fort. „Wir wollen uns zunächst einmal auf das Spiel gegen Köln konzentrieren. Bis Freitagabend fällt keine Entscheidung“, sagte Präsident Gramlich nach einer Krisensitzung in seinem Haus mit Schatzmeister Knispel und Vizepräsident Mank.

Das Präsidium war am Mittwochabend unter sich geblieben, da Trainer Feldkamp wegen seiner Bandscheibenschmerzen den Termin nicht einhalten konnte. Feldkamp war aber in der Lage, am selben Abend in seinem Haus mit Manager Kraus und Assistenztrainer Zahnleiter zu sprechen. Am Donnerstag stand er wegen seiner Erkrankung für Erklärungen nicht zur Verfügung. Manager Kraus sah keine Notwendigkeit zu weiteren Kommentaren.


Wieder einmal Zahnleiter als Nothelfer

Das Interesse am vorletzten Training der Frankfurter Eintracht vor dem Bundesliga-Heimspiel am Freitag gegen den I. FC Köln war groß. Zwei Kamera-Teams und etwa 50 Kibitze beobachteten die Frankfurter Fußball-Profis bei der Arbeit. Im Mittelpunkt des Interesses stand dabei der Mann, der die Anweisungen gab. Für Assistent Timo Zahnleiter ist die Rolle des Cheftrainers nicht neu. Schon zweimal hat er bei der Frankfurter Eintracht die Verantwortung übernommen. Im Frühjahr 1986 vertrat er Dietrich Weise, der sich einer Operation unterziehen mußte. Im Dezember desselben Jahres wurde er Nachfolger des beurlaubten Weise. Zahnleiters erster kurzer Einsatz war für die Eintracht recht erfolgreich. 5:1-Punkte lautete die Bilanz. Die zweite war weniger gut. Nur neun Punkte holte Zahnleiter mit der Eintracht in der Rückrunde. Damals war die Situation bei der Übernahme geklärt. Zahnleiter konnte ungestört arbeiten.

In dieser Woche hat er die Mannschaft quasi in einem laufenden Verfahren von Feldkamp übernommen. Deshalb will Zahnleiter auch gar keine Stellungnahme zu seiner persönlichen Position innerhalb des „Krisenherdes Eintracht“ machen: „Ich will das Beste für den Verein erreichen“, sagt er diplomatisch. Seine Hauptaufgabe sieht er darin, den Spielern die Versagensängste zu nehmen. „Fehlerfrei wird die Mannschaft gegen Köln sicher nicht spielen. Aber wenn wir die Fehler um dreißig Prozent reduzieren, ist schon viel gewonnen.“ Die Stimmung innerhalb der Mannschaft sei im Laufe der Woche ein wenig besser geworden. Ein gemeinsames Mittagessen am Mittwoch habe dazu beigetragen.

Die Aufstellung - in Absprache mit Feldkamp getroffen - ist gegenüber der 0:2-Niederlage gegen den FC St. Pauli nahezu unverändert. Nur Dirk Bakalorz kommt für Ralf Balzis in die Mannschaft und gibt sein Debüt bei der Eintracht. Eine weitere Premiere steht auf der Eintracht-Bank an: Amateur-Trainer Jürgen Sparwasser wird dort erstmals bei einem Bundesliga-Spiel Platz nehmen. Der frühere Auswahlspieler der DDR - bei der Weltmeisterschaft 1974 Torschütze für die DDR beim Sieg gegen die westdeutsche Elf - assistiert Zahnleiter während Feldkamps Abwesenheit im Training und auch während der Spiele. (FAZ vom 19.08.1988)

Dirk Bakalorz kam, sah und die Eintracht siegte

Endlich, die Frankfurter Eintracht hat die ersten beiden Punkte unter Dach und Fach. Mit 1:0 wurde der 1. FC Köln nicht nur hoch verdient besiegt, sondern die Mannschaft machte endlich auch mal wieder Werbung in eigener Sache. „Der Funke muß vom Spielfeld auf die Ränge überspringen“, hatte Interimstrainer Timo Zahnleiter gefordert. Und die Spieler hielten sich daran, kämpften im wahrsten Sinne des Wortes bis zum Umfallen und fanden darüber hinaus auch zu guten spielerischen Kombinationen. Das Publikum dankte es mit großem Beifall. Mehr Tore waren möglich, doch der Treffer von Janusz Turowski in der 45. Minute entschädigte in Entstehung und Ausführung für viele vergebene Chancen. Einen herrlichen Paß des hervorragenden Neulings Dirk Bakalorz nahm Turowski auf und überwand Bodo lllgner mit einem tollen Schuß ins Eck. Die Kölner hatten bis zum Schluß nicht viel entgegenzusetzen, spielten in der zweiten Halbzeit zwar überlegen, aber ohne System und Durchsetzungsvermögen. Die Eintracht könnte sich auf eine kompakte Abwehr verlassen und profitierte im Mittelfeld von den überraschenden Einfällen des neuen Regisseurs Dirk Bakalorz.

Die Eintracht präsentierte sich von der ersten Sekunde an wild entschlossen, den Bock der Mißerfolge endlich umzustoßen. Mit großer Kampfkraft, vor allem auch mit toller Begeisterung gingen die Gastgeber ans Werk. Der 1. FC Köln, in den letzten Wochen hochgelobt, stand dem Treiben reichlich hilflos gegenüber. Und das kann nicht nur am Fehlen des gesperrten Pierre Littbarski gelegen haben. Die Eintracht riß die Initiative an sich und spielte eine Reihe bester Torchancen heraus. Doch belohnt wurde die Daueroffensive erst unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff. Jörn Andersen, der ein starkes Spiel gegen Nationalvorstopper Jürgen Kohler lieferte, führte einen Freistoß im Mittelfeld schnell aus, spielte zu Dirk Bakalorz, der einen Moment verzögerte und Turowski einsetzte. Und der Stürmer fackelte nicht lange, traf mit einem mächtigen Schuß halbhoch ins Eck. Da war auch endlich Bodo lllgner machtlos.

Zuvor hatte der Kölner Torwart erst seine Mannschaft mit schwachen Szenen beim Rauslaufen erschreckt, dann die Eintracht mit Glanzparaden fast zur Verzweiflung gebracht. Peter Hobday vergab in der 11. Minute die erste Möglichkeit, Janusz Turowski in der 18. die zweite. Beide Male war der Nationaltorwart nicht energisch genug aus seinem Tor herausgekommen. Danach wehrte lllgner einen herrlichen Weitschuß von Bakalorz ab, faustete einen Direktschuß von Dietmar Roth ins Seitenaus und hielt auch alles andere, was auf seinen Kasten kam.

Die Kölner setzten schon gleich nach der Pause alles auf eine Karte. Der Libero wurde aufgelöst, Steiner wechselte ins Mittelfeld, Vorstopper Keim gar in die Angriffsmitte. Doch die Art und Weise, wie die Gäste das Eintracht-Tor berannten, verhieß wenig Erfolg. Hoch und weit hieß die Devise. Dabei tat sich der flinke Thomas Häßler positiv hervor. Von ihm gingen die einzigen produktiven Ideen der Gäste aus. Die Eintracht setzte der Überlegenheit des 1. FC Köln schnelle Konter entgegen. Vor allem der pfeilschnelle Janusz Turowski erlief sich die Vorlagen des glänzenden Dirk Bakalorz.

Doch der gleiche Turowski war es dann auch, der dann unmittelbar vor dem Tor nicht konsequent genug den Abschluß suchte. In der 69. Minute hatte er mit einem Schuß ans Außennetz Pech, acht Minuten vorher und zwei Minuten nachher verschenkte er mit unkonzentrierten Abschlüssen einen weiteren Treffer. Bakalorz hatte jeweils die Vorarbeit geleistet und Andersen vergeblich auf ein Abspiel gewartet.

Nach gut 70 Minuten verließ die Eintracht dann nach und nach die Kräfte. Deutlich wurde dies bei den beiden Laufwundern Ralf Sievers und Peter Hobday, die nun nicht mehr jenen Druck ausüben konnten wie in der Zeit zuvor. Die Kölner setzten nach, spürten das Nachlassen der Frankfurter. Linie aber brachten sie nicht ins Spiel. Lediglich Trainer Christoph Daum, wie Teamchef Franz Beckenbauer im feinen Zwirn, machte an der Seitenlinie Druck. Gestenreich schickte er seine Spieler nach vom, doch mehr als ein Heber von Keim knapp am Tor vorbei, sprang dabei nicht heraus.

Trainerstimmen

Christoph Daum (1. FC Köln): „Die Leistung meiner Mannschaft in der ersten Halbzeit war unter aller Kritik. Damit war ich überhaupt nicht einverstanden und darüber werden auch noch einige Worte gesagt werden. In der zweiten Halbzeit haben wir etwas mehr Druck gemacht, und wenn Steiner und Keim etwas überlegter im Abschluß gewesen wären, hätten wir sogar noch den Ausgleich erzielen können. Aber ein Unentschieden wäre nicht verdient gewesen. Wir haben eine sehr enttäuschende Vorstellung geboten.“

Timo Zahnleiter (Eintracht Frankfurt): „Ich bin natürlich vollauf zufrieden. Wir wußten, daß es ein sehr schweres Spiel wird. Deswegen bin ich sehr froh, daß wir gewonnen haben. Der Sieg geht in Ordnung. Ein Kompliment ans Publikum: es war heute der 12. Mann. Bakalorz hat eine hervorragende Leistung geboten. Er hat schon versucht, das Spiel an sich zu reißen. Die Mannschaft hat für sich gespielt. Vor dem Spiel sagte sie, daß sie sich selbst aus dem Sumpf ziehen will. Ich glaube, das hat sie heute auch getan.“ (Abendpost-Nachtausgabe vom 20.08.1988)

 

 

>> Spieldaten <<





© text, artwork & code by fg