Eintracht Frankfurt - Bayern München

Bundesliga 1987/1988 - 24. Spieltag

1:1 (0:0)

Termin: Sa 19.03.1988, 15:30 Uhr
Zuschauer: 51.000
Schiedsrichter: Dieter Pauly (Rheydt)
Tore: 1:0 Janusz Turowski (71.), 1:1 Lothar Matthäus (73., Foulelfmeter)

 

 

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Eintracht Frankfurt Bayern München

 


  • Jean-Marie Pfaff
  • Norbert Eder
  • Andreas Brehme
  • Hans Pflügler
  • Klaus Augenthaler
  • Lothar Matthäus
  • Armin Eck
  • Hans Dorfner
  • Mark Hughes
  • Michael Rummenigge
  • Roland Wohlfarth

 

Wechsel Wechsel
  • Ludwig Kögl für Roland Wohlfarth (77.)
Trainer Trainer


 

 

 

Wieder hielt die Eintracht stand

Es bleibt dabei: die Bayern können in Frankfurt gegen die Eintracht einfach nicht gewinnen. Wieder nur ein Unentschieden, nun schon das fünfte hintereinander. Dabei hätten die Münchner diesmal mehr als ein 1:1 verdient gehabt, denn in der zweiten Halbzeit hatten die Bayern das Spiel und den Gegner klar unter Kontrolle. Sie spielten druckvoll und stark - bis zum Strafraum. Und so brauchten sie denn auch - wie paradox - einen Foulelfmeter, um den Ausgleich zu erzielen. Die Eintracht hatte in der 73. Minute mit einem Konter durch Jaroslav Turowski die überraschende Führung erzielt, die jedoch postwendend Lothar Matthäus mit einem Foulelfmeter wieder egalisierte.

Das Spiel vor der imposanten Kulisse von 51.000 Zuschauern war 90 Minuten lang ein verbissener Kampf. Symbolisch dafür das erbitterte Duell zwischen Dieter Schlindwein und Mark Hughes, die von der ersten bis zu letzten Minute einen Dschungelkrieg führten, beide die Gelbe Karte sahen - ihr knochenharter Zweikampf führte schließlich auch zum Elfmeter.

Die spielerische Schönheit litt unter der Verbissenheit auf beiden Seiten. Auch Lajos Detari, der offenbar noch unter seinen Leistenbeschwerden zu leiden hatte, konnte dem Spiel nicht seinen Schönheitsstempel aufdrücken. Zum Schluß schienen beide Seiten mit dem Unentschieden zufrieden, die Bayern fanden sich damit ab, daß sie hier eben nicht gewinnen können, nun schon seit 17 Jahren im Frankfurter Waldstadion gegen die Eintracht sieglos sind.

Die Eintracht, die nach der Pause zu einer Abwehrschlacht gezwungen wurde, hatte hier in dem sehr sicheren und souveränen Torhüter Uli Stein, in dem Bollwerk Schlindwein und Körbel sowie in dem überragenden Libero Manfred Binz ihre entscheidenden Stützen. Der beste Bayer: Kapitän Klaus Augenthaler.

1. Halbzeit

Der Poker um die Aufstellungen dauerte bis unmittelbar vor Spielbeginn. Die Bayern machten ein Geheimnis um die Nominierung des ehemaligen Frankfurters Norbert Nachtweih. Der frühere DDR-Auswahlspieler lief sich sogar warm, stand aber dann nicht einmal auf dem Spielberichtbogen. Jupp Heynckes mußte aus Verletzungsgründen auf seinen Offensiv-Verteidiger verzichten, brachte stattdessen nach langer Pause wieder einmal Hansi Dorfner.

Eintracht-Trainer Kalli Feldkamp überraschte mit der Aufstellung von Ralf Haub. Der ehemalige Amateur aus Bad Homburg spielte Mittelstürmer, Smolarek wurde ins Mittelfeld zurückgezogen, Frank Schulz mußte sogar auf die Bank. Begeistert begrüßt wurde Lajos Detari. Die Frankfurter wissen inzwischen, was sie an ihrem Spielmacher haben. Doch Detari wirkte vor der Pause etwas verkrampft, verlor unnötige Bälle, schenkte einmal sogar den Bayern eine Riesenchance. Dazwischen aber streute der Ungar mit neuen Schuhen in seinen Landesfarben rot-weiß-grün auch wieder traumhafte Pässe.

In der 28.Minute war Bayern-Libero Klaus Augenthaler so verwirrt, daß er in höchster Not gegen sein Gegenüber Manfred Binz fast ein Eigentor produziert hätte. Jean-Marie Pfaff warf sich vergeblich nach der Rückgabe, der Ball aber flog einen knappen halben Meter am Tor vorbei. In der 34. Minute die größte Möglichkeit der Eintracht. Janusz Turowski faßte sich endlich mal ein Herz, zog an Pflügler vorbei und flankte präzise nach innen. Thomas Klepper war von dieser Vorarbeit offenbar so überrascht, daß er aus drei Metern Pfaff den Ball auf die Fäuste knallte.

Erst danach wurden die feldüberlegenen Bayern auch gefährlich. Vor allem Roland Wohlfahrth hätte seine Mannschaft in Führung bringen können. Nach Detaris Fehlpaß schob er Uli Stein genau in die Arme, in der 40. Minute traf er das Außennetz und eine Minute vor dem Wechsel vergab er eine Vorlage von Mark Hughes geradezu kläglich.

Die meiste Arbeit bei diesem Spiel hatte Schiedsrichter Pauly. Vor allem Dieter Schlindwein und Mark Hughes verwechselten den Rasen einige Male mit einer Ringermatte. Als der Brite in der 36.Minute den Fuß zu Hilfe nahm und Schlindwein von hinten in die Beine trat, sah er die Gelbe Karte. Sechs Minuten später revanchierte sich der Frankfurter und das ausgerechnet im eigenen Strafraum. Hughes jedenfalls stürzte, fast alle im Stadion rechneten mit einem Elfmeterpfiff. Doch Schiedsrichter Pauly winkte ab, deutete an, es sei eine „Schwalbe" gewesen. Wütende Proteste - vor allem auf der Bayernbank bei Manager Uli Hoeneß und Trainer Jupp Heynckes. Die technischen Feinheiten kamen in den ersten 45 Minuten zu kurz. Zweikämpfe standen im Mittelpunkt, auch wenn Matthäus und Detari aufeinander prallten. Häufig sah der Münchner dann besser aus, wenn er allerdings selbst etwas initiieren sollte, wirkte Matthäus einmal mehr hilf- und ratlos.

2. Halbzeit

Trainer Feldkamp änderte zur Pause Taktik und Aufstellung. Für Stürmer Haub kam Michael Kostner, ein weiterer Mittelfeldspieler, dafür wagte sich nun Smolarek ein bißchen weiter nach vorne. Für die Eintracht hieß die Devise nun: „Nur nicht verlieren." Die Bayern dagegen spielten voll auf Sieg, motiviert durch den Halbzeitrückstand ihres Meisterschaftskonkurrenten Werder Bremen.

Allerdings präsentierten sich etliche Münchener Leistungsträger nur als Schatten ihrer selbst. Hans Pflügler auf der linken Seite gelang ebenso wenig wie Lothar Matthäus, Roland Wohlfarth oder auch Hughes. Antreiber der Bayern waren, wie schon in den letzten Wochen, Libero Klaus Augenthaler und der fleißige Eck.

Die Partie wurde immer härter, schließlich sah gleich nach dem Wechsel auch Dieter Schlindwein die Gelbe Karte. Hughes hatte Stein in der Luft attackiert, Schlindwein stieß den Waliser vor die Brust, und Schiedsrichter Pauly reagierte sofort. Die beiden Kampfhähne waren nun jeweils verwarnt, doch das änderte nichts an der Verbissenheit ihrer Duelle.

In der 63. Minute die Riesenchance für die Gäste zur Führung. Armin Eck stand plötzlich mutterseelenallein vor Uli Stein, schoß den Ball durch die Beine des Frankfurter Torhüters. Das Leder kullerte Richtung Tor, Uli Stein warf sich nach hinten, hielt Zentimeter vor der Linie. Von diesem Moment dann wurde der ehemalige Nationaltorwart zum großen Rückhalt seiner Mannschaft. Mehrfach verhinderte er Gegentore, am spektakulärsten vier Minuten vor dem Ende, als er einen Weitschuß von Pflügler mit einer herrlichen Flugparade aus dem Winkel holte. Da stand es allerdings schon 1:1.

Völlig überraschend war die Eintracht in der 73. Minute in Führung gegangen. Es war ein herrlicher Treffer. Detari spielte auf Binz, Binz auf Turowski, der wieder zurück zu Binz, und nach dieser Ballstafette war die Bayern-Deckung aus den Angeln gehoben. Manni Binz brachte den Ball erneut in den Lauf von Turowski. Der schnelle Stürmer umspielte Torwart Pfaff und schoß ins verlassene Tor.

Doch wieder einmal konnte die Eintracht nicht lange von einer Führung zehren. Der Ball kam flach in den Eintracht-Strafraum, Schlindwein und Hughes bekämpften sich wieder einmal, der Münchener fiel, und nun pfiff Schiedsrichter Pauly Elfmeter. Lothar Matthäus ließ sich diese einmalige Gelegenheit nicht entgehen, erzielte nur eine gute Minute nach dem 1:0 den verdienten Ausgleich für die Münchener.

Der Rest war Vorsicht auf beiden Seiten.Die Eintracht-Abwehr mit dem überragenden Uli Stein stand sicher, die Münchener mit dem Ergebnis aus Bremen im Rücken riskierten auch nicht mehr alles. So blieb es beim 1:1, dem fünften Unentschieden in Folge.

Die Stimmen der Trainer

Jupp Heynckes (Bayern München): „Wir haben heute ein gutes Bundesligaspiel gezeigt, konnten aber wieder einmal unsere Überlegenheit nicht in Tore umsetzen. Die Mannschaft hat sich viele Chancen herausgespielt, aber unsere Stürmer haben derzeit Ladehemmung. Wenn wir in Führung gegangen wären, hätten wir sicher mehr daraus machen können. Die Mannschaft hat gezeigt, daß nach dem Ausscheiden in Madrid die Moral intakt und die körperliche Verfassung gut ist. Wir haben das Spiel 80 Minuten beherrscht. Besonders froh bin ich über das Comeback von Hansi Dorfner.“

Kalli Feldkamp (Eintracht Frankfurt): „Zum guten Spiel gehören immer zwei. Deshalb bin auch ich zufrieden. Wir haben lange Zeit gut mitgehalten, denn eigentlich hätte Thomas Klepper unbedingt die Führung erzielen müssen. Wir hatten vor dem Spiel große Probleme, Dietmar Roth fiel aus, Lajos Detari konnte kaum trainieren. Am Ende war ich zufrieden mit dem einen Punkt.“ (Abendpost-Nachtausgabe zum Sonntag vom 20.03.1988)


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