9. Hallenfußball-Turnier in Frankfurt
'BMW Glöckler Cup'

 

Hallenturnier 1986/1987

1. Platz

 

27. und 28. Dezember 1986 in der Festhalle Frankfurt

 

Eintracht Frankfurt
Dukla Prag
FC Udinese
Ungarn
SV Waldhof
FC Luzern

 

 

27.12.1986 Ungarn FC Udinese
3:3
  Eintracht Frankfurt Dukla Prag
4:3
  0:1 Fiala (4.) 1:1 Berthold (6.), 1:2 Kriz (9.), 1:3 Luhovy (11.), 2:3 Möller (15.), 3:3 Krämer (18.), 4:3 Binz (20.)  
  SV Waldhof FC Luzern
1:1
  Eintracht Frankfurt Ungarn
5:2
  1:0 Smolarek (7.), 2:0 Binz (10.), 3:0 Münn (13.), 3:1 Dobany (14.), 3:2 Katzenbach (16.) 4:2 Smolarek (18.), 5:2 Möller (20.)  
  FC Udinese FC Luzern
2:2
  Dukla Prag SV Waldhof
4.3
  Ungarn FC Luzern
1:7
  FC Udinese Dukla Prag
1:3
  Eintracht Frankfurt SV SV Waldhof
2:3
  0:1 Jörgensen (4.), 1:1 Smolarek (4.), 1:2 Sebert (9.), 2:2 Kraaz (13.), 2:3 Kohler (15.)  
       
28.12.1986 Ungarn Dukla Prag
1:3
 

SV Waldhof

FC Udinese
5:0
  Eintracht Frankfurt FC Luzern
6:0
  1:0 Möller (1.), 2:0 Smolarek (4.), 3:0 Binz (6.), 4:0 Binz (11.), 5:0 Krämer (17.), 6:0 Falkenmayer (18.)  
  Ungarn SV Waldhof
7:0
  Eintracht Frankfurt FC Udinese
3:1
  1:0 Smolarek (8.), 1:1 Chierico (15.), 2:1 Möller (16.), 3:1 Smolarek (18.)  
  Dukla Prag FC Luzern
1:1

 

Tore
Punkte
1. Eintracht Frankfurt 20:9 8:2
2. FC Luzern 11:11 5:5
3. Waldhof Mannheim 12:14 5:5
4. Dukla Prag 11:14 5:5
5. Ungarn 17:15 4:6
6. FC Udinese 7:15 3:7

 

 

Halbfinale
 
       
  Eintracht Frankfurt Dukla Prag
2:0
  1:0 Falkenmayer (18.), 2:0 Binz (20.)  
  SV Waldhof FC Luzern
4:1
       
       
Um den 3. Platz      
       
  Dukla Prag FC Luzern
3:0
       
       
Finale      
       
  Eintracht Frankfurt SV Waldhof
6:2
  1:0 Möller (2.), 2:0 Binz (5.), 3:0 Krämer (7.), 4:0 Binz (9.), 5:0 Binz (10.), 5:1 Walter (16.), 5:2 Bührer (18.), 6:2 Smolarek (20.)  

 

 

Viel Aufwand, kein Ertrag

"Frankfurt sieht das beste Hallenturnier in Europa." Bescheidenheit ist nicht die Sache von Eintracht-Geschäftsführer Peter Röder, als er die Werbetrommel für das Hallenturnier in Frankfurt rührt. Die Ziele sind hochgesteckt: Nachdem man im letzten Jahr mangels Zuschauerinteresse mit einem dicken Defizit aus der Festhalle ging, soll Ende Dezember '86 alles anders werden. Dafür will auch der neue Veranstalter Allsport, der Portas ablöst, Sorge tragen.

So wird auf Kunstrasen und nicht mehr auf Parkett gespielt, der Ablauf wurde vom "Jeder gegen jeden" hin zu einem Modus mit Vorrunde, Halbfinals und Finale modifiziert. Auch von der Vorgehensweise, vor allem lokale Vereine einzuladen, hat man sich gelöst. FSV, Oxxenbach & Co. bleiben dieses Mal vor der Hallentür. Statt dessen tritt neben Gastgeber Eintracht mit Dukla Prag, FC Udinese, der ungarischen Nationalmannschaft und dem FC Luzern ein internationales Teilnehmerfeld auf dem 42 mal 22 Meter großen Spielfeld an. Allenfalls der SV Waldhof mit Ronald Borchers in seinen Reihen bringt so etwas wie Lokalkolorit auf den Hallenboden. Die stattliche Zahl von 40 Nationalspielern, die in den genannten Teams ihren Dienst verrichten, soll in Frankfurt das Publikum verzücken.

Um nicht wie im letzten Jahr - als man quasi per Kaltstart unvorbereitet in die Halle wechselte - eine eher durchwachsene Leistung abzuliefern, bereitet sich die Eintracht dieses Mal explizit auf das Hallenspektakel vor. "Damals hat sich die Mannschaft erst während des Spiels gefunden", so Trainer Zahnleiter. Das ist jetzt anders, denn die Stammformation, bei der Pahl den in der Liga gesetzten Stammtorhüter Gundelach ersetzt, steht. "Berthold, Körbel, Binz, Möller und Smolarek spielen von Anfang an. Dann wird gewechselt, wie es nötig ist." Den Ehrgeiz, den der Trainer entwickelt, mögen freilich nicht alle seine Spieler teilen. So zeigt sich Berthold wenig motiviert: "Irgendwie werde ich die zwei Tage herumbekommen." Auf seinen Einsatz brennt jedoch der technisch äußerst beschlagene Amateur Ben Neticha, der den Profikader ergänzt.

Favorit ist für den Eintracht-Trainer die ungarische Nationalmannschaft, die bislang alle Hallenturniere, an denen sie teilnahm, gewonnen hatte. Doch auch Zahnleiter ist zuversichtlich: "Wir versuchen erst einmal, unter die ersten vier Teams und damit ins Halbfinale zu kommen. Dann ist alles möglich." Auch Luzerns Trainer Friedel Rausch hat sich viel vorgenommen: "Wir haben eine gute Mannschaft und deswegen wollen wir das Turnier gewinnen."

Dass zwischen Anspruch und Wirklichkeit oftmals Welten liegen, zeigt schon der erste Tag. Nur gut ein Drittel der Festhallenplätze sind gefüllt, gerade einmal 3.500 Zuschauer haben sich in der rund 9.000 Plätze bietenden 'Guud Stubb' zum Viereinhalbstunden-Spektakel eingefunden. Entsprechend ruhig und besinnlich geht es zu, von Fußballatmosphäre keine Spur. Nur wenn der Lokalmatador vom Riederwald auftritt, wird es etwas lauter im Rund.

In ihrem ersten Spiel treffen die Eintrachtler auf Dukla Prag. Bis fünf Minuten vor dem Abpfiff liegen sie mit 1:3 zurück, gehen nachlässig mit ihren Torchancen um und gewähren dem Gegner vor dem eigenen Tor zu viele Freiheiten. Doch dann gelingt Möller der Anschlusstreffer, Krämer kann zwei Minuten vor Schluss ausgleichen. Als nur noch Sekunden zu spielen sind, fasst sich Binz ein Herz und trifft aus spitzem Winkel zum 4:3. Der Fehlstart ins Turnier ist verhindert.

Die im Vorfeld hochgelobten Ungarn scheinen in der zweiten Partie der Eintracht an diesem Samstag kein ernsthafter Gegner zu sein, denn die 2:0-Pausenführung baut Münn nach dem Wechsel auf 3:0 aus. Doch in der Halle geht es oftmals schnell - innerhalb zweier Minuten haben die Ungarn auf 3:2 verkürzt. Smolarek und Möller sorgen aber schließlich für den Endstand von 5:2.

Ihren letzten samstäglichen Auftritt hat die Eintracht gegen den SV Waldhof. Zweimal gehen die Mannheimer in Führung, zweimal können die Frankfurter ausgleichen. Fünf Minuten vor Schluss bringt Kohler die Waldhöfer erneut in Front und beschwört damit ein wahres Powerplay der Hausherren herauf. Der neuerliche Ausgleich will freilich nicht gelingen, so dass die Eintracht den ersten Tag des Frankfurter Turniers mit einer 2:3-Niederlage und einem Punktestand von 4:2 abschließt.

Am zweiten Tag, der mit 6.500 Zuschauern zwar keine ausverkaufte, aber eine deutlich besser besuchte Festhalle erlebt, werden zunächst die Spiele der Vorrunde fortgesetzt. Erster Gegner der Eintracht ist der FC Luzern, bei dem Jürgen Mohr im Kader steht und der den Vortag überraschend als Tabellenführer abgeschlossen hatte. Doch die Mannen von Timo Zahnleiter machen mit den von Friedel Rausch trainierten Schweizern wenig des Federlesens. Nach zwei Toren von Binz sowie Treffern von Falkenmayer, Möller, Smolarek und Krämer steht der 6:0-Endstand und die Halbfinalteilnahme fest. Das letzte Vorrundenspiel gegen Udinese hat dann allenfalls noch statistischen Wert, der Eintracht ist der erste Platz in der Qualifikationsrunde für die Halbfinals sicher. Entsprechend locker kann man die Sache gegen die Italiener angehen, und entsprechend locker siegt man nach zwei Toren von Smolarek und einem von Möller mit 3:1.

Im Spiel um die Finalteilnahme geht es gegen Dukla Prag. Die Tschechen haben es zwar genau wie die beiden anderen Halbfinalsten Waldhof und Luzern auf 5:5 Punkte gebracht, weisen aber von den drei Teams das schlechteste Torverhältnis auf. Wie schon im Vorrundenspiel sind die Prager ein zäher Gegner, der wenig Torchancen zulässt, selbst jedoch auch nur selten den Abschluss sucht. So steht es bis zwei Minuten vor Schluss 0:0, ehe Falkenmayer gegen die wegen einer Zeitstrafe dezimierten Gäste das 1:0 erzielen kann. In der Schlussminute macht dann Binz mit dem 2:0 alles klar.

Gegner im Endspiel ist der SV Waldhof. Der Eintracht bietet sich also die Gelegenheit, sich für die bislang einzige Niederlage in diesem Turnier zu revanchieren. Und diese Revanche gelingt bestens. Der schnellen Führung durch Möller lässt Binz das 2:0 folgen, Krämer erhöht in der siebten Minute auf 3:0. Doch damit nicht genug. Die zwei Minuten bis zum Seitenwechsel nutzt Manni Binz, nicht nur in diesem Spiel der beste Frankfurter auf dem Feld, zu zwei weiteren Treffern, so dass der Sieger de facto schon nach der Hälfte der Spielzeit feststeht. Die zweite Hälfte gleicht dann auf der Seite der Riederwälder eher einem lockeren Auslaufen. Mannheim darf durch Walter und Bührer zwei Treffer erzielen, Smolarek setzt mit dem 6:2 in der letzten Minute den Schlusspunkt.

Als Turniersieger streicht die Eintracht 15.000 Mark Siegprämie ein. Zudem stellt sie mit Manni Binz, der achtmal ins Netz des Gegners traf, den erfolgreichsten Torschützen des Turniers. Entsprechend zufrieden äußert sich Trainer Zahnleiter: "Wir haben das Turnier verdient gewonnen. Wir haben nicht nur aggressiver als die anderen Mannschaften gespielt, wir waren auch technisch besser."

Fazit: Sportlich wusste die Eintracht zu gefallen. Doch das Konzept mit dem internationalen Teilnehmerfeld und dem Verzicht auf lokale Vereine kann als gescheitert angesehen werden. Mangels Derbycharakter und Underdog-Siegen herrschte in der Festhalle meist eher Kongress- denn Fußball Atmosphäre. Durch mangelndes Zuschauerinteresse entstand so für die Eintracht als Veranstalter, die die Abwicklung des Turniers gegen eine Garantiesumme von 80.000 Mark einer Agentur übertragen hatte, bei Gesamtkosten um die 500.000 Mark wahrscheinlich ein sechsstelliger Verlust. (fgo)


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