Karlsruher SC - Eintracht Frankfurt |
Bundesliga 1984/1985 - 3. Spieltag
2:2 (0:0)
Termin: Fr 07.09.1984, 20:00 Uhr
Zuschauer: 26.000
Schiedsrichter: Hans Wahmann (Marl)
Tore: 0:1 Uwe Müller (74.), 0:2 Jan Svensson (79.), 1:2 Emanuel Günther (85.), 2:2 Armin Kraaz (88., Eigentor)
Karlsruher SC | Eintracht Frankfurt |
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2:0-Führung verspielt Dank zwei später und sehr schön herausgespielter Tore von Uwe Müller und Jan Svensson schien die Frankfurter Eintracht am gestrigen Abend vor 30.000 Zuschauern beim Karlsruher SC vor ihrem ersten Auswärtssieg in der noch jungen Bundesligasaison zu stehen, doch der KSC schlug noch später, aber nicht zu spät zurück und sicherte sich mit zwei Toren von Emanuel Günther in den letzten sechs Minuten, wobei das zweite Tor von Armin Kraaz noch abgefälscht wurde, noch ein 2:2. Insgesamt ein gerechtes Resultat, obwohl die Ereignisse der letzten sechs Minuten die Eintracht etwas betrübt vom Platz schleichen ließen. Es begann recht lebhaft im Wildparkstadion, wobei die Eintracht Mühe hatte, sich mit den Widrigkeiten im Strafraum vertraut zu machen. Der glich nach einem Rockkonzert vor einer Woche eher einer Sumpflandschaft, was die Standfestigkeit der Spieler erschwerte. So paßte Körbel in der 4. Minute unbedrängt zu Dittus, der Pahl erstmals prüfte. Kurz darauf ließ Günther seinen Bewacher Kraaz stehen, schoß — aber Pahl war erneut auf der Hut. Langsam löste sich die Eintracht aus dem Schlamm in ihrem Revier und versuchte, den versprochenen offenen Schlagabtausch anzubieten. Dabei trat zuerst Müller in Erscheinung, der sich in der 7. Minute allerdings recht umständlich anstellte, und so eine gute Strafraumposition nicht nutzen konnte. Mohr versuchte es wenig später mit einem Fernschuß, dem wohl probatesten Mittel auf einem rutschigen Rasen, der eher für Zirkusakrobaten geeignet gewesen wäre. Das erschwerte auch ein flüssigeres Kombinationsspiel auf beiden Seiten. Die Eintracht-Abwehr hatte jedoch weiterhin die größeren Probleme mit diesen Bedingungen. Vor allem Körbel, der mehr als die anderen auf die Nase fiel. Wohl auch ein Zeichen seiner mangelnden Praxis. Karl-Heinz Körbel, nach vier Monaten wieder Kapitän, mußte eine Art Feuerwehr spielen, neben Libero Kroth, da der KSC nur Günther als reine Spitze aufgeboten hatte, und der befand sich bei Kraaz in guten Händen. Die Ex-Eintrachtler Künast und Löw kamen mehr aus der Tiefe, Künast über den linken Flügel, wo ihn Sievers beschattete. In Mittelfeld und Angriff gelangen der Eintracht nur selten zwingende Aktionen. Tobollik fand kaum eine Einstellung gegen Roth, Trieb verzog seine Flanken, Mohr, Falkenmayer und Svensson gelangen — bei allem Eifer — keine entscheidenden Durchbrüche. Und wenn sie einmal in Tornähe kamen, fehlte es Mohr an Zielgenauigkeit (30.) und Falkenmayer am Glück (38.), als Fuhr seinen Schuß beinahe über die Linie hätte rutschen lassen. Großes Glück, oder besser Pahl hatte die Eintracht in der 40. Minute. Als Harforth aus 20 Metern abzog, fischte der Eintracht-Keeper das Leder aus der unteren Ecke und parierte auch noch Günthers Nachschuß aus kürzester Distanz. Zu Beginn der zweiten Halbzeit setzte sich Tobollik erstmals besser in Szene, bediente Trieb, dessen Schuß Fuhr abfing, und setzte sich dann auch mal im Zweikampf durch, wenn auch der Abschluß mißglückte. Die Eintracht schoß zwar jetzt mehr aus der zweiten Reihe, doch die Treffsicherheit blieb weiterhin bescheiden. Auf der anderen Seite mußte Kroth in höchster Not vor Löw zur Ecke retten. Das Spiel blieb interessant, wechselte ständig seine Brennpunkte, wenn auch das Niveau nicht gerade hochklassig war. Und dann eine Szene, in der 59. Minute, die die Frankfurter erzürnte. Tobollik hatte Roth den Ball abgenommen, drang in den Strafraum ein, versuchte Roth, der zurückgeeilt war, zu umdribbeln und wurde dabei gelegt. Schiedsrichter Wahmann pfiff, aber nicht Elfmeter, was durchaus gerechtfertigt gewesen wäre. Statt dessen zeigte er Tobollik die gelbe Karte. Heimbonus? Die brisanten Szenen vor beiden Toren häuften sich. Im Karlsruher Strafraum blieb Svensson im letzten Moment hängen, auf der Gegenseite verstolperte Günther, der freie Bahn vor sich gehabt hätte. Die Eintracht-Abwehr stand aber jetzt sicherer als vor der Pause. In der 70. Minute beinahe das 1:0 für die Eintracht, als Fuhr bei einem abgefälschten Schuß von Trieb erhebliche Mühe hatte. Fünf Minuten später war es aber dann soweit, als Tobollik flankte und sich Müllers Kopfball in die lange Ecke senkte. 1:0 für die Eintracht, und Riesenjubel bei den etwa 1000 mitgereisten Frankfurter Fans. Der wurde noch lauter, als nur vier Minuten später der flinke Schwede Svensson mit einem Paß von Mohr auf und davon eilte und dem herausstürzenden Fuhr keine Chance ließ — 0:2. Doch die kalte Dusche ließ nicht lange auf sich warten: Emanuel Günther, der einzige wirklich torgefährliche Stürmer der Badenser, bewies einmal mehr, daß man auch im Fußball den Tag nicht vor dem Abend loben sollte. Mit einem Kopfballtorpedo gelang ihm in der 86. Minute der viel umjubelte Anschlußtreffer. Vom Publikum frenetisch angefeuert, setzten die Hausherren noch einmal alles auf eine Karte und stürmten mit „Mann und Maus“. Der verdiente Lohn: Praktisch mit dem Schlußpfiff gelang wiederum Günther das alles in allem verdiente 2:2 [Der DFB führt das 2:2 als Eigentor Kraaz]. Trotz des aus Frankfurter Sicht unglücklichen
Spielausgangs brauchen die Schwarzroten die Köpfe nicht hängen
zu lassen. Die Riederwälder bleiben weiter ungeschlagen und haben
eindrucksvoll unter Beweis gestellt, daß die Eintracht in dieser
Saison auch auf des Gegners Platz eine Macht ist. (Frankfurter Neue
Presse vom 08.09.1984)
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