Eintracht Braunschweig - Eintracht Frankfurt

DFB-Pokal 1984/1985 - 1. Hauptrunde

1:3 (0:2)

Termin: 01.09.1984
Zuschauer: 7.500
Schiedsrichter: Udo Horeis (Buchholz)
Tore: 0:1 Ralf Falkenmayer (29.), 0:2 Uwe Müller (44.), 0:3 Cezary Tobollik (58.), 1:3 Peter Lux (76. Elfmeter)

 

 

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Eintracht Braunschweig Eintracht Frankfurt

  • Bernd Franke
  • Peer Posipal
  • Ronald Worm
  • Hans-Heinrich Pahl
  • Matthias Bruns
  • Manfred Tripbacher
  • Bernd Gorski
  • Udo Lux
  • Lars Ellmerich
  • Frank Plagge
  • Magnus Bergs

 


 

Wechsel
  • Andreas Pospich für Magnus Bergs (46.)
  • Michael Scheike für Peer Posipal (55.)
Wechsel
Trainer
  • Aleksandar Ristic
Trainer

 

Sicher in die 2. Runde

Der Karlsruher SC — nächster Bundesligagegner der Frankfurter Eintracht — saß komplett auf der Tribüne. Eigentlich müßte es ihm angst und bange geworden sein, so souverän, so sicher zogen die Frankfurter in die zweite Pokalrunde ein. 3:1 (2:0) gewann die Frankfurter Eintracht bei ihrem Namensvetter in Braunschweig, ein Ergebnis, das über den wahren Leistungsunterschied hinwegtäuscht. Aus einem Dutzend Chancen machten die Gäste durch Ralf Falkenmayer, Uwe Müller und Cezary Tobollik drei Tore, aus keiner Chance gelang den Niedersachsen ein Treffer. Lux schoß einen von Schiedsrichter Horeis geschenkten Elfmeter ein. Die Frankfurter traten als geschlossene Mannschaft auf, geführt von den zwei Spielmachern Jürgen Mohr und Ralf Falkenmayer, die gegen eine erschreckend schwache Braunschweiger Mannschaft schalten und walten konnten, wie sie wollten. Ein Wermutstropfen allerdings fiel noch in den Frankfurter Freudenbecher. In der letzten Minute verletzte sich Thomas Berthold so schwer am Ellbogen, daß er sofort ins Krankenhaus gefahren werden mußte. Die Untersuchung ergab: Ellbogen ausgekugelt. Voraussichtlich drei Wochen Pause.

Unverändert begannen die Frankfurter in Braunschweig, unverändert in der Mannschaftsaufstellung, unverändert auch in der Taktik. Es wurde nach vorne gespielt, offensiv und mit Mut zum Risiko. Gegen die durch ihre beiden Bundesliga-Auftaktniederlagen verschüchterten Braunschweiger hatten die Gäste dementsprechend auch die ersten Chancen.

Nun wurden die Gastgeber noch nervöser, verließen sich fast ausschließlich auf ihre Abseitsfalle. Und damit gerieten sie bei den Frankfurtern genau an die Falschen. Jürgen Mohr und Ralf Falkenmayer, die Techniker im Eintracht-Mittelfeld, hatten bereits vorher über die Möglichkeiten gesprochen, diese Abseitsfalle auszuspielen. Und dann machten sie davon Gebrauch. Zunächst aber eine Schrecksekunde für die Hessen. Nach 28 Minuten lag der Ball im Frankfurter Netz. Bergs hatte eingeköpft, doch der Schiedsrichter erkannte diesen Treffer zu Recht nicht an. Der Braunschweiger hatte sich auf Thomas Kroth aufgestützt, zusätzlich standen zwei Mann im Abseits. .

Wie cool die Eintracht inzwischen geworden ist, zeigt der Gegenzug. Thomas Berthold spielte zu Jürgen Mohr, der verlängerte direkt zu Ralf Falkenmayer, die Braunschweiger Abseitsfalle war ausgespielt und der künftige Nationalspieler ließ sich die Chance nicht entgehen. Aus acht Metern schob er den Ball an Bernd Franke vorbei zum 0:1 in der 29. Minute ins Netz.

Kaum 60 Sekunden später probierten es die Frankfurter umgekehrt. Diesmal kam ein langer Paß von Ralf Falkenmayer über die gesamte Abwehr der Braunschweiger, und Jürgen Mohr konnte allein aufs Tor zulaufen. Mit einem Volleyschuß scheiterte der ehemalige Berliner jedoch am prächtig reagierenden Bernd Franke.

Damit noch nicht genug. Die Braunschweiger vertrauten weiter ihrer Abseitsfalle, die sie schon in Rückstand gebracht hatte. Und Sekunden vor der Pause wurden sie ein zweitesmal bestraft. Ralf- Falkenmayer schlug einen Freistoß, die Deckung der Gastgeber blieb stehen, Uwe Müller setzte sich durch und hieb den Ball volley unter die Latte. 0:2 — dann kam der Pausenpfiff. Einziger Wermutstropfen im Frankfurter Freudenbecher der ersten 45 Minuten war eine völlig unberechtigte gelbe Karte von Ralf Falkenmayer. Nach 40 Minuten war er mit Gorski zusammengerammt, und der unsichere Schiedsrichter Horeis verwarnte den-Frankfurter.

Zurückstecken gibt es bei der neuen Eintracht nicht mehr. Auch mit dem 2:0 im Rücken ließen die Gäste sich nicht in die Abwehr zurückfallen, sondern suchten gleich das 3:0 und damit die Entscheidung. Schon in der 48. Minute hätte dieses Tor fallen müssen. Thomas Berthold schickte Tobollik steil, der Pole ging an drei Mann vorbei, zögerte dann aber zu lange mit dem Schuß. Bruns holte ihm den Ball noch vom Fuß. 30 Sekunden danach großes Pech für die Frankfurter. Ralf Falkenmayer wagte einen 18-Meter-Schuß, Ronnie Worm fälschte ab, Bernd Franke stand im falschen Eck, der Ball aber trudelte gegen den Pfosten.

Wieder zwei Minuten danach — wir kennen das schon — spielte die Eintracht die Abseitsfalle der Braunschweiger aus. Thomas Kroth spurtete alleine an der Abwehr vorbei, wurde kurz vor dem Strafraum in höchster Not von Ronnie Worm-umgerissen. Freistoß und die gelbe Karte für den Kapitän der Gastgeber waren die logische Konsequenz. Braunschweigs Trainer Aleksandar Ristic griff nun zum letzten Strohhalm und wechselte zum zweiten Mal aus. In der Pause war Pospich für Bergs gekommen, nun mußte Posipal gehen und Scheike wurde aufs Feld geschickt Der neue Mann ging auf Libero-Position, Ronnie Worm dafür in den Angriff.

Doch bevor diese Maßnahme greifen konnte, brachte die Eintracht aus Frankfurt den entscheidenden Schlag an. 58 Minuten waren gespielt, da kam der große Auftritt des Jürgen Mohr. Mit tollem Einsatz erkämpfte er sich im Mittelfeld den Ball, spielte ihn Scheike durch die Beine und dann Tobollik in den Lauf. Diesmal ließ sich der Stürmer den Ball nicht mehr abjagen und schoß ihn hoch und hart an Torwart Franke vorbei zum 3:0 ins Netz.

Braunschweig war nun endgültig geschlagen und hatte auch noch Pech. Elemerich mußte verletzt vom Platz, seine Mannschaft mit zehn Mann weiterspielen. Zwei Spieler waren ja bereits eingewechselt worden. Bei nahezu jedem Angriff hatten die Frankfurter nun eine klare Tormöglichkeit. Fünf, sechs, ja sieben Tore hätten fallen können, aber es blieb bei der Möglichkeitsform. Jürgen Mohr vor allem spielte großartig auf, vergab aber die besten Möglichkeiten. Thomas Berthold lief allein aufs Tor und schoß vorbei, auch Jan Svensson verpaßte.

Zwölf Minuten vor dem Ende gab Schiedsrichter Horeis eine humoristische Einlage, über die die Gäste gar nicht lachen konnten. Plagge schoß Kroth ans Knie, da kam ein Pfiff. Elfmeter entschied der Unparteiische, und die 7000 Zuschauer lachten aus vollem Halse. Selbst Braunschweigs Trainer Ristic stand an der Seitenlinie und konnte seine Überraschung nicht verbergen. Lux verwandelte den Strafstoß und verschönerte die Blamage Braunschweigs wenigstens etwas. (Abendpost-Nachtausgabe zum Sonntag vom 02.09.1984)


 

 

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