Comeback auf Plaste und Elaste

Rund eine Million Mark hatte Eintracht Frankfurt zu Anfang der Saison an Hertha BSC überwiesen, um sich die Dienste von Jürgen Mohr zu sichern. Vereinsverantwortliche wie Fans erhofften sich, durch diese Verpflichtung die durch den Abgang Bernd Nickels vakante Position des Spielmachers neu und adäquat zu besetzen. Den Beweis, dass er das Zeug zum Mittelfelddirigenten besitzt, blieb Mohr freilich weitestgehend schuldig. Verletzungen und die daraus resultierende Ärzteodyssee mit daraus resultierenden widersprüchlichen Diagnosen sorgten dafür, dass Mohr häufiger in Wartezimmern und Rehazentren anzutreffen war, als auf dem Fußballplatz. Ganze sieben Bundesligaspiele hat der 25-Jährige bislang für die Eintracht absolviert, davon lediglich zwei über die volle Distanz.

Heute im Testspiel gegen die SG Bad Soden streift Mohr erstmals seit Mitte November wieder das Trikot mit dem Adler auf der Brust über, um auf dem Kunstrasenplatz des B-Ligisten aus dem Taunus an einem Fußballspiel teilzunehmen. Die Hoffnung, dass aus diesem Einsatz die baldige Verfügbarkeit Mohrs auch für den Ligabetrieb abzuleiten sei, dämpft Trainer Weise: "Es ist ein erster Test, es werden noch weitere folgen. Der Jürgen ist sicher froh, dass er wieder spielt. Bis er hundertprozentig fit ist, wird es noch einige Zeit dauern." Auch Mohr will diesen ersten Praxistest nach fast einem halben Jahr Pause nicht überbewerten. "Nach einer so langen Verletzungspause kann man aus dieser Partie keine Schlüsse ziehen", erzählt er vor der Begegnung.

Ein kleines Comeback steht auch für Michael Sziedat an, der sich in dieser Spielzeit zwei Platzverweise in den beiden Spielen gegen die Mannschaft aus Bieber einhandelte und nach seiner Roten Karte im Spiel gegen den Vizemeister von 1959 am 25. Februar mit einer sechswöchigen Sperre belegt wurde. Sziedat steht damit beim nächsten Punktspiel gegen den 1. FC Köln wieder für den Kader zur Verfügung und soll heute Spielpraxis erwerben.

Neben Sziedat und Mohr fahren aus dem Lizenzspielkader Jüriens, Eymold, Schreml, Sievers, Mattern und Svensson mit in den Taunus, hinzu kommen etliche Amateur- und Jugendspieler wie Thomas Klepper, Harald Krämer, Stefan Wöber, Hansi Gundelach oder Holger Friz.

Etwa 1.200 Zuschauer haben sich um das Spielfeld versammelt, das für die Spieler der Eintracht mit seiner künstlichen Grasnarbe Voraussetzungen bietet, die sie ansonsten nur von Hallenturnieren kennen. Mit solcherart Platzverhältnissen besser vertraut ist selbstverständlich die Elf aus Bad Soden, so dass sich trotz des Klassenunterschieds ein recht flottes Spiel entwickelt. Bis zum 3:3 können die Hausherren daher stets gleichziehen, wenn die Eintracht ein Tor vorlegt.

In der 63. Minute ist der Test für Jürgen Mohr beendet - planmäßig, wie Weise nach dem Spiel versichert. Bis zu diesem Zeitpunkt hinterlässt Mohr, der in der 31. Minute einen Treffer zum 2:1 für die Eintracht erzielt hatte, nur ansatzweise einen zufriedenstellenden Eindruck. Noch immer scheinen seine Beschwerden nicht ganz abgeklungen zu sein, denn der ehemalige Berliner griff nach fast jeder Aktion an die Leisten.

In der Schussphase sind es dann die eingesetzten Amateure der Eintracht, die Köpfchen beweisen: Holger Fritz und Harald Krämer gelingen drei sehenswerte Kopfballtore zum 6:3-Sieg des Bundesligisten. (fgo)

 

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