Borussia Dortmund - Eintracht
Frankfurt |
Bundesliga 1983/1984 - 18. Spieltag
2:0 (0:0)
Termin: Sa 21.01.1984, 15:30 Uhr
Zuschauer: 17.000
Schiedsrichter: Werner Föckler (Weisenheim)
Tore: 1:0 Marcel Raducanu (60.), 2:0 Jürgen Wegmann (80.)
Borussia Dortmund | Eintracht Frankfurt |
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Permanente Ladehemmung "Wir haben alles, was möglich war, getan und sind in guter Verfassung. Ich bin froh, dass es endlich losgeht." Mit diesen Worten geht Eintracht Frankfurts Trainer Dietrich Weise in die Rückrunde, die für die Eintracht mit der Auswärtsbegegnung bei Borussia Dortmund startet. Es besteht in den Reihen der Riederwälder weder Angst noch Übermut. Das Team, so weiß es Weise, hat bei seinem Reifeprozess zwar noch einen weiten Weg vor sich, doch jugendlicher Elan, Unbekümmertheit und Mut sollen bis dahin Cleverness und Routine ersetzen helfen. Auch die personellen Probleme sind kleiner geworden. Im Westfalenstadion fehlen lediglich Fruck aufgrund seines Platzverweise in Kaiserslautern, Mattern mit einer Oberschenkelzerrung sowie der langzeitverletzte Mohr, der Mitte Dezember an der Leiste wurde und in der nächsten Woche mit ersten Bewegungsübungen beginnen will. Die Eintracht will sich laut Weise in Dortmund nicht verstecken, wie überhaupt in der Rückrunde die Auswärtsspiele mit mehr Mut angegangen werden sollen. Eine wichtige Rolle in den Planungen des Frankfurter Trainers spielt Ralf Falkenmayer, der Regie führen, das Spiel an sich ziehen und noch mehr Verantwortung übernehmen soll. Weise: "Mehr Verantwortung heißt aber nicht, dass er alles allein macht. Er muss seine Kameraden auch mal anschreien, lieber selbst ein paar Schritte weniger laufen und dafür die anderen hinschicken." Insgesamt birgt die Startaufstellung zum Rückrundenauftakt keine Überraschungen. Vor dem derzeit in guter Form haltenden Jürgen Pahl gibt Michael Sziedat den Libero, Kraaz und Körbel komplettieren die Innenverteidigung. Sievers erhält den Vorzug vor Berthold und Schreml als rechter Außenverteidiger, links läuft Martin Trieb auf. Im Mittelfeld sind neben Ralf Falkenmayer noch Thomas Kroth und Ronny Borchers nominiert, Tobollik erhält die Rolle als Sturmpartner von Svensson zugewiesen und verweist damit Uwe Müller auf die Ersatzbank. Für die stark verschuldeten Dortmunder, mit der recht großspurigen präsidialen Vorgabe, einen Platz unter den ersten Vier zu erreichen, in die Saison gestartet, geht es de facto darum, der Realität ins Auge zu sehen. Denn als Tabellen-15. - mit 12:22 Punkten lediglich drei Zahler besser als die Eintracht - spielt man nicht vorne mit, sondern gegen den Abstieg. Diese Tatsche hat zu einem munteren Wechsel auf dem Trainerstuhl geführt. Waren die Gelbschwarzen mit dem erst zu Saisonbeginn verpflichteten Uli Maslo in die Punktrunde gestartet, kamen interimsweise Ende Oktober Helmut Witte und anschließend für 14 Tage der eigentlich mit Managementaufgaben bei den Borussen betraute ehemalige Weise-Assistent Hans-Dieter Tippenhauer zum Zug, ehe Horst Franz die Übungsleitung der Borussia übernahm. Nachgebessert wurde auch im Kader, denn mit dem 19-jährigen Jürgen Wegmann wechselte der erfolgreichste Stürmer von Rot-Weiss Essen in der Winterpause für eine kolportierte Ablösesumme in Höhe von 650.000 Mark nach Westfalen. Gerade einmal 17.000 Zuschauer haben sich im Dortmunder Westfalenstadion eingefunden, als Werner Föckler aus Weisenheim die Bundesligapartie des Tabellen-15. gegen die auf dem vorletzten Tabellenplatz rangierenden Gäste aus Frankfurt anpfeift. Die sehen die Heimmannschaft zwar in der Offensive, wirkliche Torchancen können sich die Schwarzgelben aber gegen die gut stehende Deckung der Eintracht vor dem sicheren Torhüter Pahl mit Sziedat als Libero sowie Körbel und Kraaz, der den bulligen Bernd Klotz weitestgehend neutralisiert, in der Innenverteidigung nicht herausspielen. Einzig Sievers macht auf der rechten Seite ab und an eine unglückliche Figur, so dass sich Dressel einige Male über die Außenbahn durchsetzen kann, ohne allerdings Gefahr hinaufzubeschwören. In der 10. Minute spekulieren die Frankfurter auf einen Elfmeter, als Falkenmayer von Rüssmann im Strafraum umgestoßen wird. Doch die Pfeife des Schiedsrichters bleibt ebenso stumm wie in der 32. Minute auf der anderen Seite, als Kroth den Dortmunder Erdal Keser im Strafraum unfair vom Ball trennt. Kurz darauf hat Raducanu, dessen Teilnahme an dieser Partie lange ungewiss war, da er in der Vorbereitung über Leistenbeschwerden klagte, die große Chance, seine Borussen in Führung zu schießen. Doch Pahl erweist sich wie so oft in den letzten Spielen als Meister seines Fachs und dreht den Freistoß des 29-jährigen Rumänen, der 1981 ein Spiel seines Teams Steaua Bukarest in Dortmund genutzt hatte, um sich in den Westen abzusetzen, mit den Fingerspitzen um den Pfosten. Eine Minute vor der Pause eröffnet sich für die Eintracht die Chance zum Führungstreffer. Doch der ballführende Kroth entscheidet sich in einer Überzahlsituation der Frankfurter von den beiden Optionen, die im sinnvoll zur Verfügung stehen, für die dritte: Statt auf die freistehenden Falkenmayer oder Borchers zu passen, schießt der Mittelfeldspieler nicht nur selbst, sondern auch schwach. So hat das 0:0 bis zum Pausenpfiff Bestand. In der Halbzeit nimmt Trainer Franz bei den Dortmundern Jupp Tenhagen und den angeschlagenen Erdal Keser aus der Mannschaft, dafür kommen Bittcher und Wegmann, der damit seine Erstligapremiere feiert. Weise lässt sein Team unverändert, obwohl sich die beiden Stürmer Svensson gegen Rüssmann und Tobollik gegen Konopka bislang kaum durchsetzen konnten und mit Uwe Müller ein in den Vorbereitungsspielen durchaus treffsicherer Angreifer auf der Bank sitzt. Insbesondere der frisch ins Spiel gekommene Wegmann erweist sich schnell als Belebung für das Sturmspiel der Heimmannschaft, die Borussen können nun mehr Druck auf das von Pahl gut gehütete Tor aufbauen. So muss der Frankfurter Torhüter in der 51. Minute einen gefährlichen Kopfball von Klotz abwehren. Anschließend entzieht sich der nominale Mittelstürmer der Dortmunder wieder der Bewachung von Kraaz, in dem er auf die Flügel ausweicht - und das mit Erfolg. In der 60. Minute schlägt Klotz eine Flanke von rechts nach innen, die Eintrachtverteidiger befinden sich kollektiv im Sekundenschlaf und Raducanu kann Pahl aus acht Metern mit einem platzierten Schuss ins Toreck überwinden. Nun wirken die Dortmunder wie aufgedreht und erspielen sich innerhalb von fünf Minuten mehr Möglichkeiten als im gesamten Spiel zuvor. So prüft Bittcher Jürgen Pahl, der mit einer blitzschnellen Reaktion den Ball noch mit dem Fuß abwehren kann, anschließend köpft Werner Dressel nach einer Flanke von Klotz knapp vorbei. Mitten in diese Drangphase der Platzherren haben die Adlerträger die Chance zum Ausgleich. Ralf Falkenmayer flankt den Ball von der Außenlinie nach innen, Ronald Borchers steht ebenso frei wie zuvor Raducanu auf der anderen Seite. Doch der Frankfurter Mittelfeldspieler drischt das Leder nicht ins Tor, sondern aus acht Metern an die Unterkante der Latte. Kurz darauf wechselt Weise Uwe Müller für Martin Trieb ein, um mit einem weiteren Stürmer die Chancen auf eine Punkteteilung zu erhöhen. Das Torgestänge verhindert in der 77. Minute dann auch einen Treffer auf der Gegenseite, als Wegmann einen Kopfball ans Gebälk setzt. Drei Minuten später kann der bis zur Arroganz selbstbewusste Neueinkauf der Dortmunder ("Man hat doch nicht soviel für mich bezahlt, um mich auf der Bank versauern zu lassen.") dann aber doch noch über seinen ersten Bundesligatreffer in seinem ersten Bundesligaspiel jubeln, als er eine Flanke von Dressel, der nach einem Fehler von Sievers an den Ball gekommen war, stolpernd aus sechs Metern zum 2:0 über die Linie drückt. Anschließend bleibt noch genügend Zeit, damit die Frankfurter ihre katastrophale Angriffsschwäche nachweisen können. Beweisführend aktiv wird dabei Jan Svensson, der bei einem Solo drei Dortmunder ausspielt, völlig frei vor Torwart Elke Immel auftaucht, den Dortmunder Schlussmann aber kraftlos anschießt. So wartet die Frankfurter Mannschaft der Spielzeit 83/84 weiter auf ihr erstes Auswärtstor unter Trainer Dietrich Weise, der für die unter seiner Obhut absolvierten sechs Spiele die magere Bilanz von 3:9 Punkten bei 1:6 Toren verbuchen muss. Da die mit 9 mageren Zählern mit der Eintracht punktgleichen Nürnberger ihr Spiel in Uerdingen 'nur' mit 1:0 verloren haben, weist die Eintracht nun wieder das schlechtere Torverhältnis als der Club von der Noris auf und rutscht erneut auf den letzten Tabellenplatz. Zudem können alle in Reichweite vor der Eintracht platzierten Mannschaften an diesem Wochenende Punkte einfahren: Dortmund weist jetzt 14 Pluspunkte auf, Bochum (jetzt 15 Punkte) holt sich durch ein 2:2 einen Punkt in Bieber (11 Punkte) ab und Braunschweig (15 Punkte) stürzt den VfB Stuttgart durch einen 1:0-Sieg von der Tabellenspitze. Nächsten Samstag gegen Bayer 05 Uerdingen sollte die Eintracht also unbedingt einen Sieg einfahren, um den Kontakt zum derzeit vom Vizemeister '59 belegten 16. Platz, der einen unmittelbaren Abstieg zu einem mittelbaren, also durch einen Sieg in der Relegation vermeidbaren macht, zu halten. Frohe Kunde gibt es zumindest von Schatzmeister Knispel, der eine Vorrundenbilanz zieht. Durch die Abgänge der Spitzenverdiener Pezzey, Nickel und Cha wurde die Schuldenlast von rund 5 auf 3,6 Millionen Mark gesenkt, die Gehaltsliste um eine Million entlastet. Zudem mussten Privatbürgschaften in Höhe von 975.000 Mark, die eine vom DFB geforderte Deckung für die Lizenzerteilung gewährt hatten, nicht in Anspruch genommen werden. Auch lag die Eintracht mit 25.433 Zuschauern über dem kalkulierten Schnitt von 20.000 pro Heimspiel. Klar ist allerdings auch, dass dieses "Vabanquespiel der Gesundschrumpfung" nur gewonnen werden kann, wenn am Saisonende die sportliche Bilanz stimmt - sprich, die Klasse gehalten wird. (fgo)
Horst Franz: "Aufgrund des fehlerhaften Spiels beider Mannschaften war das Unentschieden zur Halbzeit korrekt. Doch dank des risikoreichen offensiven Spiels in der zweiten Halbzeit ging unser Sieg unter dem Strich in Ordnung." Dietrich Weise: "Unsere Niederlage ist für mich keine allzu große Enttäuschung, da ich unsere Situation richtig einschätze. Dem Spielverlauf nach, bis Mitte der zweiten Halbzeit, wäre für uns sogar ein Unentschieden möglich gewesen." Michael Sziedat: " Es geht nur noch um Platz 16. Alles andere können wir vergessen." Karl-Heinz Körbel: "Da haben unsere Stürmer
in der Winterpause noch und noch Torschusstraining gehabt und geübt
und geübt bis zum Geht-nicht-mehr, und dann ist immer noch nichts
..."
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