Eintracht Frankfurt - VfB Stuttgart

Bundesliga 1983/1984 - 15. Spieltag

1:3 (1:1)

Termin: Sa 26.11.1983, 15:30 Uhr
Zuschauer: 20.000
Schiedsrichter: Aron Schmidhuber (Ottobrunn)
Tore: 1:0 Jan Svensson (12.), 1:1 Karl Allgöwer (16.), 1:2 Asgeir Sigurvinsson (54.), 1:3 Peter Reichert (70.)

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt VfB Stuttgart

 


  • Helmut Roleder
  • Hans-Peter Makan
  • Karlheinz Förster
  • Bernd Förster
  • Guido Buchwald
  • Asgeir Sigurvinsson
  • Kurt Niedermayer
  • Hermann Ohlicher
  • Karl Allgöwer
  • Walter Kelsch
  • Peter Reichert

 

Wechsel Wechsel
  • Thomas Kempe für Peter Reichert (81.)
  • Günther Schäfer für Hermann Ohlicher (88.)
Trainer Trainer
  • Helmut Benthaus

 

Drei Schwabenstreiche

Am 15. Spieltag ist der VfB Stuttgart zu Gast im Frankfurter Waldstadion. Die Schwaben reisen als Tabellenführer an den Main - mit 19:9 Punkten führen sie die Liga derzeit aufgrund des besseren Torverhältnisses vor den punktgleichen Mannschaften aus Mönchengladbach, München und Hamburg an.

Am Mittwoch vor der Partie erscheint Cezary Tobollik auf der Transferliste des DFB. Nachdem der polnische Verband keine Sperre beantragt hat, erhält der 22-jährige Pole dann am Freitag eine vorläufige Spielerlaubnis und wird von Trainer Weise für die Startaufstellung nominiert. Hoffnungen auf einen Platz in der ersten Elf hatte sich auch Bodo Mattern gemacht, der die Folgen seiner OP Ende Juli überwunden hat und während der Woche fleißig trainierte. Doch Trainer Weise sieht vor allem die läuferischen Defizite des Ex-Darmstädters und verzichtet vorerst auf dessen Dienste. Auf der Bank nehmen Eymold, Sievers, Uwe Müller und Ersatztorwart Gundelach Platz.

Verzichten muss Trainer Weise auf Jürgen Mohr, der durch seine hartnäckige Leistenverletzung außer Gefecht gesetzt ist. Der Mittelfeldspieler hofft, um eine Operation herumzukommen, will sich aber in Ruhe auskurieren, denn, so Mohr, "ich helfe mir und auch der Mannschaft nicht, wenn ich dauernd nur mit halber Kraft spiele". In der zentralen Mittelfeldrolle soll sich daher Martin Trieb beweisen, der in den beiden Testspielen in der letzten Woche zu überzeugen wusste.

Enttäuscht ist Schatzmeister Knispel über den Besuch. Hatte Präsident Gramlich im Vorfeld noch auf 40.000 Zuschauer und einen warmen Regen für die arg strapazierte Vereinskasse gehofft, ist jeder zweite dieser Wunschbesucher zu Hause geblieben, so dass sich gerade einmal 20.000 das Aufeinandertreffen des Ersten gegen den Letzten anschauen wollen. Diese erleben von Anfang an eine disziplinierte Eintrachtelf, die gewillt ist, die taktische Vorgabe von Trainer Weise umzusetzen: Aus einer gesicherten Abwehr rund um die beiden Manndecker Körbel und Kraaz wollen die Frankfurter mit schnellen Kontern über Svensson, Borchers und Tobollik zum Erfolg kommen.

Entsprechend bestimmen die Stuttgarter in der Anfangsphase das Spiel und haben in der 3. Minute auch die erste Chance. Peter Reichert, der den erkrankten Schweden Corneliusson vertritt, spielt Allgöwer frei, dessen Schussversuch von Körbel im letzten Moment abgeblockt werden kann. In der 12. Minute folgt dann der erste ernsthafte Angriff der Eintracht. Thomas Kroth bedient Verteidiger Uwe Schreml, der sich als erfolgreich als Außenstürmer versucht und eine Flanke nach innen zieht. Dort ist Svensson dem als "Treter mit dem Engelsgesicht" bekannten Nationalverteidiger Karlheinz Förster entwischt und kann den Ball mit dem Kopf vorbei an Torhüter Roleder in die Maschen lenken. Dieses 1:0 ist das erste Pflichtspieltor unter Trainer Weise und der erste Torerfolg seit dem 1:0 von Kroth am 11. Spieltag gegen Borussia Mönchengladbach in der 18. Minute - also nach 354 Minuten.

Der Jubel auf den Rängen und das für die Spieler ungewohnte Gefühl, als führende Mannschaft auf dem Platz zu agieren, hält aber noch nicht einmal fünf Minuten. Zwar kann Sziedat den Ball zweimal in Folge aus dem Strafraum köpfen, doch jedes Mal findet das Leder wieder zu einem Spieler mit dem roten Brustring auf dem weißen Trikot. Karl Allgöwer ist es schließlich, der aus rund 20 Metern abzieht und den Ball zum 1:1 als Aufsetzer unten rechts ins Toreck platziert.

Die Eintracht zeigt sich von diesem Ausgleich enttäuscht, aber nicht geschockt. Immer wieder sucht sie die Möglichkeit zu schnellen Gegenangriffen. In der 29. Minute ist es Falkenmayer, der bei einem Konter den schnellen Tobollik in Szene setzt. Der Pole wird zwar von Bernd Förster beharkt, kann aber trotzdem aufs Tor schießen und trifft - den Pfosten. Fünf Minuten vor dem Seitenwechsel ist es Martin Trieb, der eine gute Chance vorbereitet, als er den Ball an Roleder vorbei vor das Tor spielt, dort aber verpassen Svensson und Tobollik die Gelegenheit, den Ball in den verlassenen Kasten zu schieben. Nur eine Minute später können die Schwaben fast jubeln: Pahl faustet den Ball unglücklich zu Allgöwer, der schießt, verfehlt das Tor aber knapp.

Als Schiedsrichter Schmidhuber zur Halbzeit pfeift, kann man der Eintracht attestieren, dass sie dem Tabellenführer 45 Minuten lang Paroli geboten hat. Dies ändert sich jedoch mit dem Beginn der zweiten Hälfte. Die Schwaben werfen ihr spielerisches Übergewicht in die Waagschale übernehmen das Kommando, die Eintracht muss dem von ihr betriebenen Kampfspiel Tribut zollen und einen Gang zurückschalten. Insbesondere Asgeir Sigurvinsson dokumentiert die Überlegenheit der Gäste im Mittelfeld.

Der isländische Nationalspieler ist es in der 54. Minute auch, der die Schwaben mit einem Schuss aus 20 Metern in Führung bringt. Aufgelegt hatte ihm Guido Buchwald, der eine Flanke von Karlheinz Förster mit der Brust stoppte.

Nun ist die Eintracht in Zugzwang - und sie probiert es, kämpft, rackert und drückt die Stuttgarter auf die Gefahr hin, offen für Konter zu sein, in die eigene Hälfte. Viel Gefährliches können die Frankfurter aber nicht produzieren. Zwar gelingt es Tobollik einige Male, sich am Flügel durchzusetzen, doch in der Mitte fehlen Verwerter für seine Flanken. Dies sieht auch Trainer Weise und wechselt in der 64. Minute für Martin Trieb mit Uwe Müller einen weiteren Stürmer ein.

Der erhoffte Torjubel hat dann allerdings die falschen Protagonisten: Zwanzig Minuten vor Spielende schlägt Sigurvinsson einen Freistoß scharf vors Tor, Reichert ist mit dem Kopf zur Stelle - 1:3. Nun geht kaum noch etwas bei der Eintracht, die Enttäuschung macht die Beine schwer. So fällt es dem als Tabellenführer angereisten VfB leicht, den Vorsprung bis zum Spielende zu halten und auch als Tabellenführer wieder abzureisen.

Auch die Eintracht hat ihren Tabellenplatz gehalten, darf aber nach der Leistung der ersten 45 Minuten zumindest hoffen. Nahrung erhält diese Hoffnung durch die Ergebnisse der Konkurrenz. Von den vier direkt vor der Eintracht platzierten Mannschaften konnte lediglich Dortmund beim 0:0 zu Hause gegen den 1. FC Köln punkten. Kaiserslautern musste auf dem Betzenberg eine 0:1-Niederlage gegen die Bayern hinnehmen, Nürnberg wurde beim HSV mit 4:0 abgefertigt, und der Vizemeister von 1959 kassierte bei seiner 1:8-Niederlage in Bremen zwei Pezzey-Tore.


Trainerstimmen

Helmut Benthaus: "Die Eintracht hat vor der Pause ein tolles Tempo vorgelegt, mehr Zweikämpfe gewonnen und war eine Nuance aggressiver. Nach dem Wechsel kamen wir dann besser ins Spiel. Nach dem 2:1 setzte sich die spielerische Klasse durch, danach haben wir das Spiel kontrolliert. Der Eintracht muss ich bestätigen, dass sie in der ersten Halbzeit hervorragend gespielt hat. Wir hätten eigentlich im Rückstand liegen müssen. Aber vielleicht haben die Frankfurter sich in dieser Zeit etwas übernommen. Tobollik hat mir imponiert. Er ist schnell, dribbelstark und hat keine Angst."

Dietrich Weise: "Der VfB ist eine in sich gewachsene Mannschaft, die heute überzeugend gespielt hat. Die Stuttgarter kontrollierten den Ball besser als wir. Böse bin ich keinem in meiner Mannschaft, denn immerhin haben wir gegen den Tabellenführer gespielt. Es war sicherlich nicht das letzte Lehrgeld, das die Eintracht zahlen musste. Insgesamt bin ich nicht unzufrieden, denn wir haben besser gespielt als beim 0:0 gegen die Bayern. Es wird ein Nervenkampf bis zum Schluss. Darauf müssen wir und die Zuschauer uns vorbereiten. Dem Publikum bin ich dankbar. Es hat bis zum Schluss zu uns gehalten. An den Zuschauern lag es nicht." (fgo)

 

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