1. FC Nürnberg - Eintracht
Frankfurt |
Bundesliga 1983/1984 - 14. Spieltag
0:0
Termin: Sa 12.11.1983, 15:30 Uhr
Zuschauer: 14.000
Schiedsrichter: Hans Wahmann (Marl)
Tore: ./.
1. FC Nürnberg | Eintracht Frankfurt |
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Wechsel | Wechsel
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Nulllösung Wenn zwei traditionsreiche Vereine des Südens in einem Pflichtspiel aufeinandertreffen, verheißt dies oft spannungsgeladene Partien vor großer Kulisse, gewürzt mit technischen Finessen einer ordentlichen Portion Kampf. Wenn, wie beim heutigen Spiel, allerdings der Tabellenvorletzte auf den Tabellenletzten trifft, bedeutet dies schon im Vorfeld, gehörig Abstriche zu machen. Für die Nürnberger gilt es, sich in diesem Spiel für die 0:7-Klatsche am letzten Spieltag in Stuttgart zu rehabilitieren und den ersten Punktegewinn unter Rudolf Kröner, der Ende Oktober Udo Klug auf den Trainerstuhl beim Club abgelöst hatte, zu realisieren. Klug, zuvor Trainer, Pressesprecher und Manager in Personalunion, ist nun nur noch in den beiden letztgenannten Positionen für den Club tätig. Die Frankfurter wollen im zweiten Spiel dieser Saison unter Obhut des Übungsleiters Dietrich Weise ihre desaströse Auswärtsbilanz von 0:12 Punkten und 8:24 Toren zumindest ein wenig aufbessern. Aufgrund der dünnen Personaldecke stellt sich die Mannschaft der Eintracht quasi von selbst auf. Verletzungsbedingt nicht einsatzbereit ist Thomas Bertold, für ihn rückt Uwe Schreml in die erste Elf. Ansonsten beginnen die Frankfurter mit denselben Spielern wie beim 0:0 gegen die Bayern. Noch keine Rolle in Trainer Weises Planung spielen Bodo Mattern, der gerade erst wieder mit dem Training begonnen hat, und Cezary Tobollik, für den immer noch keine Freigabe aus Polen vorliegt. Eymold und Fruck dagegen wären wohl fit, konnten aber Weise bislang nicht davon überzeugen, dass sie das Können und vor allem das Selbstvertrauen vorweisen, um im Bundesligaabstiegskampf zu bestehen. Für Eymold platzt damit der Traum, gegen den Club, für den er 79/80 drei Zweitligaspiele absolvierte und zu dessen Bundesligakader er 80/81 - wenn auch ohne Spieleinsatz - gehörte, aufzulaufen. Ein Wiedersehen mit alten Spielkameraden auf dem Platz gibt es dagegen für den zu Beginn der Saison zum Club gewechselten Stefan Lottermann, von 1979 bis 1983 für die Eintracht in 97 Bundesligaspielen aktiv, der sich bei den Nürnbergern zwar noch keinen Stammplatz erspielen konnte, gegen die Eintracht aber in der Startelf steht. Gerade einmal 14.000 Zuschauer wollen sich das Kellerderby antun. Und zumindest nach den ersten 45 Minuten können einem diese Hartgesottenen dann auch leidtun, denn das, was sich auf dem Rasen abspielt, hat nur wenig mit dem Aufeinandertreffen zweier Bundesligamannschaften zu tun. Der harm-, hilf- und ideenlose Club macht es der disziplinierten Frankfurter Abwehr leicht, das von Pahl gehütete Tor abzusichern. Körbel hat Manni Burgsmüller fest im Griff, Kraaz neutralisiert die zweite Nürnberger Spitze Werner Heck. Einzig Stefan Lottermann schafft es in der ersten Halbzeit, so etwas wie Zug zum Tor zu dokumentieren, muss sich aber einmal von Sziedat ausbremsen lassen und findet dann bei einem Schuss in der 35. Minute in Pahl, der ansonsten eine ruhige Zeit verlebt, seinen Meister. Auch den Frankfurtern geraten die Versuche, ein Tor zu erzielen, eher kläglich. Von der erhofften Rolle als Strippenzieher im Mittelfeld ist Jürgen Mohr weit entfernt, Borchers bleibt als zweite Spitze stumpf. Dass es dennoch zu kleinen Chancen reicht, ist Svensson zu verdanken, der sich zweimal links durchsetzt und den Ball nach innen bringt, dort aber für die Lederkugel keine Abnehmer im Frankfurter Trikot findet. In der zweiten Hälfte nimmt das Spiel dann ein wenig Fahrt auf. Zunächst ist es die Eintracht, die sich bei Kontern durch Borchers und Svensson Chancen erspielt, dann testet Lottermann den Frankfurter Torhüter mit einem Volleyschuss. Pahl besteht den Test und wenige Minuten später nach einem Schuss von Täuber auch gleich den zweiten. Auf der Gegenseite setzt sich Borchers durch, kommt im Strafraum zu Fall, was Schiedsrichter Hans Wahmann aus Marl zu einem Pfiff veranlasst. Fortgesetzt wird das Spiel mit einem Freistoß für Nürnberg, da Wahmann auf Schwalbe von Borchers entscheidet. Dann setzt sich Svensson in Szene, wird kurz vor dem Strafraum gefoult, doch der verhängte Freistoß bringt nichts ein. In der 63. Minute ist es erneut der Schwede, der das Nürnberger Tor in Gefahr bringt. Nach einem Doppelpass mit Mohr kann er den Ball über den Nürnberger Torhüter Kargus heben, doch die Kugel beult nicht das Netz aus, sondern klatscht gegen die Latte. Zwei Minuten später versucht sich Mohr mit einem Schuss, der aber Kargus genau so wenig in Verlegenheit bringen kann wie der Schussversuch Grahammers seinen Frankfurter Pendant auf der Gegenseite. In den letzten 20 Minuten ergeben sich dann für beiden Seiten noch etliche Chancen zu einem Treffer. Doch weder die Nürnberger durch Lieberwirth, der von Pahl und Sziedat in einer konzertierten Aktion am Einschuss gehindert wird, noch Borchers, der einen von Kargus nach einem Schreml-Schuss abgewehrten Ball nicht per Fuß locker ins Tor schiebt, sondern sich als Parterreakrobat a la Horst Heese mit dem Kopf knapp über der Grasnarbe versucht, können Zählbares verzeichnen. Obwohl es so beim torlosen Unentschieden bleibt, hat die Partie einen moralischen Sieger, was sich beim Schlusspfiff auch auf dem Platz dokumentiert: Die Eintrachtspieler werfen die Arme hoch, denn sie haben den ersten Auswärtspunkt seit dem 16. April 1983 (2:2 in Köln) unter Dach und Fach gebracht. Zwar wird Toni Hübler am Montag weiterhin die Rote Laterne in der Kabine aufhängen müssen, aber zumindest ist der Abstand zu den ebenfalls um den Klassenerhalt kämpfenden Teams aus Oxxenbach (1:2 gegen Stuttgart) und Dortmund (1:2 in Mönchengladbach) verringert worden. (fgo)
Rudi Kröner: "Nach zwei Niederlagen müssen wir mit dem ersten Punkt zufrieden sein, obwohl wir in der Endphase das Spiel 1:0 für uns hätten entscheiden können. Wenn bei uns alle Mann wieder an Bord sind, hoffe ich, in der Rückrunde den Abstiegskampf zu bestehen." Dietrich Weise: "Wir können in der jetzigen Phase keine hohen Ansprüche an unsere Mannschaft stellen. Wir müssen auswärts ganz egoistisch spielen und versuchen, einen Punkt zu gewinnen. Das Remis ist korrekt."
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