VfL Bochum - Eintracht Frankfurt |
Bundesliga 1983/1984 - 10. Spieltag
4:1 (1:0)
Termin: Sa 15.10.1983, 15:30 Uhr
Zuschauer: 15.000
Schiedsrichter: Udo Horeis (Buchholz)
Tore: 1:0 Walter Oswald (8.), 2:0 Lothar Woelk (47.), 3:0 Stefan Kuntz (50.), 3:1 Thomas Kroth (56.), 4:1 Stefan Kuntz (68.)
VfL Bochum | Eintracht Frankfurt |
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Rien ne va plus Nicht nur sportlich klingeln die Alarmglocken bei der Eintracht Sturm, auch der Kassensturz von Schatzmeister Knispel verheißt nichts Gutes. So wird der Schuldenstand des laut Gramlich "höchst verschuldeten Vereins der Bundesliga" auf rund fünf Millionen Mark geschätzt, allein in der letzten Saison sei ein "siebenstelliger Betrag" hinzugekommen. An eine notwendige Verstärkung des Kaders durch Neuverpflichtungen ist daher nicht zu denken, auch müssen Topverdiener wie Borchers und Pahl, deren Verträge zum Ende der Saison auslaufen, mit einem deutlich niedrigeren Angebot vonseiten der Eintracht rechnen. Fast schon als Lappalie erscheint da, dass das ehemalige Verwaltungsratsmitglied Niehaus seine Bürgschaft über eine Viertelmillion Mark zurückzieht. Im Bochumer Ruhrstadion steht mit dem Aufeinandertreffen des Tabellenletzten Eintracht Frankfurt und dem heimischen VfL, der auf dem 15. Platz rangiert, ein echtes Kellerderby an. Theoretisch könnte die Eintracht mit einem Sieg an den Westdeutschen vorbeiziehen und so die Rote Laterne abgeben, praktisch planen die Frankfurter, Beton anzurühren, um den ersten Auswärtspunkt einzufahren. Neben Sziedat und Schreml, deren Sperren abgelaufen sind, sollen Körbel, Kraaz, Falkenmayer und Berthold das eigene Tor absichern. Erstmals seit dem dritten Spieltag im Aufgebot ist Jürgen Mohr, der während der Woche zwar wieder am Übungsbetrieb teilgenommen hat, aber noch einen Trainingsrückstand aufholen muss, so dass er sich nicht in der Startaufstellung befindet. Einen Wechsel gibt es auf der Torhüterposition. Pahl hatte die Sonntagsmassage nach dem Freundschaftsspiel gegen Darmstadt aufgrund privater Termine ausfallen lassen und Trainer Zebec ihn daraufhin mit einer Geldstrafe belegt. Nach der Weigerung des Torwarts, diese zu zahlen, wurde er von Zebec aus dem Aufgebot für Bochum gestrichen, Jüriens ins Tor beordert und Gundelach als Ersatztorhüter nominiert. Geht da was? Zumindest in den ersten Minuten die Partie beim VfL Bochum haben die mitgereisten Eintrachtfans das Gefühl, ihre Mannschaft habe gute Chancen, im Ruhrstadion ihr dünnes Punktekonto aufzubessern. So testet in der 5. Minute Svensson den Bochumer Torhüter Zumdick nach einem Falkenmayer-Freistoß mit einem Kopfball, zwei Minuten später lässt sich der von Kroth mit einem schönen Pass angespielte Schwede den Ball kurz vor einem Torschussversuch noch von Knüwe vom Fuß nehmen. Nein, es geht nichts mehr. Nach acht Minuten hat sich das Strohfeuer ausgebrannt, VfL-Mittelfeldspieler Walter Oswald löscht unter untätiger Frankfurter Mithilfe die übrig gebliebene Glut, als er nach einer Flanke durch Schreier, der Kraaz düpiert hatte, zwar nur einen Kullerball produziert, der aber zur Verwunderung all jener, die den Frankfurter Torhüter heute zum ersten Mal live sehen, unter 'Bahnschranke' Jüriens hindurch ins Tor hoppelt. Wer nun ein Aufbäumen der Spieler in den rotschwarzen Trikots erwartet, sieht sich getäuscht. Zwar stimmt die kämpferische Einstellung, doch taktisch und spielerisch präsentieren sich die Adlerträger zu limitiert, um gegen die keineswegs überzeugenden Bochumer Druck aufbauen zu können. Wirkliche Torchancen ergeben sich nur für die Elf aus dem Ruhrpott, etwa durch einen Volleyschuss von Kuntz in der 18. Minute. Nach einer halben Stunde Spielzeit ist es erneut Kuntz, der die Möglichkeit zum erfolgreichen Torschuss hat. Doch der Stürmer, der zu Saisonbeginn vom Oberligisten Borussia Neunkirchen an die Ruhr gewechselt war, zögert freistehend vor dem Frankfurter Tor zu lange, so dass Berthold hinzueilen und klären kann. Wenige Minuten vor dem Halbzeitpfiff haben die Frankfurter dann Glück, dass Schiedsrichter Horeis ein elfmeterwürdiges Foul von Schreml an Oswald übersieht, kurz danach kann Jüriens einen Schuss von Schulz aus dem Winkel fausten. Als der Pausenpfiff ertönt, ist die Eintracht mit dem knappen Rückstand daher noch gut bedient. Nach dem Seitenwechsel darf auf Frankfurter Seite jetzt auch der zuvor lange verletzte Jürgen Mohr mittun, der für Trieb in die Mannschaft kommt. Viel Freude kann der Ex-Berliner aus der Tatsache, wieder am aktiven Spielbetrieb teilnehmen zu können, allerdings nicht schöpfen, denn die Bochumer landen einen klassischen Doppelschlag. In der 47. Minute ist es Bönighausen, der eine Ecke in den Frankfurter Strafraum schlägt, Woelk erwischt den Ball mit dem Kopf, sein Gegenspieler Sziedat schaut zu, Jüriens klebt auf der Linie - 2:0. Drei Minuten später kann sich Bönighausen erneut einen Assist-Punkt notieren. Seine flache Hereingabe wird von Jüriens verschlafen, Kuntz drückt den Ball zum 3:0 über die Linie. Wenn der Eintracht auch jegliche spielerische Substanz abzugehen scheint, eines dokumentieren die Adlerträger trotz des hohen Rückstandes: Die prinzipielle Einstellung stimmt. Das Team liefert zwar nur Stückwerk ab, zeigt aber Einsatz, allen voran Kraaz und Kroth sowie mit Abstrichen Mohr, der Zumdick mit einem Flachschuss aus 18 Metern prüft. Kroth ist es schließlich, der in der 56. Minute etliche Bochumer überläuft und mit einem Schrägschuss aus zwölf Metern das 1:3 erzielt. Zwölf Minuten später ist die alte Tordifferenz aber wiederhergestellt, als Kuntz nach einem indirekten Freistoß durch einen Schuss aus 18 Metern in den Torwinkel zu seinem zweiten Treffer kommt. (fgo)
Rolf Schafstall: "Vor der Pause fehlte unserem Spiel Linie und Ordnung. Wir hätten bereits bis zum Halbzeitpfiff mehr Tore erzielen müssen. Es war wichtig, gegen eine Mannschaft aus dem unteren Tabellendrittel zwei Punkte zu holen." Branko Zebec: "Wir haben nicht so schlecht gespielt, wie es zu vermuten war. Im Gegensatz zu uns haben die Bochumer ihre Torchancen optimal genutzt."
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