Kickers Oxxenbach - Eintracht
Frankfurt |
Bundesliga 1983/1984 - 6. Spieltag
2:1 (1:0)
Termin: Sa 10.09.1983, 15:30 Uhr
Zuschauer: 27.000
Schiedsrichter: Josef Hontheim (Trier)
Tore: 1:0 Uwe Bein (27., Handelfmeter), 1:1 Ralf Sievers (88.), 2:1 Michael Kutzop (89.)
Kickers Oxxenbach | Eintracht Frankfurt |
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Zehn gegen Zwölf Im Vorfeld des Derbys gegen den Vizemeister von 1959 entsteht Gesprächsbedarf bei der Eintracht. Denn Zebec denkt laut über eine von ihm ausgehende Vertragsauflösung in der Winterpause nach, da er die Rückendeckung von Teilen der Vereinsführung vermisse. Präsident Gramlich betont darauf hin, dass er ebenfalls von Äußerungen aus den Reihen des Aufsichtsrats zum Trainer irritiert sei und längerfristig mit dem jugoslawischen Fußballlehrer plane, um die Eintracht in naher Zukunft wieder in höhere Tabellenregionen zu führen. Im Zuge dieser Diskussion geht fast unter, dass die Eintracht inzwischen bei ihrer Suche nach einem Stürmer fündig geworden ist. Fraglich ist nur, wann der Neue eingesetzt werden darf. Denn für Cezary Tobollik, der sich bei einer Reise nach Graz im Rahmen des Intertotocups im Juni '83 von seinem Clubs Cracovia Krakau abgesetzt hatte, liegt keine Spielerlaubnis des polnischen Verbandes vor. Um den 21-jährigen Junioren-Nationalspieler an die Eintracht zu binden, erhält er zunächst einen Vertrag als Hilfszeugwart. Auch ansonsten gibt es einige gute Nachrichten. So kommen am Dienstag vor dem Derby Ralf Falkenmayer und Martin Trieb beim 0:0 in Ungarn zu Einsätzen in der deutschen U-21-Nationalmannschaft, wobei insbesondere Falkenmayer viel Lob kassieren kann. Und im Streit zwischen der Eintracht und dem FSV um die Spielberechtigung für Peter Boy hat der DFB-Kontrollausschuss zugunsten der Eintracht entschieden. Boy ist nach seiner Reamateurisierungssperre erstmals am 3. November für die Eintracht-Amateure spielberechtigt. Das Ballyhoo im Vorfeld lässt aber das Gros der 27.000 Zuschauer nicht vergessen, um was es am Samstag, den 10. September ab 15:30 Uhr für die beiden Mannschaften geht: um Punkte gegen den Abstieg. Entsprechend engagiert gehen die Spieler zu Werke. Bereits in der dritten Minute zeigt Schiedsrichter Hontheim aus Trier, dass er nicht gewillt ist, den harten Einsatz der Spieler zu tolerieren - zumindest dann nicht, wenn die Spieler ein schwarzrotes Trikot tragen. Und so holt sich Körbel nach einem Zweikampf mit Krause die erste Gelbe Karte in diesem Spiel ab. Sieben Minuten später sieht Sziedat den gelben Karton, als er den gegnerischen Linksaußen Sandner vom Ball trennt. Die erste große Chance des Spiels haben dann die Frankfurter, als Libero Berthold einen Angriff abfängt und einen Konter über Svensson einleitet. Der Schwede legt den Ball von der Torauslinie zu Borchers zurück, der jedoch verstolpert. Eine knappe halbe Stunde ist gespielt, als Hontheim das Spiel nach einem Gewühl im Strafraum, dem ein Kopfballduell zwischen Krause und Körbel vorangegangen war, durch einen Pfiff unterbricht. Zur Verwunderung von Spielern und Publikum gibt es einen Handelfmeter - Sziedat soll den Ball mit der Hand gespielt haben. Elfmeterschütze Bein lässt sich die unverhoffte Chance nicht entgehen und erzielt das 1:0. Zwar hat sich Hontheim durch den Elfmeterpfiff bereits in Misskredit gebracht, er versäumt es dennoch nicht, weiter am Bild des überforderten Schiedsrichters zu arbeiten. Dabei geht er konsequent vor, denn als Svensson in der 34. Minute durchbricht und von Paulus nur durch ein klares Foul im Strafraum gebremst werden kann, bleibt seine Pfeife stumm. Bis zur Pause erspielt sich dann die Eintracht weitere Chancen, doch weder Trieb per Kopf in der 39. als auch Borchers per Fuß in der 43. Minute können einen Torerfolg verbuchen. Auch in der zweiten Hälfte präsentiert sich die Eintracht als das überlegene Team und erspielt sich Torchancen. So zielt Kroth bei seinem Schuss aus 20 Metern in der 49. Minute nur knapp über die Latte, Trieb zieht aus der gleichen Distanz in der 67. Minute ab, findet aber Torhüter Herr auf dem Posten, Körbel verlängert eine Flanke von Sievers zu Sziedat, der aber ebenfalls am generischen Torwart scheitert. Nachdem sich die Eintracht insbesondere nach dem Seitenwechsel derart in den Vordergrund gespielt hat, sieht sich Schiedsrichter Hontheim berufen, auch einmal wieder die eigene Person in den Mittelpunkt zu stellen. Die Gelegenheit ergibt sich für ihn in der 78. Minute. Nach einem eher harmlosen Foul von Sziedat an Palacios stellt er den bereits in der ersten Halbzeit mit Gelb bedachten Mittelfeldakteur vom Platz. In der 85. Minute sammelt der Mann ich Schwarz dann die nächsten Punkte auf seiner internen Profilierungsliste: Nach einer Freistoßentscheidung für die Eintracht bewegt er sich bereits von der Mauer der Heimmannschaft weg, was Falkenmayer als Freigabe des Balles wertet. Aus 16 Metern donnert der jungen Frankfurter das Leder in den Torwinkel zum vermeintlichen Ausgleich, doch Hontheim erkennt den Treffer nicht an. Bei der Wiederholung scheitert Falkenmayer dann am Pfosten. In der 88. Minute wird der Sturmlauf der Eintracht in der zweiten Hälfte dann doch noch belohnt: Sievers nimmt eine Flanke von Schreml direkt aus der Luft und sein vehementer Volleyschuss landet zum hochverdienten 1:1 im Netz. Doch schon im Gegenzug ist die Freude der Frankfurter Spieler und ihres Anhangs Makulatur, als Kutzop eine Ecke von Bein einköpfen kann. Mit einer 1:2-Niederlage im Gepäck tritt der Eintracht-Tross die kurze Heimreise mit dem Wissen an, dass die bessere Mannschaft nicht gewinnen kann, wenn dies der Schiedsrichter nicht will. (fgo)
Branko Zebec: "Ich habe mir lange überlegt, ob ich zu dieser Pressekonferenz kommen soll. Der Grund war der Schiedsrichter. Wir haben wegen der vielen verpassten Möglichkeiten und wegen eines merkwürdigen Elfmeters verloren. Mehr möchte ich dazu nicht mehr sagen." Lothar Buchmann: "Die Eintracht hat auf einigen Positionen die besseren Fußballer, dem konnten wir nur großen Kampfgeist und große Moral entgegensetzen. Insgesamt muss ich zugeben, dass es ein glücklicher Sieg für uns war. Ein Unentschieden wäre gerechter gewesen." |