Bayer 05 Uerdingen - Eintracht
Frankfurt |
Bundesliga 1983/1984 - 2. Spieltag
5:2 (2:1)
Termin: Fr 19.08.1983, 20:00 Uhr
Zuschauer: 20.000
Schiedsrichter: Hans-Joachim Osmers (Bremen)
Tore: 1:0 Friedhelm Funkel (17.), 2:0 Matthias Herget (24.), 2:1 Norbert Fruck (27.), 2:2 Thomas Berthold (51.), 3:2 Peter Loontiens (57.), 4:2 Friedhelm Funkel (87.), 5:2 Toni Puszamszies (88.)
Bayer 05 Uerdingen | Eintracht Frankfurt |
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Jüriens patzt an der Grotenburg Zum freitagabendlichen Gastspiel im Krefelder Stadtteil Uerdingen bei der Werkself von Bayer 05 ändert Trainer Zebec die Mannschaftsaufstellung im Vergleich zum Auftaktspiel gegen Borussia Dortmund nur auf einer Position: Statt Jürgen Pahl wird heute Joachim Jüriens das Tor hüten und es hoffentlich besser machen, als bei seinem Bundesligadebüt am 15. November 1980. Auch damals wurde Jüriens gegen Bayer 05 Uerdingen statt des Stammtorhüters Pahl aufgestellt, konnte sich aber bei der 1:4-Niederlage in der Grotenburg-Kampfbahn nicht aufdrängen und kam in dieser Spielzeit unter Trainer Buchmann nur noch auf zwei weitere Bundesligaeinsätze. Entwarnung gibt es bei Mohr, der sich im Spiel in Grävenwiesbach eine Knöchelprellung zugezogen hatte, dessen Einsatz aber nicht gefährdet ist. Auf der Bank nehmen Sievers, Eymold und Pahl Platz, der dünne Kader wird lediglich durch den Amateur Kahlhofen verstärkt. Für Nachwuchskräfte wie Gundelach und Hollenbach für das Tor sowie Torjäger Harald Krämer aus der Oberliga-Mannschaft hält Trainer Zebec, der sich ein langfristiges Engagement in Frankfurt vorstellen kann, einen Auftritt in der ersten Mannschaft noch für verfrüht. Ebenfalls mit dem Eintracht-Nachwuchs beschäftigt war einer der leitenden Angestellten der Uerdinger, freilich ein paar Jahre vor Zebec. Denn die Bayer-Werkself wird von Hans-Dieter Tippenhauer gemanagt, der in der Saison 1975/76 am Riederwald abwechselnd mit Hans-Dieter Roos als Assistent von Cheftrainer Dietrich Weise fungierte und die A-Jugend betreute. Ab Juli 1976 wurde Tippenhauer nach der Demissionierung Weises Co-Trainer bei dessen Nachfolger Hans-Dieter Roos. Seine größten Erfolge feierte Tippenhauer mit dem Einzug in das Finale des Europapokals der Pokalsieger im Mai 1979 (3:4 n.V. gegen CF Barcelona) sowie dem deutschen Pokalsieg nur vier Wochen später (1:0 n.V. gegen Hertha BSC Berlin) als Trainer von Fortuna Düsseldorf. Für Tippenhauer und seine Uerdinger geht es darum, den guten Start in die Ligasaison mit einem Sieg gegen die Eintracht fortzusetzen. Mit dem aus dem 4:2-Sieg in Nürnberg resultierenden Selbstbewusstsein übernimmt der Aufsteiger denn auch schon kurz nach dem Anpfiff durch Schiedsrichter Osmers aus Bremen die Initiative, doch die Eintracht übersteht den Druck der Uerdinger in der ersten Viertelstunde unbeschadet. Einzig Loontiens in der 7. Minute mit einem Hackentrick nach einer Ecke konnte bis dahin größere Gefahr für das Frankfurter Tor hinaufbeschwören. In der 17. Minute zeigt sich dann allerdings, dass der Torhütertausch das Torhüterproblem der Frankfurter nicht gelöst hat. Nach der mittlerweile fünften Ecke für die Krefelder kommt Hofmann zum Kopfball, Jüriens ist überzeugt, dass der Ball über das Tor gehe, und reagiert nicht. Doch das Leder prallt gegen die Latte, springt Friedhelm Funkel vor die Füße und der bis vor 14 Tagen auf der Liste möglicher Neuzugänge geführte Wunschkandidat für den vakanten Stürmerposten der Riederwälder kann zum Führungstreffer für seinen neuen Club vollenden. Funkel ist mit diesem Wechsel zu seinen fußballerischen Wurzeln zurückgekehrt, denn vor seinem 3-jährigen Gastspiel in Kaiserslautern ging er für Uerdingen bereits sechs Spielzeiten als Profi auf Torejagd. In der 20. Minute testet Sziedat Vollmer mit einem 40-Meter-Schuss, den der Uerdinger Torwart mit den Fäusten abwehren kann. Vier Minuten später trägt Jüriens erneut seinen Teil dazu bei, dass der Großteil der knapp 20.000 Zuschauer jubeln kann. Denn als Uerdingens Kapitän Herget aus mehr als 30 Metern abzieht, erwischt er den Frankfurter Torwart zu weit vor dem Kasten postiert, so dass der Ball seinen Weg über Jüriens hinweg zum 2:0 in die Maschen findet. In der 27. Minute schöpfen die Riederwälder nach einer Ecke von Trieb wieder Hoffnung. Es ist Fruck, der den Ball nach misslungenen Abwehrversuchen der Uerdinger ins Tor zum Anschlusstreffer einschieben kann. Weitere zwei Minuten später gibt es erneut Jubel, allerdings auf der Gegenseite, als Loontiens einen Freistoß direkt im Tor versenkt. Doch Schiedsrichter Osmers gibt den Treffer nicht, da er einen indirekten Freistoß angezeigt hatte. In der letzten Viertelstunde vor der Halbzeit verflacht die Partie dann zusehends. Frankfurts Abwehr um Libero Berthold steht recht sicher, die Offensivkräfte Svensson und Borchers sind aber weitgehend abgemeldet. So resultiert die einzige weitere Torchance der Eintracht aus einem Freistoß von Mohr, der aber in Vollmer seinen Meister findet. Zur Halbzeit nimmt Trainer Zebec einen Wechsel vor: Jürgen Mohr, dem seine Knöchelblessur wieder mehr zu schaffen macht, bleibt in der Kabine, Eymold soll bei seinem Bundesligadebüt den vakanten Platz im Mittelfeld übernehmen. Und die Eintracht startet gut in die zweiten 45 Minuten, zeigt, dass sie gewillt ist, den Ausgleich zu erzielen. Dabei schalten sich nun zeitweise auch die Defensivkräfte der Riederwälder in die Angriffe ein. So ist es in der 52. Minute der heute wieder überzeugend spielende Libero Berthold, der einen Uerdinger Angriff abfangen kann und anschließend mit nach vorne geht. Über Trieb erhält er den Ball zurück und kann ihn über Vollmer hinweg zum 2:2 einlupfen. Fünf Minuten kann sich die Eintracht über das Unentschieden freuen, dann gehen die Uerdinger erneut in Führung: Feilzer kann die Abseitsfalle der Frankfurter aushebeln, passt zu Loontiens und der spitzelt den Ball zum 3:2 ins Netz. Zebec reagiert, nimmt den wenig Akzente setzenden Fruck aus der Mannschaft und bringt für ihn Sievers. Zudem beordert er Eymold auf den Liberoposten, um Berthold weiter vorne einsetzen zu können. Dadurch wird das Spiel der Eintracht zwar druckvoller, gleichzeitig bieten sich für die Uerdinger aber auch Konterchancen. Eine davon will Loontiens, der zehn Minuten vor dem Abpfiff nach einem Fehler von Trieb im Mittelfeld den Ball erhalten hatte, nutzen, wird aber von Falkenmayer im Strafraum zu Fall gebracht. Den fälligen Elfmeter schießt Feilzer, scheitert jedoch an Jüriens. Drei Minuten vor dem Ende ist es dann wiederum Friedhelm Funkel, der die Vorentscheidung herbeiführt und das 4:2 erzielt. Nur eine Minute später kann Toni Puszamszies, der in der 60. Minute für den ehemaligen Eintrachtspieler Helmut Gulich bei den Krefeldern auf den Platz gekommen war, sogar noch das 5:2 erzielen. Nach diesem Spiel ist die Werkself aus Uerdingen mit 4:0 Punkten und 9:4 Toren Tabellenführer. Die Eintracht findet sich dagegen nach Abschluss des Spieltages mit 1:3 Punkten auf dem drittletzten Platz wieder und muss im nächsten Heimspiel gegen den zweiten Werksclub des Bayer-Konzerns aus Leverkusen unbedingt punkten, um nicht schon frühzeitig in der Saison Abstiegsängste aufzubauen. (fgo)
Friedhelm Konietzka: "Unsere Devise hieß gegen diese schwache Abwehr: angreifen und jedes Risiko eingehen. Die Taktik ist aufgegangen. Was wir noch verbessern müssen, ist, ruhiger und sachlicher in kritischen Situationen zu spielen. Was Funkel wert ist, haben wir heute gesehen. Nach 4:0 Punkten kann ich ruhiger schlafen." Branko Zebec: "Die Eintracht hat mehr Probleme mit sich selbst als mit dem Gegner. Darauf ist die hohe Niederlage zurückzuführen. Nach dem 0:2 hat die Mannschaft aber Moral gezeigt und zum 2:2 ausgeglichen. Schwächen und mangelnde Cleverness nutzte der Aufsteiger zum Sieg. In der Frage des Torwartproblems sind wir gegenüber der letzten Saison nicht weitergekommen." |