Eintracht Frankfurt - Borussia
Dortmund |
Bundesliga 1983/1984 - 1. Spieltag
2:2 (1:0)
Termin: Fr 12.08.1983, 20:00 Uhr
Zuschauer: 25.000
Schiedsrichter: Dieter Niebergall (Rammelsbach)
Tore: 1:0 Jan Svensson (40.), 1:1 Siegfried Reich (49.), 2:1 Jürgen Mohr (63.), 2:2 Siegfried Reich (66.)
Eintracht Frankfurt | Borussia Dortmund |
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Typisch Svensson, typisch Pahl Mit aufgefrischtem Selbstbewusstsein, resultierend aus dem 2:1-Sieg gegen Real Madrid, kehrt die Eintracht am Montagabend aus Udine zurück. Am Dienstag steht das erste Training am Riederwald an, bei dem eigentlich Steinkogler vorspielen soll. Doch der Österreicher hat es sich anders überlegt, betont, dass er noch bei einem anderen Verein im Wort stehe, und erscheint nicht. Erledigt hat sich auch die Personalie Welzl. "Zu alt und zu teuer" wird das Eintracht-Präsidium in diesem Fall zitiert. Thomas Berthold hat sich in Italien in die, Günter Eymold aus der Mannschaft gespielt. Zu den weiteren Gewinnern der Reise nach Udine zählen Svensson, der sich als äußerst agiler und schneller Stürmer präsentiert hatte, und Jürgen Pahl, der sich durch seinen fehlerlosen Auftritt im Spiel gegen Real das Trikot mit der Nummer Eins für den Bundesligastart gegen Dortmund erspielt hat. Fehlen wird dagegen Thomas Kroth, der mit einer Schulterverletzung ausfällt. Insgesamt hat Trainer Zebec viel Platz neben sich auf der Bank: Neben Ersatztorwart Jüriens sitzen dort nur noch die beiden Feldspieler Eymold und Sievers sowie Mike Kahlhofen von den Amateuren. Bei den Dortmundern hat es in der Sommerpause einen ähnlichen Umbruch wie bei der Eintracht gegeben. Hießen die Stars, die den Riederwald verließen Cha, Nickel und Pezzey, müssen die Ruhrkicker ohne Burgsmüller und Abramczik auskommen. Dafür findet sich unter den Neuzugängen der Borussen ein alter Bekannter der Frankfurter: Fred Schaub, der sich zweieinhalb Jahre in der 2. Liga bei der SpVgg Fürth als erfolgreicher Angreifer bewährt hat, streift in dieser Saison das gelbschwarze Dress über. Etliche bekannte Gesichter beim heutigen Gegner wird auch Branko Zebec entdecken können, denn er war in der Spielzeit 81/82 Übungsleiter der Dortmunder und führte die Borussen auf einen 6. Platz in der Liga und damit in den UEFA-Cup. Als Schiedsrichter Dieter Niebergall am Freitag, den 12. August, um 20:00 das erste Spiel der Bundesligasaison 83/84 anpfeift - die restlichen acht Partien werden am Samstag ausgetragen - gibt es das erste enttäuschte Gesicht. Schatzmeister Knispel hatte auf 35.000 Zuschauer spekuliert, gekommen sind lediglich 25.000, darunter das DFB-Trainerquartett Derwall, Ribbeck, Vogts und Köppel. Diese sehen zu Beginn eine leicht überlegene Eintracht, bei der Mohr Regie führt. Borchers, der nach seiner Verletzungspause sein erstes Bundesligaspiel seit dem 11. Dezember 1982 bestreitet, gelingt es mehrfach, sich am Flügel durchzusetzen und zu flanken, doch weder Trieb in der 15. noch Svensson in der 22. Minute können diese Vorlagen zählbar verwerten. In der 28. Minute bringt Schiedsrichter Niebergall das Publikum gegen sich auf, als Borchers nach einem Pass von Falkenmayer und einem Sprint an der Strafraumgrenze von Koch gefoult wird, der durchaus mögliche Elfmeterpfiff allerdings ausbleibt. In der 39. Minute findet die optische Überlegenheit der Riederwälder auch Ausdruck im Ergebnis: Svensson startet kurz hinter der Mittellinie einen Sololauf auf der linken Seite, kann zunächst Huber und Loose aussteigen lassen, anschließend Rüssmann düpieren und aus spitzem Winkel an Immel vorbei zum 1:0 einschießen. Stabil zeigt sich in der ersten Halbzeit die neu formierte Abwehr mit dem jungen Libero Berthold sowie den Kämpfern Schreml und Körbel. So können die Dortmunder bis zum Halbzeitpfiff durch einen Kopfball von Klotz und einen von Pahl sicher gehaltenen Weitschuss durch Huber lediglich zwei Chancen verbuchen. Hat die Eintracht die erste Halbzeit noch bestimmt, ändert sich nach dem Seitenwechsel das Bild. Die Dortmunder legen ihre defensive Einstellung der ersten 45 Minuten ad acta, und drängen auf den Ausgleich. In der 47. Minute kann Pahl einen Alleingang von Michael Zorc noch erfolgreich abfangen, zwei Minuten später ist der Frankfurter Schlussmann aber zum ersten Mal an diesem Abend geschlagen, als er nach einer Flanke mit Raducanu ins Gehege kommt, der Ball frei durch den Strafraum trudelt und Dortmunds Neuzugang Siggi Reich aus 14 Metern zum 1:1 einschießen kann. Immer deutlicher wird nun das Übergewicht der Borussen im Mittelfeld, die Eintracht versucht durch Kampf, die verlorenen Spielanteil auszugleichen, wobei vor allem Schreml mit gutem Beispiel vorangeht, der in der ersten Hälfte noch starke Mohr aber immer mehr untertaucht. Pahl kann sich noch einmal beweisen, als er in der 58. Minute einen Schuss des Dortmunder Außenverteidigers Koch, der alleine vor dem Tor aufgetaucht war, abwehrt. Fünf Minuten später sehen die Zuschauer einen der seltener werdenden Angriffe der Eintracht, bei dem sich Rüssmann 22 Meter vor dem Tor gegen Svensson nur durch ein Foul zu helfen weiß. Zum fälligen Freistoß tritt Jürgen Mohr an, dreht den Ball über die Mauer und kann Sekundenbruchteile später jubeln, als die Kugel im Torwinkel zum 2:1 einschlägt. Doch die Freude auf der Frankfurter Seite währt nur 180 Sekunden: Mehr aus Verzweiflung denn aus Überzeugung versucht sich Klotz aus 25 Metern mit einem Weitschuss, Pahl steht richtig, lässt den harmlosen Ball aber durch die Hände gleiten und von der Brust abprallen. Und wie schon beim ersten Treffer ist Siggi Reich zur Stelle und kann abstauben. Nach diesem erneute Ausgleich vermitteln beiden Mannschaften auf dem Feld den Eindruck, mit dem Unentschieden zufrieden zu sein. Der Absicherung des eigenen Tores wird nun deutlich mehr Bedeutung zugemessen als möglichen Versuchen, den Siegtreffer zu erzielen. Zwar eröffnet sich in der 76. Minute für Borchers nach einem Doppelpass mit Svensson noch eine Chance, doch Rüssmann kann mit einer Grätsche klären. Erwähnenswert ist dann noch die Auswechslung des zweifachen Torschützen Reich fünf Minuten vor Schluss, für den Fred Schaub auf den Platz kommt. (fgo)
Uli Maslo: "Ich bin mit dem Unentschieden sehr zufrieden. Die Moral meiner Mannschaft ist nach diesem schweren und erfolgreichen Auftakt natürlich sehr gut. Besonders freue ich mich für Siggi Reich, der in der Vorbereitung nicht richtig Fuß fasste, heute aber gleich zweimal traf." Branko Zebec: "Beim ersten Tor wurde meine Abwehr mit einem einfachen Doppelpass ausgespielt. Über das zweite Tor will ich nicht reden. Mit diesen Fehlern haben wir gelebt und werden wir weiterleben müssen. Gestört hat mich, dass meine Mannschaft nach der Pause zu wenig Offensivgeist gezeigt hat. Ich hoffe, dass sie sich in Zukunft steigern kann."
Für Jürgen Mohr wird der Freistoßtreffer zum 2:1 das einzige Bundesligator bleiben, das er für die Eintracht in dieser Saison erzielt. Für Dortmunds zweifachen Torschütze Siggi Reich sind es sogar die einzigen Ligatore in seiner gesamten Borussenkarriere, die freilich nur diese Spielzeit andauern wird. (fgo)
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