Sieg fürs Renommee und Selbstbewusstsein

Mit dem Spiel am Sonntag um den dritten Platz beim Turnier in Udine gegen Real Madrid schließt die Eintracht ihre Vorbereitungen auf die Bundesligasaison 83/84 ab. Der kleine Kader, mit dem die Eintracht nach Italien gereist ist, lässt bei dieser Partie wenig Spielraum für Aufstellungsexperimente. Allerdings ist Eymold seinen Liberoposten erst einmal los - Zebec erachtet den für 300.000 Mark von Hessen Kassel an den Riederwald gelotsten Neuzugang als zu langsam für diese Position. Statt Eymold darf sich der 18-jährige Nachwuchsspieler Thomas Berthold gegen Real auf dem Posten des freien Mannes versuchen. Mit dabei ist dafür Jan Svensson, dessen Prellung aus dem Spiel gegen Vasco da Gama weitestgehend abgeklungen ist, so dass der Schwede im Sturmzentrum auflaufen kann.

Bei Real fehlt Stielike wegen einer Oberschenkelzerrung. Zudem verzichtet Trainer Alfredo di Stéfano, der neben Mannschaftsbetreuer Toni Hübler auf Frankfurter Seite der Einzige ist, der schon 1960 beim legendären Europapokalendspiel in Glasgow dabei war und der drei Treffer zum 7:3-Erfolg von Real beisteuerte, auf seine Stars Agustin, Santillana und Juanito. Aus der Mannschaft, die gegen Udine 1:2 verloren hatte, ist lediglich das komplette Mittelfeld mit Camacho, del Bosque, Gallego und Angel dabei.

Nichtsdestotrotz ist es alles andere als eine Reserveelf der Madrilenen, die in den Anfangsminuten erstaunt feststellen muss, dass nicht sie, sondern die Mannschaft vom Riederwald den Ton angibt. Vor allem Jürgen Mohr setzt sich trefflich in Szene, scheitert aber gleich dreimal in aussichtsreicher Position: in der 7. Minute mit einem Freistoß, in der 8. mit einem Fallrückzieher und in der 18. freistehend nach einer Flanke von Jan Svensson. Auch der Schwede, als einzige echte Spitze der Eintracht aufgeboten, hält die Real-Abwehr mit vielen Positionswechseln und seiner Torgefährlichkeit in Atem. Als logische Folge seines ambitionierten Spiels erzielt er dann in der 22. Minute das 1:0 für die Frankfurter, als er nach einem Spielzug über Körbel und Mohr alleine davonzieht, Torhüter Garcia Remon umspielen kann und den Ball ins leere Tor schiebt.

Auch in der Folgezeit zeigt sich der Bundesligist den Spaniern überlegen. Es ergeben sich gute Chancen - die größte vergibt Svensson, als er mit einem Fallrückzieher nur die Latte trifft -, aber kein weiteres Tor. Mit Genugtuung verfolgt Trainer Zebec vor allem die Defensivleistung seines Teams. Torhüter Pahl zeigt sich bei den wenigen Bällen, die auf seinen Kasten kommen, heute sehr sicher, der junge Berthold liefert als Libero eine fast fehlerfreie Partie ab. So können die Madrilenen lediglich zwei Chancen durch Julio und einen Pfostentreffer von Pineda verbuchen.

Nach dem Seitenwechsel setzt sich das druckvolle Spiel der Eintracht fort. Schon kurz nach Wiederanpfiff können die Adlerträger drei Eckbälle in Folge erzwingen, wobei der letzte, von Jürgen Mohr getreten, das 2:0 durch einen Kopfball von Karl-Heinz Körbel einbringt. In der 55. Minute hat Ronald Borchers sogar das 3:0 auf dem Fuß. Der Frankfurter überwindet Torhüter Garcia Remon zwar mit einem Heber, doch Freile kann mit letztem Einsatz noch auf der Linie retten. Den Nachschuss setzt Trieb hoch über die Latte.

Mitte der zweiten Halbzeit wacht Real dann endlich auf. Bernado trifft nach einem Doppelpass mit Ito nur den Pfosten, den abprallenden Ball kann Körbel klären. Nach zwei Dritteln des Spiels kommt für Francis mit San José ein neuer Mann, der sich gewillt zeigt, einen Treffer zu erzielen. Im ersten Versuch scheitet sein Vorhaben noch, als er mit einem harten Schuss nur den Pfosten trifft. Doch sieben Minuten vor Schluss macht er es besser, als Berthold mit hohem Fuß einen indirekten Freistoß verursacht, den Galego zu San José passt, der zum 2:1 trifft. Zwei Minuten vor dem Abpfiff muss dann Kroth verletzungsbedingt ausgewechselt werden, für ihn kommt Sievers. Ansonsten passiert auf dem Platz aber nichts mehr, so dass die Eintracht im letzten Test vor dem ersten Spiel um Bundesligapunkte am Freitag gegen Borussia Dortmund einen verdienten Sieg feiern kann.

Notiz am Rande: Einen guten Eindruck hinterließ Kurt Welzl im Training vor dem Realspiel. Drei der fünf Tore beim Spiel Offensive gegen Defensive erzielte der Österreicher. Trainer Zebec ist allerdings nicht von der Fitness des 28-Jährigen überzeugt. Zudem taucht ein neuer Kandidat auf der von Boulevardjournalisten mit viel Fantasie geführten Liste der möglichen Neuzugänge auf: Für den ins Gespräch gebrachten Stürmer Gerhard Steinkogler, 23 Jahre alt und derzeit bei Austria Wien unter Vertrag, wäre die Bundesliga kein absolutes Neuland, da er 79/80 bereits sieben Spiele für Werder Bremen absolvierte. (fgo)