Eintracht Frankfurt - Schalke
04 |
Bundesliga 1982/1983 - 31. Spieltag
3:2 (0:1)
Termin: Sa 14.05.1983, 15:30 Uhr
Zuschauer: 16.000
Schiedsrichter: Werner Föckler (Weisenheim)
Tore: 0:1 Michael Opitz (41.), 1:1 Bruno Pezzey (52.), 2:1 Josef Kaczor (60.), 3:1 Thomas Kroth (71.), 3:2 Ilyas Tüfekci (89.)
Eintracht Frankfurt | Schalke 04 |
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Kaczors Torpremiere im Eintrachtdress Die Frankfurter Eintracht hat ihren Heimnimbus unter Branko Zebec gewahrt, Schalke 04 aber muß sich langsam mit dem Abstieg in die 2. Liga befassen. 3:2 (0:1) schlug die Eintracht die Gelsenkirchener völlig verdient. Vor 16.000 Zuschauern ragten bei den Gastgebern diesmal nicht die Stars Bruno Pezzey und Bum Kun Cha heraus, sondern Mittelstürmer Jupp Kaczor und Mittelfeldspieler Thomas Kroth. Beide wurden auch mit Toren zum 2:1 und 3:1 belohnt. Den Schalker Führungstreffer von Opitz hatte Bruno Pezzey ausgeglichen, das zweite Schalker Tor fiel in letzter Minute durch Tüfekci. Thomas Kroth gab auf dem Spielfeld eine deutliche Antwort auf das offensichtliche Desinteresse der Eintracht. Und bei Jupp Kaczor scheint der Knoten nun endgültig geplatzt: Vier Tore am Mittwoch in der Nachwuchsrunde gegen Stuttgart, und nun gegen Schalke endlich der erste Bundesliga-Treffer für die Eintracht. Die Gäste konnten sich bei Torhüter Walter Junghans bedanken, daß ihre Niederlage nicht noch höher ausfiel. Zunächst zeigte sich die Mannschaft auf dem Platz unbeeindruckt von den Vereinsquerelen. Die Eintracht begann offensiv, kampfstark und schwungvoll. Schalkes Torhüter Walter Junghans, der aus seiner Münchener Zeit das Waldstadion in schlechter Erinnerung hat, bekam alle Hände voll zu tun. In der 9. Minute gelang ihm eine herrliche Doppelabwehr. Zunächst faustete er einen Schuß von Cha ins Feld zurück, dann wehrte er auch dem Nachschuß des diesmal sehr beweglich aufspielenden Jupp Kaczor ab. Die Eintracht hatte gegen die ganz auf Defensive eingestellten Schalker auch die nächsten Chancen. Zwei Fernschüsse von Thomas Kroth strichen ganz knapp an Pfosten und Latte vorbei, und dann verpaßte Jupp Kaczor eine herrliche Flanke von Ralf Falkenmayer nur um wenige Zentimeter. Erst nach zwanzig Minuten, als die Eintracht ihr erstes Pulver verschossen hatte, wagten die Gäste zaghafte Gegenzüge. Jürgen Pahl mußte einmal mit einer Faustabwehr gegen Wuttke außerhalb des Strafraums klären. Den fälligen Freistoß knallte Schipper in die Abwehrmauer. Dann war wieder die Eintracht dran. Auf der rechten Seite spielte Jungtalent Thomas Berthold eine Art zurückgezogenen Rechtsaußen. Fast bei jedem Angriff war der als Verteidiger aufgebotene Berthold mit vorne dabei, viel Produktives sprang allerdings nicht heraus. In der 24. Minute foulte der ehemalige Frankfurter Werner Lorant den Koreaner Cha. Nickels Freistoß wurde von dem ausgezeichneten Junghans abgewehrt. Kurz danach die einzig häßliche Szene der ersten 45 Minuten. Cha wurde von seinem Bewacher Geier von hinten in die Beine getreten und blieb für kurze Zeit verletzt am Boden liegen. Geier bekam die gelbe Karte gezeigt. Eigentlich die erste echte Schalker Möglichkeit führte vier Minuten vor der Pause zum 0:1. Wuttke stand am rechten Flügel frei, Bruno Pezzey verließ das Deckungszentrum, griff den Schalker an und wurde von der Flanke überspielt. In der Mitte stand Opitz völlig frei und köpfte ein. Die Position des Schalkers war abseitsverdächtig, doch die Fahne, des Linienrichters blieb unten. Die zweite Halbzeit stand dann ganz im Zeichen der Frankfurter Mannschaft im allgemeinen und Thomas Kroth und Jupp Kaczor im besonderen. Der Mittelfeldspieler und der Mittelstürmer zeigten ihre besten Leistungen im Eintracht-Dreß. Kroth trieb nicht nur im Mittelfeld an und half in der Abwehr aus, sondern er stürmte auch gefährlich mit. Jupp Kaczor ließ seinen Gegenspieler Kruse ganz schlecht aussehen und lief seinem ersten Tor für die Eintracht geradezu verzweifelt nach. Und schließlich holte er es auch ein. Doch der Reihe nach. Zunächst klebte Kaczor erneut das Pech an den Füßen. In der 52. Min. schlug Bernd Nickel einen Eckball nach innen, Körbel verlängerte mit dem Kopf zu Kaczor, doch dessen Direktschuß kratzte Abel von der Torlinie. Zum Glück für die Eintracht hatte Bruno Pezzey aufgepaßt und drückte den Abpraller zum Ausgleich ein. Sieben Minuten später dann endlich die Erlösung für den bisher bei der Eintracht erfolglosen ehemaligen Bochumer Torjäger. Jupp Kaczor nahm einen Paß von Bernd Nickel auf, ging an Kruse vorbei, kam etwas weit nach rechts ab und schoß trotzdem. Über Junghans hinweg flog der Ball genau in den Torwinkel. Ein herrlicher Treffer zum 2:1 für die Eintracht. Das Spiel war nun bereits gelaufen. Schalke resignierte früh. Die Eintracht aber bot ihren Zuschauern weiter guten Fußball. Besonders Thomas Kroth stand nun im Mittelpunkt. Dreimal hintereinander wagte er Schüsse aus der Distanz, zweimal scheiterte er am großartig reagierenden Junghans, beim dritten Mal aber saß der Ball im Netz. Aus 18 Meter traf Kroth, verdienter Lohn für eine gute Leistung. Nach diesem Tor war die Luft raus aus dem Spiel. Die Eintracht verpaßte bei vielen Möglichkeiten in der Schlußphase eine höhere Torausbeute. Besonders Bum Kun Cha verzweifelte an Torhüter Walter Junghans, der einen herrlichen Kopfball ebenso abwehrte wie in der Schlußminute einen harten Flachschuß. Schließlich kamen die Schalker in der 89. Minute sogar noch zum Anschlußtreffer. Wolfram Wuttke hatte sich am rechten Flügel durchgesetzt, hoch nach innen geflankt und Ilyas Tüfekci, der für Abel eingewechselt worden war, brauchte nur noch den Kopf hinzuhalten. Ein Treffer, der Schalke nichts mehr nutzte. Trainerstimmen Branko Zebec (Eintracht Frankfurt): „Wir haben" in der ersten Halbzeit gut begonnen und souverän gespielt, lagen aber mit 0:1 im Rückstand. Durch den erhöhten Einsatz aller Spieler in der zweiten Halbzeit konnten wir noch 3:2 gewinnen. Es lag an der Kampfkraft, nicht am guten Spiel, daß es noch zum Sieg reichte. Es war kein leichtes Spiel gegen den Abstiegskandidaten. Letztlich bin ich doch zufrieden. Damit haben wir unseren achten Platz gesichert. Zu mehr wird es in dieser Runde nicht reichen.“ Jürgen Sundermann (Schalke 04): „Wir begannen das Spiel nervös, was nach dem gestrigen KSC-Sieg sicherlich verständlich war. Nach 25 Minuten kamen wir besser ins Spiel, übernahmen die Initiative und gingen verdient mit 1:0 in Führung. In der Halbzeit hatte ich noch die Hoffnung, daß wir hier einen Punkt mitnehmen. Durch die schnellen Tore wurden wir aber auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Das 3:2 war schon eine logische Folge der Frankfurter Überlegenheit. Nach dem Rückstand hatte ich nie das Gefühl, daß meine Mannschaft dem Spiel noch einmal eine Wende geben könnte. Noch gebe ich aber den Klassenerhalt nicht verloren. Wir haben noch zwei Heimspiele, während der KSC und Hertha BSC noch zweimal auswärts antreten müssen.“ (Abendpost-Nachtausgabe zum Sonntag vom 15.05.1983)
Eintracht Frankfurt vor der Zerreißprobe Schander gab auf Mit Tränen in den Augen stand er am Samstag im Eingang zur Haupttribüne. Der 84jährige Willi Balles ist seit 72 Jahren Mitglied bei Eintracht Frankfurt und als Träger des Ehrenrings zur Zeit der einzige Inhaber der höchsten Vereinsauszeichnung. Der alte Herr, seit Jahrzehnten bei Eintracht Frankfurt eine Institution, machte aus seiner Erschütterung über den Zustand des Vereins keinen Hehl. „Ich könnte heulen. So etwas hat die Eintracht in den 84 Jahren ihrer Geschichte noch nicht erlebt.“ In der Tat, was Eintracht Frankfurt in diesen Tagen bietet, ist ein Bild des Jammers. Der Frankfurter „Finanzskandal“ um den Vizepräsidenten Wolfgang Zenker als Vermittler von Bauherrenmodellen und den Stürmerstar Bum-kun Cha als Käufer zweier solcher Objekte hat sich zu einer gewaltigen Vertrauenskrise innerhalb der Vereinsführung entwickelt. Unmittelbar vor der Generalversammlung am heutigen Montagabend, auf der Zenker die Generalabrechnung mit Präsident Axel Schander ankündigte, eskalierte diese Affäre nur zur größten Zerreißprobe der Nachkriegszeit, über der das Präsidium inzwischen auseinandergebrochen ist. „Ich bin unter den bestehenden Voraussetzungen nicht mehr bereit, zu kandidieren“, erklärte Schander gestern nachmittag, nachdem Vize Zenker schwere Vorwürfe gegen ihn gerichtet hatte: „Schander hat sich gegenüber mir unmöglich verhalten. Er ist einer der Hintermänner der Affäre.“ Zudem hatte Zenker gedroht: „Wenn er Präsident bleibt, ziehe ich meine Bürgschaften zurück.“ Ohne die Zenker-Bürgschaften würden die ohnehin nur geringen Hoffnungen auf den Lizenzerhalt aber auf Null schrumpfen. Immer größer werden aber auch die Auflösungserscheinungen bei der Mannschaft, die mit einer engagierten Leistung gegen Schalke die Fans einigermaßen über das Führungsdilemma hinwegtrösten konnte. Nach Nickel, Cha und Kaczor werden nun auch Lottermann (für 80.000 Mark zum 1. FC Nürnberg) und Gulich für (50.000 Mark nach Uerdingen) den Verein verlassen. Und auch Thomas Kroth, in dieser Saison vom 1. FC Köln ausgeliehen, sieht keine Zukunft mehr in Frankfurt. „Ich betrachte die Verhandlungen mit der Eintracht als gescheitert.“ Bruno Pezzey macht seine Zukunft von Zenkers Verbleiben im Präsidium abhängig, weil nur Zenker, nicht aber Schander und Schatzmeister Knispel die ihm notwendig erscheinenden sportlichen Perspektiven garantiere. „Uns droht ein Weg wie 1860 München“, war als düsterste Prognose aus der Krisensitzung am Samstagabend im Offenbacher „Novotel“ in Erfahrung zu bringen. Der drohende Lizenzentzug schwebt als riesiger Schatten über der ganzen Frankfurter Fußballszene. Wie sollen die vom DFB-Ligaausschuß geforderten Bürgschaften in Höhe von 3 Millionen Mark aufgebracht werden? Und inzwischen fragte John Alexander Hinkel, seines Zeichens Kassenprüfer bei der Eintracht, beim DFB an, ob es Auswirkungen auf die Lizenzerteilung hätte, wenn dem Präsidenten heute abend auf der Mitgliederversammlung im Zoo-Gesellschaftshaus die Entlastung verweigert würde ... Nach mehreren Kehrtwendungen erklärten Präsident Schander, Vizepräsident Zenker und Schatzmeister Knispel am Sonntagabend endgültig ihren Rücktritt. Favorit auf die Nachfolge Schanders ist Dr. Klaus Gramlich, der Sohn des früheren Präsidenten und Nationalspielers Rudi Gramlich. (Kicker vom 16.05.1983)
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