Borussia Dortmund - Eintracht
Frankfurt |
Bundesliga 1982/1983 - 30. Spieltag
4:1 (1:0)
Termin: Sa 07.05.1983, 15:30 Uhr
Zuschauer: 14.000
Schiedsrichter: Volker Roth (Salzgitter)
Tore: 1:0 Rüdiger Abramczik (7.), 2:0 Bernd Klotz (58.), 3:0 Rüdiger Abramczik (59.), 3:1 Bum-Kun Cha (63.), 4:1 Rüdiger Abramczik (85.)
Borussia Dortmund | Eintracht Frankfurt |
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Katastrophale Abwehrfehler Das hatte sich Branko Zebec sicher anders vorgestellt. Ausgerechnet an seiner alten Wirkungsstätte in Dortmund kassierte er mit der Frankfurter Eintracht eine deftige 1:4-Niederlage. Der Unterschied zwischen beiden Mannschaften war nicht so groß, wie es das Resultat annehmen läßt. Die Eintracht verlor letztlich wegen krasser Fehler, die zu den Gegentoren führten. Buno Pezzey, Joachim Jüriens und Bum Kun Cha leiteten mit Patzern die Treffer für Borussia ein. Am meisten profitierte davon Rüdiger Abramczik, der drei Tore erzielte. Am Mittwoch noch im krisengeschüttelten Klub für die neue Saison gefeuert, wurde er am Samstag von den 12.000 Dortmundern gefeiert. Den vierten Dortmunder Treffer steuerte Mittelstürmer Klotz bei. Für die Eintracht traf der sonst restlos enttäuschende Bum Kun Cha. Eine höhere Niederlage verhinderten Verteidiger Uwe Schreml, der eine gute Leistung zeigte, und Torwart Joachim Jüriens, der mit tollen Paraden seinen Fehler beim 2:0 wettmachte. Unter anderem hielt Jüriens einen Elfmeter von Rolf Rüßmann. Borussia aber, ohne Manfred Burgsmüller, kann nach 1:9 Punkten und einer turbulenten Woche wieder auf einen UEFA-Cup-Platz hoffen. Weniger das Spiel, als vielmehr die Personalsituationen beider Clubs bestimmten vor dem Anpfiff die Diskussionen in den Tribünengängen des Dortmunder Stadions. Da gab auf der einen Seite Manfred Burgsmüller dem Fernsehen Interviews und erläuterte seine Gründe, nicht zu spielen, obwohl der Verein den Bannstrahl am Freitag aufgehoben hatte. Die Fans auf den Rängen wußten von alledem nichts und jubelten Burgsmüller zu: „Wir wollen Manni“, lauteten die Schlachtrufe. Fast genauso laut wurde der ehemalige Dortmunder Trainer Branko Zebec gefeiert. Ein paar Meter weiter gab es Disharmonien zwischen Eintracht-Präsident Axel Schander und seinem Vizepräsidenten Wolfgang Zenker. Schander dementierte deutlich den am Tag vorher von Zenker als perfekt gemeldeten Transfer von Norbert Nachtweih zur Eintracht. „Nichts ist klar“, sagte Schander. Zenker stand dabei und schwieg. Auf dem Platz gehörten die ersten zehn Minuten Bruno Pezzey. In negativer Hinsicht. Der Frankfurter Kapitän wirkte nervös und überheblich. In der 7. Minute legte Pezzey den Ball Dortmunds Mittelstürmer Klotz so gut vor, daß er keine Mühe hatte, Abramczik einzusetzen. Abramczik brauchte den Ball aus zwei Metern nur noch ins leere Tor zu schieben. Torwart Jüriens war durch das Mißgeschick seines Liberos ausgespielt. Eine lässige Rückgabe des Frankfurter Kapitäns hatte zur 1:0-Führung geführt. Zwei Minuten später wieder ein Fehler von Pezzey. Diesmal, profitierte der lange Rolf Rüßmann. Doch der Kopfball des Dortmunders strich knapp über die Latte. Erst nach einer Viertelstunde erholte sich die Eintracht. Als bester Spieler entpuppte sich einmal mehr Bernd Nickel. Die Frankfurter Nummer 10 war der einzige Spieler, der Dortmunds Torhüter Eike Immel in Gefahr brachte. In der 19. Minute verfehlte Nickel mit einem Freistoß nur ganz knapp, in der 21. Minute legte Nickel Gulich den Ball einschußbereit vor, doch der Mittelstürmer verpaßte. In der 24. Minute war es wieder Nickel, der mit seinem Freistoß an Immel scheiterte, und sechs Minuten später wehrte der Dortmunder mit einem tollen Reflex einen erneuten Schuß des Eintracht-Regisseurs ab. Die Zuschauer auf den Rängen wurden unruhig, pfiffen gegen ihre eigene Mannschaft. Die Eintracht zeigte sich spielerisch überlegen aber, wie so oft in den Auswärtsspielen dieser Saison, ohne Durchschlagskraft. Bum Kun Cha schien mit den Gedanken bereits in Italien, und bei Helmut Gulich reichen die Möglichkeiten einfach nicht aus. So blieb es bei Einzelaktionen aus dem Mittelfeld. Erneut Nickel und später einmal Martin Trieb fanden in Nationalschlußmann Immel ihren Meister. Glück hatte die Eintracht fünf Minuten vor der Pause. Michael Sziedat hatte Abramczik im Strafraum umgerissen, doch Schiedsrichter Roth pfiff den fälligen Elfmeter nicht. So blieb es beim alles in allem etwas glücklichen 1:0 für die Borussia zur Pause.
Auf die müde erste Hälfte folgte eine turbulente zweite. Es begann mit einer Riesenmöglichkeit für Jupp Kaczor. Der ehemalige Bochumer war für den enttäuschenden Helmut Gulich in die Mannschaft gekommen und prüfte Eike Immel mit einem strammen Flachschuß. Immel ließ den Ball unter dem Körper durchrutschen, doch Cha kam einen halben Schritt zu spät. Der strömende Regen, der über Dortmund niederging, machte beiden Torhütern zu schaffen. Joachim Jüriens hatte vier Minuten nach dieser Szene weniger Glück als sein Gegenüber. Einen Flachschuß von Koch ließ Jüriens unter dem Körper durchrutschen und Klotz staubte aus einem Meter ab zum 2:0. Kaum eine halbe Minute später bereits die Entscheidung. Raducanu spielte herrlich Abramczik frei, der umspielte auch noch Jüriens und legte den Ball ins leere Tor. 3:0 — die Eintracht war geschlagen, doch sie gab sich noch nicht auf. In der 62. Minute ein herrlicher Treffer von Bum Kun Cha. Bis dahin von Meinolf Koch total zugedeckt, nahm Cha eine Vorlage von Bernd Nickel auf, schoß aus der Drehung und traf genau den Torwinkel. Der Anschlußtreffer, und die Frankfurter bemühten sich, doch noch einen Punkt in Dortmund zu gewinnen. Die Gastgeber beschränkten sich nun auf gute Abwehrarbeit und auf gefährliche Konter. Einer dieser Gegenzüge brachte in der 67. Minute die Riesenmöglichkeit zum vierten Tor. Bum Kun Cha hatte den Ball im Mittelfeld verloren, Klotz war allein durchgegangen und Jüriens konnte ihn nur noch mit der Hand umreißen. Schiedsrichter Roth entschied auf Elfmeter und zeigte dem Frankfurter Schlußmann die gelbe Karte. Jüriens ließ sich davon nicht schocken und wehrte den Strafstoß von Rolf Rüßmann bravourös ab. Danach kam die beste Zeit der Frankfurter, die nun die Dortmunder am eigenen Strafraum einschnürten. Doch auch die besten Möglichkeiten wurden vergeben. Dabei tat sich einmal mehr Jupp Kaczor hervor. Der Mittelstürmer wirkte zwar gefährlich, aber erneut abschlußschwach. Zweimal bekam er den Ball nicht an Eike Immel vorbei. Sieben Minuten vor dem Ende dann doch das 4:1 für Borussia Dortmund. Koch konnte von links flanken, und Rüdiger Abramczik erzielte mit dem Kopf sein drittes Tor. Trainerstimmen Helmut Witte (Dortmund): „Nach den schlechten Spielen der letzten Wochen freuen wir uns natürlich besonders über diesen Sieg. Die Mannschaft ist auf dem Wege, ihre Sicherheit wiederzugewinnen. Es war auch aufgrund der Kampfstärke ein verdienter Sieg.“ Branco Zebec (Frankfurt): „Wir haben nicht schlecht gespielt, aber unsere Möglichkeiten nicht genutzt. Die ersten beiden Tore waren Geschenke für die Borussia. Mit dem Gefühl des gesicherten Tabellenplatzes war meine Mannschaft nicht genügend motiviert.“ (Abendpost-Nachtausgabe zum Sonntag vom 08.05.1983)
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