Eintracht Frankfurt - 1. FC
Kaiserslautern |
Bundesliga 1982/1983 - 29. Spieltag
2:2 (2:2)
Termin: Sa 30.04.1983, 15:30 Uhr
Zuschauer: 22.000
Schiedsrichter: Dieter Pauly (Reydt)
Tore: 1:0 Bruno Pezzey (6.), 1:1 Torbjörn Nilsson (9.), 2:1 Uwe Schreml (14.), 2:2 Hans-Peter Briegel (45.)
Eintracht Frankfurt | 1. FC Kaiserslautern |
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Trainer | Trainer
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Erst ein Blitzstart, dann müdes Finale 2:2 (2:2) trennten sich die Frankfurter Eintracht und der 1. FC Kaiserslautern gestern im Waldstadion. Beide Teams waren hinterher zufrieden: Die Eintracht, weil ihre Heimserie unter Branko Zebec gehalten hatte, und der 1. FC Kaiserslautern, weil er mit diesem Punktgewinn seine UEFA-Cup-Chance wahren konnte. Die 22.000 Zuschauer konnten mit dem Südwestderby nur in der ersten Halbzeit zufrieden sein, einer Halbzeit, die ganz im Zeichen der beiden Nationalspieler Bruno Pezzey und Hans-Peter Briegel stand. Beide schossen je ein Tor: Pezzey zum 1:0, Briegel zum 2:2. Beide aber fälschten auch jeweils einmal ins eigene Tor ab. Den Lauterer Ausgleich zum 1:1 hatte Nilsson erzielt, die Frankfurter Führung zum 2:1 der erstaunlich starke Uwe Schreml. Für Kaiserslautern war es sicherlich ein glückliches Unentschieden, denn über die gesamten 90 Minuten gesehen hatte die Eintracht mehr vom Spiel und auch mehr Möglichkeiten, Doch ohne durchschlagskräftigen Stürmer — Kaczor war ein Ausfall, Cha lag an der Kette — war die Gästeabwehr um Libero Briegel nicht zu knacken. Der Auftakt war so recht nach dem Geschmack des Publikums. Die Anfangsviertelstunde hatte es bei diesem Südwestderby wirklich in sich. Beide Teams spielten auf Angriff, und nach 14 Minuten hatten die Zuschauer schon drei Tore gesehen. Bernd Nickel, Frankfurts Spielmacher, machte mit einer brillanten Leistung deutlich, welchen Verlust er bedeutet, wenn er in der kommenden Saison in der Schweiz spielen wird. Die Eintracht interessierte es wenig, daß die Gäste ihren angeschlagenen Nationalspieler Hans Peter Briegel doch aufbieten konnten. Der Lauterer Kapitän nahm die Liberoposition des gesperrten Michael Dusek ein und konnte so vielen Zweikämpfen aus dem Weg gehen. Bruno Pezzey und Hans Peter Briegel, die Kontrahenten vom Mittwoch-Länderspiel Österreich — Deutschland, standen auch diesmal wieder neben Bernd Nickel im Blickpunkt des Spiels. Bruno Pezzey brachte seine Mannschaft in der 6. Minute in Führung. Brehme hatte Sziedat gefoult, Schiedsrichter Pauly Freistoß gepfiffen. Alle Lauterer rechneten mit einem Gcwaltschuß von Bernd Nickel, doch der Frankfurter lupfte den Ball ganz leichter hinter die Abwehrmauer, Bruno Pezzey war in die Lücke gestartet und schlenzte den Ball mit dem linken Fuß in die rechte Torecke. Torwart Armin Reichel hatte keine Abwehrmöglichkeit. Nur drei Minuten später der Ausgleich. Die Eintracht-Deckung war unterbesetzt, zwei Frankfurter, Bruno Pezzey und Uwe Schreml, standen zwei Lauterem gegenüber. Rainer Geye spielte durch die Lücke, Torbjörn Nilsson hatte keine Mühe, den Ball vorbei an Jüriens ins Netz zu schieben. Das flotte Stürmen ging auch nach diesen Treffern weiter. In der 12. Minute war Bruno Pezzey nach einer Ecke von Bernd Nickel so überrascht, den Ball zu bekommen, daß er ihn aus drei Metern nicht im Netz unterbrachte. Wieder zwei Minuten später die erneute Frankfurter Führung. Bernd Nickel sah in bedrängter Situation den freistehenden Schreml und legte dem Verteidiger maßgerecht vor. Schreml traf den Ball voll, Hans-Peter Briegel fälschte ganz leicht ab — und der Ball flog vom Innenpfosten ins Tor. Nach dieser spektakulären Viertelstunde wurden beide Teams ruhiger. Dies war allerdings eher die Schuld der Pfälzer, die kaum einmal den Versuch unternahmen, das Eintracht-Tor in Gefahr zu bringen. Wenn wirklich mal ein Paß ankam, schnappte die Eintracht-Abseitsfalle zu. Kaiserslautern spielte extrem defensiv, ließ nur Nilsson im Angriff und war natürlich auch durch Briegels Aufgabe als letzter Mann im Vorwärtsdrang gehemmt. Thomas Allofs, der zweite Millionenstürmer, hatte schon früh so viel Respekt vor Michael Sziedat, daß er sich in die eigene Hälfte zurückzog. Daß den Gästen Sekunden vor der Pause doch noch der Ausgleich gelang, war ein glücklicher Zufall. Hans-Peter Briegel wagte einen Weitschuß, den Joachim Jüriens wohl gehalten hätte. Doch Bruno Pezzey fälschte den Ball unhaltbar in die entlegene Ecke ab. Pezzey und Briegel, beide waren sie unter den Torschützen, beide waren sie aber auch die Pechvögel der ersten Halbzeit. Die Gäste waren mit diesem Resultat zufrieden, sie beschränkten sich in der zweiten Halbzeit. darauf, den einen Punkt festzuhalten. Die Eintracht ihrerseits schien auch nicht mehr genügend Kraft zu haben, um die Lauterer Abwehr um den immer souveräner werdenden Hans-Peter Briegel in Schwierigkeiten zu bringen. Die sommerlichen Temperaturen forderten offensichtlich ihren Tribut. Das Publikum bekam deshalb nicht mehr jenen Fußball der ersten Halbzeit zu sehen. Geboten wurde Sommerfußball mit einigen erfrischenden Eistupfern. Martin Trieb war es, der die wenigen Frankfurter Chanchen auf dem Fuß oder dem Kopf hatte. In der 51. Minute köpfte er nach einer Flanke von Cha knapp am Tor vorbei, drei Minuten später scheiterte er ebenso mit einem Weitschuß an Torwart Reichel wie in der 88. Minute. Die Eintrachtabwehr wurde bis zum Schluß nicht mehr gefordert, lediglich Nilsson bemühte sich auf seiten der Gäste. Die größte Enttäuschung war sicherlich Thomas Allofs, der von Trainer Ernst Diehl in der 70. Minute auch gegen Funkel ausgetauscht wurde. Am müden Spielverlauf änderte dies genauso wenig wie der Wechsel auf Frankfurter Seite, als Stefan Lottermann für Jupp Kaczor kam. Auffallend schwach wirkte auch Eintracht-Torjäger Bum Kun Cha. Er bekam weder gegen Melzer in der ersten Halbzeit noch später gegen Wolf ein Bein auf den Boden. Daran krankte das gesamte Eintracht-Spiel. Bernd Nickel hatte keine Anspielpartner mehr, die gesamte Partie hing in der Luft. Trainerstimmen Branko Zebec (Frankfurt): „Wir haben mit diesem Punktgewinn erreicht, was wir in dieser Saison erreichen wollten. Das Spiel war für mich sehr interessant. Die Mannschaft hat sich bemüht, aber zwei nicht alltägliche Gegentore bekommen. Darüber herrschte in der Halbzeitpause große Enttäuschung. Der Gegner hatte etwas mehr Erfahrung und hat ein bißchen cleverer gegen meine Jungs gespielt. Deshalb war das Resultat gerecht.“ Ernst Diehl (Kaiserslautern): „Wir haben das angestrebte Unentschieden in Frankfurt erreicht. Anfangs nach dem schnellen 0:1 hatte es für uns etwas kritisch ausgesehen, und ich hatte Bedenken, ob die neuformierte Abwehr mit Briegel als Libero so durchspielen könnte. Aber dann hat sich die Abwehr hervorragend gefunden, und wir haben unser Ziel, den 6. oder gar 5. Platz in der Bundesliga zu erreichen, untermauert. Es war eine gute Mannschaftsleistung. Melzer mußte ich austauschen, weil er schon in der ersten Halbzeit nach einem Kopfballduell Sehschwierigkeiten hatte. Danach hatte ich auch meine Bedenken mit Plath, aber der Junge hat seine Sache hervorragend gemacht. Briegel habe ich auf den Liberoposten gestellt und nicht direkt gegen Cha, weil ich die Reaktion des Frankfurter Publikums bei seinen Zweikämpfen mit Cha fürchtete. Thomas Allofs hat sich in der letzten Woche im Training sehr bemüht, und ich hätte ihm heute ein besseres Spiel gegönnt.“ (Abendpost-Nachtausgabe zum Sonntag vom 01.05.1983)
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