VfB Stuttgart - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1982/1983 - 26. Spieltag

4:1 (2:1)

Termin: Sa 26.03.1983, 15:30 Uhr
Zuschauer: 15.000
Schiedsrichter: Wilfried Heitmann (Drentwede)
Tore: 1:0 Thomas Kempe (6.), 1:1 Martin Trieb (32.), 2:1 Hermann Ohlicher (40.), 3:1 Hermann Ohlicher (62.), 4:1 Didier Six (76.)

 


>> Spielbericht <<

VfB Stuttgart Eintracht Frankfurt

  • Helmut Roleder
  • Bernd Förster
  • Karlheinz Förster
  • Günther Schäfer
  • Kurt Niedermayer
  • Asgeir Sigurvinsson
  • Hermann Ohlicher
  • Karl Allgöwer
  • Peter Reichert
  • Didier Six
  • Thomas Kempe

 


 

Wechsel
  • Werner Habiger für Karlheinz Förster (77.)
Wechsel
Trainer
  • Helmut Benthaus
Trainer

 

 

Noch zu grün hinter den Ohren

Branko Zebec betrachtete das Spie! der Frankfurter Eintracht im Stuttgarter Neckarstadion offenbar als eine Art Jugendtest für die Zukunft. Denn in der Mannschaft, die vor 14.000 Zuschauern mit einer deutlichen 1:4-(1:2-)Niederlage gegen den VfB Stuttgart den Platz verließ, standen mit Bruno Pezzey, Karl-Heinz Körbel und Michael Sziedat nur noch drei „Senioren“. Bum Kun Cha hatte Zebec bereits zur Pause, Bernd Nickel in der 70. Minute ausgewechselt. Die jungen Hüpfer spielten zwar keck und gefällig, waren aber letztlich überfordert und wurden durch zwei Tore von Ohlicher sowie je einen Treffer von Kempe und Six klar geschlagen. Martin Trieb, der mit einem herrlichen Tor das 1:1 erzielt hatte, und Michael Sziedat waren noch die auffälligsten Spieler der zum Schluß klar unterlegenen Frankfurter Mannschaft.

Scheußliches Wetter, Schnee auf den umliegenden Weinbergen, schwerer, glatter Boden, Regen und Kälte — von kalter Dusche konnte man da nicht mehr reden, als die Eintracht schon nach sechs Minuten im Neckarstadion mit 0:1 zurücklag. Dabei hatten die Frankfurter sich ganz auf Defensive eingestellt, ließen vorne Bum Kun Cha mutterseelenallein einen aussichtslosen Kampf gegen die Försters und Niedermayer führen.

Schwer auszuspielen war diese massierte Frankfurter Abwehr mit ihrer Fünfer- und Viererreihe schon, die sich manchmal zu einer einzigen Neunerlinie verschmolz. Die Angriffe der Stuttgarter, von Sigurvinsson und Kempe immer wieder inszeniert, gingen der Eintracht ein ums andere Mal in die Abseitsfalle. Anfällig aber waren die Frankfurter gegen Flanken und Kopfbälle. Vier dieser Chancen hatte der VfB in der ersten Halbzeit und machte daraus zwei Tore. Die erste Kopfballchance führte zum 1:0. Ein Freistoß von Sigurvinsson, Kopfball von Kempe — und kein Frankfurter fühlte sich für ihn zuständig. Der zweite Kopfball von Allgöwcr in der 14. Minute wurde von Jüriens gehalten. Der dritte Kopfball von Reichert in der 25. Minute ging knapp daneben.

Der vierte Kopfball durch Ohlicher führte wieder zu einem Tor, zur neuen Stuttgarter Führung zum 2:1 in der 40. Minute. Reichert hatte nach, einem Fehler von Körbel die Flanke gegeben. Und wieder hatte sich kein Frankfurter zuständig gefühlt, einzugreifen. Dazwischen hatte die Eintracht zwanzig starke Minuten, obwohl Spielmacher Bernd Nickel nicht recht ins Spiel kam. Aber Trieb sorgte für viel Betrieb, auch Falkenmayer, und zur allgemeinen Überraschung auch Michael Sziedat, der erstaunlich offensiv war und in der 22. Minute mit einem Schuß an die Latte den ersten Warnschuß für die Stuttgarter abgab.

In der 32. Minute fiel dann auch der Ausgleichstreffer der Frankfurter, ein herrliches Tor von Martin Trieb, der eine weite diagonale Flanke von Uwe Schreml direkt aus der Luft nahm und unhaltbar für Roleder ins lange Eck drosch. Danach war die Eintracht die spielbestimmende Mannschaft, ehe der VfB durch das neue Führungstor wieder Oberwasser bekam. Kurz vor Halbzeitpfiff hatte Six noch einmal eine Chance zum 3:1.

Die Zukunft der Frankfurter Eintracht ohne Bum Kun Cha, der am Vorabend in einem Gespräch mit dem Präsidium an seiner Absicht festgehalten hatte, Frankfurt zu verlassen, hat bereits zur zweiten Halbzeit in Stuttgart begonnen. Denn zur allgemeinen Überraschung wechselte Eintracht-Trainer Branko Zebec den Koreaner gegen Uwe Müller aus, anstatt ihm den „Joker“ als zweite Sturmspitze zur Unterstützung zur Seite zu stellen. Eine gute Viertelstunde lang sah diese. Zukunft der Eintracht auch recht rosig aus, denn die Frankfurter bestimmten zwischen der Mittellinie und dem VfB-Strafraum weitgehend das Spiel. Michael Sziedat als ungewohnt freier und offensiver Mann im Mittelfeld wurde dabei zum auffälligsten Spieler bei der Eintracht, während Uwe Müller in der Einzelkämpferrolle Chas genauso unterging wie der Koreaner vorher.

Das blinde Vertrauen in die Jugend kann freilich auch ins Auge gehen. So leistete sich der bis dahin sehr kecke und selbstbewußt spielende Berthold einen bösen Schnitzer, überließ Ohlicher kampflos einen Paß von Allgöwer und es stand 3:1 für den VfB. Das Spiel war damit in der 62. Minute entschieden. Berthold mußte sich für seinen Jugendfehler ein paar harte Worte von den „Alten“ Pezzey und Körbel anhören. Dennoch setzte Branko Zebec seine radikale Verjüngungskur im Stuttgarter Neckarstadion unbeirrt fort, holte in der 70. Min. auch noch Bernd Nickel vom Platz und schickte er jetzt mit Gulich einen zweiten Stürmer ins Spiel.

Aber diese Frankfurter Jugendmannschaft war nun von dem routinierten Stuttgarter Team, das sich immer noch Hoffnungen auf den Meistertitel macht, hoffnungslos überfordert. In der 76. Min. fiel das 4:1 durch Six mit einem herrlichen Schuß aus der Drehung, nachdem sich Reichert durch den Frankfurter Strafraum gespielt hatte. Die Frankfurter hatten durch Uwe Müller noch eine Chance, das Ergebnis etwas zu verbessern, mußten aber zum Schluß froh sein, nicht noch mehr Tore zu kassieren. (Abendpost-Nachtausgabe zum Sonntag vom 27.03.1983)

 

 

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