Hamburger SV - Eintracht Frankfurt |
Bundesliga 1982/1983 - 24. Spieltag
3:0 (2:0)
Termin: Sa 12.03.1983, 15:30 Uhr
Zuschauer: 26.000
Schiedsrichter: Peter Gabor (Berlin)
Tore: 1:0 Jürgen Milewski (5.), 2:0 Horst Hrubesch (45.), 3:0 Jürgen Milewski (90.)
Hamburger SV | Eintracht Frankfurt |
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Die „Grünschnäbel“ nutzten die Chancen nicht Die Frankfurter Eintracht unterlag beim Hamburger SV mit 0:3 (0:2), zeigte aber vor 26.000 Zuschauern eine hervorragende Leistung. Der Meister war nicht die bessere, sondern lediglich die glücklichere und im Abschluß entschlossenere Mannschaft, die aus weniger Möglichkeiten durch Milewski (2) und Hrubesch den Sieg zimmerte. Die junge Frankfurter Mannschaft zahlte Lehrgeld für ihre Unerfahrenheit, konnte sie doch aus mehr als einem halben Dutzend bester Möglichkeiten kein Kapital schlagen. Geführt wurde die Eintracht von dem hervorragenden Tandem Bruno Pezzey und Bernd Nickel, stützen konnte sie sich auf die Routiniers Karl-Heinz Körbel und Michael Sziedat, und für spielerische Glanzpunkte sorgten Ralf Falkenmayer, Martin Trieb und Thomas Kroth. Was fehlte, war ein mutiger, durchschlagskräftiger Stürmer. Bum Kun Cha versetzte seine Gegner zwar reihenweise, verlor aber, je näher er dem Tor kam, immer mehr an Gefährlichkeit. 2:0 führte der Hamburger SV zur Pause. Warum, das wußte wohl nur der liebe Gott. Die bessere Mannschaft im Volksparkstadion war nämlich von der 1. bis zur 45. Minute die Frankfurter Eintracht. Die Gäste spielten frisch, fromm, fröhlich, frei auf, brachten den HSV früh aus dem Konzept und übernahmen überraschenderweise das Kommando. Auch der frühe 0:1-Rückstand brachte die Eintracht nicht aus dem Rhythmus. Uwe Schreml, der schwache Punkt in der Frankfurter Abwehr, hatte den Ball am rechten Fügel verloren, dann verpaßte ihn noch einmal Thomas Kroth, schließlich stand dann Jürgen Milewski frei vor Joachim Jüriens — und ließ dem Frankfurter Torhüter keine Chance. 1:0, doch der HSV wurde dadurch nicht besser. Ganz im Gegenteil. Die nächsten Chancen hatte die Eintracht. Nach genau einer Viertelstunde standen Ralf Falkenmayer und Thomas Kroth nacheinander buchstäblich auf der Hamburger Torlinie, brachten das Leder aber nicht darüber. Helmut Gulich hatte geflankt, Rolff über den Ball geschlagen, aber Falkenmayer und Kroth waren nicht entschlossen genug, um dieses Geschenk zu nutzen. Zweimal konnte Torhüter Stein die Finger noch dazwischen bringen. Vier Minuten später ging Bum Kun Cha allein auf und davon. Der Frankfurter wollte den Ball gerade zum Ausgleich ins Netz schieben, da pfiff Schiedsrichter Gabor. Nicht etwa für den HSV, sondern für die Eintracht. Es gab Freistoß. Von Vorteilsregeln hatte der Unparteiische aus Berlin wohl noch nie etwas gehört. Den Frankfurtern wurde dabei der Ausgleich gestohlen. Auf der Gegenseite liefen die Hamburger immer wieder in die Frankfurter Abseitsfalle. Elfmal allein in der ersten Halbzeit. Die zweite Hamburger Chance erst in der 25. Minute. Karl-Heinz Körbel hatte den Ball im Mittelfeld verloren, Wolfgang Rolff überspurtete die gesamte Abwehr und zwang mit einem 18-Meter-Schuß Joachim Jüriens zu einer Glanzparade. Überhaupt war der Frankfurter Schlußmann auch diesmal wieder ein sicherer Rückhalt einer ebenso sicheren Abwehr. Zehn Minuten vor der Pause die vierte klare Ausgleichschance für die Eintracht. Diesmal hatte Bum Kun Cha Wehmeyer versetzt und erneut Ralf Falkenmayer in Position gebracht. Doch, dem Frankfurter Verteidiger fehlte die Präzision, um aus elf Metern den Ball im Netz unterzubringen. Falkenmayer schoß ganz knapp am Tor vorbei. Sekunden vor der Pause bereits die Vorentscheidung. Alle hatten sich bereits auf den Halbzeitpfiff des Unparteiischen eingestellt, als Horst Hrubesch eine Kopfballvorlage von Ditmar Jakobs zum 2:0 nutzte. Der ehemalige Nationalspieler hatte sechs Meter vor dem Frankfurter Tor mutterseelenallein gestanden. Ein klarer Organisationsfehler der Eintracht-Deckung. Wie selbstbewußt die Eintracht auch nach dem Wechsel auftrat, unterstreicht schon Trainer Zebecs Maßnahme, mit Uwe Müller für Helmut Gulich den Angriff zu verstärken. Gulich hatte fleißig gearbeitet, war letztlich aber keine Gefahr für Uli Stein. Uwe Müller ist da aus anderem Holz geschnitzt. Kaum eine Minute im Spiel, legte ihm Martin Trieb den Anschlußtreffer maßgerecht auf den Fuß. Zwei Meter vor Stein reagierte Müller den Bruchteil einer Sekunde zu langsam und verpaßte so diese Riesenmöglichkeit. Frankfurts zweiter Auswechselspieler hatte einen ähnlich mißglückten Einstand. Zwanzig Minuten vor Schluß schickte Branko Zebec Thomas Berthold für den erschöpften Martin Trieb aufs Feld. Bundesliga-Debütant Berthold hatte noch keinen Ball berührt, da stand er auch schon frei vor Uli Stein. Doch der 18jährige war zu überrascht und konnte mit der Flanke von Bum Kun Cha nichts anfangen. Aus diesen beiden Szenen wird deutlich, daß die Eintracht auch in der zweiten Halbzeit die feldüberlegene und bessere Mannschaft war. Sie bewies in Hamburg spielerische Klasse und ließ den Meister lange zittern. Der HSV verlegte sich nach der Pause aufs Kontern, ein ungewohntes Bild im eigenen Stadion. Chancen zum 3:0 hatte dabei vor allem Jürgen Milewski, während Horst Hrubesch bei Karl-Heinz Körbel und Bruno Pezzey restlos abgemeldet war. Einziges Manko der Frankfurter blieb die Abschlußschwäche. Neben Berthold und Müller standen auch Cha und Pezzey jeweils frei vor Uli Stein, brachten den Ball aber nicht am HSV-Torwart vorbei. Schließlich wurde die Eintracht noch einmal bestraft. Nach einem Mißverständnis zwischen Michael Sziedat und Bruno Pezzey erzielte Jürgen Milewski Sekunden vor dem Abpfiff das 3:0. Trainerstimmen Trainer Ernst Happel (Hamburg): „Das war nicht überzeugend, was wir heute geboten haben. Einigen Spielern scheint die Frühjahrsmüdigkeit in den Knochen zu stecken.“ Trainer Branko Zebec (Frankfurt): „Das Ergebnis ist klar, der HSV brauchte nicht mehr viel zu machen. Die größere Routine und Cleverneß waren beim HSV.“ (Abendpost-Nachtausgabe zum Sonntag vom 13.03.1983)
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