Eintracht Frankfurt - Arminia Bielefeld

Bundesliga 1982/1983 - 20. Spieltag

2:1 (0:0)

Termin: Sa 12.02.1983, 15:30 Uhr
Zuschauer: 9.000
Schiedsrichter: Gerhard Theobald (Wiebelskirchen)
Tore: 0:1 Karlheinz Geils (48.), 1:1 Karl-Heinz Körbel (62.), 2:1 Uwe Müller (63.)

 


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Eintracht Frankfurt Arminia Bielefeld

 


  • Volker Diergardt
  • Dirk Hupe
  • Karlheinz Geils
  • Ulrich Büscher
  • Detlef Schnier
  • Wolfgang Pohl
  • Frank Pagelsdorf
  • Helmut Schröder
  • Gregor Grillemeier
  • Pasi Rautiainen
  • Ewald Lienen

 

Wechsel Wechsel
Trainer Trainer

 

 

Das Spiel war ursprünglich für den 5. Februar angesetzt:

Trotz der Rasenheizung: Schnee stoppte Eintracht

Spiel gegen Bielefeld wahrscheinlich am Fastnachtssamstag

Trainer-Assistent Uli Meyer saß im Restaurant des Crest-Hotels und trank Kaffee. Cheftrainer Branko Zebec und die Spieler lagen in warmen Betten und schliefen. Präsident Axel Schander wartete zu Hause auf den entscheidenden Anruf. Schiedsrichter Gerhard Theobald aus Wiebelskirchen war zusammen mit seinen Linienrichtern und Eintracht-Schiedsrichterbetreuer Ewald ins Stadion gefahren, um die Lage vor Ort zu kontrollieren. Dann fiel die endgültige Entscheidung: Das Bundesligaspiel der Frankfurter Eintracht gegen Arminia Bielefeld mußte ausfallen.

Der Platz war zwar bespielbar, obwohl die Rasenheizung den Schnee nicht ganz weggetaut hatte, die Anfahrts- und Anmarschwege zum Waldstadion aber waren nahezu unpassierbar. „Wir hätten unter Ausschluß der Öffentlichkeit spielen müssen“, stellte Eintracht-Präsident Axel Schander fest, „deshalb bin ich froh über die Absage“.

Das letzte Wort über den Ausfall hatte die Frankfurter Polizei gesprochen, die für die Straßen um das Stadion schlimme Verhältnisse befürchtete. Ab 10 Uhr am Vormittag hatte der Verkehrsfunk des Hessischen Rundfunks die Autofahrer gebeten, „nur dringend notwendige Fahrten zu unternehmen.“

Das Programm für die Eintracht-Spieler änderte sich durch die Absage nur unwesentlich. Sie durften weiter schlafen bis zur normalen Weckzeit um 14 Uhr, dann wurde im „Vorbereitungsquartier" Crest-Hotel zusammen Kaffee getrunken, bevor Trainer Branko Zebec zum Training bat. Statt ins Waldstadion zum Spiel fuhr die Eintracht an den Riederwald zum Training.

Der Präsident bemühte sich unterdessen am Telefon, die Terminfrage für das Nachholspiel zu klären. Wahrscheinlich ist, daß die Partie am kommenden Samstag (Fastnachtssamstag) nachgeholt wird. Damit erklärte sich auch Bielefelds Horst Köppel einverstanden. Eintracht-Coach Branko Zebec wünscht sich ebenfalls, daß das Spiel „so schnell wie möglich“ durchgeführt wird.

Die drei für die kommende Woche ausgemachten Freundschaftsspiele in Dossenheim, gegen „Dae Woo" (Südkorea) und Dukla Prag werden wahrscheinlich abgesagt. Eine endgültige Entscheidung will der Deutsche Fußball-Bund am Montag bekanntgeben. (Abendpost-Nachtausgabe)

 

Joker-Tor von Uwe Müller

Uwe Müller ist für die Frankfurter Eintracht Gold wert. Sein Tor zum 2:1 gegen Arminia Bielefeld brachte den Frankfurtern jenes erhoffte beruhigende Polster für die kommenden schweren Wochen im Abstiegskampf. Zusammen mit Bruno Pezzey und Karl-Heinz Körbel riß der 19jährige Joker eine schon fast verloren geglaubte Partie aus dem Feuer und ließ die vorher so enttäuschten und unzufriedenen 9000 Zuschauer doch noch jubeln. Nach Geils' Führungstor für Arminia Bielefeld, nach einem Fehler von Torwart Jürgen Pahl, schien es für die Eintracht schon am Faschingssamstag Aschermittwoch zu werden. Doch Karl-Heinz Körbels Kopfball und Uwe Müllers Torinstinkt nach einem Alleingang von Bruno Pezzey bewahrten die Frankfurter vor einer Pleite.

Nur mit zwei Spritzen konnte Bernd Nickel fürs Spiel fitgemacht werden. Die Leistenschmerzen plagten den Eintracht-Regisseur erneut. „Wenn es nächste Woche nicht besser wird, muß ich einfach mal pausieren. So hat das auf Dauer keinen Sinn“, kündigte Nickel an.

Für seine Mannschaft wäre eine Pause allerdings verheerend — nimmt man das Spiel gegen Bielefeld zum Maßstab. Neben Bruno Pezzey ist und bleibt Nickel der einzige Ideengeber. Das Eintracht-Spiel lief gegen Bielefeld in zwei Schablonen. Entweder rissen Karl-Heinz Körbel oder Bruno Pezzey mit Alleingängen Löcher in die Abwehr, oder Bernd Nickel schickte seine Pässe auf Bum Kun Cha. Der Rest war Schweigen beziehungsweise Stehen. Die Bewegung im Frankfurter Spiel fehlte fast völlig, und wenn sie da war, zum Beispiel bei Stefan Lottermann, waren die fußballerischen Mängel so groß, daß alle Laufarbeit nichts nutzte.

Die Zuschauer jedenfalls waren bald mit der Eintracht unzufrieden. Die Partie plätscherte vor sich hin, ähnlich wie vor einigen Wochen gegen den KSC. Mit einem gravierenden Unterschied. Damals führten die Gastgeber zur Pause mit 2:0, diesmal wurden die wenigen guten Chancen vergeben. Die beste Möglichkeit hatte Stefan Lottermann in der 28. Minute. Bruno Pezzey hatte mit einem technischen Kabinettstückchen und anschließender Flanke vor das Tor die Arminia-Abwehr ausgespielt. Lottermann stand frei vor Diergardt, köpfte dem Bielefelder Schlußmann aber genau in die Arme.

Nichts zu halten hätte Diergardt bei einem Kopfball von Uwe Schreml gehabt. Wieder war die Flanke von Bruno Pezzey gekommen, Schreml hatte den Ball im vollen Lauf erwischt, doch schließlich senkte sich das Leder auf das Tornetz. Zehn Minuten vor der Pause setzte sich Thomas Kroth am linken Flügel durch, schoß aus 18 Metern endlich mal beherzt und zwang Diergardt zu einer Glanzparade. Der Torwart lenkte den Ball auf die Latte.

Die Arminia setzte aus einer sicheren Abwehr nur wenige Konter gegen die optische Eintracht-Überlegenheit. In der 3. Minute flankte Rautiainen, der sich gegen den unsicheren Falkenmayer oft durchsetzen konnte, nach innen, und Hupe brauchte den Ball nur noch einzudrücken. Doch Bielefelds Vorstopper war von dem Geschenk der Eintracht-Deckung so überrascht, daß er sich den Ball noch von Jürgen Pahl vom Fuß nehmen ließ. Und genau nach einer halben Stunde hatte Helmut Schröder Michael Sziedat schon ausgespielt, traute sich dann aber nicht zu schießen, schob Ball und Verantwortung zu Grillemeier, und der wurde von Falkenmayer abgeblockt. Mehr Chancen hatten die Bielefelder nicht.

Die zweite Halbzeit unterschied sich von der ersten wie Tag und Nacht. Nun war Feuer im Spiel, es gab Chancen auf beiden Seiten, und es fielen Tore. Zwei Tatsachen waren für diese Besserung ausschlaggebend. Zunächst wechselte Eintracht-Trainer Branko Zebec Uwe Müller für den glücklosen Jupp Kaczor ein und weckte damit nicht nur seine Mannschaft, sondern auch die Zuschauer auf. Auf einmal stand das Publikum hinter der Eintracht. Müller war kaum im Spiel, da steuerte er auch schon allein aufs Bielefelder Tor zu. In letzter Sekunde nahm ihm jedoch Diergardt den Ball noch vom Fuß.

In der 48. Minute ging für die Eintracht jedoch zunächst der Schuß nach hinten los. Ewald Lienen legte seinem Abwehrspieler Karl-Heinz Geils den Ball genau in den Lauf, Geils zögerte nicht lange und schoß aus 25 Metern hart aufs Tor. Jürgen Pahl waren wohl die Glieder steif gefroren; jedenfalls ließ er den tückischen Ball unter den Fäusten hindurch ins Netz rutschen — 0:1.

Zehn Minuten lang war die Eintracht nun von der Rolle. Lienen, Rautiainen und Hupe hatten gegen eine geschockte Frankfurter Mannschaft Möglichkeiten zum 0:2 auf Kopf und Fuß. Doch nun machte Jürgen Pahl seinen Fehler wieder wett und rettete mit guten Paraden. Nach einer knappen Stunde legte die Eintracht dann alle Hemmungen ab. Karl-Heinz Körbel und Bruno Pezzey stürmten mit nach vorn. Alles oder nichts hieß die Devise, die dem Publikum Laune machte. Und die Eintracht gewann alles.

In der 63. Minute gelang Vorstopper Karl-Heinz Körbel mit seinem fünften Saisontor der Ausgleich. Bernd Nickel hatte einen Eckball nach innen geschlagen, Bruno Pezzey den Ball durchgelassen und Körbel am hinteren Pfosten eingeköpft. Kaum 60 Sekunden später das stürmisch gefeierte Führungs- und, wie sich zeigen sollte, Siegestor: Karl-Heinz Körbel klärte am eigenen Strafraum, Bruno Pezzey bekam den Ball, zog einen Alleingang übers ganze Feld, spielte Geils das Leder durch die Beine, legte es Uwe Müller auf, und der junge Mann behielt die Nerven und hob den Ball über Diergardt ins Netz. Ein herrlichen Tor in Entstehung und Ausführung!

Nun blieb die Eintracht am Drücker und war einige Male dem dritten Tor nahe. Bum Kun Cha zwang Diergardt mit einem Kopfball zu einer Glanzparade, und Bernd Nickel donnerte einen Freistoß aus spitzem Winkel an das Lattenkreuz. Cha hatte wenig später den Bielefelder Torwart bereits überwunden, brachte den Ball fast von der Außenlinie aber nicht mehr im Netz unter. (Abendpost-Nachtausgabe zum Sonntag vom 13.02.1983)

 

 

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