Eintracht Frankfurt - 1. FC Nürnberg

Bundesliga 1982/1983 - 15. Spieltag

3:0 (2:0)

Termin: Sa 27.11.1982, 15:30 Uhr
Zuschauer: 15.000
Schiedsrichter: Manfred Neuner (Leimen)
Tore: 1:0 Bernd Nickel (5.), 2:0 Bruno Pezzey (45.), 3:0 Thomas Kroth (76.)

 


>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt 1. FC Nürnberg

 


  • Rudolf Kargus
  • Peter Stocker
  • Norbert Eder
  • Jürgen Täuber
  • Reinhard Brendel
  • Alois Reinhardt
  • Norbert Schlegel
  • Herbert Heidenreich
  • René Botteron
  • Werner Dreßel
  • Werner Heck

 

Wechsel Wechsel
  • Theo Schneider für Norbert Schlegel (67.)
  • Thomas Brunner für Herbert Heidenreich (67.)
Trainer Trainer

 

 

Zuhause eine Macht

Zu Hause ist die Frankfurter Eintracht eine Macht! Das bekam auch ihr einstiger Manager Udo Klug zu spüren, dessen 1. FC Nürnberg klar mit 0:3 (0:2) vor 15000 Zuschauern im Waldstadion verlor und in diesem Spiel keinerlei Siegeschance hatte. Die Eintracht beeindruckte mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung, spielte überaus konzentriert und diszipliniert. Mit fulminanten Weitschüssen hatte die Eintracht den Club in die Knie gezwungen. Schon nach vier Minuten zischte der Ball nach einem Freistoß von Bernd Nickel in den Torwinkel, und in der 45. Minute traf Bruno Pezzey sogar aus 35 Metern. Das 3:0 besorgte der Neuling Thomas Kroth, der zusammen mit dem Gespann Pezzev-Körbel, dem Mittelfeldchef Bernd Nickel und dem in der zweiten Halbzeit nach seiner Verletzung wieder zu alter Form auflaufenden Bum Kun Cha zu den auffälligsten Eintracht-Spielern gehörte. Bei Nürnberg imponierten der offensive Verteidiger Jürgen Täuber und als Regisseur René Botteron.

Branko Zebec ging auf Nummer Sicher. Er verzichtete auf den jugendlichen Schwung eines Uwe Müller und vertraute der abgeklärten Routine eines Michael Sziedat. Der Verteidiger und Karl-Heinz Körbel nahmen sich der beiden gefährlichen Nürnberger Sturmspitzen Dressel und Heck an, und zwar sehr effektiv.

Doch die Befürchtung, der Club würde nur hinten mauern und vorn auf Konter lauern, nahm Bernd Nickel schon früh seinem Trainer. Denn bereits in der 4. Minute zerbröckelte die Nürnberger Mauer wie morsches Gebälk unter einem Gewaltschuß Bernd Nickels. Aus 18 Metern hämmerte er einen Freistoß (Stocker hatte Cha gefoult) unhaltbar für Rudi Kargus in den Winkel. Ein herrliches Tor.

Udo Klug mußte nun früh seine Defensivtaktik aufgeben, und es war erstaunlich, wie schnell sich seine Nürnberger von dem Schock erholten und die Initiative übernahmen. Der brillante Techniker Botteron und die Athletik eines Schlegel trieben das Nürnberger Spiel an. Gefährlich waren aber vor allem die Vorstöße von Jürgen Täuber über die rechte Seite. Ralf Falkenmayer hatte riesige Schwierigkeiten, den kleinen Nürnberger Verteidiger abzufangen.

Und der Club hatte auch durchaus Torchancen. Einem Kopfballtor von Reinhardt war allerdings der Abseitspfiff vorangegangen. In der 16. Minute, schoß Heck, bedrängt von Pezzey, drüber. In der 19. Minute erwischte Heck mit einem Absatzkick die Frankfurter Abwehr auf dem falschen Fuß, Schlegel schlängelte sich an Pezzey vorbei — und vergab diese Möglichkeit kläglich.

Die Eintracht, das muß man ihr zugestehen, behielt in dieser Phase die Ruhe, die Übersicht und spielte besonnen, ließ keinerlei Hektik aufkommen. Nickels Schüsse und Kroths Schwung gaben dem Spiel aus dem Mittelfeld die entscheidenden Impulse. Nickel schoß scharf. In der 20. Minute konnte Kargus gerade noch zur Ecke abwehren. Der Eckball ermöglichte anschließend Borchers die Chance zum 2:0. Doch Pech für Ronnie: Heidenreich stand auf der Linie und schlug den Ball weg, den Kargus durchgelassen hatte.

Tormöglichkeiten spielte sich die Eintracht sonst nur wenig heraus, vor allem, weil Cha von Stocker knochenhart genommen wurde und der Nürnberger dafür in der 37. Minute auch die Gelbe Karte sah. Weitschüsse, das war noch das Beste, die Nürnberger zu bezwingen. Bruno Pezzey dachte und handelte so, als er in der 45. Minute aus 35 Metern unbedrängt abzog und mit einem fulminanten Schuß ein Tor des Monats zum 2:0 erzielte. „Dieses 2:0 von Pezzey war sehr wichtig“, sagte Branko Zebec beim folgenden Pausenpfiff und ging hochzufrieden in die Kabine.

Durch Bruno Pezzeys Tor konnten die Frankfurter in der zweiten Halbzeit so spielen, wie es die Nürnberger eigentlich vorhatten: Aus einer gesicherten Abwehr heraus kontern. Das Spiel verlor dadurch zwar an Temperament, weil die Eintracht dies sehr konsequent und diszipliniert tat, die Nürnberger aber nicht die Durchschlagskraft besaßen, Zebecs Zöglinge trotz eines offenen Spiels in Bedrängnis zu bringen. Konterspiel — da lebte natürlich Bum Kun Cha auf.

Für Höhepunkte sorgten so nur einige recht merkwürdige Entscheidungen von Schiedsrichter Manfred Neuner. In der 62. Minute nahm Heck den Ball mit der Hand mit, der Linienrichter hatte die Fahne oben, doch der Schiedsrichter pfiff nicht, und Jürgen Pahl mußte Kopf und Kragen riskieren, um Heck zu stoppen. Auf der anderen Seite spurtete Cha nach einem herrlichen Querpaß von Kroth und wurde im vollen Lauf von Stocker weggestoßen. Wieder blieb Neuners Pfeife stumm, ebenso wie später, als Stocker abermals Cha legte, diesmal wiederum im Strafraum.

Udo Klug wechselte in der 65. Minute gleich doppelt aus, Brunner und Schneider für Heldenreich und Schlegel. Doch er konnte dem Nürnberger Spiel damit keine neuen Impulse verleihen. Zu clever, zu besonnen spielte die Eintracht.

Das 3:0' in der 77. Minute entschied das Spiel endgültig. Thomas Kroth, die Kölner Leihgabe, krönte seine eindrucksvolle Leistung, als er nach einer Vorlage von Cha allein vor dem Nürnberger Tor eiskalt Radi Kargus umkurvte und den Ball ins leere Tor schob. Es war alles klar, und Branko Zebec schickte nun die Jugend ins Spiel, Sievers für Nickel, der unter stehenden Ovationen in die Kabine ging, und Uwe Müller für Ronald Borchers.

Trainerstimmen

Branko Zebec (Eintracht): „Ein gutes Spiel, eine überzeugende Leistung, ein klares 3:0 — ich bin zufrieden. Wichtig war das 2:0 von Pezzey so kurz vor der Pause, denn dadurch konnten wir die zweite Halbzeit ruhiger angehen. Besonders hat mich gefreut, daß unsere Abwehr fast fehlerlos gespielt hat. Das hat bei der Eintracht Seltenheitswert. Aus der Mannschaft möchte ich einen herausheben: unseren Neuling Kroth, mit dem ich sehr zufrieden war und dessen Spiel schon viel Reife gezeigt hat.“

Udo Klug (Nürnberg): „Wir haben unter Wert verloren, denn wir haben gut mitgespielt. Was uns fehlt, ist noch Erfahrung und Cleverneß. Aber wir haben hier gezeigt, daß wir auswärts nicht nur mit destruktivem Spiel zum Erfolg kommen wollen. Unser Pech war das zweite Tor so kurz vor der Pause. Wäre es nicht gefallen, hätte die Eintracht nach dem Wechsel noch mehr kommen müssen. Wir haben bisher 15 Punkte. Das ist noch nicht ganz das, was ich mir vorgestellt habe.“ (Abendpost-Nachtausgabe zum Sonntag vom 28.11.1982)

 


>> Spieldaten <<






© text, artwork & code by fg