Schalke 04 - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1982/1983 - 14. Spieltag

3:2 (3:2)

Termin: Sa 20.11.1982, 15:30 Uhr
Zuschauer: 16.000
Schiedsrichter: Udo Horeis (Buchholz)
Tore: 0:1 Ronald Borchers (1.), 1:1 Hans-Joachim Abel (12.), 1:2 Karl-Heinz Körbel (15.), 2:2 Hans-Joachim Abel (30., Foulelfmeter), 3:2 Manfred Drexler (45.)

 


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Schalke 04 Eintracht Frankfurt

  • Walter Junghans
  • Winfried Geier
  • Bernard Dietz
  • Peter Stichler
  • Mathias Schipper
  • Manfred Drexler
  • Ulrich Bittcher
  • Michael Opitz
  • Theo Bücker
  • Ilyas Tüfekci
  • Hans-Joachim Abel

 


 

Wechsel
  • Thomas Kruse für Ulrich Bittcher (38.)
  • Norbert Janzon für Hans-Joachim Abel (70.)
Wechsel
Trainer
  • Siegfried Held
Trainer

 

 

Pahls schwarzer Tag

Selbst zwei Auswärtstore reichten der Frankfurter Eintracht nicht, um wenigstens den ersten Auswärtspunkt zu holen. 2:3 unterlagen die Schützlinge von Branko Zebec recht unglücklich beim FC Schalke 04. Letztlich gab der Schlechtere von zwei schwachen Torhütern den Ausgleich. Walter Junghans, der Schalker, hatte der Eintracht zwar bereits in der ersten Minute mit einem Patzer durch Borchers die Führung ermöglicht, doch in der Schußphase rettete er mit einer großen Parade gegen Uwe Müller den Schalker Sieg. Auf der anderen Seite verfehlte Jürgen Pahl eine Flanke nach der anderen. Schließlich nutzte Manni Drexler in der Nachspielzeit der ersten Hälfte einen dieser Fehler zum entscheidenden 3:2. Zwischendurch hatten Jochen Abel (2) für Schalke sowie Ronald Borchers und Karl-Heinz Körbel für die Eintracht den 2:2-Zwischenstand besorgt. An den jungen Spielern, der mit dem letzten Aufgebot angetretenen Frankfurter lag es diesmal bestimmt nicht. Helmut Gulich, vor allem Ralf Sievers, Thomas Kroth und auch Uwe Müller machten ihre Sache ordentlich bis gut. Die Schwachpunkte lagen bei Torwart Pahl, Verteidiger Sziedat, Vorstopper Körbel, der Abel lange Zeit nicht unter Kontrolle bekam, und Libero Bruno Pezzey, der manch Kopfballduell mit Manni Drexler verlor.

Mit dem letzten Aufgebot mußte die Frankfurter Eintracht gegen Schalke antreten, und dennoch fiel Trainer Branko Zebec noch ein taktischer Kniff ein. Nachdem sich beim Training auch noch Uwe Schreml verletzt hatte, entschloß sich Zebec, neben Stürmer Helmut Gulich mit Ralf Sievers einen weiteren Debütanten aufzustellen. Zebecs Begründung: „Sievers paßt zu dem kleinen Tüfekci. Ein Einsatz von Schreml ist mir bei seiner Oberschenkelzerrung zu riskant.“

Ralf Sievers machte seine Sache bis zum Pausenpfiff gut. Er hielt Tüfekci unter Kontrolle, bekam einmal die gelbe Karte wegen eines überharten Einsatzes und schaltete sich einige Male geschickt in den Angriff ein. Helmut Gulich, der kräftige Stürmer der Amateure, hatte einen noch besseren Einstand. Keine 30 Sekunden waren gespielt, da erhielt Gulich am Schalker 16-Meter-Raum den Ball. Der Neuling zögerte nicht lange, schoß sofort. Walter Junghans, der neue Torwart der Gelsenkirchener, ließ den Aufsetzer abprallen, Ronnie Borchers hatte aufgepaßt und drückte zur Frankfurter Führung ein. Ein „Tag der offenen Tür“ hatte seinen Anfang genommen.

Die Schalker Fans schrien noch nach Ex-Torwart Norbert Nigbur, da geriet die Eintracht gewaltig unter Druck. Mannie Drexler köpfte eine Flanke von Tüfekci freistehend am Tor vorbei und deutete schon da seine Gefährlichkeit an. In der 12. Minute der Ausgleich: Jochen Abel scheiterte zunächst mit einem Rechtsschuß an Jürgen Pahl, bevor er im zweiten Versuch gegen eine konfuse Eintracht-Abwehr mit dem linken Fuß ins Netz traf.

Die Gastgeber hatten kaum Zeit zur Freude. Nur drei Minuten später lag erneut die Eintracht in Führung. Ronald Borchers, der die beste Halbzeit seit Wochen zeigte, wurde von Bernard Dietz gefoult. Bernd Nickel trat den Freistoß flach nach innen, und Karl-Heinz Körbel stieß ihn mit der Fußspitze über die Linie. Nur 40 Sekunden später legte Bernd Nickel Helmut Gulich die einmalige Chance zum 3:1 auf den Fuß. Von der Mittellinie an lief der Frankfurter allein aufs Tor, schoß dann aber völlig unbedrängt genau auf Junghans Fäuste. Eine Schlüsselszene, wie sich im weiteren Spielverlauf zeigen sollte.

Die Gastgeber wurden immer druckvoller, die Eintracht-Abwehr immer nervöser. Bei jeder hohen Flanke herrschte das Chaos vor allem, weil Torhüter Jürgen Pahl einen rabenschwarzen Tag erwischt hatte. Zu ihren Toren kamen die Schalker allerdings erst durch die Mithilfe von Schiedsrichter Horeis. In der 30. Minute deutete er nach einem Kopfballduell zwischen Karl-Heinz Körbel und Jochen Abel auf den Elfmeterpunkt., Abel war zu Boden gegangen, führte dann aber selbst den Elfmeter aus und schoß den Ball zum 2:2 unter die Latte.

Als bereits alle mit dem Pausenpfiff rechneten, es waren bereits 46 Minuten gespielt, ließ der Unparteiische noch einen Eckball von Tüfekci ausführen. Manfred Drexler sprang wieder einmal höher als Jürgen Pahl und Bruno Pezzey, der Ball landete zur glücklichen Schalker Führung im Netz. Eine denkbar schlechte Ausgangsposition für die Frankfurter, die so gut gestartet waren. Das dicke Ende aber war hinterhergekommen.

Die zweite Halbzeit begann, wie die erste geendet hatte. Jürgen Pahl konnte wieder einmal einen Flankenball nicht festhalten, doch zum Glück für die Eintracht brachte Abel das Leder nicht im Netz unter. Pahl war im Nachfassen mit den Fingerspitzen noch herangekommen. Manfred Drexler war es dann, der den Schalke-Sieg unter Dach und Fach bringen konnte. Nach einer mißglückten Abseitsfalle kam der ehemalige Darmstädter in der 51. Minute frei vor dem Tor an den Ball, verfehlte aber ganz knapp.

Von da ab war es mit der Schalker Herrlichkeit vorbei. Nun wurde die Eintracht feldüberlegen, ohne allerdings so gefährlich zu wirken wie bei ihren Kontern in der ersten Halbzeit. Schließlich waren es die beiden Amateure Uwe Müller und Helmut Gulich, die das Parkstadion erzittern ließen. Gulich hatte in der 75. Minute Torwart Junghans mit einem Kopfball bereits überwunden, ehe Geier ebenfalls mit dem Kopf auf der Linie rettete. Schließlich wurde der vorher so vielgeschmähte Torwart Junghans zum Retter für Schalke. Uwe Müller hatte sich 12 Minuten vor dem Ende auf engstem Raum durchgesetzt, sein Schuß schien in den Tor-Winkel zu fliegen, da faustete Junghans mit einer Reflexbewegung den Ball ins Aus.

Die Eintracht blieb am Drücker, vor allem Ralf Sievers und Bruno Pezzey schleppten den Ball immer wieder in die gegnerische Hälfte. Thomas Kroth bewährte sich in dieser Phase einmal mehr als Ersatzlibero für Bruno Pezzey. Die Schalker hatten bei einigen gut angelegten Kontern in der Schlußphase durch Norbert Janzon die Möglichkeit zu erhöhen, doch zweimal rettete Kroth, einmal Jürgen Pahl. (Abendpost-Nachtausgabe zum Sonntag vom 21.11.1982)

„Wir haben gegen 12 Mann verloren“

Sie kamen aus den Kabinen und machten erst mal ihrem Ärger Luft. Schiedsrichter Horeis auch Buchholz war für die Spieler der Frankfurter Eintracht der „Sündenbock“ für die 2:3-Niederlage in Schalke. „Ich habe den Abel kaum berührt, da pfeift der Elfmeter“, erregte sich Karl-Heinz Körbel, „so etwas gibt's doch gar nicht. Als Drexler beim dritten Tor dann Bruno Pezzey wegstieß, hat er natürlich nicht gepfiffen.“

Die Fernsehaufzeichnung im ZDF-Sportstudio am Abend gab Körbel nur teilweise recht. Das angebliche Foul an Abel war nicht zu erkennen, eine unfaire Attacke von Drexler gegen Pezzey aber auch nicht. Auch Bernd Nickel, der dienstälteste Frankfurter Spieler, übte heftige Kritik am Unparteiischen. „Wir haben heute gegen zwölf Mann verloren“, sagte Nickel, „er war ein typischer Heimschiedsrichter. Im Mittelfeld hat er für uns gepfiffen, an beiden Strafräumen für die Schalker“.

Schiedsrichter Horeis hatte sicher nicht seinen besten Tag, gerade seine Entscheidungen waren es, die Unruhe und Hektik ins Spiel trugen. Theatralische Ermahnungen bei vergleichsweise geringen Vergehen (Spielverzögerung, falscher Einwurf usw.) brachten Zuschauer und Spieler gleichermaßen in Rage.

 


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