Eintracht Frankfurt - SV Darmstadt
98 |
Bundesliga 1981/1982 - 30. Spieltag
2:1 (1:0)
Termin: Mi 28.04.1982, 20:00 Uhr
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Dieter Stäglich (Wuppertal)
Tore: 1:0 Bum-Kun Cha (35.), 2:0 Norbert Nachtweih (55.), 2:1 Helmut Vorreiter (71.)
Eintracht Frankfurt | SV Darmstadt 98 |
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Schwaches Derby, mäßige Eintracht, harmlose Darmstädter Die Frankfurter Eintracht darf weiterhin auf einen UEFA-Cup-Platz hoffen, für Darmstadt 98 aber gibt es nun wohl keinerlei Hoffnung mehr. Das ist das Fazit des Hessen-Derbys, von dem die 10.000 Zuschauer im Frankfurter Waldstadion maßlos enttäuscht wurden. Die Eintracht gewann zum Schluß nur noch mit Hängen und Würgen 2:1 (1:0). Mit wütenden „Buchmann-raus“-Rufen, ausgelöst durch den Wechsel Sziedat für Nachtweih, machten die Zuschauer ihre Enttäuschung über das schwache Spiel und die mäßige Leistung der Eintracht Luft. Es war in der Tat erstaunlich, wie die Frankfurter nach dem Gegentor durch Vorreiter in der 73. Minute gegen die bis dahin harmlosen Darmstädter noch ins Wackeln geriet und wie das Spiel noch zu kippen drohte. Zu mutlos hatten die ohne drei ihrer Besten, Gerber, Bernecker und Mattern, angetretenen Darmstädter zu lange operiert. Die mäßige Leistung der Eintracht wurde nur durch den elanvollen Auftritt eines Bum Kun Cha, der das 1:0 schoß und das 2:0 vorbereitete, ein wenig aufgebessert. Nach einer halben Stunde legte die Eintracht ihre Behäbigkeit ab und spielte mit etwas mehr Begeisterung. Ein Bilderbuchtor war prompt die Folge und entschädigte für 30 Minuten Langeweile. Ein Rückpaß von Nickel, ein Direktschuß von Falkenmayer, eine blitzschnelle Drehung von Bum Kun Cha im Stile eines Gerd Müller, und der sonst vortreffliche Rudolf im Darmstädter Tor war geschlagen. Das Tor beendete die lustlose Spielerei zwischen den harmlosen Darmstädtern und den bedächtigen Frankfurtern, die nun auf einmal frisch, frei und munter drauflosstürmten. Vor allem Bum Kun Cha sprühte an diesem Abend förmlich vor Spiellaune, rannte, dribbelte, sprang und schoß, daß es für die Zuschauer eine Lust und für Beginski eine Qual war. Daß Cha so auftrumpfte, war freilich auch das Verdienst von Neuberger, der den Koreaner immer wieder herrlich in Szene setzte. Bis zum Tor war nichts los. Ein Schuß von Vorreiter
schon in der 1. Minute aufs Frankfurter Tor, ein direkter Schuß
von Lottermann, den Rudolf in der 21. Minute prächtig parierte, und Cha ließ sich die Laune auch nicht von einem bösen Foul von Wagner (gelbe Karte) verderben und eröffnete mit seinem unwiderstehlichen Elan auf der rechten Seite der Eintracht Torchancen. Lorant verlängerte sein Zuspiel direkt, doch der Ball strich haarscharf am Pfosten ins Aus vorbei. Dann zog wieder Willi Neuberger eine herrliche Flanke ab, Cha stieg aus dem Getümmel um Rudolf hoch wie eine Rakete und seinen Kopfball stieß Nachtweih mit der Stirn in der 56. Minute zum 2:0 ins Netz. Die Darmstädter bedurften schon der Lässigkeit und Nachlässigkeit der Eintracht, um zu ihren Torchancen zu kommen. So hätte Bruno Pezzey mit einer verunglückten Rückgabe in der 60. Minute fast ein Eigentor fabriziert. Trapp als Spielmacher trieb seine Darmstädter nach vorn. Wenn sie überhaupt noch etwas erreichen wollten, mußten sie offensiver werden. Ein Kopfball von Cestonaro, der nur knapp über die Latte strich, machte ihnen Mut. Sie hatten dabei das Glück, daß Künast und Lottermann allein vor Rudolf hintereinander kapitale Chancen vergaben. Und schließlich fanden die Darmstädter auch den Lohn für ihre forsche Angriffsweise, als Vorreiter in der 73. Minute eine Uneinigkeit in der Frankfurter Abwehrorganisation clever und ungehindert zum Anschlußtreffer nutzte. Die Eintracht wurde in gleichen Maßen konfuser wie die Darmstädter kecker und mußten um den Vorsprung zittern, nachdem in der 80. Minute Lorant, herrlich von Falkenmayer angespielt, eine riesige Torchance vergeben hatte. Das 2:1 über die Runden bringen war Trainer Lothar Buchmann das wichtigste. Anders war sein mit Pfiffen und Buchmann-raus-Rufen bedachter Wechsel, Sziedat für Nachtweih, kaum zu verstehen. Stimme zum Spiel Lothar Buchmann (Eintracht Frankfurt): „Unser Problem
war, daß jetzt jeder an die Mannschaft herantrug, sie müsse
eine Serie hinlegen, und dann fingen die Spieler an zu rechnen. Das hat
man klar gemerkt. Das brachte eine gewisse Belastung, als der Anschlußtreffer
gefallen war. In der zweiten Halbzeit hatten wir nervliche Probleme. Da
hätten die 98er ausgleichen können, was aber den Spielverlauf
auf den Kopf gestellt hätte. Wir hatten schließlich glasklare
Torchancen. Nicht nur in den letzten Minuten. Vorher nämlich hätten
Künast und Lorant gleich mehrmals alles klarmachen können.“ Senekowitsch kommt Die Entscheidung in der Trainerfrage bei der Frankfurter Eintracht ist gefallen. Vize-Präsident Hermann Höfer: „Wenn Horst Franz in Karlsruhe zugesagt hat, ist Helmut Senekowitsch unser neuer Mann.“ Der Österreicher tritt die Nachfolge von Lothar Buchmann an, der bekanntlich zu den Offenbacher Kickers wechselt. Senekowitsch soll in den nächsten Tagen einen Ein-Jahres-Vertrag in Frankfurt unterschreiben. Gescheitert sind dagegen vorerst die Verhandlungen zwischen Höfer und Nationalspieler Ronald Borchers über eine Vertragsverlängerung. Senekowitsch, der in der Vergangenheit den spanischen Erstligisten Atletico Bilbao und dann die griechischen Vereine Panathinaikos Athen und Olympiakos Piräus betreute, benötigt noch eine Ausnahme-Lizenz vom Deutschen Fußball-Bund, wie sie sein Landsmann Ernst Happel (Hamburger SV) und der Holländer Rinus Michels (1. FC Köln) schon haben. Der 44 Jahre alte Senekowitsch hatte bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1978 die österreichische Nationalmannschaft betreut, die Deutschland in Cordoba 3:2 besiegte. Aus dieser Zeit kennen sich der Trainer und Eintracht-Kapitän Bruno Pezzey, der große Stücke auf den neuen Mann hält: „Ich freue mich auf ihn. Wir haben in Österreich fast drei Jahre lang zusammengearbeitet. Senekowitsch ist nicht nur ein guter Trainer, sondern auch eine Persönlichkeit. In Frankfurt wird er bestimmt gut zurechtkommen, weil bei der Eintracht, wie in Österreich, Spielwitz und Technik im Vordergrund stehen. Außerdem ist er ein Typ, der sich auch die Meinungen der Spieler anhört und gelten läßt, wenn sie richtig sind.“ Der Eintracht-Kapitän beendete am Montagabend einmal mehr die Werbeversuche des AC Florenz: „Ich habe vor zehn Tagen eindeutig erklärt, daß ich meinen Vertrag bei der Eintracht bis 1983 unter allen Umständen erfülle!“ Auch Ronald Borchers begrüßt die Verpflichtung von Helmut Senekowitsch: „Das ist die optimale Lösung. Ich weiß, daß Senekowitsch ein sehr guter Mann ist, hart und autoritär. Er könnte auch aus der Jugend bei uns etwas herausholen.“ Doch Borchers weiß über seine eigene Zukunft noch nicht Bescheid. Am Dienstagnachmittag wurden die Vertragsverhandlungen mit Vizepräsident Hermann Höfer von dem Nationalspieler abgebrochen. Borchers: „Nach zwei zehnminütigen Gesprächen waren wir keinen Schritt weitergekommen. Da hatte es keinen Zweck mehr.“ (Abendpost-Nachtausgabe)
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