Eintracht Frankfurt - Bayern
München |
Bundesliga 1981/1982 - 28. Spieltag
4:3 (2:1)
Termin: Sa 17.04.1982, 15:30 Uhr
Zuschauer: 60.000
Schiedsrichter: Karl-Heinz Tritschler (Freiburg)
Tore: 1:0 Norbert Nachtweih (16.), 2:0 Bruno Pezzey (23.), 2:1 Paul Breitner (36.), 2:2 Karl-Heinz Rummenigge (46.), 3:2 Karl-Heinz Körbel (55.), 3:3 Klaus Augenthaler (66.), 4:3 Michael Künast (86.)
Eintracht Frankfurt | Bayern München |
|
|
Wechsel
|
Wechsel
|
Trainer | Trainer |
Künasts goldener Schuß Gegen Spitzenmannschaften ist die Eintracht Spitze. An dieser Binsenweisheit scheiterte auch in diesem Jahr wieder Bayern München, in einem hochklassigen Spiel im ausverkauften Waldstadion siegte eine imponierende Frankfurter Mannschaft mit 4:3 (2:1). Beide Teams machten das Spiel tu einem rauschenden Fußball- und Frühlingsfest, so ganz nach dem Herzen der Zuschauer. Sieben Tore lösten auf den dichtbesetzten Rängen einen Begeisterungstaumel nach dem anderen aus. Die Eintracht führte, die Bayern kämpften sich immer wieder heran und wurden drei Minuten vor Schluß dennoch geschlagen, von dem gerade umgewechselten Amateur Michael Künast. Der Kampfgeist der Bayern imponierte. Vor allem bügelten sie damit die eklatanten Abwehrschwächen immer wieder aus. Kopfballtore von Nachtweih, Pezzey und Körbel hatten die Eintracht zunächst 2:0 und dann 3:2 in Führung gebracht. Breitner und Rummenigge hatten das 2:2 geschafft, Augenthaler das 3:3. Bei der Eintracht imponierte die Harmonie, der Kampfgeist und die Geschlossenheit des Teams, bei den Bayern Paul Breitner als unermüdlicher Schlachtenlenker. Große Fußballfeststimmung schon vor dem Anpfiff: 58.900 Zuschauer warteten in strahlender Frühlingssonne auf den Jubilar, auf Willi Neuberger, der gegen die Bayern sein 500. Bundesligaspiel bestritt. Sepp Maier gratulierte dem Dauerbrenner, der seinen Bundesliga-Rekord gebrochen hatte, und traf dann oben auf der Tribüne einen Frankfurter Kollegen aus glorreichen WM- und Nationalmannschaftstagen, Jürgen Grabowski. Zur Prominenz auf der Tribüne zählte auch Frankfurts Oberbürgermeister Dr. Walter Wallmann. Blumen, Ovationen und ein Heer von Fotografen umringten Willi Neuberger vor dem Anstoß, doch das langgezogene „Williiiii“ dröhnte erst richtig durchs Waldstadion, als der Jubilar erstmals mit dem Ball auf- und davonzog … Doch zunächst begannen die Bayern, ganz entgegen ihrer sonstigen Art, mit einem überraschenden Powerplay das Spiel und ließen die anfangs sehr nervösen Frankfurter überhaupt nicht zur Entfaltung kommen. Paul Breitner, ungemein aktiv, wurde zum Dreh- und Angelpunkt dieses aggressiven Spiels. Doch mehr als einen Kopfball von Dieter Hoeneß, der in der 3. Minute nur knapp über die Latte strich, brachte die Angriffsinitiative der Bayern nicht ein. Vor allem, weil sich Rummenigge selten gegen Lorant in Szene setzen konnte und sehr oft ins Abseits spurtete. Dieses Spiel der Bayern kam natürlich im Laufe der Zeit der Eintracht, nachdem sie ihre Anfangsnervosität einmal abgelegt hatte, sehr entgegen. Die Frankfurter konnten kontern. Nachtweih und Cha schlugen vor allem daraus Nutzen. Breitner war der aktivere, Bernd Nickel der unauffälligere, aber wirkungsvollere Spielmacher, wie sich bald herausstellen sollte. In der 15. Minute schlug Nickel von der rechten Seite eine mustergültige Flanke, Nachtweih stieg hoch und drehte den Ball, unhaltbar für Junghans, mit dem Kopf ins lange Toreck. Wie Ölgötzen hatten Beierlorzer und Niedermayer dabeigestanden. Ein katastrophaler Abwehrfehler der Münchner. Ähnlich auch die Szene nur acht Minuten später. Wieder gab Nickel nach einer zunächst verunglückten Ecke den Ball von der linken Seite in den Strafraum, auf den Kopf des großartig auftrumpfenden Bruno Pezzey. Wieder hatte Junghans keine Chance, wieder sah die Bayern-Abwehr schlecht aus. Dazwischen hatte Ronald Borchers nach einem Doppelpaß mit Cha eine herrliche Torchance, die jedoch Junghans zunichte machte. Nach dem 2:0 spielte die Eintracht prächtig auf, gewann fast jeden Zweikampf und war dem 3:0 greifbar nahe. In der 35. Minute war dieses 3:0 eigentlich fällig, als wieder Borchers nach einem Doppelpaß mit Lottermann allein vor Junghans gerade zum Schuß ansetzte. Da trat ihn Horsmann von hinten um. Ein klarer Elfmeter — doch nicht für Schiedsrichter Karl-Heinz Tritschler, der ein Musterbeispiel dafür lieferte, wie ein Schiedsrichter ein Spiel umkippen lassen kann. Denn schon im Gegenzug, aus der elfmeterreifen Abwehraktion heraus, machten die Bayern das Anschlußtor durch Paul Breitner nach einer Flanke von Niedermayer. Nun waren die Bayern wieder obenauf, war Breitner wieder Chef. Und hätten er und Dieter Hoeneß in der 38. Min. sich nicht gegenseitig beim Schuß aufs Tor behindert, sie hätten noch vor der Pause den Ausgleich erzielt. Doch das Versäumte holten die Bayern mit dem Anstoß zur zweiten Halbzeit nach. Von Kraus über Dremmler stürmten die Bayern nach vorn, und Dremmlers Flanke vors Tor stieß Karl-Heinz Rummenigge mit dem Kopf zum 2:2 ins Tor. Von diesem Überfall, den sich die Bayern offenbar beim Pausentee ausgedacht hatten, erholte sich die Eintracht aber dank der Abwehrschwächen der Münchner sehr schnell. Das 3:2 in der 54, Minute fiel wie die beiden vorangegangenen Frankfurter Tore: Eckball von Nickel, schlechte Abwehr der Bayern, Nickel kam wieder an den Ball, hob ihn gefühlvoll vors Tor, Körbel erwischte den Ball mit dem Kopf vor Pezzey und drückte ihn mit der Stirn ins Netz. Das Spiel wurde: nun zur rasanten offenen Feldschlacht. Die Bayern wollten unbedingt einen Punkt. Pahl rettete mit einer Glanzparade gegen Dremmler, der nach Breitner der zweitbeste Münchener war. In der 57. Minute ein Bayern-Konter gegen die weit aufgerückte Frankfurter Abwehr. Dieter Hoeneß stürmte allein in den Strafraum, Körbel fuhr ihm von hinten in die Parade und brachte ihn zu Fall. Hoeneß schoß dennoch — daneben. Da hätte der Schiedsrichter auch Elfmeter pfeifen können. Die Bayern fighteten. Breitner war der große Kämpfer auf dem Platz. Der Ausgleich lag in der Luft. Gerade hatte Jürgen Pahl noch mit einer Glanzparade gegen Dremmler das 3:3 verhindert, da fiel in der 66. Minute der vorhersehbare Ausgleich doch noch. Breitner schlug eine Flanke, und mit einem Fallrückzieher à la Fischer verwandelte Augenthaler direkt, ohne daß ein Eintracht-Spieler — Körbel stand direkt daneben — auch nur Anstalten gemacht hätte, einzugreifen. Wechsel, Weiner für Niedermayer bei den Bayern, Löw und Künast für Borchers und Nachtweih, bei der Eintracht, leiteten das Finale ein. Lothar Buchmann, der für die Auswechslung von Nachtweih gegen Künast von der Tribüne noch mit Schmähungen bedacht worden war, hatte damit jedoch eine überaus glückliche Hand. Denn der Amateur erzielte in der 87. Minute das nicht mehr erwartete und um so frenetischer umjubelte Siegestor der Eintracht. Ein gewaltiger Schuß von Bernd Nickel war von einem Abwehrspieler der Bayern abgeprallt, Künast stand dadurch nicht mehr im Abseits und schob den Ball an dem herausstürzenden Junghans vorbei ins Tor. Die Stimme des Trainers Lothar Buchmann (Eintracht Frankfurt): „Die Probleme in der Bayern-Deckung waren uns bekannt. Wir haben sie schonungslos aufgedeckt. Unverdient ist unser Sieg sicherlich nicht, zumal uns der Schiedsrichter beim Stande von 2:0 einen klaren Elfmeter verweigert hat. Wie wir die Gegentore weggesteckt haben und zum Schluß noch einmal zurückschlagen konnten, war lobenswert. Die Mannschaft hat nie aufgesteckt und dem Publikum — zusammen mit den Bayern — ein gutes Spiel geliefert. Ich bin trotzdem sicher, daß die Münchner erneut Meister werden.“ (Abendpost-Nachtausgabe)
|